Was kannst und musst Du aber tun wenn sich jemand das Leben nehmen will?
sprich ihn ruhig und sachlich an, ob er sich das Leben nehmen will.
Eine Person ruhig, besonnen und vor allem sachlich anzusprechen empfinde ich als Richtig.
Habe keine Angst, dass er dadurch in den Suizid getrieben wird. Das Gegenteil ist der Fall, weil es ihn entlastet, wenn er mit Dir darüber sprechen kann.
Das würde ich so nicht direkt unterschreiben. Das kommt meiner Meinung nach darauf an, ob sich in dem Gespräch für den Betroffenen eine Perspektive bildet oder wenigstens die Idee zusammen nach einer Perspektive zu suchen.
Wenn sich in dem sachlichen Gespräch die Ausweglosigkeit der Situation nur bestätigt, weil auch die
nicht suizidale Person keinen Ausweg aus der Situation weiß.
Aus solchen Sackgassen kann man sich meiner Meinung nach dann nur noch mit Sätzen retten, die so ähnlich klingen wie der Folgende:
"Also, ich gebe zu, von einer Sekunde auf die andere, fällt mir dazu jetzt auch keine Lösung ein. Du hast schon recht, dass es eine verzwickte Situation ist. Aber gib mir doch ein wenig Zeit. Lass uns doch gemeinsam nach einem Ausweg suchen. Vielleicht entdecken wir zusammen einen Weg, den du alleine bisher nicht gesehen hast?"
Versuche einfach Zeit zu gewinnen, weil die suizidale Stimmung meist bald von selbst nachlässt und der Wille zum Leben wieder erwacht.
Dazu kann ich nur sagen, dass das "meist" eben nur "meist" ist.
Ich wollte immer Leben.
Aber Leben habe ich nie empfunden.
Mich haben Sätze wütend gemacht, wenn jemand gesagt hat:
"Wirf Dein Leben nicht weg!"
Ich hatte kein gefühltes Leben, das ich hätte wegwerfen können.
Alles was ich hatte war Unleben statt Leben.
Das was andere immer so leichtfertig als Leben bezeichnen war für mich nur ein existieren, ein Ein- und Ausatmen, ein Unleben aber sicherlich kein Leben.
Das oberste Ziel sollte meiner Meinung nach sein, der betroffenen Person eine Perspektive auf das erreichen des Zustandes "Leben" zu erreichen.
Zumindest war es bei mir so, dass ich seit frühester Kindheit die Sehnsucht in mir getragen habe, wenigstens ein einziges mal in der Zeit des Ein- und Ausatmens das erfahren zu dürfen, was andere Leben bezeichnen. Ich hätte alles dafür getan, wenigstens einmal erfahren zu dürfen, wie sich dieses wertvolle "Leben" anfühlt. Es muss etwas sehr sehr schönes und wertvolles sein, wenn doch alle anderen immer wieder davon reden, dass man dieses nicht wegwerfen sollte.
Wenn ich "Leben" gehabt hätte, dann hätte ich möglicherweise auch nicht versucht das weg zu werfen. Aber ich hatte kein "Leben" das ich hätte wegwerfen können. Lediglich unleben.
Aber das hat nie jemand verstanden.
Vor 2 Jahren, auf dem Weg zur Arbeit hat sich ein tatsächlicher Autounfall ergeben. Eigentlich total harmlos. Aber da habe ich zum ersten mal Todesangst erlebt. Bei all den anderen entweder inszinierten Unfällen oder tatsächlichen Unfällen hatte ich mich immer auf das Ende des Atmens gefreut und es gerne dankend angenommen.
Ich hatte nie Angst dieses etwas, dieses "Leben" zu verlieren, da ich nie fühlte, was "Leben" ist.
Ich war wochenlang fertig nach diesem wirklichen Autounfall. Ich habe immer wieder diesen Angstzustand, diese Angst vor dem sterben, diese Todesangst, erlebt. Es hat einige Tage gedauert bis mir bewusst eworden ist, dass meine Existenz zu einem "Leben" geworden ist. Zu einem Dasein mit gefühltem "Leben". Mit diesem wertvollen Ding, das man nicht einfach so weg wirft. Dem Ding was bisher nur ein Wort ohne Inhalt für mich war.
sei einfühlsam, zeige ihm, dass Du Dich um ihn sorgst, aber lasse Dich nicht in den Strudel der Depression hineinziehen. Lasse Dich nicht davon blenden, wenn er von heroischem Freitod und Selbstbestimmung spricht.
Zustimmung was heroischen Freitod angeht. Zumindest beinah. Denn dafür gibt es wirklich sehr wenige Gründe.
Aber selbstbestimmten Freitod gibt es durchaus.
Meine Freitodversuche waren durchaus selbstbestimmt, weil es keinerlei Perspektive auf Hilfe gab. Aber die Bergrettung hat mich aus Schluchten geborgen und die Feuerwehr aus zerquetschten Autos.
Im alter von 23 Jahren habe ich von dem ebenfalls selbstbestimmten Freitod meines Großvaters erfahren. Damals hatte ich bereits einiges versucht gehabt. Er war ein sehr gläubiger Mensch (ich dafür überhaupt nicht). Er wollte nicht für irgendwelche Herrscher in den Krieg ziehen und andere Menschen töten, die er nicht einmal kennt.
Es gibt keine Situation, die so schwer zu ertragen ist, dass ein Suizid unausweichlich ist.
Diesen Satz empfinde ich persönlich als sehr überheblich.
Derartige Sätze habe ich in meinem bisherigen Leben und Unleben immer nur von Menschen gehört, die selbst noch nie einen wirklichen Selbstmordversuch verübt haben.
Zwischen im Wald sitzen und eine Rasierklinge in der zitternden Hand halten, also dem darüber nachdenken, und dem Moment des Springens und sich fallen lassen liegen Welten. Welten die man nicht kennt, wenn man dort noch niemals war.
Dein Freund ist nämlich psychisch krank und muss richtig behandelt werden
Wenn du geschrieben hättest: "Dein Freund ist
möglicherweise psychisch krank ..." dann könnte ich mich mit dem Satz noch anfreunden. Pauschal zu sagen, dass soizidale Menschen psychisch krank sind empfinde ich persönlich überheblich.
Aber Meinungen sind ja bekanntlich frei.
versuche nicht, Therapeut zu spielen. Denn wenn Dein Freund sich trotzdem umbringt, würdest Du ewig Schuldgefühle haben. Mach ihm Mut, seinen Kummer und seine Scham zu überwinden und begleite ihn zum Arzt oder in eine Klinik
Wenn seine Sehsucht auf etwas wie Scham oder Kummer begründet ist, dann stimme ich dir zu. Nicht aber wenn es um Leid ohne Perspektiv geht.
Liebe Grüße
Sabine