[QUOTE="Gelöscht 78719, post: 4568169"]
Und hier der zweite Teil:
Im Gymnasium wurde ich sehr ruhig und zum Außenseiter wegen der Probleme in der Familie. Mir war peinlich was da vor sich ging und ich schämte mich, es war aber niemand da, mit dem ich darüber sprechen konnte. Als stiller Außenseiter wurde ich nun Opfer von Mobbingattacken. Besonders männliche Mitschüler versuchten an mir ihre Stärke zu beweisen, was ihnen aber zumindest körperlich oft nicht sehr gut gelang, da ich nicht wenig kräftig gebaut war. Diese Ränkespiele mochte ich aber nie. Im Gegenteil empfand ich es als sehr anstrengend. Für mich ging es lediglich darum, dass meine Grenzen gewahrt wurden. Von außen gesehen scheint es für viele aber doch danach ausgesehen zu haben, als ob ich bei den Machtspielen mitmachen würde. Jedenfalls sind mir solcherlei Kommentare von Mitschülerinnen in Erinnerung. Einige Mitschülerinnen beteiligten sich aber selbst am Mobbing, wobei sie zumeist die männlichen Mitschüler anfeuerten und deren Tatendrang durch die Bewunderung, die diese bekamen, noch steigerten. Erst als die anderen in der Oberstufe erwachsener wurde, hörte das Mobbing auf. Wobei ich dann teilweise im Jahrgang sehr gut integriert war, obwohl ich nie mehr so gute Kontakte wie in der Grundschule schließen konnte.
Als ich dann zu Beginn meines Studiums zur psychologischen Beratungsstelle der Universität ging, um vor allem über meine Problem mit der Familie zu sprechen, fing der Schlamassel erst richtig an. Meine Erfahrungen, auch mit weiteren Psychotherapeuten und Psychiatern, setzten sich vor allem dort fort, wo sie mit den Fachleuten aus meiner Kindheit aufgehört hatten. Die anderen, vor allem die Eltern, wurden verteidigt. Es sollte wieder an mir herumgebastelt werden. Dass ich wegen meines alkoholkranken Vaters, bei dem ich zu Anfang meines Studiums noch lebte, nicht richtig studiern konnte, wurde weder gesehen noch gewürdigt. Auch dass ich mich nebenbei anstrengte, zum Beispiel zum Tanzkurs ging, nebenbei anfing Prosa zu schreiben und versuchte die Kontakte zu Kommilitonen aufzubauen, was aufgrund fehlender Erfahrung nicht so einfach war, wurde häufig torpediert. Viel lieber war es den Fachleuten, dass ich ihnen folgte, als dass sie meinen Rücken stärkten. Ich bekam starke psychische Probleme und war immer häufiger Gast in der Psychiatrie. Als ich mich dann einmal gegen Nachbarn in Not wehrte, wurde mir auch nicht geglaubt. Dieser Punkt war Auslöser dafür, dass ich in die forensische Psychiatrie kam und mein Studium letztlich abbrechen musste als auch starke Medikamente schlucken musste. Auch als ich nicht mehr stationär dort war, musste ich jede Woche elf Jahre lang einmal bei der Ambulanz vorsprechen. Zum Glück fand sich gegen Ende doch eine Betreuerin in der Ambulanz, die mir glaubte und dafür verantwortlich war, dass ich vor wenigen Jahren endgültig entlassen wurde. Ich war am Ende schon so verzweifelt, dass ich heute nicht weiß, was passiert wäre, wenn ich noch länger betreut worden wäre. Das Ganze ging für mich auch mit einem unendlichen Schamgefühl umher, so dass ich während dieser Zeit auch kaum Kontakte zu anderen Menschen knüpfen konnte. Dieses Jahr konnte ich dann schließlich auch das letzte (niederpotente) Medikament erfolgreich absetzen.
Mir geht es seitdem viel besser. Auch hatte ich letztes Jahr meine erste, wenn auch kurze, Beziehung zu einer Frau, bei der es intim wurde. Doch sind immer noch die Probleme mit den Kontakten wie oben beschrieben da. Selbst als ich bei den UVs und einem Camp der Letzten Generation sehr gut integriert war und in letzterem viele Aufgaben übernahm, kam kein engerer Kontakt zu anderen zustande und ich fühlte mich einsam. Es ist nicht nur, dass ich nicht weiß, wie ich den Kontakt mit anderen halten soll (ansprechen klappt einigermaßen), es ist auch das innere Gefühl der Einsamkeit, das da ist, wenn ich in Kontakt bin.
Dann kam noch hinzu, dass der Heteromann laut linker Ideologie angeblich an der Pyramide der Macht stehen würde und diese auch zu verteidigen lernt. Macht zu haben war bei mir aber nie ein Thema, es war hingegen viel ein Gefühl der Ohnmacht dabei. Auch habe ich in der Familie nie gelernt, dass man sich durch Lautstärke durchsetzen würde, wie es angeblich der Heteromann lernen würde. Ich musste mir higegen erst hart erkämpfen, dass auch nur ein wenig auf meine Grenzen acht gegeben wurde.
In Partnerschaftsanzeigen schreibe ich mittlerweile hinein, dass ich nicht der total "starke Typ" bin, mich vielmehr auch gerne mal an meine potentielle Partnerin anlehnen möchte und auch von ihr möchte, dass sie mal die Führung übernimmt und ich mich fallen lassen kann. Dies entspricht nun mal meiner Natur. Diese habe ich zwar nie verleugnet, aber ich musste oft vorsichtig sein sie zu zeigen, weil es die Gefahr brachte wieder verletzt zu werden, insbesondere durch meinen Vater, bei dem ich nach den Streitereien mit meiner Mutter aufwuchs. Aber auch viele Fachleute verstanden das später nicht.
Gestern schrieb mir eine Frau mal wieder, dass sie einen "starken Typen" haben möchte, bei dem sie sich anlehnen könne (kann sie bei mir auch, aber nur bei Gegenseitigkeit) und keinen, der sich bei ihr anlehnen möchte. Daher wäre ich nichts für sie. Das ist kein Einzelfall. Auch ein Bericht in einer Zeitung, den ich gestern gelesen habe, macht mir Sorge. Demnach präferieren laut einer aktuellen Studie Frauen ausnahmslos - zumindest unterbewusst - maskuline Männer bei der Partnerwahl. Ich hatte bislang gedacht, dass es zumdest einige Frauen gibt, bei denen das nicht so ist.
Allerdings enspricht diese Art von Maskulinität nicht meiner Natur. Deswegen kann und werde ich mich auch nicht ändern. Ich mag auch viele Formen von Frauen: Schlanke wie breiter gebaute als auch muskulöse, große wie kleine. Ich kann mich nicht entscheiden, welche Form von Frau ich bevorzugen würde. Vielmehr sind mir Werte wie Einfühlungsvermögen und eine gewisse Bereitschaft der Frau selbst eine Beziehung anzubahnen und auch mal die Führung in dieser zu übernehmen wichtig. Was ich jedoch weiß ist, dass ich ein 100 prozentiger Heteromann bin, der weder das Bedürfnis hat sich umoperieren zu lassen noch sich weiblich zu kleiden oder zu schminken, aber mit dem was Männlichkeit für viele anscheinend ausmacht nicht viel anfangen kann.
Das kann ich, seitdem ich mich von Familie und Psychiatrie frei fühle, auch immer besser leben. Nur ist da diese Einsamkeit und seit dem Bruch mit der Letzten Generation auch wieder eine gewisse Desorientierung. Ich bin da jetzt etwas verwirrt. Außerdem passe ich damit wohl weder in dieses "linke" Weltbild noch irgendwo anderswo hinein. Bin ich also doch "Ausschuss der Natur"? Irgendwie fühle ich mich gerade wie ein Alien...
Keine Ahnung was ich für Antworten erwarte. Also fühlt euch frei drauf los zu schreiben, so lange es nicht unter die Gürtellinie geht. Ich muss mir jetzt noch das für mich gerade Schwierigste an diesem Text überlegen überlegen: Die Überschrift. 😜
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