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Ich bin hier falsch!

Solitudo

Mitglied
Hallo!

Wahrscheinlich ist das hier mehr eine „Ich-muß-es-mir-mal-von-der-Seele-schreiben-Aktion“, also danke ich schon mal im Voraus fürs lesen (das schreibe ich nur, weil ich es mittlerweile hasse zu jammern, wie jetzt hier)

Ich habe einen gut bezahlten und sicheren Job, tolle Kollegen, eine nette Wohnung, Freunde (die allerdings sehr weit weg wohnen) und einen unglaublich lieben Vater. Und ich hasse mein Leben. Ich weiß nicht warum und ich schäme mich schon fast dafür, denn jeder, dem ich davon erzähle, hat nur mitleidige bis fast entrüstete Blicke für mich übrig. Ich weiß, ich sollte zufrieden sein und ich versuche es ja auch. Aber ich schaffe es einfach nicht. Ich hasse meinen Job und lebe im Grunde nur für Feierabend und Wochenende. Ich fühle mich einsam, weil meine besten Freunde weit weg sind und ich es nicht schaffe, in dieser Stadt neue zu finden. Es stimmt einfach etwas nicht, doch ich kann nicht genau sagen was. Es ist, als würde mir etwas die Kraft und Motivation aussaugen. Selbst Dinge, die ich vorher mit Eifer und Freude getan habe, bedeuten mir nicht mehr viel. Es gibt zwar Momente, in denen ich zufrieden bin, aber die gehen so schnell wieder vorbei. Ich will ja etwas tun, etwas anpacken, mich da raus holen. Doch ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll. Ich fühle mich eingesperrt. So als ob ich im falschen Leben gelandet bin. In der falschen Zeit. Am falschen Ort. So als hätte ich den richtigen „Geburtstag“ verpasst und würde das irgendwie spüren. Mein Inneres sträubt sich gegen das, was um mich ist. Doch warum?

Grüße
Solitudo
 
Du hast sicherlich schon mal was von "Transexuell" gehört? Vielleicht ist es sowas Ähnliches. Ich habe eine Freundin, die fühlt sich auch im falschen Körper. Sie meinte mal, sie hätte als ein Tier geboren werden sollte. Vielleicht ist es sowas Ähnliches - es muss ja nicht sein, dass du als Mann/Frau/Tier geboren werden hättest solltest.
 
Mh, eigentlich sollte es dir echt gut damit gehen...
Aber hier mein Lösungsvorschlag:
Versuche doch einfach ´mal, Dinge in deinem Leben zu ändern. Besuche Veranstaltungen, einen Fitnessclub, Museen etc. , so dass du neue Leute kennenlernst. Oder ändere deinen >Weg zur Arbeit, kaufe woanders ein...
So bringst du Abwechslung in dein Leben.
Gruß, Zitronengelb
 
Hallo Solitudo,

Donner Wetter, das war mein erster Gedanke zu deinem Beitrag. Am meisten berührt haben mich folgende Worte ...
Ich fühle mich eingesperrt. So als ob ich im falschen Leben gelandet bin. In der falschen Zeit. Am falschen Ort. So als hätte ich den richtigen „Geburtstag“ verpasst und würde das irgendwie spüren. Mein Inneres sträubt sich gegen das, was um mich ist. Doch warum?
Daher frage ich einfach mal. Was wäre ein gute Zeit Mittelalter, Zukunft, ganz andere .. ? Was wäre ein guter Ort Irland, Indien, Kanada? Was macht dich glücklich? Welche Tagträume hattest du als Kind?

Suche an Orten, wo du noch nie warst. Suche in Gedanken, wo lange kein geistig Licht mehr schien .. .

in Spannung verharrend, wenn die Neugier erlaubt ist 🙂
Jun
 
Erstmal vielen Dank für die Antworten.


@Gast
Hihi, als ich das Wort tansexuell gelesen habe, hab ich erst gestutzt. Aber im Grunde hast du mit deinem Vergleich Recht. Mir ist schon öfter der Gedanke gekommen, in der falschen Zeit oder am falschen Ort geboren worden zu sein. Und das seltsame ist, daß mir drei Menschen unabhängig voneinander das bestätigt haben. Einer meinte, als er ein Foto von mir sah, ich hätte eine alte Seele, was auch immer das bedeuten soll. Die Uroma meiner Freundin sagte, daß ich eher in die 1920/1930er gepaßt hätte, also in ihre Zeit. Und die Mutter einer Freundin meinte, daß ich vom aussehen irgendwie in die Vergangenheit gehöre. Ist vielleicht doch was dran.


@Zitronengelb
Der Gedanke kam mir auch schon. Daß ich halt nicht große Dinge ändere, sondern viele kleine. Ich mache VHS-Kurse und erkunde gerne zu Fuß die Gegend. Das mit dem anderen Weg zur Arbeit ist eine interessante Idee. Das werd ich gleich mal ausprobieren. Leider lerne ich bei den Kursen nur oberflächlich Menschen kennen. Ich verstehe mich mit ihnen gut, aber bis jetzt blieb es halt dabei. Es gab niemanden, mit dem ich wirklich hätte Freundschaft schließen können. Das seltsame ist, daß ich auf einem neueren Stand der Technik bin, als manche meiner Freunde. Ich bin Systemadministratorin und habe täglich auch privat mit Computern zu tun. Aber mir kommt es vor, als wären Computerspiele oder auch die vielen Filme, die ich schaue, nur eine Flucht. Eine Ersatzwelt.


@Jun
Uh, viele Fragen:
---Was wäre ein gute Zeit Mittelalter, Zukunft, ganz andere .. ?
Schwer zu sagen. Darüber habe ich auch oft nachgedacht. Spontan habe ich früher mit Mittelalter geantwortet, doch ich glaub, das ist es nicht. So weit zurück brauche ich nicht. Manchmal glaube ich, daß ich vielleicht gar nicht in zeitlich zurück müßte, denn es gibt doch heute auf der Welt wenig Länder, die vom Entwicklungsstand auf gleicher Ebene sind. Das Problem ist, daß sofort immer das Argument kommt, daß ich in dieser oder jener Zeit auch nicht glücklich gewesen wäre, weil es da jene und solche Probleme gab, die wir heute nicht mehr kennen. Das ist mir schon klar. Ich lebe schließlich heute und bin denke ich nicht in der Lage, in einer anderen Zeit zu leben. Einfach weil ich das Heute mit seinen Annehmlichkeiten kennen gelernt habe. Ich weiß nicht genug über vergangene Zeiten, um wirklich darüber urteilen zu können, welche für mich die Richtige wäre.


---Was wäre ein guter Ort Irland, Indien, Kanada?
Eine Gegend, mit viel Natur, nur lockerer Besiedlung und mildem Klima. Irland ist schon nicht schlecht. Dort hat es mir gut gefallen. Schweden, Norwegen. Aber eigentlich mag ich Deutschland schon. Auch wenn ich manchmal schimpfe.


---Was macht dich glücklich?
Einfache Dinge. Frisch gebackenes Brot mit Butter. Lange Unterhaltungen über Gott und die Welt. Spaziergänge in der Natur. Den Sonnenaufgang am Strand zusammen mit den Möwen bewundern. In den Bergen wandern. Der Geruch von Frühling oder vom ersten Schnee. Backen und kochen. Jemandem eine Freude machen. Jemandem helfen können. Singen. Tanzen. Musik. Herbstwälder. Das Geräusch, wenn ein Specht im Wald an einen Baum hämmert. Gewitter. Die Zeit vergessen.


---Welche Tagträume hattest du als Kind?
Ich habe seit ich denken kann immer mehr in der Traumwelt als in der Realität verbracht. Dort war einfach alles möglich. Ich war die rote Zora (falls das jemandem etwas sagt). Ich habe bei den Kindern in Bullerbü gelebt (wo ich heute noch gerne wäre). Habe Menschen wie ein Held gerettet. War eine Reisende in einer Fantasiewelt (vergleichbar mit Herr der Ringe).
 
Hallo Solitudo,
mir erging es in meinem Leben so ähnlich, wie es dir ergeht. Man lebt sein leben, aber es ist irgendwie nicht sein eigenes. Ich überlege mir, was ich im Leben erreichen möchte, aber das was man erreichen kann, das ist es einfach nicht, was mich wirklich glücklich machen würde oder irgendwie zu mir selbst passt. Es ist nicht mein Leben.
Aber was bleibt einem übrig, wie sich den Umständen anzupassen? Sich mit dem zufriedenzugeben, welche Möglichkeiten man hat? Es ist für mich irgendwie frustrierend sich damit zufriedengeben zu müssen. Mich erstaunt es doch, dass es doch noch Menschen gibt, die sich am Selbstgemachten erfreuen. Ich freue mich auf den Abend, wenn ich was zu essen machen kann und mich erschreckt immer wieder, wie wenig Menschen darauf einen Wert legen. Ich finde, daß solche Dinge wichtiger sind, wie alles andere. Aber das zählt, wie du sagst, ziemlich wenig und wenn ich erzähle, wie ich mich an sowas erfreue und wie wichtig das ist, dann hört mir nie wirklich jemand zu. Man liebt es zu essen, aber ich komm mir da viel mehr nur ausgenutzt vor.
Du hast mich gerade irgendwie angesteckt damit einfach nur so was von der Seele reden zu müssen. Ich sag lieber wollen dazu. Fühlt sich besser an.
Ein ähnliches Problem hab ich mit Freunden auch. Das Leben zieht an einem vorbei und die wenigen Menschen die man mochte immer weiter weg und immer schwieriger wird es Leute zu finden, die man irgendwie leiden kann oder mit denen man etwas zu tun haben möchte. Ich bin so froh, daß ich mit mir selbst glücklich sein kann und dazu niemand brauche und zum Glück bin ich wenigstens nicht ganz allein. Aber irgendwie find ich das trotzdem noch armseelig. für meinen Geschmack zu mindest.
Ich hab mich zwar früher auch irgendwie so gefühlt, als wäre das einfach nicht meine Zeit. Aber ich glaub, daß es einfach daran liegt, daß das was einem gefällt nicht das ist, was man in der jetzigen Zeit wieder findet. Es hat früher eher eine Rolle gespielt, weil es die Umstände so erforderten. Deshalb fühlt man sich wie in einer falschen Zeit. Was mir viel größere Probleme bereitet ist, daß ich mich fühle als befänd ich mich in einer fremden Welt. Als wäre das nicht das, worin ich mich wohlfühlen kann. So wie vielleicht bei dir die Arbeitswelt, ist es bei mir das Lebensumfeld. Ich bin immer drausen rumgeräubert und habe die Umgebung erkundschaftet, nach Orten gesucht und Ideen gesammelt. Hier in der Stadt, da laufe ich rum und irgendwie ödet mich alles irgendwie an. Es erfasst mich nicht, es berührt mich nicht, es ist einfach nicht das, was ich bin. Es ist einfach unterschiedlich. Ich schau mir spannende Filme an, vielleicht ist es eine Flucht vor dieser Welt da drausen, aber vielleicht ist es einfach etwas spannendes. Weil man gewisse vorstellungen hat und sich in Situationen hineinversetzen kann, die einen Ansprechen. Ich bekomme da manchmal Ideen, was ich möchte und wohin ich gehen will. Was mich reizt und mit was ich mich beschäftigen möchte.
Was mir hilft ist Nebenbeschäftigungen zu finden, wo ich alles um mich herum vergeessen kann und nur noch das eine Rolle spielt, was hier und jetzt für eine gewisse Zeit lang geschieht, um es danach als geschehen abzuhacken und mit dem alltäglichen Leben weiterzumachen.
Es ist ein kleines Stück Hoffnung, welches ich nicht nur illusorisch in mir herumtrage, daß es eines Tages besser werden könnte.
Ich glaub zwar, daß ich in gewisser Weise auch mir selbst im Wege stehe, aber ich glaub das liegt eher daran, daß ich nicht glaube in dieser Welt das finden zu können, was ich mir wünsche. Deshalb denke ich wirke ich manchmal so verschlossen. Ich kann es mir schließlich leisten. Ich bin glücklich und zufrieden mit mir selbst. Ohne eine Berührung von außen. Und diese Zufriedenheit ist wichtiger, als alles andere. Denn mich hier und jetzt zu öffnen, gibt mir einfach keine Hoffnung. Dazu fühle ich mich einfach zu unwohl.
Also danke für deinen kleinen Anstoß!
 
wenn du dich einsam fühlst, würde es schon ein bisserl sinn machen dich so erkennen zu geben das dich der leser vielleicht als sein nachbar anschreiben könne 🙂. wer weis, vielleicht entwickelt sich so eine freundschaft.
das du dich in dieser zeit nicht wohlfühlst hat mich sehr aufhorchen lassen. vielleicht "schläfst" du noch, aber irgendwas in dir erwacht langsam.
es gibt menschen die sind in der tat weit älter als ein biologisches leben. doch dies thema mochte ich hier aus gutem grunde nicht erörtern da es definitiv eher von unwissenden oder besserwissern verlacht würde.
vielleicht gibt es dir etwas, dir eine gruppe von menschen zu suchen die sich die lebensweise einer zeit zum hobby gemacht haben.
vielleicht gibt es dir etwas dich offen mit menschen auszutauschen die ebenso empfinden oder auch wissen. allerdings diese zu finden ist nicht einfach, doch es gibt sie. kaum jemand wird gleich offen darüber reden.
manchmal braucht es nicht mal reden.......im übrigen; man erkennt sich an den augen.
dir alles alles liebe
 
@klarfünf
Freut mich, daß ich dir einen Denkanstoß geben konnte. Ich finde es toll, daß du dir selbst genug bist. Früher, als ich noch zu Hause gelebt habe, ging es mir genauso. Aber bei mir war es leider nur eine Illusion. Ich glaubte, daß ich keinen Menschen brauche und übersah dabei völlig, wie viel Halt und Liebe mir meine Familie gegeben hat. Nun sind sie bis auf meinen Vater nicht mehr am Leben und er allein kann diese Geborgenheit nicht wiederbringen. Und erst jetzt merke ich, daß ich die Nähe anderer Menschen brauche.
Daß du dich in der Stadt nicht wohl fühlst, kann ich 100% nachvollziehen. Geht mir auch so. Ich bin auf dem Dorf groß geworden und habe eine zeitlang im Mittelgebirge gelebt. Jeden Tag habe ich Spaziergänge gemacht und war einfach glücklich. Ich fühlte mich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch jetzt, hier in der Großstadt, habe ich nichtmal die Motivation das Haus zu verlassen. Mir fehlt die Natur so sehr.


@Punkt
Ja, ich könnte mir schon vorstellen, daß es noch andere gibt, die so denken wie ich. Aber wie du schon sagtest, sie sind schwer zu finden. Ich besuche mit Freunden oft Mittelaltermärkte. In Gewandung und so. Aber das ist eben nicht das Gleiche, wie der Alltag. Das sind nur kurze Fluchten. Natürlich könnte ich hier meinen Wohnort veröffentlichen, aber ich bin ehrlich gesagt bei sowas immer zu vorsichtig. Vielleicht mache ich es irgendwann. Mal schauen.
 
Hi Solitudo,

ich lese mir deine Antworten durch und meine Intuition meldet sich. Doch es wäre alles so wage, was ich schreiben könnte. Stattdessen hab ich aber noch eine Frage 🙂 . Was hasst du an deinen Job so dermaßen?

so long
Jun
 
..... Natürlich könnte ich hier meinen Wohnort veröffentlichen, aber ich bin ehrlich gesagt bei sowas immer zu vorsichtig. Vielleicht mache ich es irgendwann. Mal schauen.
sicherlich ist vorsicht immer angebracht !
doch wenn du irgendwie kontakt suchst, sind ein paar vorgaben schon sinnvoll. andere kennenzulernen ist immer ein sprung ins kalte wasser.
ich selbst habe auch nicht immer die besten erfahrungen gemacht, egal ob nun mittels internet oder beim körbeschubsen im supermarkt *gg und ich lebe iiiimmmeeer noch *lach
eine komplette adresse würde ich auch nie veröffentlichen. es reicht doch aber auch schon das man die nächste stadt nennt. so kann sich der andere von der entfernung her immer überlegen ob es sinn machen würde.
lieben gruß
 

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