[QUOTE="Tuesday, post: 1123439, member: 12993"]
Eine Freundin von mir erzählt zwei Geschichten.
Als sie so sieben, acht war, hatte sie nach der Schule mal völlig die Zeit vergessen und kam erst am späten Abend nach Hause. Ihre Mutter hatte den ganzen Tag über schlimme Ängste ausgestanden, weil sie keine Ahnung hatte, wo das Töchterchen sich rumtreibt. Die Konsequenz war die erste und einzige Tracht Prügel ihres Lebens.
Heute im Erwachsenenalter kann sie die Mutter verstehen und Narben hat das nicht hinterlassen. Sie versteht und kann verzeihen.
Als sie so vierzehn, fünfzehn war, passierte Folgendes: Sie hatte ihrem Vater vom Taschengeld 20 Mark geliehen. Eines Tages wollte der Vater, dass sie zu einem Fest geht und dort mit ihm ein Lied vorträgt. Das lehnte sie aber massiv ab, weil sie es hasste und sehr schüchtern war. Ihr Vater sagte darauf hin, dass sie dann auch die 20 Mark nicht zurückbekommt.
Das hat sie sehr verletzt. In dem Moment hat er nämlich massiven Druck (= Gewalt) ausgeübt, um sie in seine Vorstellungen zu pressen. Er hat sie nicht wahrgenommen und sie nicht respektiert.
Das hat sie ihm nie verziehen und hasst ihn noch heute dafür.
Eine gewaltfreie Kindheit werden wir, so sehr wir das auch möchten, unseren Kindern nicht bieten können. Was wir ihnen aber bieten können und was viele Verletzungen heilen kann, ist ein respektvoller Umgang mit dem Kind.
Ich lehne jede körperliche Züchtigung ab. Aber ich habe Verständnis dafür, wenn der Klaps auf den Po passiert.
Da wo man das Kind wahrnimmt, wo man ehrlich mit ihm umgeht und es respektiert, kann es mit den Fehlern der Eltern umgehen und sie verarbeiten. Das halte ich ehrlich gesagt für sehr viel wichtiger, denn im Leben stoßen wir nun mal nicht auf perfekte Menschen, die immer lieb und süss sind.
Tuesday
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