Kompromisse vs. zu klare Vorstellungen beim Kennenlernen

Hello an Alle.

Ich bin jetzt 44 Jahre alt geworden, seit vier Jahren Solo und bin jemand, der viel mit seinen Hobbys, weniger mit Reisen, Freunden oder Weggehen zu tun hat. Bin in zwei Sportvereinen aktiv, habe hier auch Freundschaften, die ich aber nicht wie viele andere, ständig sehe, mache also auch sehr gern mein eigenes Ding.

Ich habe vor einem Jahr wieder angefangen, etwas offener zu werden und bin zum ein oder anderen Date gekommen, nicht online, sondern über Kollegen , Freunde, Verwandte, also über eher alltägliche Situationen. Man kann sich da vorher nicht so abklappern über klare Fakten, wie online das der Fall ist. Ich möchte aber nicht online daten, das macht für mich keinen Sinn, muss jemanden direkt sehen und erleben.

Früher war ich ganz klar einorientiert: Keine Raucherin, möglichst Null Alkohol, viel Sport, solides Leben, keine Partymaus. "Früher" war die Auswahl auch eine ganz andere und meine Ex Freundinnen haben tatsächlich immer eine sehr ähnliche Einstellung gehabt wie ich, was den Alltag sehr einfach gemacht hat. Wenn wir einkaufen waren war klar: Es ist gesund, kein fast food und allein Rauchen, viel Alk und Party entsprachen nie meinem Lebensstil. Also diese gleiche Denkweise hat einfach den Alltag erleichtert. Was halt nicht zwangsläufig heißt, dass man sich sonst auch gut versteht, sonst wäre es ja einfach.

Und so gerate ich seit ich älter bin, mehr und mehr an Kompromisse. Neulich erst wieder eine sehr nette Frau kennengelernt, die halt wenig sportlich ist, Raucherin, eher Genießerin, trotzdem war es schön, mit ihr die ein oder andere Unternehmung gemacht zu haben, aber mehr und mehr mein Kopf mir klar machte: Lass das, das ist nichts für dich.

Anderes Beispiel: Eine etwas jüngere Frau, die unbedingt zwei, drei Mal im Jahr Fernreisen machen wollte, worauf ich nicht wirklich Lust habe, da habe ich auch gemerkt, jedes Wochenende unterwegs sein, was bei mir rein sportlich schon garnicht geht.....auch schwierig und wieder hat man sich echt gut verstanden. Auch hier habe ich den Kontakt heruntergefahren, weil der Kopf sagt: Lass das.

Jetzt ist mir klar, ohne Kompromisse läuft garnichts. Ich habe Vorstellungen, merke aber, die sind stellenweise zu klar, stellenweise bin ich wohl dann doch zu biegsam über meine Grenzen hinweg und würde gerne mal wissen, wie das bei euch ist?

Gibt es da Dinge, die man halt schlucken muss oder solange weitersuchen, bis wirklich das kommt, was den Vorstellungen entspricht?

Berichte mir mal meine Gedanken dazu, also meine Sichtweise. Manchmal kann es ja hilfreich sein, von verschiedenen Sichtweisen eine Sache zu betrachten.
Lebe in einer Partnerschaft 18Jahre. In dieser Zeit hat sich unsere Beziehung verändert, so dass ich fast sagen würde, wir haben 2, 3 unterschiedliche Beziehungen geführt. An einigen Punkten hätten wir uns sicher auch trennen können...
Wenn ich dann von anderen Menschen lese oder höre, wie diese über Dating und Beziehungen denken, formieren ich in meinem Kopf eher Fragen.
Wieso um alles in der Welt hat man einen Katalog an Vorraussetzungen im Kopf festgelegt, das kann doch niemals ein Mensch so erfüllen?
Kompromisse, ja, immer so, dass es auf der Wage die Haben Schale vielleicht etwas mehr gefüllt ist als der Einsatz, oder sogar, dass es sich die Wage hält.
In den ersten Jahren haben mich ein paar Dinge an meinem Partner gestört, und nach Abwägen habe ich z. Bsp. 1, 2 Sachen einfach los gelassen und gedacht, okay, das verändert der nie. Erstaunlicherweise hat er wieder 2, 3 Jahre später dann eine Sache verändert.
Noch eine Frage, die mir bei der Thematik immer mal wieder in den Kopf kommt:
Was suchen die Menschen denn eigentlich? Was ist das, diese Vorstellung von Beziehung? Ich denke, das hat doch nicht unbedingt was mit der Realität zu tun... im Leben kommt doch eh immer alles anders als man denkt und plant?

Eine Beziehung, die tragbar und lebbar sein sollte, ist für mich schlicht und einfach garnicht planbar. Keine Ahnung, wie wir uns gefunden haben, das Match war unbewusst. Aber wenn ich z. Bsp. hier im Forum von den Problemen mit Dating und Kennen lernen lese, bin ich mir ziemlich sicher, wenn ich ein nach meinem Partner erleben muss, dann werde ich vielleicht nie wieder eine*n finden.

Wünsche Dir jedenfalls trotz allem bei der Suche einfach nur Glück. Davon bin ich überzeugt, es ist schlicht Glück oder Pech...

Hi Herr Martin,
Es gibt Sachen, da kann man Kompromisse machen und welche, da sollte man sich lieber sagen: "Gut, dann passt es eben nicht" und die Finger davon lassen.
Wo man Kompromisse machen sollte und wo es sinnvoll ist, kompromisslos zu sein, muss dann jeder für sich selber wissen.
Eine Beziehung komplett ohne Kompromisse wird es wohl nicht geben.

Hallo,

das man gewisse Vorstellungen im Kopf hat, ist wohl normal. Eben auch Dinge, die einem selber wichtig sind, hätte man bei seinem Partner/ Partnerin gerne.
Aber dann entscheidet doch oft etwas anders und plötzlich sind diese Kriterien nicht mehr in Stein gemeißelt.
Wenn dein Kopf dir also weiterhin sagt: "Nö die nicht" weil x oder y nicht passt, dann ist da wohl auch kein "Knistern" entstanden denn sonst wäre Kriterium x oder y gar nicht mehr so wichtig.
Deshalb weiter die Augen offen halten, nicht von vornherein ausschließlich sondern zumindest die Chance auf ein Kennenlernen lassen.

Pareto-Prinzip:
20 % des Aufwandes reichen für 80 % des Erfolges.
Meist ist es es nicht wert, ungleich mehr Einsatz zu bringen (hier: weitere, Kompromisse) einzugehen, um 100 % (ein Partner wie nach Maß für einen geschneidert), zu bekommen.

Für mich persönlich reichen die 80 % weshalb ich noch immer mit meiner ersten und einzigen Frau zusammen bin (jetzt schon 20 Jahre).

Zumindest meine Erfahrung.

DerHerrMartin meinte:

Früher war ich ganz klar einorientiert: Keine Raucherin, möglichst Null Alkohol, viel Sport, solides Leben, keine Partymaus.

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DerHerrMartin meinte:

Jetzt ist mir klar, ohne Kompromisse läuft garnichts.

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Ich mach keine Kompromisse bei Punkten, die mir wesentlich sind. Was du da oben schreibst, hat Einiges mit Lebenseinstellung und -Führung zu tun, daher würde ich da keine Abstriche machen. Da bin ich lieber längere Zeit Single - und du schreibst ja über dich, dass du ganz gut darin bist, dein Ding zu machen.

Zunächst mal finde ich es gut, wie klar du dich reflektierst und klar weißt, wo das "Problem" liegt.

DerHerrMartin meinte:

Gibt es da Dinge, die man halt schlucken muss oder solange weitersuchen, bis wirklich das kommt, was den Vorstellungen entspricht?

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Es wird wohl immer gewisse Dinge geben, die man in einer (potentiellen) Beziehung schlucken muss.
Welche Dinge das jedoch sind, muss jeder ganz individuell für sich entscheiden.
Dir scheint Sport sehr wichtig zu sein.
Nun ist es durchaus ein Kompromiss, wenn die Frau nicht im gleiche Maße sportlich ist wie du, aber mit ner Frau, die Übergewicht hat und gar nicht sportlich ist, wird es halt dann auf Dauer eher nichts werden.
Da machen auch Kompromisse keinen Sinn.
Soweit die Theorie.
In der Realität gibt es keinen perfekten Partner und wichtig ist (zumindest in meiner Weltanschauung), dass BEIDE kompromissbereit sind.
Du nanntest z. B. das Thema Fernreisen.
Sie will 2-3 mal im Jahr.
Du vielleicht gar nicht.
Als Kompromiss könnte man hier sagen:
Einmal im Jahr machen wir sowas zusammen als Paar.
Wenn sonst alles passt und das die Frau deines Lebens ist, kann man da durchaus ein Stück entgegen kommen
Aber das muss auch immer auf Gegenseitigkeit beruhen.

Lege für dich fest, wo du keine Kompromisse machen willst, was für dich wichtig ist, das musst du dann eben durchsetzen bei der Suche nach der Richtigen. Wo kannst du dich eher anpassen, was kommt dir gar entgegen, auch das musst du für dich werten. Das wird nicht einfach sein, alles Gute hat man auch fast nie zusammen.

Die Frage ist halt, in wie fern kann man das miteinander vereinbaren. Bei bestimmten Dingen kann man Kompromisse eingehen und jeder macht sein Ding. Das sind jetzt keine lebenswichtigen Punkte die du nanntest zB Ernährung, wie oft man reisen mag, wie viel Sport jemand treibt. Man kann auch nur rausfinden, ob es trotzdem passt, wenn man sich drauf einlässt. Trotzdem kann man sich doch gut verstehen und es stimmt zwischen einander, auch wenn die Eckpunkte nicht 100% übereinstimmen. Denn was bringt es eine Beziehung zu einer aufzubauen, die zB sportliche Nichtraucherin ist und gesunde Ernährung achtet, wenn bei euch Zwischenmenschliche dann nicht stimmt. Jemanden zu finden die all das vereint (sportlich, Nichtraucherin, möglichst Null Alkohol, gesunde Ernährung, aktiv aber nicht zu aktiv bzgl Reisen) und dann noch ihr euch super versteht und anziehend findet, ist halt wie ein Sechser im Lotto.

Ich denke, wenn eine davon die Richtige wäre, würden dich diese Punkte nicht so stören, dann wäre dir das alles egal, weil du Schmetterlinge im Bauch hast.
Und umgedreht: wenn sie nicht die Richtige ist und dich stört jetzt schon einiges, werden dich genau diese Dinge später auch stören, wenn der Alltag eingekehrt ist. Und wahrscheinlich noch mehr als heute.

Eine meiner Freundinnen war sehr lange auf der Suche nach dem richtigen Mann. Sie hatte auch wie du sehr klare Vorstellungen, wie er sein sollte. Mann, groß, auf keinen Fall Raucher. Jetzt hat sie geheiratet. Eine Frau, klein, Raucherin. Als sie sich kennenlernten war auf einmal alles egal.