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Ich kann nicht mehr

Käfer79

Neues Mitglied
Hallo,
ich bin neu hier und das ist mein erster Beitrag.

Ich bin verheiratet und Mutter von einem 12-jährigem Mädchen und einem 9-jährigen Jungen. Außerdem gehe ich noch 4 Vormittage pro Woche arbeiten. Von außen betrachtet sieht bei uns alles sicher sehr harmonisch aus, meine Kinder haben viele Freunde, sind einigermaßen gut in der Schule und auch sonst läuft es ganz gut. Trotzdem merke ich immer wieder, wie ich an meine Grenzen komme, oder, wie jetzt gerade, ich sogar schon kurz vor dem Zusammenbruch stehe.
Im letzten halben Jahr hat sich einfach so viel angestaut: wir haben ein altes Haus gekauft, statt Urlaub nur Dauerwerkeln, mein Mann ist in vielen Vereinen und fast jeden Abend unterwegs, dann die ständige Fahrerei (wir wohnen hier auf dem Land, und die Kids spielen jeder Fußball mit jeweils 3 Terminen pro Woche). Dann bin ich selbst noch in einem Verein, mit dem wir immer wieder mal am Wochenende Termine haben. Ich merke schon seit längerem, dass das einfach alles zu viel ist. Und ich habe auch schon kurzfristig ein paar Veränderungen vorgenommen (seit Mitte Oktober arbeite ich vorerst nur noch 2 Vormittage, mein Mann versucht mehr zuhause zu sein, die Baustelle Haus haben wir erstmal auf Eis gelegt -das wichtigste ist gemacht). Trotzdem bleibt die gewünschte „Erholung“ bei mir völlig aus. Ganz im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass es jeden Tag immer schlimmer wird. Jetzt macht mir die Zeit, die ich plötzlich habe, richtig Angst. Das macht mir große Sorgen! Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Soll ich diese ständigen Grübeleien aushalten und einfach Schritt für Schritt weitermachen (natürlich mit Auszeiten)? Oder soll ich mir einen Therapeuten suchen? Aus Erfahrung weiß ich, dass das Thema Therapie in Deutschland sehr schwierig ist, man sucht lange und wartet am Ende doch noch ewig auf einen freien Platz. Und das bedeutet wieder Zeit und Stress.

Gibt es hier jemanden, der so eine Zeit auch ohne Therapie überwunden hat, und wenn ja, wie? Und wie lange hat das gedauert?
 

Baffy

Aktives Mitglied
Hallo DU....

Ja wir basteln seit 17 Jahren an einem Haus aus den 50-zigern und die letzten "Feinheiten" stehen auch noch an nächstes Jahr. Als es noch um das "Wichtige" ging bin ich auch aus den "Latschen gefallen", mir wurde alles zuviel. Nennt sich Bornout....

Körper und Seele sagen Nein und man zwingt sich selbst nach dem Motto "Du mußt". Alle falsch, denn man verlernt mit der Zeit was Erholung eigentlich ist, kommt vom Stresspegel nicht mehr runter.
Ich hab viel geschlafen und bin alleine Spazieren gegangen um den Kopf vom Stress zu lösen. Hab mir die Natur angesehen und darüber nachgedacht, was im Leben Soooooooo wichtig ist und was nicht. Selbst da hat es lange gedauert, bis ich wieder abschalten konnte. Ist ja auch klar. Was lange antrainiert ist, geht auch nicht so schnell.

Man will alles auf einmal. Dieses und Jenes, das muß auf "Teufel komm raus" alles unbedingt sein und möglichst jetzt gleich. Alles Quark. Ich weis nicht, ob ich heute nochmal so eine Bude wollen würde und wenn, dann bestimmt nicht so groß. Ich würde viel lieber etwas mehr unternehmen/wegfahren, ausruhen und mehr für die Seele tun.

Was ihr macht mit den ganzen Vereinen nee, das wäre mir zuviel. Kinder, Hausbau und arbeiten gehen, das reicht locker um den Tag rum zu bekommen. Dann lieber mal in den Garten setzen, auch wenn der vielleicht teilweise nach Baustelle aussieht.

LG
 

Käfer79

Neues Mitglied
Lieber GrayBear,
vielen Dank für deine Antwort! Das schlimmste ist für mich diese Angst, dass dieser Zustand (dieses Nicht-funktionieren) bleiben könnte. Ich würde am liebsten vor mir selbst davon laufen!
Warum kann ich mich nicht einfach hinlegen, 3 Tage schlafen und danach ist alles wieder in Ordnung?

Deine Tipps finde ich richtig richtig gut, auf den Punkt gebracht. Im Moment erscheint mir das alles nur so schwer,
schon beim Nein sagen fängt es an. Die meiste Zeit denke ich „das schaffst du“, und dann ging es bisher auch immer irgendwie. Ein klein wenig bin ich sogar stolz darauf, mehr zu schaffen als andere Mütter in meinem Umkreis. Das ist natürlich Blödsinn!
Ich glaube auch, dass ich selbst Schuld an der Überforderung bin. Keiner verlangt so viel von mir. Aber indirekt identifiziere ich mich über meine Leistung. Ich hatte vor ein paar Jahren schon einmal so einen Zusammenbruch. Seitdem habe ich noch mehr das Gefühl, beobachtet zu werden. Einerseits wünsche ich mir, dass jemand, mein Mann zum Beispiel, sagt, ich solle langsamer machen. Andererseits möchte ich beweisen, dass ich alles schaffe.

Meinst du, ich komme da ohne Hilfe, ohne Medikamente wieder raus? Im Moment macht mir das so große Sorgen,
dass ich alles schlucken würde....dabei bin ich normalerweise sehr zurückhaltend was Tabletten angeht.
Damals hatte mir mein Hausarzt sofort Tabletten verschrieben, die meiner Meinung nach nicht wirklich halfen. Ich glaube eigentlich nicht, dass Tabletten das Problem ändern, sondern eine Veränderung des Lebensstils. Aber jetzt gerade bin ich sooooo verunsichert.
 

Käfer79

Neues Mitglied
Lieber GrayBear,
danke für deine offenen Worte, vor allem dafür,dass ich nicht selbst Schuld bin.
Mein Mann, der im Grunde ein wirklich guter Mann ist, gibt mir gerade jetzt das Gefühl, mit meinen Ängsten allein zu sein. Wenn ich etwas sage, wie „ich brauche mehr Unterstützung“, zieht er sich sofort zurück. Oder er macht die Dinge, aber sein Blick verrät mir, dass er mich mit anderen Augen sieht. Ich bin in seiner Hochachtung gefallen. Bei anderen Menschen macht mir das nichts aus, aber bei ihm tut mir das unglaublich weh! Ich weiß, dass es in unserer Ehe anscheinend nicht ganz stimmt, es herrscht ein Ungleichgewicht. Aber ich weiß nicht, wie ich das ändern kann! Eine große, nein riesige Angst ist, dass er mich verlassen könnte, er ist mein erster Freund, wir sind seit über 20 Jahren zusammen. Und ich möchte ihn auch nicht verletzen, er ist wirklich ein guter Kerl. Im Gegenzug hat er mich noch nie (!) angeschrien, oder kritisiert. Und er jammert auch nicht. Er geht jeden Tag fleißig zur Arbeit, spielt mit den Kindern und lebt sein Vereinsleben. Und jetzt komme ich, weil ich nicht mehr kann......und mache alles kaputt.
Ich würde so gerne etwas ändern, aber ich weiß nicht wie. Und ich habe Angst, dass ich etwas ins Rollen bringe, das sich nachher nicht mehr aufhalten lässt.
was soll ich nur tun?
 

Yannick

Sehr aktives Mitglied
Liebe Käfer79,

GrayBear hat Dir bereits viele gute Informationen gegeben und ich möchte nun kurz über
meine Erfahrungen berichten. Ich war plötzlich alleinerziehender Vater eines minderjährigen
Jungen - und selbständig. Meine Tage hatte manchmal kein Ende und ich hatte alles ge-
geben, um uns ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, was auch über viele Jahre
funktionierte. Alle paar Jahre waren sogar mal 14 Tage Urlaub drin.

Nun, irgendwann war der Akku leer und die Gedanken begannen zu kreisen. Das ist der
Punkt, an dem man zurückschalten muss - und einige Dinge verändern. Bitte verrenne Dich
nicht in dem Gedanken, dass Du alles kaputt machst. Diese Gedanken kommen oft, wenn man
keine Lösung sieht. Medikamente können Dich stabilisieren, aber sie können nicht langfristig
Deine Leistung steigern oder die Überlastung verringern. Um organische Ursachen auszu-
schließen, solltest Du trotzdem mal beim Arzt vorbeischauen.

Vielleicht ahnt Dein Mann schon, dass es so nicht mehr lange weitergeht. Es bringt aber nichts,
die Warnzeinchen Deines Körpers zu ignorieren. Ich verstehe Deine Angst, etwas ins Rollen zu
bringen. Die Angst läßt sich am besten durch sinnvolle, gemeinsame Lösungen vertreiben. Bis
diese gefunden sind, empfehle ich Dir mehr auf Dich zu achten, Pausen in den Tagesablauf ein-
zuplanen und auch mal an Entspannung zu denken.

LG

Yannick
 
C

Catley

Gast
Vielleicht musst du einfach echt mal raus aus allem und nur für dich da sein dürfen?

Es gibt ja nicht umsonst Mütterkuren (OHNE Kind) - wäre sowas eine Option für dich?

Denn deine Kiddies sind alt genug, um auch mal eine Weile ohne dich klarzukommen.

Alles Gute dir - und denk drübe rnach, ok? Denn letztlich kommts auch deiner Family zugute.
 

Käfer79

Neues Mitglied
Lieber Yannik,
danke für deine Antwort. Mir tut es so gut, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine bin! Und ich merke erst jetzt, wo ich angefangen habe darüber nachzudenken (und hier zu schreiben), wieviel sich bei mir angestaut hat. Die ganzen Ängste und Sorgen. Eigentlich bin ich kein ängstlicher Mensch, im Gegenteil, für mich galt meist „Augen zu und durch“. Aber genau dieses Wegschauen hat mich jetzt an diesen Punkt gebracht. Vielleicht sind meine Probleme auch garnicht so groß, sie erscheinen mir nur so, weil ich sie über die Jahre verdrängt habe und es immer mehr wurden.
Was hast du getan um deinen Akku wieder aufzuladen?
Ich hatte gestern ein gutes Gespräch mit meinem Mann (er ist nicht davon gerannt). Es ging um Verantwortung, Loslassen und Gemeinsamkeiten. Danach ging es mir so viel besser! Ich konnte danach sogar zum ersten Mal seit Monaten mehr als 7Stunden schlafen!

@Catley
über eine Kur habe ich auch schon nachgedacht, und falls es nicht besser wird, werde ich diese beantragen. Im Moment käme mir das aber wie eine Art Flucht vor, ich möchte aber nicht davon rennen.
 
C

Catley

Gast
Rede mit deinem Mann. Ich bin nach deinem thread sicher, dass er NULL Ahnung hat, wie es dir geht!
Doch genau das sollte er, damit Veränderung passiert!
 

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Lieber Yannik,
danke für deine Antwort. Mir tut es so gut, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine bin! Und ich merke erst jetzt, wo ich angefangen habe darüber nachzudenken (und hier zu schreiben), wieviel sich bei mir angestaut hat. Die ganzen Ängste und Sorgen. Eigentlich bin ich kein ängstlicher Mensch, im Gegenteil, für mich galt meist „Augen zu und durch“. Aber genau dieses Wegschauen hat mich jetzt an diesen Punkt gebracht. Vielleicht sind meine Probleme auch garnicht so groß, sie erscheinen mir nur so, weil ich sie über die Jahre verdrängt habe und es immer mehr wurden.
Was hast du getan um deinen Akku wieder aufzuladen?
Ich hatte gestern ein gutes Gespräch mit meinem Mann (er ist nicht davon gerannt). Es ging um Verantwortung, Loslassen und Gemeinsamkeiten. Danach ging es mir so viel besser! Ich konnte danach sogar zum ersten Mal seit Monaten mehr als 7Stunden schlafen!

@Catley
über eine Kur habe ich auch schon nachgedacht, und falls es nicht besser wird, werde ich diese beantragen. Im Moment käme mir das aber wie eine Art Flucht vor, ich möchte aber nicht davon rennen.
Hallo Käfer
Eine kur wäre doch keine Flucht, kein davonrennen.
Im Gegenteil.
Du musst immer im Kopf behalten was denn wäre, wenn du doch irgendwann komplett zusammenbrichst und damit komplett ausfällst.
Das wäre wohl der 'worst case'.
Du musst alles dafür tun, damit es eben nicht so weit kommt,
Und wenn du eine kur dazu brauchst, dann ist das halt so.
das war meine überlebensstrategie, als ich vor einigen Jahren zu meinen 3 Kindern und meinem (mini)Job auch noch meinen hochbetagten Vater zu versorgen hatte.
Alles dafür tun, um das schlimmste - meinen kompletten Zusammenbruch - zu vermeiden, denn andernfalls würde alles zusammenbrechen.
 

Käfer79

Neues Mitglied
@beihempelsuntermsofa

ja, du hast Recht, eine Kur ist sicher eine gute Sache. Vor ein paar Jahren hatte ich das auch mal versucht. Allerdings sagte mir meine Hausärztin damals, dass ich bei einer Kur schon mit bis zu 6 Monaten Wartezeit rechnen müsse, oder eben in eine Akkutklinik, also Psychiatrie. Aber selbst hier gäbe es Wartezeiten. Das hilft mir im Moment nicht, ich muss schauen, dass ich so wieder langsam runter komme. Ich habe jetzt erstmal meinen Job von einer Halbtagesstelle auf 2 Vormittage gekürzt, zum Glück war mein Chef sehr entgegenkommend. Ich hoffe so sehr, dass ich es schaffe, auch bei den anderen Dingen einen Gang runter zu schalten.
 

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