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"Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich"?!

rainyday1988

Neues Mitglied
Hallo,

ich weiß mir so langsam keinen Ausweg mehr aus meiner Misere und das schlimme ist, ständig höre ich nur diese leeren Floskeln aka "Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich" und ähnliches und könnte dann jedesmal nur noch ausrasten.

Ich habe beispielsweise meinen Vater nach langer Leidenszeit an den Krebs verloren - soll ich jetzt vielleicht trotzdem glücklich sein und denken "Hey was solls, war doch nur mein Vater, ich bin einfach trotzdem happy# denn ich lebe ja noch!"?!

Gut, so Dinge wie Job laufen natürlich auch bescheiden, aber da weiß ich, dass ich selbst schuld bin, weil ich mir zuviel gefallen lasse und dementsprechend was ändern könnte, dass ich nicht nur "immer Pech" habe.

Aber alles andere? Auch meine Mutter ist seit dem Tod meines Vaters unerträglich und macht mir ständig Vorwürfe für meine Art, wie ich bin, wer ich bin, wie ich aussehe, mich verhalte etc

Auch das sehe ich als eine Art "Pech", denn ich kann nicht mit ihr reden, sie aber auch nicht einfach so mir nichts dir nichts aus meinem Leben verbannen. Trotzdem zieht sie mich runter mit ihrem Verhalten und ich schaue immer neidvoll auf meine Bekannten, die noch beide Elternteile und ein gutes Verhältnis haben.

Früher war es so, dass alle meine Freunde eine unbeschwerte Kindheit genießen konnten, während ich jeden Tag zu meinem Opa zum Mittagessen geschleift wurde, der seit dem Tod meiner Oma depressiv war und die ganze Familie tyrannisiert hat (ständiges Gerede wie sinnlos doch alles sei, dass ich ihn doch bitte erschießen solle, dann permanentes Simulieren von Krankheiten um im Mittelpunkt zu stehen, Vorwürfe gegenüber meiner Mutter).

Das hat mich natürlich auch immer heftig runtergezogen und ich bin der Meinung, als Kind zwischen 6 und ca 13 Jahren sollte man nicht jeden Tag solchem Verhalten ausgesetzt sein. Tja und nun ist mein Vater tot und das Ganze scheint sich zu wiederholen in Form meiner Mutter, die genau dieses Verhalten auch annimmt.

Ja und nun bin ich 35 und schaue auf ein Leben voller Pech und unglücklichen Zeiten zurück und warte eigentlich nur auf den nächsten "Hammer", der mich noch weiter runterzieht. Ich verstehe das alles einfach nicht.
 
Hallo rainyday1988, Du bist jetzt 35, lebst vmtl. noch bei der Mutter und hast keine eigene Familie? So langsam wird es aber Zeit dafür sich abzunabeln (wird Dir jeder sagen). Und da trifft es durchaus zu: "Jeder ist seines Glückes Schmied." (hätte ich doch nur Schmied gelernt 😉). Du verstehst schon, was gemeint ist. Natürlich prägt die Kindheit und was Du uns darüber berichtest, klingt alles andere als freudig. -- Zum Tod Deines Vaters mein Beileid und einen Tipp, Deine Wahrnehmung zu verändern. Er wurde durch den Tod von seinen Leiden erlöst, sieh' es doch mal von der Seite. -- Gegen den Großvater hattest Du keine Chance, dafür warst Du noch zu klein (und hattest zu parieren). Gegen Deine Mutter hast Du eine Chance. Sage ihr einfach: ich ziehe mich an, wie es mir gefällt, und ich laufe herum, wie ich es für richtig halte. Damit löst Du eine Kettenreaktion aus. Denn dann wirst Du sicher ziemlich schnell eine eigene Wohnung brauchen und Deinen eigenen Haushalt führen. Als Einstieg kannst Du Deiner Mutter ja schon mal helfen - und wenn Du nur den Müll runter bringst (für den Anfang). Vlt. freut sie sich sogar darüber. --- Im Job ist es genauso. Laß Dir nicht alles gefallen. Wenn es gar nicht anders geht, dann leiste Dienst nach Vorschrift. Führe nur Arbeiten aus, für die Du auch eingestellt wurdest und bezahlt wirst, und mache das den anderen auch deutlich klar. Damit machst Du Dir zwar i.d.R. keine Freunde, aber Du machst auch nichts falsch. Dann findet man keine Angriffspunkte mehr bei Dir. -- Das ist wohl auch das Wichtigste, woran Du arbeiten mußt: Dich selbst unangreifbar machen. Dann hören die Attacken auf, Deine Stimmung hebt sich und Du wirst sehen, bald kommen Menschen auf Dich zu, von denen Du nicht mal zu träumen wagst. -- Du wirst das alles als "dasselbe Gewäsch" abtun, was Du schon tausendmal gehört hast. Glaube mir, es funktioniert. Viele Grüße
 
Der Spruch bedeutet ja auch nicht, dass du "schuld" wärst an Schicksalsschlägen. Das hat damit nichts zu tun.

Der Spruch bedeutet, dass du selbst Verantwortung trägst für deine eigenen Entscheidungen, deinen Umgang mit dem Leben, deine Investionen oder eben nicht-Investionen für dein Weiterkommen, Wohlergehen.

Im Prinzip schreibst du es selbst über deine Arbeit - die läuft bescheiden, weil du nicht für dich sorgst und für dich einstehst. Und auf so etwas bezieht sich dieser Spruch - was du selbst tust oder eben nicht tust, um es in deinem Leben angenehm zu haben.

Du musst nicht denken, egal, ist ja nur mein Vater, der tot ist, ich lebe ja noch. Du musst auch nicht denken, du wärst dafür verantwortlich, wenn deine Mutter miese Ansagen schiebt. Aber dich klein zu machen, dir nicht Strategien suchen, dich abgrenzen zu können (notfalls mit Hilfe), ganz ergeben und gefühlt ohnmächtig nur darauf zu warten, dass ja wieder was Schlimmes passiert statt bessere Voraussetzungen zu schaffen und mehr Sicherheit in Krisen zu lernen, das ist eben nicht das eigene Glück schmieden.

Es geht nicht um Schuld. Es geht um Verantwortung und die macht FREI. Denn sie bedeutet, NIEMAND hat mehr über das zu bestimmen, was du entscheidest.
 
"Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich" ist ein Satz von Menschen, die das Glück hatten, selbst verantwortlich sein zu dürfen. Darauf würde ich nicht viel geben.
Und das sind alle normalsinnigen Menschen (die nicht unter rechtlicher Betreuung stehen, welche ihnen die Verantwortung abnimmt). Und da es (noch) die Mehrheit ist, hat auch der Satz entsprechendes Gewicht.
 
"Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich" ist ein Satz von Menschen, die das Glück hatten, selbst verantwortlich sein zu dürfen. Darauf würde ich nicht viel geben.

Doch, die meisten Menschen sind für ihr Glück selbst verantwortlich. Es ist nur leichter und angenehmer das eigene Unglück auf Umstände zu schieben die man nicht ändern kann.

Man muss mit den Karten spielen, die einen das Leben gibt. Zumal Glück ein dehnbarer Begriff ist. Jemand der auf der Straße lebt, wäre schon damit zufrieden wenn er ein Dach über den Kopf hätte und beneidet denjenigen der das hat.
Der mit dem Dach über dem Kopf ist unglücklich weil er sich kein Auto leisten kann und derjenige der sich das Auto leisten kann ist vlt. unglücklich weil es mit der Liebe nicht klappt usw.

Vielleicht sollten die Menschen auch einfach mal anfangen nicht nach dem "großen Glück" zu streben sondern erstmal klein anfangen.
 
Ich würde den Satz auch nur auf bestimmte Dinge beziehen. So wie das Job-Beispiel. Ich finde das auf den Tod deines Vaters bezogen vollkommen unpassend. Was deiner Familie passiert ist sehe ich auch als Pech an. Du kannst das nicht ändern.

Was dir die Leute in deinem Umfeld sagen wollen ist wahrscheinlich eher, dass du aber Kontrolle darüber hast, wie du damit umgehst. Auf super glücklich zu machen ist übertrieben. Aber du hast eben "die Wahl" wie sehr dich das trifft. Ob du alles aufgibst und nur noch trauerst, oder ob du deinen Job weiter machst, Kontakte pflegst etc.

Einen persönlichen Ratschlag habe ich nicht. Aber ich denke eben, es geht bei dem Spruch darum sich selbst zu überwinden und mit Probleme und Rückschlägen klar zu kommen - oder auch Traumata etc.
 
"Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich" ist ein Satz von Menschen, die das Glück hatten, selbst verantwortlich sein zu dürfen. Darauf würde ich nicht viel geben.
Selbst verantwortlich für sein Leben zu sein ist nichts was mit Glück oder Pech zu tun hat. Das ist viel mehr eine Entscheidung, die man trifft und die nicht unbedingt einfach ist. Dafür musst du nämlich erstmal akzeptieren können, dass dein Denken und dein so-fühlen dich genau dorthin gebracht hat, wo du bist. Von dort aus kannst du dann gehen, meistens aus einem Scheiterhaufen und dich dorthin bewegen, wo du hin willst. Viele wollen die Eigenverantwortung nicht akzeptieren und schieben Dinge auf das Schicksal, "kann ich nicht ändern", usw.

Es geht nicht darum, dass du am Tod von anderen etwas ändern könntest. Es geht darum, wie du die Dinge siehst. Kulturell wirst du beispielsweise feststellen, dass im Hinduismus der Tod als etwas Gutes gefeiert wird. Natürlich ist es angebracht zu tauern, wenn dir danach ist, das ist super und zeigt, dass dieser Mensch dir nahe stand. Dass du dich selbst runtermachst, entscheidest du, dass du denkst, du musst dich dafür schuldig fühlen, entscheidest du, dass du denkst, es sei Pech, entscheidest du, dass du denkst, dass du damit nicht freudig abschließen kannst, entscheidest du... Das ist für mich Selbstverantwortung - und damit ist jeder für sein Glück mindestens in einem gewissen Grade selbst verantwortlich. Das stimmt.

Ich möchte das nicht Verallgemeinern... es gibt auch Dinge, die für mich zutiefst ungerecht erscheinen und mich teilweise heftigst bewegen. Interessanterweise ist ein Mensch, dem man sagt "du hast Glück, du hast es einfach" dann manchmal sogar der Auffassung "du hast Glück, du hast ein so schwieriges und actionreiches Leben, hätte ich auch gern, muss richtig geil sein".
 
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"Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich" ist ein Satz von Menschen, die das Glück hatten, selbst verantwortlich sein zu dürfen. Darauf würde ich nicht viel geben.
Oder von denen, die für ihr Glück selber gar nichts machen mussten. 😉

Wenn man in der Kindheit und Jugend eine Last aufgebunden bekommt, dann schwingt sich später der Schmiedehammer des Glückes nicht mal so.

Mit einer förderlichen, gesunden Umgebung, die einen in seinem Selbstbild, seinem Selbstwert, seinen sozialen, geistigen, kreativen Fähigkeiten fördert, geht das wie von selbst, behaupte ich mal.

Und wenn man in den ersten 20 Jahren laufend heruntergemacht und tyrannisiert wird, man immerzu in in seiner Art, seinem Aussehen, seinem Verhalten und wie man so ist Vorwürfe bekommt, dann kann einen das richtig heftig ausbremsen.

Kommt aber auch auf die Persönlichkeit an, wie man mit der seelischen Dauerbelastung umgeht. Typ 1 wird selber gefühlsroh und gibt diese Erlebnisse weiter. Hat die Tendenz zum Aloch, wird bösartig, tyrannisch. Mit der Neigung zum seelischen Missbrauch an denen, die sich nicht entziehen können uswusw.. Typ 2 wird unsicher, sieht die Schuld an sich, hat entsprechend Probleme mit seinen Mitmenschen z.B. in der Arbeit, lässt sich viel gefallen, kommt nicht gut voran, etc..

Typ 1 wird weit mehr Erfolg haben, weil er nicht angegriffen wird. Menschen sind feige, die trauen sich nur an den unsicheren Typ 2, an die, die sich klein fühlen und treten dann gerne rein. Der gefühlsrohe Typ 1 ist davon befreit und hat seine Gönner und Unterstützer. Während der sensible Typ 2 nicht weiß, wie ihm geschieht und weiterhin die psychischen Belastungen durch die Mitmenschen zu tragen hat.
 
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Das ist aber sehr schwarz-weiß, lieber Pinguin.

Ich bin fertig gemacht worden wie die Sau, inklusive seelischer und körperlicher Angriffe, habe schlimme Erfahrungen mit Männern gemacht, hatte (und habe teilweise heute noch) riesige Komplexe, war extrem unsicher und habe zwar ein Studium, aber bisher keinen Erfolg damit, dafür aber noch einige Ausbildung vor mir.

Und ich bin weder ein gefühlloses ALoch geworden noch bin ich isoliert und introvertiert und auch wenn ich keine dicke Karriere gemacht habe, so komme ich für mich selbst auf und tue das, was ich eben tun kann.

Und ich bin wahrlich nicht besser oder fähiger als andere. Ich habe sicher mehr Fehler als ein Hund Flöhe, aber wegen Flöhen schlägt man doch keinen Hund tot.

Ich habe auch oft das Gefühl, an der Welt zu zerbrechen. Aber ich versuche Dann, bei mir zu bleiben.

Ich glaube nicht, dass sich da so ein rigides Bild zeichnen lässt. Das schränkt noch zusätzlich ein.
 
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Finde das ist wieder eine Diskussion die nur zu Streit führen kann...

Es gibt Menschen die sind davon überzeugt jeder könnte mehr oder weniger "alles" werden. Das es eine Frage der inneren Einstellung ist und man seine Gefühle umlenken kann. Je größer das Hindernis desto mehr Anstrengung wird aufgebracht um es zu überwinden.

Es gibt Menschen die sind davon überzeugt dass es so etwas wie einen "freien Willen" nicht gibt. Das wir durch unsere Genetik und unsere Erfahrungen geprägt seien und diese Prägung sich nicht abstreifen lässt. Sie manifestiert sich in der Art wie wir auf Hindernisse reagieren.

Was davon der Wahrheit entspricht lässt sich wohl kaum feststellen.
Teilweise finde ich aber das etwas mehr Toleranz bei der "Du bist deines eigenen Glückes Schmied"-Fraktion angebracht wäre.

Viele Charaktereigenschaften die von diesen Personen meiner Erfahrung nach als schlechter bewertet werden (Sensibilität, Introversion, Melancholie, Grübelei, etc.) führen in unserer Gesellschaft in der Regel nicht zu Erfolg. Aber bedeutet dass tatsächlich sie seien minderwertig?

Ich glaube Menschen deren Verstand eher von ihren Gefühlen kontrolliert wird als andersrum müssen ihren Weg zum Glück anders finden. Um es metaphorisch auszudrücken sind sie nicht der Schmied, sondern das Stück Metall auf dem Amboss.
Der Schmied muss lernen seine Umgebung zu verändern und das Metall muss lernen zu akzeptieren was es nicht ändern kann.

Grundsätzlich finde ich aber das jeder sich den Unterschied zwischen Mitleid und Empathie bewusst machen kann... Mitleid zeigt sich häufig als Aberkennung, bzw. kleinreden der Hindernisse anderer. Meiner Meinung nach ist es die Angst annehmen zu müssen das man selbst (auch) nicht die Kontrolle hat.
Finde es im Gegenteil viel bequemer ein Problem hinter "Wenigstens hast/kannst du aber ..." zu stellen. Sich tatsächlich in jemanden einzufühlen und seinen Schmerz uneingeschränkt mit zu fühlen ist schwieriger. Dasselbe gilt für die Art wie man seinen eigenen Problemen begegnet.
 

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