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Ich ertrage die mündliche Mitarbeit in der Schule nicht!

Timeghost

Mitglied
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und freue mich, euch mit meinen Problemen zu beschäftigen. 😉
Zum Anfang mal ein paar Informationen zu mir. Ich bin 24, männlich und bin ein sehr introvertierter und nachdenklicher Mensch. (Ich habe das Bedürnis Dinge zu hinterfragen, wo andere sofort abschalten)

Ich mache zurzeit eine Fortbildung und habe damit einige Probleme!
Der Unterrichtsstoff ist für mich zwar verständlich und ich habe auch keine schlechten Noten. Allerdings habe ich mit den Lehrern und der Unterrichtsgestaltung ein großes Problem. Dieser Unterricht ist extrem fordernd und belastet mich und meine Energie sehr. Ich habe 14 Unterrichtsfächer und in fast jedem sind Vorträge Pflicht und auch im Unterricht werden nicht die Schüler, die sich melden dran genommen, sondern es wird einfach aufgerufen. Das belastet mich so unfassbar, dass ich nur noch schlechte Laune habe und es mein Leben negativ beeinflusst.

Für mich ist es extrem ansträngend, sich für jede Frage die gestellt wird, eine Antwort auszudenken. Für mich als introvertierten und zurückhaltenden Menschen ist das unerträglich. Anfangs habe ich es noch ganz gut hinbekommen. Ich habe aber immer mehr das Gefühl das meine Energie ausgeschöpft ist und ich sie in meiner Freizeit nicht mehr aufgeladen bekomme, weil ich außerdem jeden Tag am Lernen bin. Letztens hatte ich eine sehr peinliche Situation weil ich mich einfach nicht mehr auf diese Flut an Fragen, die gestellt worden, konzentrieren konnte und wurde natürlich dran genommen. Ich habe die Frage einfach nicht verstanden obwohl sie vielleicht die meisten beantworten konnten. Ich habe als ich gefragt wurde, einfach geraten und es war natürlich falsch. Daraufhin wurde ich auf diese Frage nicht in Ruhe gelassen und ich sollte durch weitere Fragen auf die richtige Antwort geleitet werden. Ich war aber total überfordert und habe es nicht auf die Reihe bekommen. Bis ich dann böse geworden bin und gesagt habe das ich keine Ahnung habe und es mir egal wäre. Daraufhin wurde ich dann endlich in Ruhe gelassen. So geht es mir jetzt jeden Tag im Unterricht. Ich sitze da und hoffe, dass ich nicht gefragt werde, weil ich es einfach nicht mehr schaffe diese Energie aufzubringen.

Schlimm ist auch das ich der einzige Schüler bin der dieses Problem hat. Alle anderen sind extrovertiert und haben keine Probleme damit sich auszudrücken und Fragen zu beantworten.
Das schlimmste ist aber, dass ich keinen Weg aus diesem Schlamassel raus finde.
Ich finde einfach keinen Job in meiner näheren Umgebung. Dann wär ich schon lange weg.

Ich passe zusätzlich auch noch überhaupt nicht in diese Gesellschaft von heute. Ich bin kein Partymensch und kein „Ellenbogenmensch“. Ich habe ein starkes Problem mit dieser „zuerst ich, dann die anderen“ Gesellschaft. Rücksichtnahme, gegenseitiger Respekt… absolute Fehlanzeige. Das sind einfach Dinge, die für mich zu einer funktionierenden Gesellschaft dazugehören. Es geht heute einfach nur noch um Arschkriechen und seinen „Gegner“ ausschalten. Bevor heute ein neutrales Gespräch zustande kommt, wird erstmal abgecheckt wer der Bessere ist. Das ist doch ätzend! Dieser Faktor wiegt schwer bei einem Zustandekommen einer Freundschaft. Ich bin wirklich verzweifelt. Außerdem hört kein Mensch dem anderen mehr zu. Wenn ich die Gespräche beobachte in meiner jetzigen Klasse, frage ich mich ob ich träume. Ich habe gar keine Chance, als anständig erzogener Mensch, zum Reden zu kommen, weil jeder sich nach nem halben Satz ins Wort fällt und jeder seine Meinung als non plus ultra ansieht. Andere Meinungen werden kaum noch akzeptiert. Wenn ich warte bis der andere fertig gesprochen hat, damit ich auch mal was sagen kann, weil ich ja anderen Menschen ZUHÖRE und ihre Meinung akzeptiere, komm ich nicht dazu, weil niemand zu Ende reden kann. Dadurch hab ich es auch mittlerweile aufgegeben auch mal zu Wort zu kommen, weil ich ebenfalls nicht ausreden darf wenn ich dann mal dran komme.
Mir ist es außerdem wichtig mal Themen auch tiefgründiger anzusprechen und nicht nur so oberflächlich daher zu reden. Aber das wird ja auch gar nicht mehr akzeptiert in unserer Spaßgesellschaft.

Durch diese ganzen Dinge, bin ich halt sehr verunsichert, weil ich denke, dass ich einfach nicht normal bin. Weil alle anderen anders sind als ich und mich dementsprechend wahrscheinlich nicht verstehen. Wenn ich gefragt werde, was machste am Wochenende oder sonstiges, kann ich immer nur sagen: ich weiß es noch nicht. Und mir graut es vor der Frage „Was hast du am Wochenende gemacht?“ Wenn ich da nicht mit feiern und saufen komme, bin ich schon abgeschrieben.
Ich will einfach nicht auf Partys oder mich zusaufen. Ich trinke kein Alkohol, rauche nicht und geh nicht auf Partys. Das sind aber alles Faktoren um heute angenommen zu werden.
Ich bin froh wenn ich zuhause bin und meine Ruhe habe. Ich brauche dieses ganze Trallala nicht. Aber ich trau mir das nicht so zu sagen, dass ich gern ein „Stubenhocker“ bin. Dann werd ich nur noch mehr abgewiesen. Und wenn ich neben diesen Dingen in der Klasse auch noch wenig geistige Leistung zeige, denken die doch gleich, dass ich dumm bin.
Es klingt alles sehr verwirrend was ich schreibe, ich weiß, aber das musste sein, weil ich mich schon kurz gefasst habe*g* Könnte noch mehr Dinge aufzählen, die mich an mir zweifeln lassen.

Ich fühl mich halt immer, als müsste ich es anderen Recht machen. Ich weiß, dass das völliger Blödsinn ist. Aber ich kann das einfach nicht abstellen L Ich will dazugehören, obwohl ich es eigentlich doch nicht will. Wahrscheinlich eben nur weil ich Angst habe eine ablehnende Äußerung oder Geste zu bekommen.

Ich hoffe hier einfach Leute zu finden, denen es ähnlich geht und gegen den Strom dieser oberflächlichen Gesellschaft schwimmen und mir vielleicht ein paar Ratschläge geben können um mit den Schulproblemen besser klar zu kommen. Ich fühl mich so „einsam“ mit meiner Persönlichkeit.


P.S.: Sorry, dass ich 2 Themen anspreche *g*
 
Hallo Timeghost,
wenn ich deinen Text so lese, dann erinnert mich das stark an meine Schulzeit und an die vergangenen Jahre. Du fühlst dich "anders" und bist es (in deinem Umfeld) auch. Aber das muss nicht unbedingt schlecht sein. Auch ich bin "anders" und habe lange darunter gelitten und tue es heute manchmal noch. Ich habe lange gebraucht, um mich so akzeptieren zu können, wie ich bin.
Sieh doch mal die positive Seite: Du bist keiner der Gefühlstrampel (noch nett ausgedrückt), der jeden Quatsch mitmacht und andere durch Nicht-Nachdenken verletzt und ausschließt. Du bist niemand, der so schwach ist und alles mitmacht, was gerade in ist (nur weil man es macht und nicht weil man es unbedingt will). Du bist schon "weiter" als die Leute aus deiner Klasse. Du bist sensibel und machst dir Gedanken um andere und bist nicht so egoistisch.
Und genau die Menschen sind so wichtig in unserer Gesellschaft!!!
Warum muss man auf Parties gehen und bedingungslos mittrinken? Was hat das für einen Sinn? Nur um dann Sachen zu machen, die man vielleicht nicht will oder andere zu verletzen?
Es gibt Menschen, die sind sensibler als andere, die brauchen auch mal eine Auszeit von der fordernden und rasenden Gesellschaft. Da ist es vollkommen in Ordnung, wenn man "zuhause rumsitzt" und nicht so oft was unternimmt!!
Und das Melden in der Klasse bzw. die Angst vor der mdl. Mitarbeit, ja das kenne ich auch. Oft ist es so, dass man dadurch Abhilfe schaffen kann, dass man sich oft selbst meldet (ich weiß, das ist sehr schwer!). Wenn man sich zu Beginn der Stunde viel meldet, dann haken die Lehrer einen oft ab und nehmen dann unaufgefordert die dran die still sind und sich nicht melden. Und glaub mir, auch wenn es jetzt unmöglich erscheint, es wird immer leichter sich selbst zu melden! Die guten Lehrer wollen einem nur helfen, indem sie unaufgefordert drannehmen, damit die mdl. Note nicht in den Keller rutscht.
Ich bin nur 3 Jahre älter als du, aber in den letzten Jahren ist mir klar geworden, dass ich auf all die Menschen verzichte, die mich nicht so akzepieren, wie ich bin (sehr introvertiert). Ich habe "nur" eine Freundin (aber dafür eine gute!). Und ich habe gelernt, über meinen Schatten zu springen (manchmal), wenn es darum geht mdl. Vorträge zu halten o.ä. und merke, dass es mit jedem Mal leichter wird...

Wünsche dir alles Gute, Gast
 
Hallo, danke für deine Antwort.
Ich find es ja eigentlich auch nicht schlecht wie ich bin. Ich bin eigentlich stolz, so zu sein, wie ich bin. Aber mir fehlt es an Selbstbewusstsein, gegen so viele Menschen anzukommen, die so anders sind als ich und mir signalisieren, dass ich "falsch" bin.
Wenn ich nur mit wenigen "anderen" Menschen zu tun habe, komme ich damit noch ganz gut klar. Aber so bald es mehr werden, fange ich dann doch an, an mir zu zweifeln.

Problem ist auch noch, dass ich durch diese Fortbildung zu einer Berufsgruppe aufsteige, die ich mit meiner Art nie ausüben könnte und auch nicht will. Ich könnte nie Aufgaben von Abteilungsleitern oder sonstige höheren Aufgaben übernehmen.

Ich wäre eigentlich am Fließband gut aufgehoben. Aber dadurch, dass diese Berufsgruppe gestorben ist und alles nur noch auf Dienstleistung ausgelegt ist, hab ich es sehr schwer.

Diese Fortbildung empfinde ich als so sinnlos und falsch und ich mache die nur, weil ich sonst nicht mein Lebensunterhalt weiter zahlen kann. Das macht mich echt krank.

Ich sitze wirklich in einer Falle. 🙁
Entweder gehe ich finanziell oder psychisch K.O.
 
Wie wäre es dann, dein Leben um 180° zu drehen und etwas ganz neues anzufangen?
Studium, Ausbildung,...

Ich weiß, klingt verrückt, ist aber gar nicht sooo verrückt...
 
Timehost, du hast die Wahl, entweder durch verkriechst dich in der dunkelsten Ecke deiner Seele und hoffst, dass die Wirklichkeit dich dort nicht findet, oder du überlegst dir, was du vom Leben erwartest, was du dir erträumst und machst dich an die Sachen ran.

Jeder Mensch hat Talente, aber nicht um am Fließband zu stehen. Suche nach dem was dich einzigartig macht und setze es zu deinem Vorteil ein.

Was dein Problem mit dem "Dazugehören" angeht - was ist so schlimm daran? Wenn du zu jemandem dazugehörst, gehört er im gleichen Maße zu dir, bzw. deiner Gruppe. Teil einer Gruppe zu sein heißt noch lange nicht, man wäre ein Mitläufer.

Und lern deine Ellbogen einzusetzen, man kann nett sein, aber sich dennoch durchsetzen.
 
Hallo, dein Beitrag ist zwar schon einige Zeit her, aber ich möchte dir trotzdem antworten, weil auch mir das Thema nahe geht. Erst einmal finde ich es toll, wie perfekt du dich schriftlich artikulieren kannst. Das kriegt in deinem Alter wirklich nicht jeder hin. Wichtig für dich ist, dass du immer zu dir stehst. Wenn du nicht fort warst am Wochenende, dann gib es einfach zu. Sage einfach, du hast es dir zu Hause am Computer / Fernseher, etc gemütlich gemacht. Man braucht ja auch mal seine Auszeit um Abzuschalten. Versuche dabei so authentisch wie möglich zu sein. Wenn du hinter dem stehst, was du meinst, wird dich auch niemand auslachen. Die Anderen kriegen sehr wohl mit, ob jemand unsicher oder sicher ist, deshalb ist es wichtig, dass du auf eine selbstbewusste Stimme/Tonfall gepaart mit einer selbstbewussen Körperhaltung achtest. Mache dich groß, dann kommst du auch groß rüber. Ich würde dem Lehrer oder den Lehrern auch zu verstehen geben, das ihre Art, den Unterricht zu gestalten, für dich sehr anstrengend, einengend und frustrierend ist. Die mündliche Mitarbeit ist sicher wichtig, aber man muss auch mit kurzen Antworten klar kommen. Ich wünsche dir alles Gute und lasse dich nicht ins Boxhorn jagen. Du hast ein Recht auf deine Meinung.
 

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