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Kann man seinen depressiven Partner verlassen?

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norddeutsch(Gast)

Gast
Hallo Zusammen

Eine Frage: Kann man seinen depressiven Partner verlassen?
Ich bin die einzige Person, mit der er reden kann neben seinem Therapeuten. Er hatte einen schlimmen Anfall von "Die Welt wäre besser ohne mich, wer würde mich scho vermissen". Ausserdem fühlt er sich von mir nicht gewollt und abgewiesen. Er braucht so viel Nähe und ich nicht. Teilweise birngt es mich dazu, an meinen Gefühlen zu zweifeln. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass alles, was ich sage, nicht zählt. Ich habe ihm schon mehrmals gesagt, dass er mich unter Druck setzt und er hat gesagt, er verstehts und es tue ihm leid, aber im gleichen oder nächsten Satz tut er es schon wieder. Die Situation ist (obwohl erst seit knapp zwei Wochen so) schon völlig zu vile für mich und macht mich fertig. Wir sind erst 10 Wochen oder so zusammen.
Das nur so als kleine Info.

Danke!
 
Hallo Gast,

Depressionen ist eine ernstzunehmende, meist langwierige Erkrankung. Sie beeinträchtigt oft nicht nur die Stimmung, sondern auch das gesamte Erleben und Verhalten des Betroffenen.

Beim Umgang mit diesen Menschen ist es sinnvoll, bestimmte Regeln zu beachten (..findest Du hier im Internet). Es ist oft viel Geduld notwendig. Es wird ein langer Weg der kleinen Schritte. Auf keinen Fall darfst Du ihn unter Druck setzen; das führt zu nichts. Er kann bestimmte Zusammenhänge noch nicht erkennen, richtig einordnen und sein Verhalten kurzfristig anpassen. Er ist vermutlich derzeit nicht ohne weiteres in der Lage, sich in Deine Person zu versetzen und Situationen aus Deiner Sicht zu beurteilen. Das braucht Zeit.

Hast Du diese Zeit?

Bist Du bereit diesen evtl. langen Weg gemeinsam mit ihm zu gehen?

Freundliche Grüße

John
 
Vor vielen Jahren verliess ich meinen depressiven Partner.
Ja, das ging.
Das musste sogar sein!
Ich hätte mich sonst selbst verloren UND ihm geschadet.
Ich ging. Es war sehr schwer auch für mich.
Er versank unter der "wärmenden Decke der Depression" und ich stand dar und hatte den Schutz nicht. Ich musste lernen, dass ich mich längst abhängig gemachte hatte, von dem, wie es ihm gerade so ging.

Ohne die Hilfe meiner damaligen Freunde hätte ich nicht einmal den Absprung gewagt.
Und er sagte mir später: wäre ich nicht gegangen, er hätte keine professionelle Hilfe angenommen, obwohl ich ihn lange schon darum gebeten hatte dies zu tun.

Pauschal aber kann Dir sicher niemand sagen, ob es für Dich besser ist, zu bleiben oder zu gehen.

Manchmal muss man in Partnerschaften eben auch eine kleine oder sogar ganz grosse Strecke durch den "Mist".... . Und manchmal macht eben Sinn, sich schon früh zu verabschieden. *achselzuck*

Wohin tendierst Du denn jetzt so nach Deinem Gefühl für Dich ehr?

Liebe Grüsse!
Landkaffee

Wie wäre es mit einem Gespräch zu Dritt? 1 Thera, dann er und Du?
 
Natürlich kann man einen depressiven Partner verlassen! Depressionen sind doch kein Klebemittel....Liebesbeziehungen dürfen nicht mit therapeutischen Interventionen verwechselt werden. Für eine Beziehung ist es wichtig, ob man sich liebt. Und dann sind auch Krankheiten zweitrangig. Wenn man sich aber nicht liebt, sollte man nicht aus falscher Verpflichtung zusammenbleiben.
 
das was landkaffe beschreibt, habe ich auch erlebt. mir wurde das klar, nachdem eine bekannte wiederum ihren mann verlassen hat mit den worten "er soll erst einmal sich selbst wieder in ordnung bringen" (natürlich hier im abgekürzten sinn). ich habe es auch lange versucht, damit klar zu kommen, rücksicht zu nehmen, nichts auf mich persönlich zu beziehen - aber was bleibt dann????
der depressive kann sich sogar daran gewöhnen, erzählt dir nur die schlimmsten sachen, frohe momente teilt er mit anderen (bei denen er sein "gesicht" wahrt) - ich konnte nicht helfen! ich bin gegangen - und es hat beim ihm einen RUCK gemacht.
nach 9 monaten sind wir wieder zusammen - 🙂
 
ich wäre vorsichtig, wenn jemand solche Äußerungen macht.
hatte ne Freundin, der hat ihr Freund damit gedroht sich umzubringen, wenn sie ihn verläßt.
so konkret ist es zwar bei dir nicht, aber diese Angst, dass es Konsequenzen haben könnte, weil du ihn verläßt, hast du bereits.

nach 10 Wochen Beziehung sehe ich keinerlei Anlass zur Verpflichtung.

davon abgesehen: wenn du jetzt klein beigibst, merkt er sich das und wird das immer wieder ausnutzen, dass es so hilfsbereite und mitleidige Menschen wie dich gibt.
der soll sein Leben gefälligst allein in den Griff kriegen.
das sag ich jetzt allerdings nur so abfällig, weil sich das bei dir eher so liest, als wär das ein Waschlappen, der ne Depri-phase schiebt.

hilfsbereit und Mitleid in allen Ehren, aber überleg dir, ob du dich wegen ner 10 wöchigen "Liebelei" für die nächste Zeit von ihm runterziehen lassen willst.

lass dich von deinem moralischen Kompass nicht verar***** und gib dem Typen erstmal den Laufpass.



Skynd
 
Hallo Gast,

ja... Sei fair, gehe nicht "heimlich" und lasse dich nicht "erpressen"/unter Druck setzen.

Nach dem, was du schilderst, befindest du dich bereits in einer Abhängigkeit, wobei er der aktive Part ist.

Wenn du das nicht ertragen kannst und dich schlecht fühlst und keine Pespektive siehst, geh ...

Alles Gute.
 
Trenn dich und geh emotional auf Abstand. Werd nicht zum seelischen Mülleimer. Dafür ist der Therapeut zuständig und der wird auch wenigstens bezahlt dafür und weiß auch wie man damit umgeht. Solange du da bist gibts eine Person die ihn immer wieder ein Gefühl von Trost und Schutz gibt wie die Mutter seinem Kind wenn es noch klein ist. In dieser Situation richtet er sich bewusst oder unbewusst bequem ein wenn du für ihn da bist. Es wird dich runterziehen und ihn daran hindern aus seiner Depression herauszukommen.
 
Hallo norddeutsch: Trennung ja, ist möglich. Kann sogar notwendig sein, wenn du dich und deinen Gefühlshaushalt schützen willst.

Da ich aber vermute, daß - im Falle, daß er sich dann tatsächlich etwas antut oder es versucht, du mit schweren Schuldgefühlen belastet werden würdest (darin besteht ja die emotionale Erpressbarkeit) würde ich dir raten, dir bei einem Sozialpsychiatrischen Dienst oder einer psychosozialen Beratungsstelle Rat einzuholen, auf welche Weise du mit dir und mit der Trennung umgehen kannst.
 
Ja, man kann seinen depressiven Partner verlassen... du hast keinen Vertrag unterschrieben, der dir gebietet, auf immer mit ihm zusammenzusein, weil er krank ist... du solltest dir aber überlegen, ob und wie sehr du ihn liebst und - wenn dir sehr viel an ihm liegt und du DAHER mit ihm zusammenbleiben willst - klare Absprachen treffen, wie sehr er sich auf dich stützen kann.
Du bist nicht sein Therapeut... und wenn man so etwas nicht von vornherein klärt, dann entsteht ein großes Ungleichgewicht, das beiden schadet.
 

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