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Ich mache mir Sorgen um meinen Bruder

Stance

Neues Mitglied
Hallo liebe Community,

in den letzten Jahren ist so viel passiert und ich muss mir einmal ALLES von der Seele schreiben. Es wird ein riesiger Text und ich weiß nicht ob das jemand überhaupt interessiert, aber ich kann es einfach nicht mehr mit mir rumtragen….

Ich bin Azubi im 1. LJ und lebe aktuell in einem Wohnheim, welches vom Arbeitgeber gestellt wird.
Ich bin 20 Jahre und würde sagen dass ich aus etwas „komplizierteren“ Verhältnissen komme.
Ich habe einen Migrationshintergrund, lebe aber schon ¾ meines Lebens in DL. Ich habe nach der Hauptschule meine Mittlere Reife und mein Berufskolleg abgeschlossen (Beides Jeweils 2 Jahre).

Um mein Problem verständlich darzustellen muss ich etwas weiter ausholen:
Als ich ca. 15 war haben meine Eltern sich getrennt. Es war eine extrem lange und dreckige Scheidung, mit viel Streit und vielen Anwaltssitzungen. Aber eigentlich war ich froh, dass sie sich geschieden haben, denn meine Eltern haben sich nur noch angeschrienen und immer öfter (vor den Augen von mir und meinem Bruder) auch geschlagen.
Aber nach der Scheidung wurde es leider nicht besser…ich entschied mich mit meinem Vater zu leben. Damals hatte ich noch ein gutes Verhältnis zu ihm und er war noch „normal“. Nach SEHR vielen weiteren Verhandlungen (ca. 1 Jahr später) folgte auch mein Bruder. Beide Kinder lebten nun also beim Vater.

Anfangs kamen wir gut aus – aber mein Vater rutschte immer weiter ab. Er trank oft Alkohol und hat uns schlimmen Details über unsere Mutter erzählt – zum Teil waren es einfach nur Lügen. Aber selbst die Dinge die nicht gelogen waren, waren einfach unangemessen. Es gibt einfach Dinge, die Kinder über die Eltern nicht zu wissen haben. Zusätzlich entwickelte er immer mehr eine Abneigung gegen Frauen (ich bin weiblich). Er erzählte mir wie schlimm wir (und ich) seien, und das das Schlechte einfach in unserer Natur liegt. Ich entwickelte in der Zeit einen Hass auf meine eigene Weiblichkeit und sah mich irgendwann auch als schlecht und minderwertig an. Zusätzlich fielen der Haushalt und das Kochen auf mich zurück. Auch um meinen Bruder (9) musste ich mich kümmern: Ich musste mit ihm lernen, mit ihm Hausaufgaben machen, mit zu seinen Schulveranstaltungen, Ärzten…

Mein Bruder hat außerdem eine Zerebrale Parese. Sie ist nicht extrem stark ausgeprägt, trotzdem brauchte er etwas mehr Unterstützung. Außerdem ist er durch den ganzen Stress der Scheudung auch sehr verhaltensauffällig und oft aggressiv. Das Problem an de Sache war eben, dass ich mich nicht gut um ihn kümmern konnte. Ich war in der Zeit im Abschlussjahr (Mittlere Reife). Ich sehe es als selbstverständlich an dass Kinder im Haushalt helfen usw. aber mein Vater hat mich extrem in eine Mutterrolle gedrängt, obwohl ich selbst noch ein Kind war und auch nicht wusste, wie es überhaupt ist eine Mutter zu besitzen, die sich um einen kümmert (habe schon immer ein sehr schlechtes Verhältnis zu meiner Mutter). Immer wenn ich Dingen einfach nicht nachkommen konnte war mein Vater immer sehr aggressiv und wir stritten uns, oder er war total enttäuscht und sagte mir was für eine Enttäuschung ich sei. Oft hat er auch gesagt, dass er sich wünscht ich wäre ein Sohn, was mich auch immer sehr verletzt hat.

Er zwang mich, mich so zu verhalten und zu kleiden wie er will, mich zu schminken, meine Freunde aufzugeben, die ihm nicht gefielen und als ich meinen ersten Freund hatte, hat er sich immer eingemischt. Küssen oder gar Sex vor der Ehe waren für ihn eine „Beschmutzung der Ehre“…
Er hat sich oft als Opfer dargestellt, hat oft indirekt mit Selbstmord gedroht und mir die Leviten gelesen, wenn ich Kontakt zu einen Großeltern(mütterlicher Seite) hatte, die die liebsten Menschen auf der Welt sind.
Irgendwann war es mir zu viel und ich hab nach einem lauten Streit meine Sachen gepackt und bin zu meinen Großeltern geflohen (ich war frisch 18). Meinen Bruder hab ich zurück gelassen und weiß bis heute nicht ob es richtig war…
Bis Mitte 2018 lebte ich auch dort und machte meinen Berufskollegabschluss. Ich schlief auf der Couch im Wohnzimmer, ohne Privatsphäre oder auch nur einen Ort um meine Schulsachen zu lagern – ungefähr 2 Jahre! Ich habe währenddessen nebenher gearbeitet. Für eine eigene Wohnung hat es nicht gereichet aber ich wollte wenigstens nicht mit Lebensmitteln usw. allen auf der Tasche liegen.

Meine Mutter gab schon bevor die Scheidung überhaupt komplett beendet war, ihren Vollzeitjob aufgab und zog über 60km weiter weg zu ihrem neuen Freund. Sie instrumentalisierte meinen Streit mit meinem Vater, um meinen Bruder wieder zu sich zu holen. Ich mochte ihren Freund. Aber leider verwöhnten beide meinen ohnehin schon kranken Bruder bis er richtig dick wurde. Der Junge aß die ganze Zit nur Süßes und Chips. Sein Verhalten wurde nur noch schlimmer. Er benimmt sich bis heute wie die Axt im Walde…hängt schulisch stark hinterher, ist aggressiv, faul. Ich bin die einzige Person auf die er ab und zu mal hört, aber auch vor mir zeigt er kaum noch Respekt. Und außerdem sind auch seine Zähne stark kaputt, und er ist aktuell gerade einmal 14…

Ich mochte meine Mutter noch nie. Sie wurde sehr früh Mutter ohne es wirklich zu wollen (in meinem Land ist es bis heute noch nicht so fortschrittlich mit Verhütung wie in DL..). Sie wollte immer reich sein, was sie nie war. Vor der Scheidung hat sie jeden Cent für sich behalten. (wir waren nicht wohlhabend aber auch nicht die ärmsten). Taschengeld haben wir Kinder nie bekommen, und man musste um jeden Euro bei ihr betteln. Es war wirklich sehr schwer Freundschaften aufzubauen wenn die Mutter einem niemals Geld für ein Eis oder das Kino gab…bis heute bin ich durch die ganzen Sachen in der letzten Jahre sehr schlecht darin, Freundschaften aufzubauen, was schlimm ist, da ich mich seit Ende der Schulzeit wirklich einsam fühle. Ich komme mit Menschen zwar leicht ins Gespräch und bin offen (arbeite ja auch in der Pflege, da lernt man das) aber ich schaffe es einfach nicht, Freundschaften aufzubauen. Vor allem haben die meisten Leute in meinem Alter ja schon ihren Freundeskreis…

Jedenfalls hab ich akzeptiert, dass mein Bruder nun bei meiner Mutter und ihren Freund lebt. Das Problem: Sie ist weit weg und von ihrem Freund finanziell abhängig , da sie ihre Arbeit aufgegeben hat. Sie hat sich nicht um neue bemüht. Außerdem spricht sie seit 16 Jahren in DL keinen Satz deutsch, was von oft zwischen ihr und mir für Konflikte gesorgt. (Zeit es zu lernen hatte sie genug.)

Jetzt, Ende 2018, haben sie Streit. Er möchte, dass sie auszieht. Mir ist eine Welt zusammengebrochen. Sie hat meinen Bruder damit zu sich gelockt, dass sie ihm eine Familie bieten kann und nun hat sie es wieder kaputt gemacht. Wenn sie auszieht muss sie Geld vom Amt beziehen. Mein Bruder wird also wieder in die „Armut“ fallen, den Unterhalt will sie von meinem Vater nicht beantragen. Sie würde auch damit riskieren, dass sie die Aufmerksamkeit des Jugendamtes auf sich lenkt, den mein Bruder hat klar im Gericht gesagt: „Ich kehre nicht zu meinem Vater zurück. Ich will aber auch nicht nur mit meiner Mutter leben sondern in einer Familie.“

Ich kann nicht glauben wie unverantwortlich sie sich mit 40+ verhält. Schon wieder tut sie meinem Bruder eine Trennung an. Der Freund meiner Mutter hat sogar angeboten, ihn bei sich zu behalten, aber auf das geht sie logischer Weise nicht ein.

Ich weißs einfach nicht was ich tun soll. Ich möchte das Jugendamt informieren, will aber auch nicht das mein Bruder ins Heim muss.
Aber ich weiß auch dass meine Mutter ihm nichts bieten kann: Sie ist pleite, nicht bereit sich einen Job zu suchen, weigert sich die Sprache zu lernen…Ratschläge und Tipps nimmt sie nicht an. Und sie redet auch nur über ihre Probleme, wenn es schon richtig brennt.

Ich habe ihr gesagt dass ich ihr helfe das Arbeitslosengeld zu beantragen. Dann hört meine Bereitschafft ihr zu helfen aber auch auf.
Vielleicht wirke ich herzlos, aber ich wurde immer von ihr fertig gemacht. Sie hat noch nie mit mir über etwas gesprochen, sie war noch nie auf einer Abschlussfeier oder einem Sprechtag, alles was mir wichtig war hat sie niedergemacht, ich habe nie Unterstützung in meinen Hobbies bekommen. Im Gegenteil. Nach meinem Abschluss hab ich eine berufliche Fehlentscheidung gemacht. Ich wurde von ihr komplett niedergeputzt und demotiviert. Dennoch habe ich nach 4 Monaten einen neuen Job gefunden. Ich bin bei meinen Großeltern ausgezogen und lag meiner Mutter nie auf der Tasche, weil ich auch schon in meiner Schulzeit gearbeitet habe. Nur mein Kindergeld nehme ich von ihr, was ich auf wirklich brauche, da ich auch relativ viel Miete zahlen muss.

Sie war nie gut darin Gefühle zu äußern und wahrscheinlich geht es ihr nach allem was sie durchgemacht hat auch schlecht (Scheidung, Trennung, Schlaganfall der Mutter…). Aber ich habe einfach keine Lust mehr, dass sie es auf mir auslässt. Immer redet sie mir Schuldgefühle rein, dass ich sie im Stich lasse. Aber wenn ich mal bei ihr bin kann sie nicht einfach die Zeit genießen sondern hängt sich an allem auf. Ich habe noch eine Halbschwester. Sie wohnt weit weg und hat schon eine eigene, glücklich Familie. Sie wird von ihr milder behandelt. Mein Bruder wird von ihr verwöhnt. Ich als mittleres Kind muss aber immer helfen, unterstützten und mir alles gefallen lassen.
Ich bin mittlerweile an einem Punkt an dem es mir total egal ist, wie sie ihr Leben lebt. Mir ist nur mein Bruder wichtig, denn ich will nicht das er noch mehr geschädigt wird.

2018 war ein Schlimmes Jahr für mich.
Meine Oma (Mutter meiner Mutter und meine einzige Bezugsperson) ist nach einem Schlaganfall Mitte des Jahres jetzt ein Pflegefall. Sie war außerdem die einzige, die meiner Mutter noch ein bisschen ins Gewissen reden konnte wenn sie schon wieder Mist gemacht hat. Auch hat sie mich immer vor ihr beschützt… Ich habe niemandem mehr zum Reden. Mein Freund versteht mich nicht und für meine Freunde existiere ich nur wenn ich keine Probleme habe. An freien Tagen find oft kaum noch Kraft aufzustehen. Schon mehrmals habe ich einfach 18 Stunden im Bett gelegen und geschlafen.
Und vor allem zieht es mich runter, dass es aktuell mitten in der Weihnachtszeit ist und ich mich einfach nicht mehr darauf freuen kann. Der einzigen, die ich sehen will sind mein Opa und Bruder.

Ich glaube meine Probleme gehen in dem Haufen Text ziemlich unter, also fasse ich es kurz zusammen:

- Wie kann ich meinem Bruder helfen? (ich kann ihn nicht zu mir holen, eine normale Wohnung kann ich mir nicht leisten und außerdem kann ich mit Kindern einfach nicht umgehen)
- Soll ich das dem Jugendamt melden?
- Ich habe schon überlegt, vllt. 1x pro Monat fest hinzufahren um Sachen mit ihm zu unternehmen. Öfter klappt es leider nicht, er lebt ja weit weg von mir und ich muss sehr viel arbeiten (schicht- und wochenendarbeit) und lernen. Ich will, dass er nicht so lebt wie ich damals, und auch ab und zu an Kultur und Freizeitangeboten teilnimmt.
- Wie kann ich meiner Mutter sensibel näher bringen, vielleicht professionelle, psychische Hilfe in Anspruch zu nehmen sollte? Ich glaube, dass sie es wirklich gebrauchen kann…


PS: ich habe mal mit einer Arbeitskollegin über das alles gesprochen. Das hat wirklich gut getan. Sie hat mir geraten, dass ich erstmal selbst psychische Unterstützung suche und mich nicht ganz so sehr in die Situation meiner Mutter reinsteigere….Aber irgendwie weiß ich nicht, ob meine Probleme wirklich Grund genug sind, mir da Hilfe zu suchen…ich will auch irgendwie niemanden belästigen…


Ich bin dankbar für jeden der sich Zeit genommen hat bis hier in zu lesen. Ich weiß es wirklich zu schätzen und bin dankbar um jeden Tipp…
 

flower55

Aktives Mitglied
PS: ich habe mal mit einer Arbeitskollegin über das alles gesprochen. Das hat wirklich gut getan. Sie hat mir geraten, dass ich erstmal selbst psychische Unterstützung suche und mich nicht ganz so sehr in die Situation meiner Mutter reinsteigere….Aber irgendwie weiß ich nicht, ob meine Probleme wirklich Grund genug sind, mir da Hilfe zu suchen…ich will auch irgendwie niemanden belästigen…

Ich bin dankbar für jeden der sich Zeit genommen hat bis hier in zu lesen. Ich weiß es wirklich zu schätzen und bin dankbar um jeden Tipp…

Hallo,
danke für Dein Vertrauen.

Es ist sehr schön, daß Du mit einer Arbeitskollegin über all das gesprochen hast.
Ich schließe mich dem an, was sie Dir geraten hat, daß Du erstmal selbst psychische Unterstützung
suchst.
Du erwähnst, daß Du selber nicht weißt, ob Deine Probleme wirklich Grund genug sind, Dir Hilfe zu
suchen und Du auch irgendwie niemanden belästigen möchtest.
Ich bin nach dem Lesen Deine Beitrages der Ansicht, daß eine Therapie helfen wird und kann
Dich nur ermutigen, daß zu machen.

Es ist gut, daß Du in einem Wohnheim lebst.

alles Liebe
flower55
 

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