Heute war für mich ein Tag voller Rückschläge, Fragen, auf die ich keine Antwort habe und Begegnungen, die viele Selbstzweifel wach werden ließen. Kein "guter Tag". Jetzt lese ich Deine Zeilen, bemerke Deinen bissigen Humor, spüre Deinen Sarkasmus, aber fühle auch Deine Trauer, Deine Wut und nehme Dir Dein Leid ab. Ich glaube Dir, dass Du leidest und kann Deine Hoffnungslosigkeit ebenso spüren, wie Deinen Trotz.
Ich habe Dir leider keinen besseren Tipp als den, den Du schon kennst und offenbar befolgst: rede mit Menschen und geh Deinen Weg. Das ist nicht leicht. Es erfordert Mut, Geduld und Hoffnung, sich immer und immer wieder "zu berappeln", sich immer wieder das "Krönchen" zurechtzurücken, nachdem es einen der Länge nach flach gelegt hat und einem vieles weh tut. Immer wieder gibt es Phasen, in denen einem die Hoffnung abhanden kommt, in dem einem nur noch der Trotz bleibt und in denen man mit Gedanken "liebäugelt", die daran nichts ändern können.
Was ich Dir nach einem richtigen "Scheiß-Tag" (und davon gibt es nicht wenige in meinem Leben) nur sagen kann ist dies: nimm Deinen Kopf wieder nach oben, geh nach draußen und hole Dir ein paar Atemzüge frischer Luft. Dann räume irgend eine Kleinigkeit auf, bring etwas an den "richtigen Platz". Trinke ein Glas gutes Wasser und sage zu irgend jemandem ein paar freundliche Worte. Das darfst auch gerne Du selbst sein.
Du weist noch viel zu wenig über Deine Talente, Deine Fähigkeiten und die Dinge, die es wert sind, erlebt zu werden. Glaube mir einfach, dass es da draußen Dinge gibt, die Dein Herz so sehr erfüllen werden, dass es Dir den Atem raubt vor Glück und Du nicht mehr wissen wirst, wie Du die nächsten fünf Minuten überstehen sollst. Dir werden Menschen begegnen, denen Du den Rest dankbar sein wirst, sie getroffen zu haben. Du wirst Dinge sehen, die Dir die Tränen voller Mitgefühl und Freude in die Augen treiben und Du wirst Schmerzen spüren, auf die Du den Rest Deines Lebens stolz sein wirst und sein darfst, weil sie es wert sind, sie erlebt und ausgehalten zu haben.
Dieses Leben, Dein Leben muss manchmal ausgehalten und ertragen werden und das ohne Aussicht auf einen Gegenwert. Das ist weder gerecht noch deuten irgendwelche Tendenzen auf eine dauerhafte Besserung hin. Das ist die Wirklichkeit und die tut mehr weh, als einem lieb sein kann. Aber da sind eben auch die Dinge, die Du DEINEM LEBEN abtrotzen kannst, die Du geschenkt bekommst und das einfach so. Das Lächeln eines geliebten Menschen, eine Umarmung, die man nie mehr aufgeben möchte, und so vieles mehr. Kann man das alles "saldieren" und kommt dabei was positives heraus? Ich finde, wenn man das macht, entwertest Du genau diese Momente des Glücks, des Reichtums und der kleinen Wunder.
Wirf nicht alles in Deinem Leben in einen Topf und stelle ihn auf das Feuer Deiner Wut, den Rauch Deiner Angst und die Glut Deiner Trauer. So "verkochst" Du alles und es bleibt nur ein angebrannter und ungenießbarer Brei. Die Freude an etwas gutem vergrößerst Du nicht, in dem Du möglichst viel davon zusammen raffst, sondern in dem Du jeden dieser Momente wert schätzt und ihn in Erinnerung behältst. Dazu bedarf es Deiner Entscheidung, dies zu tun. Du kannst darüber verzweifeln, wenn Du einen Freund verloren hast, oder Du kannst ihn und Dich wertschätzen, in dem Du Dich freust, ihn gehabt zu haben. Du kannst Dich über ein Lächeln freuen, oder traurig darüber sein, es vielleicht morgen nicht wieder erleben zu können.
Der Punkt ist: Hoffnung fliegt einem nicht zu wie eine Sommerbrise, Geduld ist kein Gewinn im Lotto und Ausdauer hat man oder hat man eben nicht. Diese wirklich notwendigen Stärken wachsen in Dir nur, wenn Du, wie ein Gärtner, den Boden dafür bereitest, immer wieder schaust, was fehlt und bereit bist, dazuzulernen. Die besten Tage in Deinem Leben werden wahrscheinlich nicht Deine faulsten sein und einige Tage, Wochen und Monate werden voller Schmerzen sein, im Inneren und in Deinem Körper, aber auch sie haben manchmal einen Sinn und viel zu oft keinen. Manchmal muss man sie nur überstehen und nicht aufgeben, auch wenn Du nur kriechend weiter kommst.
Hör auf, Dich mit anderen zu vergleichen. Du kannst nur Dein Leben leben und nicht das eines anderen, wenigstens sollte es so sein. Sei trotzig, nähre Deine Hoffnung, verschenke viele Lächeln, denn viele Menschen warten voller Sehnsucht auf einen Hoffnungsschimmer, akzeptiere Deine "Scheiß-Tage" und finde raus, wie Du sie im Laufe der Zeit besser überstehen kannst. Was Dein Leben lebenswert macht, kannst nur Du entscheiden und herausfinden und in diesem Punkt zählt ganz alleine nur Deine Meinung. Finde heraus, was für Dich wertvoll ist, dann ist Dein Leben nicht nutzlos. Ich kann Dir nur versprechen, dass es das wert ist und Deine Momente des Glücks Dir die dunklen Tage erträglicher machen.
Wenn Du nicht mehr kannst, dann ruh Dich aus. Finde heraus, was Dir gut tut und lass dies auch zu. Und morgen ist ein neuer Tag für gute Entscheidungen und andere Wege, als Deine bisherigen. Sei mutig und freundlich und nutze Herz und Verstand. Nee, jetzt kommt nicht die Abspannmelodie und der Ritt in den Sonnenuntergang. Jetzt kommst Du.