Origami86
Mitglied
Hallo Ihr Lieben !
Dies hier wird definitiv ein recht lander Post; von daher vorab meine Bitte um Entschuldigung bzw. herzlichen Dank an all diejenigen, die bis zum Ende lesen.
Mein Problem ist umfänglich und ich habe hier im Forum in der Vergangenheit im Forum auch schon einmal in einem ganz anderen Kontext dazu Rat gesucht, der allerdings hier und jetzt keine so wirkliche Rolle mehr spielt. Meine Perspektive hat sich verändert und ich muss die Sache - leider! - erneut aufrollen; diesmal von der anderen Seite her.
Kurzversion: Ich bin im Oktober 2020 coronabedingt arbeitslos geworden, weil meine Stelle aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen wurde. Nach verschiedenen Fehlanläufen (die u.a. einen eigenen Thread wert waren) beginne ich nun in einigen Wochen eine Selbstständigkeit, worauf ich mich eigentlich sehr freue. Das tue ich wirklich. Ich arbeite gerne, auch mal mit Überstunden, ich setze mich gern ein und leiste meinen Beitrag. Ich habe durchaus Kritik an diesem krassen Leistungsystem, in dem wir alle leben, aber nach meiner eigenen Uhr vollbringe ich gern täglich Neues. Freizeit, das lernt man als Arbeitsloser schnell, genißet man nur dann wirklich, wenn sie - nun ja - erarbeitet ist. Und ja, auch meine finanzielle Unabhängigkeit ist mir massiv wichtig. Irgendwie glaube ich trotz der harten Zeiten noch daran, dass das möglich sein sollte. Dass ich ein Recht darauf habe, für das ich auch - notfalls mit gewissen Schmerzen - einstehe und kämpfe. Natürlich lese ich die Nachrichten und weiß sehr genau, wie "hoch" dieser Anspruch inzwischen ist. Von einem mathematischen Standpunkt aus. Aber im Grunde ließe sich ja viel ändern, und auch das sage ich öfter mal laut, wenn Menschen im Raum sind.
So weit, so schön. Ich habe endlich das erreicht, worauf ich fast drei Jahre hart hingearbeitet habe. Ich habe gekämpft, gelitten, schlaflose Nächte gehabt ohne Ende, um meinen alten und verdienten Platz in der Gesellschaft wieder zu bekommen. jetzt ist es soweit. Und, ihr ahnt es:
Warum bin ich nicht glücklich?
Mehr als das: Mir gehen alternative Lebenswege durch den Kopf; durchaus auch schon seit Beginn meiner Krise: Familie gründen - da bin ich ein ganz unbeschriebenes Blatt, auf vielen Ebenen -, mich stärker kreativ betätigen, was ich eigentlich gern tue und wofür ich auch ein bescheidenes Händchen habe, nur wird demnächst völlig die Zeit fehlen. Und immer wieder boten sich im Laufe der drei Jahre auch Chancen, die ich mal genutzt, mal so halb bis ganz ausgeschlagen habe. Manche Freundschaften sind gar völlig (und dann brutal) zerbrochen, wo die "Schuld" (sofern der Begriff hier passt) wo so zu 50% bei mir lag. Schaden irreparabel.
Ich bin geistig oft in diesem Modus "Was wäre, wenn", oder mehr noch "Was hätte sein können", "Sollte es nicht so sein, dass...". Dabei bin ich von Hause aus eigentlich kein gläubiger oder auch nur spiritueller Mensch, so gar nicht. Dachte ich zumindest. Ein wenig hat sich das verändert in den letzten Jahren - ohne, dass ich es wollte. Fragen nach Vorbestimmung und der Rolle meines freien Willens in der Lebensgestaltung (der mir ziemlich wichtig ist - auch jetzt noch) drängen sich mir regelrecht auf, wirken aber wie Fremdkörper. Ich kann nichts Konstruktives damit anfangen, zumal man ja nie Antworten findet. Durchdacht habe ich all das eine Trillion Mal - oft täglich, stundenlang - um jedes Mal am Schluss deprimiert und wütend zu sein. Meist liege ich dann schon im Bett.
Ich will mein Leben aktiv gestalten, Pläne machen, die Kontrolle haben. Ich habe auch Träume, und das halte ich für etwas Gutes. Ich möchte gerne noch viel Reisen, Menschen kennenlernen, Projekte verwirklichen. Das ist doch etwas Gutes? Aber es kostet halt auch Geld! Und Zeit, und Freiraum. Dafür brauche ich einen guten Job, Rücklagen, Ressourcen. Eigentlich stimmt jetzt also alles. Und doch...
Manchmal sieht man Menschen in Dokus, die ziemlich einfach leben. In kleinen Kommunen, mit geringen finanziellen Mitteln. Ichb habe mir auch schon vorgestellt, wie das wäre. Es fühlt sich immer ganz kurz gut an - bis sich der Realist in mir einschaltet - den ich sehr schätze - und mir klarmacht, wie beengt das wäre. Was ich alles aufgeben müsste, worauf ich mich eigentlich noch freue. Welche Orte ich nie sehen würde, für die ich konkrete Reisepläne habe, welche Projekte liegenbleiben würden usw..
Oft wache ich morgens auf - moderat depressiv bin ich dann eh immer - und denke mir: Es läuft alles gut, der Tag word auch glückliche Momente haben (da kann ich zuvor sagen, welche das sein werden), aber eigentlich könntest Du jetzt auch sterben. Wäre nicht soooo tragisch. Ich bin epxlizit nicht suizidgefährdet, das würde ich meinen Liebsten nie antun und so schlimm ist es auch nicht. Aber irgendwie... fühle ich mich mit meinen 37 Jahren unendlich alt. Wie Mitte 80, als wäre bereits alles erledigt, was es für mich in diesem Leben zu tun gab. Wirklich absolut alles. Es ist eigentlich nichts schlechtes. Nur leider ist mein Körper noch relativ jung.
Vor vielen Jahren, 2016, gab es mal so eine einzige Nacht, an die ich auch oft denken muss. Damals war irgendwie alles perfekt: Noch keine beruflichen Sorgen, Politik und Geld waren Themen, die mich nicht weiter kümmerten, ich kreativ auf dem Höhepunkt und die Frau meiner Träume gab es auch. Leider wusste ich Letzteres nicht und entschloss mich, eine gewisse Weihnachtsfeier viel zu früh zu verlassen. Seitdem ist irgendwie alles komplizierter...
Aber das sind nur Gedanken. Und das war auch alles absurd ungeordnet. Pardon dafür.
Vielen Dank für Eure Antworten !
P.S.: Ja, ich habe versucht, einen Therapieplatz zu erhalten. Bin immer auf die Wartelisten verwiesen worden. Und demnächst fehlt die Zeit.
Dies hier wird definitiv ein recht lander Post; von daher vorab meine Bitte um Entschuldigung bzw. herzlichen Dank an all diejenigen, die bis zum Ende lesen.
Mein Problem ist umfänglich und ich habe hier im Forum in der Vergangenheit im Forum auch schon einmal in einem ganz anderen Kontext dazu Rat gesucht, der allerdings hier und jetzt keine so wirkliche Rolle mehr spielt. Meine Perspektive hat sich verändert und ich muss die Sache - leider! - erneut aufrollen; diesmal von der anderen Seite her.
Kurzversion: Ich bin im Oktober 2020 coronabedingt arbeitslos geworden, weil meine Stelle aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen wurde. Nach verschiedenen Fehlanläufen (die u.a. einen eigenen Thread wert waren) beginne ich nun in einigen Wochen eine Selbstständigkeit, worauf ich mich eigentlich sehr freue. Das tue ich wirklich. Ich arbeite gerne, auch mal mit Überstunden, ich setze mich gern ein und leiste meinen Beitrag. Ich habe durchaus Kritik an diesem krassen Leistungsystem, in dem wir alle leben, aber nach meiner eigenen Uhr vollbringe ich gern täglich Neues. Freizeit, das lernt man als Arbeitsloser schnell, genißet man nur dann wirklich, wenn sie - nun ja - erarbeitet ist. Und ja, auch meine finanzielle Unabhängigkeit ist mir massiv wichtig. Irgendwie glaube ich trotz der harten Zeiten noch daran, dass das möglich sein sollte. Dass ich ein Recht darauf habe, für das ich auch - notfalls mit gewissen Schmerzen - einstehe und kämpfe. Natürlich lese ich die Nachrichten und weiß sehr genau, wie "hoch" dieser Anspruch inzwischen ist. Von einem mathematischen Standpunkt aus. Aber im Grunde ließe sich ja viel ändern, und auch das sage ich öfter mal laut, wenn Menschen im Raum sind.
So weit, so schön. Ich habe endlich das erreicht, worauf ich fast drei Jahre hart hingearbeitet habe. Ich habe gekämpft, gelitten, schlaflose Nächte gehabt ohne Ende, um meinen alten und verdienten Platz in der Gesellschaft wieder zu bekommen. jetzt ist es soweit. Und, ihr ahnt es:
Warum bin ich nicht glücklich?
Mehr als das: Mir gehen alternative Lebenswege durch den Kopf; durchaus auch schon seit Beginn meiner Krise: Familie gründen - da bin ich ein ganz unbeschriebenes Blatt, auf vielen Ebenen -, mich stärker kreativ betätigen, was ich eigentlich gern tue und wofür ich auch ein bescheidenes Händchen habe, nur wird demnächst völlig die Zeit fehlen. Und immer wieder boten sich im Laufe der drei Jahre auch Chancen, die ich mal genutzt, mal so halb bis ganz ausgeschlagen habe. Manche Freundschaften sind gar völlig (und dann brutal) zerbrochen, wo die "Schuld" (sofern der Begriff hier passt) wo so zu 50% bei mir lag. Schaden irreparabel.
Ich bin geistig oft in diesem Modus "Was wäre, wenn", oder mehr noch "Was hätte sein können", "Sollte es nicht so sein, dass...". Dabei bin ich von Hause aus eigentlich kein gläubiger oder auch nur spiritueller Mensch, so gar nicht. Dachte ich zumindest. Ein wenig hat sich das verändert in den letzten Jahren - ohne, dass ich es wollte. Fragen nach Vorbestimmung und der Rolle meines freien Willens in der Lebensgestaltung (der mir ziemlich wichtig ist - auch jetzt noch) drängen sich mir regelrecht auf, wirken aber wie Fremdkörper. Ich kann nichts Konstruktives damit anfangen, zumal man ja nie Antworten findet. Durchdacht habe ich all das eine Trillion Mal - oft täglich, stundenlang - um jedes Mal am Schluss deprimiert und wütend zu sein. Meist liege ich dann schon im Bett.
Ich will mein Leben aktiv gestalten, Pläne machen, die Kontrolle haben. Ich habe auch Träume, und das halte ich für etwas Gutes. Ich möchte gerne noch viel Reisen, Menschen kennenlernen, Projekte verwirklichen. Das ist doch etwas Gutes? Aber es kostet halt auch Geld! Und Zeit, und Freiraum. Dafür brauche ich einen guten Job, Rücklagen, Ressourcen. Eigentlich stimmt jetzt also alles. Und doch...
Manchmal sieht man Menschen in Dokus, die ziemlich einfach leben. In kleinen Kommunen, mit geringen finanziellen Mitteln. Ichb habe mir auch schon vorgestellt, wie das wäre. Es fühlt sich immer ganz kurz gut an - bis sich der Realist in mir einschaltet - den ich sehr schätze - und mir klarmacht, wie beengt das wäre. Was ich alles aufgeben müsste, worauf ich mich eigentlich noch freue. Welche Orte ich nie sehen würde, für die ich konkrete Reisepläne habe, welche Projekte liegenbleiben würden usw..
Oft wache ich morgens auf - moderat depressiv bin ich dann eh immer - und denke mir: Es läuft alles gut, der Tag word auch glückliche Momente haben (da kann ich zuvor sagen, welche das sein werden), aber eigentlich könntest Du jetzt auch sterben. Wäre nicht soooo tragisch. Ich bin epxlizit nicht suizidgefährdet, das würde ich meinen Liebsten nie antun und so schlimm ist es auch nicht. Aber irgendwie... fühle ich mich mit meinen 37 Jahren unendlich alt. Wie Mitte 80, als wäre bereits alles erledigt, was es für mich in diesem Leben zu tun gab. Wirklich absolut alles. Es ist eigentlich nichts schlechtes. Nur leider ist mein Körper noch relativ jung.
Vor vielen Jahren, 2016, gab es mal so eine einzige Nacht, an die ich auch oft denken muss. Damals war irgendwie alles perfekt: Noch keine beruflichen Sorgen, Politik und Geld waren Themen, die mich nicht weiter kümmerten, ich kreativ auf dem Höhepunkt und die Frau meiner Träume gab es auch. Leider wusste ich Letzteres nicht und entschloss mich, eine gewisse Weihnachtsfeier viel zu früh zu verlassen. Seitdem ist irgendwie alles komplizierter...
Aber das sind nur Gedanken. Und das war auch alles absurd ungeordnet. Pardon dafür.
Vielen Dank für Eure Antworten !
P.S.: Ja, ich habe versucht, einen Therapieplatz zu erhalten. Bin immer auf die Wartelisten verwiesen worden. Und demnächst fehlt die Zeit.