Ich kann nur den Kopf schütteln zu Beiträgen wie "Schüler brauchen kein Mathe, sondern müssen zuerst über Missstände aufgeklärt werden". Und wie will man gegen Missstände kämpfen, wenn die Gegenseite mit Statistiken und Zahlen argumentiert? Wie soll denn jemand Missstände in der Politik begreifen, wenn er am Wahlabend nicht den Unterschied zwischen Prozent und Prozentpunkten weiß oder Missstände im Wirtschaftssystem?
Auch die Schul-Erfahrungen anderer Foristen sind ziemlich obsolet, wenn das Problem einfach darin liegt, dass in den zurückliegenden Schuljahren der Schüler so ziemlich alles versäumt wurde.
Das Theater durchfechten, den Karren gegen die Wand fahren lassen?
Ja bitte, unbedingt. Alle Lehrer zusammen. Und dann einen offenen Brief ans Ministerium schicken. So wie damals der Hilferuf der Rütli-Schule. Darin darauf hinweisen, dass es nicht die Schuld der Schüler ist, wenn vorher so viel falsch gelaufen ist und dass diese Schüler eine Nachqualifizierung verdient haben. Denn die brauchen sie, auch wenn ihnen alle Bildungsinstitutionen irgendwelche wertlosen Zeugnisse hinterherschmeißen. Denn irgendwann kommt der Tag der Wahrheit. Die Arbeitgeber werden schon erkennen, wer wieviel weiß. Zur Not machen die ihre eigenen Tests. Und dann sind deine Schüler noch älter, dann ist es zu spät.
Ich würde auch den Schülern klar sagen, welche fachlichen Defizite sie haben, was der Lehrplan verlangt, und dass du sie so eigentlich gar nicht sinnvoll unterrichten kannst. Und den Eltern auch. Die müssen letztlich auch einsehen, dass irgendwann mal die fehlenden Kenntnisse ein Problem werden. Wenn nicht an der Schule oder Uni, dann irgendwann im Leben.
Die Alternative wäre, Zeugnisse voller Lügen auszustellen. Und irgendjemand muss diese verantwortungslose Politik ja auch mal stoppen, und wer, wenn nicht die, die sie tagtäglich erleben und auch ausbaden müssen, soll dagegen die Stimme erheben?
Im Spiegel war vor vielleicht einem Jahr übrigens mal ein Artikel, in dem genau solche Zustände an Berufskollegs geschildert wurden.