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Ist der Tod eine Erlösung?

Hallo liebe User,

ich war eine gewisse Zeit nicht hier und hatte auch nicht wirklich das Bedürfnis über meine Gefühle zu berichten. Irgendwann befällt jeden die Resignation - so, wie dem Stein im Fluss mit der Zeit die Kanten abgeschliffen werden.

Mein "Schicksal" hatte ich ja mehrmals anklingen lassen und ebenso die Tatsache, dass es da absolut keine Lösung gibt - jedenfalls keine medizinische. Dass ich mich damit aufgefunden habe, beschreibt die Situation nur ungenügend. Vielmehr habe ich mich intensiv mit vielen Thematiken und auch Philosophie beschäftigt und so die Akzeptanz des Todes für mich erreicht.

Dies bedeutet keineswegs, dass ich beschließe morgen zu gehen oder übermorgen. Aber diese Tür steht offen und damit auch für mich ein "Not-Aus", wenn nichts mehr geht. Aktuell beschließe ich viel mehr lebendige Dinge und habe auch neue Pläne - aber mich lässt das nicht los. Ebenso die Schmach über meinen Misserfolg in der Transition. Die Reue sitzt so tief und das Bedüfnis die Zeit zurückzudrehen ... kaum zum glauben, dass ich das mit voller Macht wollte. Erinnert mich an die Titanic ...

Wie ist das bei Euch? Ich lese gerade viel Schopenauer. "Der Mensch tanzt von der Hoffnung genarrt dem Tod in die Arme." Bessere Worte könnte ich nicht finden ...

LG Sternchen
 
Hallo Sternchen,

wann fangen wir denn an zu Leben, wenn wir stets Angst haben müssen zu sterben?

Ich finde es ist wichtig, dass wir uns mit dem Tod auseinandersetzen und ich denke dadurch, dass du es getan hast, ist möglicherweise ein Ballast von dir abgefallen (ok, dann akzeptiere ich, dass ich irgendwann sterben muss, vielleicht jetzt, vielleicht später, ich weiß nicht wann, aber es kann und wird vielleicht passieren)

Ist der Tod eine Erlösung. Einige sagen ja. Andere eher nein. Das scheint wohl ganz typenabhängig zu sein, wenn die Einwilligung ganz zu sterben da ist, ist es möglicherweise die Erlösung, wenn uns noch einiges hält, Probleme, Konflikte, Bindungen, ändert sich möglicherweise gar nicht so viel, nur dass wir möglicherweise orientierungslos sind, es ist dunkel und wir wissen gar nicht dass wir tot sind. Ich gehe davon aus, dass wir in dem was wir sind gar nicht sterben können. (Energieerhaltungssatz)

Im Grunde hab ich keine Ahnung was passiert.

Ich sehe aber deine Entwicklung sehr positiv, es soll Menschen geben, denen der amArzt sagte sie würden bald sterben und sich dann denken "super, dann kann ich jetzt endlich so leben wie ich will und die dinge tun, die ich schon immer mal tun wollte" und dann doch noch ein langes Leben führen....
 
Hallo dunkles-sternchen. Ich kenne deine persönliche Situation nicht. Das Gefühl der Resignation und der Wunsch, einen Notausgang zu haben, kenne ich aber schon.

Mir ist gleich am Anfang deines Beitrages das Bild mit dem Stein besonders aufgefallen.
Wenn im Fluss dem Stein die Kanten abgeschliffen werden, wird er dann nicht zu einem neuen Stein?
 
Hallo dunkles-sternchen. Ich kenne deine persönliche Situation nicht.

Ich bin in meinem Körper gefangen: sprich, ich bin transsexuell. Und ich glaubte auch damals fest daran, dass unsere heutige Medizin darauf Antworten hat. Damals habe ich auch viel recherchiert und auch persönliche Berichte studiert. Es gab daher absolut keine Zweifel, dass "sowas" funktioniert. Es wird so dargestellt und man glaubt das ...

Das ist nun schon einige Jahre her. Ich habe einen neuen Ausweis, eine neue Geburtsurkunde und sogar ein "neues Geschlechtsteil". Und nun? Mein Körper ist aber nicht neu. Im Grunde hat er sich gar nicht verändert. Die "Wunderwaffe Hormone" hat irgendwie nicht so funktioniert, wie man das immer lesen kann. Entweder bin ich da die große Ausnahme oder die andere stellen ihre Ergebnisse immer seeeehr, sehr optimistisch dar.

Mit Misserfolgen geht niemand hausieren. Unser gesellschaftlicher Kontext verbietet das, wo doch alle darauf bedacht sind sich immer im besten Licht darzustellen. Ich nehme da aber kein Blatt vor den Mund und bin der Meinung, dass das alles nur ein gut gemeinter Versuch ist transsexuellen Menschen zu helfen. Gut gemeint ist aber bekanntlich das Gegenteil von gut gemacht. Ich war halt extrem lange krank, hatte über Jahre OP-Schmerzen, usw. ...

Jedenfalls bin ich maßlos enttäuscht. Eben auch vor dem Hintergrund, dass ich dabei sozial, finanziell und gesundheitlich solch große Opfer erbringen musste. Und wenn ich ehrlich bin, hat sich damit das "Thema Leben" irgendwie auch erledigt. So macht es mir keinen Spaß und ist Quell unendlicher Traurigkeit. Ich weiß ja nicht mal, worauf ich hoffen soll ...
 
Ich kann kein fundiertes medizinisches Urteil fällen, aber ich glaube nicht, dass Medizin heute soweit ist mit Hormonen und OPs ein Geschlecht wirklich 100% zu drehen. Jeder verantwortliche Arzt wird auf Nebenwirkungen hinweisen und darauf, dass die Ergebnisse optisch nicht dem Wunsch entsprechen können.

Manche Frauen, die eben von Geburt an Frauen sind, sind oft mit ihrem Äußeren ja oft unzufrieden, unterziehen sich OPs und sind danach nicht zwangsläufig hübscher...

Ich persönlich habe keine Probleme mit Intersexualität und Männer, die sich als Frau fühlen bzw. umgekehrt. Vielmehr sehe ich das eh locker und versuche nicht Frau und Mann strikt zu trennen. An erster Stelle ist jemand für mich ein Mensch. Oft finde ich typisch männliche Charakterzüge an Frauen sogar attraktiv, wobei, was ist überhaupt typisch? 🙄

Für dich dunkles-sternchen tut es mir leid, dass du mit deinem Körper so unzufrieden bist. Verwechsel aber nicht diese Unzufriedenheit damit, dass du vielleicht auf dich selbst und Ärzte sauer bist, weil das gewünschte Ziel nicht erreicht wurde. Viele Menschen machen Fehler, rückblickend ist man immer schlauer. Der Tod macht das aber nicht ungeschehen und das Leben ist kein Kartenhaus, welches man bei Nichtgefallen schnell umstößt und neu aufbaut. Das Leben haben wir alle nur einmal.

Viele von uns kennen das Gefühl, dass alles irgendwie grad sinnlos erscheint und man was schlimmes falsch gemacht hat. Man fühlt sich dumm, hässlich oder wertlos. Aber kaum jemand der über Suizid nachdenkt, sagt ein Jahr später "Boah hätte ich mich doch bloß...." Überhaupt: Du lebst für dich und nicht um irgendeinem optischen Ideal zu entsprechen. Dein Aussehen ist nur EIN Aspekt deines Lebens.
 
Solche ähnlichen Dinge hört man öfter. Das mögen andere so sehen, ich aber nicht.

Der Körper ist schon etwas wichtiges. Er trägt unsere Seele und ist sozusagen unser Zuhause. Und da möchte man sich wohlfühlen. Ich mache sowas nicht an gesellschaftlichen Idealen fest, sondern daran, wie ich mich damit fühle. Und als Frau fühle ich mich in einem Männerkörper einfach nicht wohl. Meine Biologie erwartet das einfach nicht. Keine Frau würde sich so wohlfühlen.

Ich rede hier ja nicht von bisschen zu Speck am Bauch, sondern von massiven Abweichungen - gerade eben bei der ganzen Figur, dabei bin ich eher klein und schlank. Trotzdem ist die Erscheinung bestenfalls knabenhaft, aber keineswegs weiblich. Mich stört das extrem, zumal ich auch nichts an schicken Klamotten finde. Viele Frauen gehen gern shoppen - ich hasse das, bin ich bloß wieder frustriert. Und so zieht sich das durch alle Bereiche.


Ich kann kein fundiertes medizinisches Urteil fällen, aber ich glaube nicht, dass Medizin heute soweit ist mit Hormonen und OPs ein Geschlecht wirklich 100% zu drehen.

Ja, eben - eher nicht ansatzweise. Jemand am Geschlechtsteil zu operieren macht niemanden zur Frau. Oder guckst du erst jedem in die Hose? Wir schauen den Menschen ja ins Gesicht, die Haare - die Erscheinung als solche und da hat die Medizin null Antworten. Und das Geld für zig OPs an Schenkeln, Hüfte, Hintern hat doch keiner. Bis du Millionär? Ich nicht. Ich war zig mal bei Ärzten, aber die können nichts machen - jeder reagiert anders auf Hormone - und da kommt es auch vor, dass in seltenen Fällen eben nichts passiert. Das muss ich akzeptieren.

Ich möchte das auch nicht wieder im Detail diskutieren. Mich hat es jedenfalls dazu gebracht mir Gedanken darüber zu machen, was dieses Leben mir noch Wert ist und ob ich gewillt bin so zu leben. Es macht mir ja keinen Spaß und ich bin jeden Tag nur traurig. Was nützt mir so ein Leben, wenn ich es als Qual empfinde?
 

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