Du solltest dir beim Jura- Studium aus dem Kopf schlagen, dass das Ziel der ganzen Sache sei, die Welt besser zu machen "durch bessere Urteile". Arbeitest du später als Anwalt, musst du dir vor Augen halten, dass auch ein Mandat vor dir sitzt, der die Tat wirklich begangen hat.
Mach dir klar, dass es am Ende nur die Wenigsten auf den Richterstuhl schaffen! Rechne doch mal,...die maximal erreichbare Punktzahl ist 18, überglücklich sind alle, wenn sie im Schnitt 9 Punkte erreicht haben (Prädikatsnote oder "Vollbefriedigend"), 90 % landen bei 4-7 Punkten.
Natürlich können mathematische Fähigkeiten nicht schaden, weil das beweist, dass man logisch denken kann, was für Jura enorm wichtig ist. Aber mein Dozent sagt immer: "Wäre ich gut in Mathe, hätte ich Mathe studiert und nicht Jura". Will meinen: Für Jura ist es wichtig, mit dem Gesetz umgehen und es auf unbekannte Sachverhalte anwenden zu können. Das hat rein gar nichts (um mit der weit verbreiteten Meinung aufzuräumen) mit Gesetzestext- Auswendiglernen zu tun. Das Gesetz hat man im Examen schließlich dabei. Demnach sind Mathematikfähigkeiten kenie Grundvoraussetzung.
Jetzt zum Studium...Das hat in den ersten Semestern wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Du lernst "lehrbuchartig" und bekommst Fälle, die du im Gutachten lösen musst und zum Ergebnis kommst, ob sich die Person A oder B strafbar gemacht hat, oder die eine gegen die andere Person zivilrechtliche Ansprüche hat. Dabei gilt es Unmengen an Theorie und Meinungsstreitigkeiten zu lernen und zu bewältigen, das Gesetz auszulegen und Transferleistungen auf einen unbekannten Sachverhalt zu leisten.
"Verhandeln" wirst du im Studium auch nicht...streich dir das aus dem Kopf, das Studium, hat wie bereits erwähnt, wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Das kommt erst später, im Referendariat, wenn du das erste Examen in der Tasche hast und die Uni damit abgeschlossen hast.
Und jetzt rechne nochmal...du hast Regelstudienzeit von 9 Semestern (die die meisten, wie ich selbst, sowieso überschreiten, da die Vorbereitung auf das Examen einem alles abverlangt und es gilt Massen an Stoff zu bewältigen) wenn alles gut läuft (und dann musst du es echt drauf haben) bist du dann schon fertig und fängst mit dem Referendariat an, das zwei Jahre dauert. Daran schließt sich das zweite Staatsexamen. Ob man das (11 fünfstündige Klausuren plus eine Mündliche) auf Anhieb schafft ist fraglich. Man muss immer mit einem Zweitversuch rechnen und diesen einkalkulieren.
Was ich damit sagen will...bis man sein angestrebtes Ziel erreicht hat, dauert es verdammt lange. Dabei solltest du dir sicher sein, ob du es wirklich studieren möchtest und nicht blauäugig an die ganze Sache herangehen.
Natürlich möchte ich dir nicht den Mut nehmen, Jura zu studieren. Du solltest es allerdings nur tun, wenn du wirklich Spaß an der Sache hast und es dich 100 prozentig interessiert. Wenn das der Fall ist, kann es richtig Spaß machen. Dennoch ist es nicht mit einem Bachelor- Studiengang zu vergleichen, bei welchem man jedes Semester seine 5-6 Klausuren schreibt und auf einen keine "Hammerprüfung" am Ende wartet.