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Ich hatte gestern ein paar interessante Gespräche an meiner Schule. Ich bin ja neu und quasi noch nicht richtig drin. Also betrachten mich alle noch etwas als Außenstehenden.

Naja, im Gespräch mit den Schülern erfuhr ich, dass die Lehrer am beliebstesten waren, die forderten aber klare Ansagen machten, was zu lernen ist.

Die Lieblingslehrerin war eine strenge Russin- die ist wirklich keine Kuschelpädagogin. Der Komentar der Schüler: "Ja, sie ist sehr streng und verlangt sehr sehr viel, aber wir wissen immer ganz genau, was wir lernen sollen und was drankommt. Sie macht tolle Projekte auch wenn die zeitaufwendig sind"

Aha- also offenbar sehen die Schüler das ähnlich, wie viele Lehrer.

Komisch, dass dieser "Kuschelunterricht" dann vom Ministerium so stark forciert wird, wenn ihn eigentlich keiner will.


Das andere Gespräch hatte ich mit der Direktorin über die wachsende Zahl von Depressionen unter den Schülern. Sie meine, Kinder seien ja durch ihre Körperliche Veranlagung (Hormonaushalt und Bewegungsdrang) nahezu geschützt vor endogenen Depressionen. Die Ursache ist in den allermeisten Fällen exogen. Es sind auch selten Probleme mit anderen Schülern, oder mit sonst was, sondern in den meisten Fällen der Leistungsdruck der Eltern. Der wird immer immenser. Ich sehe so viele Kinder die leiden. Ich möchte manchmal die Eltern verprügeln, weil sie ihren Kindern sowas antun.

Da gibt es Kinder, die bekommen Streß wegen einer 3 in Sport. Meine Mutter hätte dazu nur gesagt: "Na und? Ist halt nicht Dein bestes Fach- was solls?" Aber jetzt gehen Eltern dafür auf die Barrikaden, stecken ihre Kinder in Reihenweise Förderunterricht, und lassen sie die Ferien durchpauken.

Das schlimmste: Sie messen die Leistung NUR an der Zahl. Wir alle wisen: Noten sind Momentaufnahmen, Zufallsprodukte und auch Glückssache. Das wissen die Eltern offenbar nicht. Denn zB ein Lob des Lehrers zählt für sie nix. Nur die Note. Sie wollen Etiketten auf ihren Kindern kleben haben: Quasi Gütesiegel! wenn man aber das Gütesiegel des Kindes von sowas unberechbarem wie Noten abhängig macht, dann muss das Kind doch leiden.

Es geht nicht mehr um die Begeisterung des Kindes, oder um das erworbene Wissen, sondern schlicht um die Note. Wie schrecklich. Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere: Da gab es auch schlechte Noten, aber es gab auch die Meinung der Lehrer und wenn die zB sagten, ich hätte das gut kapiert, aber zB in der Schulaufgabe etwas Pech gehabt, dann war das doch schon ganz OK. Zumindest für meine Mutter. Und es gab auch den Spaß und die Veranlagung: Manchmal mag man ein Fach einfach nicht: Dann gibt man sich eben mit mittelmäßigen Noten zufreden, was ja auch vollkommen OK ist. Heute musst Du als Schüler in ALLEM gut sein.

Mir tun die Kinder unglaublich Leid. Ich sehe sie inzwischen eher als Verbündete im Kampf gegen ihre Eltern und das Bildungssystem.

Ehrlich: Wo so viele Kinder Depressionen, Magersucht, Burnout, oder sonst was bekommen, läuft was falsch!

Eltern halten sich für gute Eltern, weil sie ihre Kinder nicht mehr schlagen, aber manchmal kommt es mir vor, asl wären die seelischen Verletzungen, die heute zur allgemeinen Erziehung gehören weit aus größer.

Ich habe neulich im Zug mal so eine "Moralpredigt" eine Mutter an ihre Tochter mitangehört. ca eine halbe Stunde redete sie- immer ruhig, aber kalt und vorwurfsvoll auf das Kind ein, das sichtlich unter dem psychodruck litt. Ich hab ja selber schon gelitten- einfach nur vom zuhören. Ich dachte mir wirklich: Besser, sie hätte dem Kind eine Ohrfeige gegeben und es danach in Ruhe gelassen, als so eine Moralpredigt auf dieses arme Mädel loszulassen. Schrecklich!


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