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Ich hab mein Kind beleidigt

lisa76

Neues Mitglied
Mir geht es grade sehr schlecht.

Bin 34, alleinerziehend bei einem 11jährigen Mädchen, Vollzeit berufstätig, war letztes Jahr 3 Monate in einer Klinik wg. Burnout und bin noch in Therapie.
Es ist etwas kompliziert mit meinem Kind, da es ein Pflegekind ist. Ich hätte mir nie ein Pflegekind genommen, aber es war ein familärer Notfall, sodass ich das Kind (aus meiner Familie, allerdings aus üblem sozialen Umfeld) in Verwandtenpflege aufgenommen habe vor 3 Jahren.
Das ist die Kurzfassung.

Ich merke, wie mir zurzeit wieder alles zu viel wird. Wir es dazu kam,... nichts Schlimmes, eigentlich wissen ja alle Eltern, wie es zu Konflikten kommt. Heute ist da Fass übergelaufen und ich bin total ausgetickt und habe geschimpft und gemeckert usw.
Ich schäme mich so, am Ende habe ich das Kind als "Scheißkind" bezeichnet. Mir geht es total schrecklich. Sie hat mich nur angeguckt und nichts weiter gemacht (ich glaube, solche Bezeichnungen kennt sie schon von früher von ihrer echten Mutter).
Ich wollte das natürlich nicht, aber ich war so in Rage.

Ich hab noch mit meinen Eltern telefoniert und überlegt, ob ich das überhaupt alles weitermachen kann. Aber gleichzeitig hab ich natürlich Angst davor eine Totalversagerin zu sein, wenn ich die Erziehung nicht mehr machen kann. Jeder wird vermutlich seinen Teil dazu denken... Ich finde, egal, wie ich es mache, mein Leben ist total versaut. Und ihres irgendwie auch.
 
Tu euch beiden den Gefallen und sprich mit deiner Tochter. Sag ihr, das es Dir leid tut. Versuch ihr zu erklären, das Du eben im Moment ziemlich angespannt bist und es im Moment für euch beide schwierig ist. Du bist für Sie verantwortlich. Du solltest mit ihr reden. Nimm sie nicht als Person, die Dir helfen kann oder Dir bei Deinen Problemen zuhört. Nimm Sie als Kind. Als Schutzbefohlene, die aber auch versteht wenn es Dir mal schlecht geht. Und halt den Kopf oben. Es gibt sicher viele, die es schlecher machen als Du.

Ich wünsche euch beiden Kraft und Liebe füreinander.
 
ziebe Lisa,

Du hast selbst als erstes Gefühl genannt, dass Du Dein Kind beleidigt hast. Du schämst Dich dafur, ausgetickt zu sein. Ja, das kennen sicher alle Eltern! Nicht nur die, die ein Kind angenommen haben, und nicht nur die, die gerade eine gesundheitliche Krise hatten.

Du hattest zunächst, Deinenn Eltern Deine Zweifel gestanden... Schön, dass Du diesen Halt noch hast. Aber nun musst Du, auch wenn Du noch so viele Menschen befragt, selbst entscheiden und tätig werden.

Zum Ersten: Du hast selbst das Gefühl, dass Du dem Mädchen vielleicht Unrecht getan hast....Wenn das so ist, auch wenn es ein Kind ist, dann muss man sich doch entschuldigen, oder? Und mit 11 Jahren, und mit all dem, was die Kleine schon miterlebt hat, kann ihr doch vielleicht auch Dinge erklären?
Sorry, ich bin ein Mensch, der niemanden ungeklärt schlafen läßt, oder mit ungeklärten Dingen schlafen geht.

Ja, und dann musst Du Dir natürlich überlegen, wie es weitergehen soll... Bist Du stark genug, die Verantwortung für das Kind zu tragen?

Kannst Du vielleicht schon mit dem Mädchen Dinge, die das Leben miteinander veranfachen ausmachen?

Du bist keine Versagerin, wenn Du lieber aufgeben möchtest...., es ist nur Dein zugefallenes Kind...., Du entscheidest...

Liebe Grüße,
Heike
 
Hi,

du rechtfertigst dich ziemlich ausführlich. Wichtiger ist zunächst eine Entschuldigung beim Kind. Ich finde es klingt, als würdest du gar nicht mit dem Mädchen leben wollen. Du musst die Entscheidung klar für dich treffen und deine Grenzen ehrlich sehen. Kein Kind hat es verdient, so behandelt zu werden. Du bist überfordert und brauchst Unterstützung.
Werden Pflegeeltern nicht regelmäßig vom JA befragt/überprüft?

Wenn du Vollzeit arbeitest und Alleinerziehende bist, wer kümmert sich dann um das Kind? Und wie lebt ihr unabhängig von diesen Ausbrüchen miteinander?

VG

Patch
 
Danke erstmal für die raschen Antworten!
Ihr habt Recht, entschuldigen ist ein Muss, das werde ich gleich nachholen. Gestern habe ich es nicht mehr gemacht.

Ansonsten leben wir in den meisten Fällen gut miteinander. Ich möchte nicht, dass der Eindruck rüberkommt, dass ich sie hier nur "leben lasse", weil sie sonst nirgendwo hinkann. Ich liebe das Kind, kenne sie ja von Säuglingszeit an und wir haben gewiss viel schöne Zeit miteinander. Leider eskaliert es von Zeit zu Zeit. Nicht so schlimm wie gestern, aber es gibt zwischendurch das ein oder andere Gewitter.
Aber es ist dennoch anders als bei leiblichen Müttern (denke ich). Wenn es ganz schlimm kommt, dann frag ich mich, warum ich das eigentlich alles mache. Warum ich mir so viel Mühe gebe, mit ihr Sachen unternehme, warum wir in den Urlaub fahren, warum ich mein Leben opfere, wo es gar nicht mein Kind ist. Und als Retoure kommt dann all der Mist, der da immer so kommt.

Ich weiß nicht genau, warum es gestern so schrecklich war. Ich vermute, dass das Zusammenspiel vieler Faktoren das alles begünstigt hat. Am liebsten wäre ich selbst gegen eine Wand gelaufen. Besser kann ich es nicht erklären.
 
Hi,

du rechtfertigst dich ziemlich ausführlich. Wichtiger ist zunächst eine Entschuldigung beim Kind. Ich finde es klingt, als würdest du gar nicht mit dem Mädchen leben wollen. Du musst die Entscheidung klar für dich treffen und deine Grenzen ehrlich sehen. Kein Kind hat es verdient, so behandelt zu werden. Du bist überfordert und brauchst Unterstützung.
Werden Pflegeeltern nicht regelmäßig vom JA befragt/überprüft?

Wenn du Vollzeit arbeitest und Alleinerziehende bist, wer kümmert sich dann um das Kind? Und wie lebt ihr unabhängig von diesen Ausbrüchen miteinander?

VG

Patch

Bei Verwandtenpflege ist es dem JA egal, ob du arbeitest, alleinerziehend bist usw. Sie kommt nach mir nach Hause, weil sie die HA in der Schule macht und dort auch isst. Das ist kein Problem. Ich arbeite zudem einen Teil zu Hause und kann mir die Arbeit einteilen.
Zu uns kommt regelmäßig jemand zum "Nachgucken", aber wenn ich denen erzähle, was so bei uns los ist, dann sind sie immer begeistert, "dass sonst nichts ist", das wäre ja alles normal im Alltag mit Kindern...
Sie wissen ebenfalls von meinem Aufenthalt in der Klinik, währenddessen die Kleine bei meinen Eltern war.
Groß Hilfe kann man aber von denen nicht erwarten, da sie selbst mE absolut keine Ahnung von Erziehung haben. Die, die uns betreuen, sind alle kinderlos und begreifen gar nicht, worum es geht in den meisten Fällen. Natürlich kann jemand nach Schema F auch Ratschläge erteilen, aber ehrlich gesagt, sind diese dann so theroretisch, dass ich auch ein Buch lesen könnte.
 
Hallo,

wenn du es mit der lieben und ausführlichen Entschuldigung, verpackt in ein kleines Gespräch, geschafft hast, könntest du dir mal wenn du Zeit hast ein paar Gedanken machen warum es, wie du sagst, immer mal wieder zu solchen Gewittern kommt.

Wenn du regelmäßig an deine Grenzen stößt und sich die Belastungen für dich häufen, wäre es u. U. vielleicht besser, die Situation komplett zu überdenken, denn ihr tut euch beiden gegenseitig keinen Gefallen wenn die Kleine regelmäßig div. Gewitter über sich ergehen lassen muss weil du an die Grenzen deiner Belastungsfähigkeit kommst.

Das ist ja auch nicht schlimm; denn wir haben alle unsere Grenzen, nur muss man diese dann auch einhalten, bevor andere darunter leiden und Konflikte entstehen.

Gruß,
Doc.
 
Mich würd ja schon interessieren, wie Du Gewitter definierst bzw. wodurch sie entstehen. Ob durch ihr pubertäres Alter oder durch Deine Überforderung. Ersteres ist normal, da Kinder in diesem Alter ihre Grenzen austesten und eben auch Regeln und Kontra brauchen um nicht abzurutschen. Zweiteres ist definitiv nicht so okay, kann aber vorkommen. Sollte dann aber auch mit deiner Therapeutin besprochen werden um es zu verbessern.

Man wächst an seinen Aufgaben und ein Kind das immer rumgereicht wird, fühlt sich irgendwann von keinem gewollt.
 
Komm wieder runter und betrachte das alles mal mit Ruhe. Du hast sie nicht eben nett tituliert - na und? Entschuldige dich und gut ist. Was meinst du, wie oft DU noch "Scheißmama" (oder wie immer sie dich nennt) sagen wird 😉

Bitte mach nun vor allem kein Drama draus; das, was du schreibst, ist sowas von normal im Ablauf und Umgang mit fast Teenies, dass das erst der Anfang ist.

Wenn du dich überfordert fühlst, dann hol dir einfach Hilfe. Es gibt gute Beratungsstellen und daran ist nichts Schlimmes, es zu tun. Dann seid ihr Beide entlastet.

Aber hör auf, dich so fertig zu machen, denn das alles ist noch nicht mal grenzwertig, sondern ein korrigierbarer Ausrutscher.
 

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