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Kann man einem 86-jährigen noch Lebensmut vermitteln?

Mipft

Aktives Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

die Frage steht ja schon oben. Hintergrund: mein Vater, völlig klar im Kopf, redet mittlerweile sehr oft davon, dass er ja wohl nicht mehr lange da sein wird. Ja, ist wohl richtig, aber so wirklich todkrank ist er eigentlich auch nicht. Er ist extrem eingeschränkt, was Bewegung angeht, hasst aber trotzdem den Rollator. Und natürlich hat er altersbedingte Beschwerden. Am erschreckensten ist die Tatsache, dass die Tagesform sehr schwankt. Ich habe vorletztes WE noch mit ihm verbracht und Samstag mit ihm telefoniert, da war er noch mein "starker" Vater. Heute klang er wie ein völlig anderer Mensch. Alt und des Lebens überdrüssig. Es gibt eigentlich keinen Grund dafür, dass er kurzfristig das Zeitliche segnet, es sei denn, er will einfach nicht mehr.
Ich musste nach dem Telefonat erst mal ein Ströphchen abheulen.
Mir ist durchaus bewusst, dass das Leben irgendwann ein Ende hat, aber ich würde ihm gerne noch etwas Kraft schenken.
 

Callia80

Aktives Mitglied
Hallo Mipft,

dass tut mir sehr leid mit deinem Vater, aber vielleicht hast Du Recht und er ist mit 86 Jahren das Leben 'leid'?

Kannst Du Zeit mit ihm verbringen?

Mir kam gerade eine Idee, ich weiß nicht wie gut sie ist: Ein Fotoalbum mit den schönsten Momenten aus dem Leben? Macht vielleicht Hoffnung auf mehr :)

Ich hoffe und wünsche euch, ihr könnt noch viel Zeit miteinander verbringen!
 

Shorn

Sehr aktives Mitglied
Ich war wiedermal im Fotoladen als dort ein älterer dem Anschein nach gut situierter Herr eintrat.
Er legte 10.000 Euro auf den Thresen und meinte er wolle mit Fotografieren anfangen und eine Ausrüstung erwerben.
Er sagte das wenn er nicht jettz anfinge, wann dann.

Wir schaute uns alle an und waren baff. Soviel zum Lebensmut.

Der Mann war übrigens auch 86
 
Zuletzt bearbeitet:

CAT

Aktives Mitglied
Zur Frage im Titel: Ja
Ob das allerdings bei deinem Papa klappt, kann ich dir leider nicht sagen.

Viele Menschen "bauen ab" wenn sie z.B. einen Schicksalsschlag erleiden müssen wie z.B. Verlust durch Tod oder Trennung des Partners, eines Kindes usw. usf.

Meine Großmutter seitens meines Vaters verstarb beispielsweise nur 6 Monate nachdem ihr Mann an Darmkrebs verstorben war. Eigentlich war sie gesund.....sie wurde nur 71 Jahre alt.

Ich kenne einige solcher Beispiele. Einsame Menschen, sehr sensible Menschen, Menschen die sich selbst als Last empfinden, latent depressiv sind, Verluste nicht verarbeiten können .....hier wird es schwer mit dem Vermitteln von Lebensmut,

Was macht dein Papa denn gerne? Hat er Hobbies? Gibt es Seniorentreffs die ihm gefallen könnten....Fragen über Fragen ;-)
 

Shorn

Sehr aktives Mitglied
Komischer Typ.

Ansonsten kann man 86 doch mal traurig sein, dass man demnächst sterben wird.
Meine Mutter ist auch über 80 und es tut ihr auch sehr weh, dass das Ende absehbar ist.
Kann schon verstehen, wenn man dann denkt alles hat keinen Zweck mehr
Leben und sterben sind der Kreislauf dem alles unterliegt vom Menschen bis zum Samenkorn.
Ich mache mir da keine Gedanken man lebt und irgendwann stirbt man halt, ich mache mich da nicht verrückt.
 
G

Gelöscht 125794

Gast
Sich in hohem Alter befinden, ist sicherlich nicht einfach.
Körperlich eingeschränkt befasst sich der Mensch zwangsläufig viel mit sich selbst -, müht sich -, übt -, verzagt- erträgt -, ist enttäuscht.
Möglicherweise allein lebend und nicht sofort mit jemandem sprechen können. Er grübelt. Und das ist es vielleicht, was Stimmungsschwankungen erzeugt. Wo denn - in einer Art Todesahnung - könnte er es sich noch "gemütlich" machen?

Angehörige und Freunde, die das miterleben, sollten versuchen, ihn abzulenken.
Ihm dadurch "Kraft schenken", dass man ihn hinlenkt zu Möglichkeiten.
Vielleicht ist er ja noch in der Lage, einen Computer zu bedienen. Dann ab ins Internet.
Oder ein Tagebuch führen.
Oder sich durch hobbys ablenken: malen, dichten ...
Sein Leben aufschreiben (Biografie) - als Hinterlasenschaft für seine Angehörigen.
Zum Fenster hinaus fotografieren, was sich da gerade bewegt.

Und die Aufgabe der Angehörigen dabei ist es, ihm heiter und gelassen zu begegnen, ihn zu loben, zu ermutigen, nach Wünschen zu fragen und ihm diese möglichst zu erfüllen.

So sind meine Gedanken zum Versuch, "Lebensmut zu vermitteln".
Und das natürlich auch nicht nur alten Menschen.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Die Nachbarin vom Freund hat jetzt den 84. Geburtstag gehabt, ich kenne sie seit fast fünfzehn Jahren und sie wird einfach nicht alt. In meinen Augen ist sie nicht alt.
Früher waren das für mich alle, die sechzig waren, was will der noch, der ist uralt. So verschiebt sich die Sicht.
Also, dein Papa ist zeitlos, unverändert innen drin und sicher wäre er froh, wenn man mit ihm nicht umgeht wie mit einem uralten Sterbenden.
Nimm das nicht so tragisch, wenn er diese Stimmung hat, die kannst du ihm lassen, nebenher aber erinnere dich daran, dass auch du keine Besuche magst, wo man nur besucht, um höflich zu sein und seine Pflicht zu erfüllen.
Mach mal einen Papatag, nur so, sei länger in seiner Nähe, sortiert etwas zusammen, legt die Fotos auf den Tisch, die beim Anschauen wie von selbst zurückbeamen in diese Zeit, wo sie entstanden sind, oder fang damit an, aufzuzählen, was dir gefallen hat, wenn er dies tat, oder jenes machte und dann frag ihn nebenbei aus, wie es so war, als er das erste mal ausging, wie er lebte als Kind, was ihm gefiel, was nicht und so weiter- alleine durch das Nachdenken und sich versuchen zu erinnern geht er gedanklich mit und muss dann raus aus seiner Welt, in der er grad war. Das ist, wie wenn du mit ihm einen Ausflug gemacht hättest, während du da warst.
Ein Mann, den ich kannte, der hat sich mit 86 noch einen neuen Toyota gekauft und sich versehentlich orange Haare gefärbt, weil er zu wenig lange einwirken ließ, der war schrecklich eitel. Ich habe mich furchtbar gerne mit ihm und seinem Kumpan zusammengesetzt und es sehr genossen, mich mit ihnen zu unterhalten. Nach so einer langen Reise ( über achzig Jahre durch die Lebensgeschichte) da gibt es viel zu erzählen. Für mich war das sehr, sehr, sehr interessant, auch was die Nachbarin so mitgemacht hat, wie es kam, ich glaub, das ist der größte Liebesdienst überhaupt, sich Zeit zu nehmen zum ausgiebig plaudern lassen. Nicht, hallo wie gehts, hast du Schmerzen, soll ich dir Tee machen...? Dann nach zehn Minuten auf die Uhr sehen...so hat man nie die Linie gefunden, wo man sich echt trifft. Das ist, wie wenn man vorbeifliegt. Verweile ohne Eile.. bis er wieder blüht.
 
G

Gelöscht 125794

Gast
Mit 86 Jahren gehört jemand ja auch zu den sogenannten "Kriegskindern".
(Dieser Begriff wurde vor mehreren Jahren - ich glaube von der HAZ - geprägt.)

Man könnte den alten Herrn ja einmal fragen (- unter dem Hinweis: ich interessiere mich, was damals los war -), ob er von damals etwas erzählen würde.

Hier aber Vorsicht: wenn ihn seine Erlebnisse und Erinnerungen aufregen, dann schnell wieder aufhören mit diesem Themen-Bereich..
 

Kirschblüte

Aktives Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

die Frage steht ja schon oben. Hintergrund: mein Vater, völlig klar im Kopf, redet mittlerweile sehr oft davon, dass er ja wohl nicht mehr lange da sein wird. Ja, ist wohl richtig, aber so wirklich todkrank ist er eigentlich auch nicht. Er ist extrem eingeschränkt, was Bewegung angeht, hasst aber trotzdem den Rollator. Und natürlich hat er altersbedingte Beschwerden. Am erschreckensten ist die Tatsache, dass die Tagesform sehr schwankt. Ich habe vorletztes WE noch mit ihm verbracht und Samstag mit ihm telefoniert, da war er noch mein "starker" Vater. Heute klang er wie ein völlig anderer Mensch. Alt und des Lebens überdrüssig. Es gibt eigentlich keinen Grund dafür, dass er kurzfristig das Zeitliche segnet, es sei denn, er will einfach nicht mehr.
Ich musste nach dem Telefonat erst mal ein Ströphchen abheulen.
Mir ist durchaus bewusst, dass das Leben irgendwann ein Ende hat, aber ich würde ihm gerne noch etwas Kraft schenken.
Mein Vater ist 96 und nicht immer ganz klar. Die Stimmungsschwankungen kenne ich bei ihm auch, als hätte man es mit 2 verschiedenen Personen zu tun. Medikamente spielen sicher auch eine Rolle. Er denkt überhaupt nicht daran, dass er mal sterben könnte und hat noch Pläne.
Eine Verwandte, 93 J. , ist fit im Kopf und kann sich noch ganz gut bewegen, hat aber so gar keinen Lebenswillen mehr und sagt, es sei jetzt genug.
Mit beiden habe ich einen unterschiedlichen Umgang. Meinen Vater kann ich recht schnell wieder aufbauen, wenn ich ihm Post oder kleine Geschenke schicke oder meinen Besuch ankündige.
Die Verwandte besuche ich auch ab und zu und bringe ihr z.B. selbstgebackenen Kuchen mit.
Ich denke, Zeit und Zuwendung ist das, was wir schenken können. Positive Gespräche, ein kleiner Spaziergang im Park, ablenken von negativen Gesprächen, einfach da sein in diesem letzten Lebensabschnitt.
 

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