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Korrekt paraphrasieren / indirekt zitieren --> Panik vor Plagiat

noni

Mitglied
Hallo,

ich habe das Problem, dass ich irgendwie die ganze Zeit Panik habe, unbewusst zu plagieren. Gerade nach den Skandalen der letzten Monate. Vor allem, da ich eigentlich der ehrlichste Mensch der Welt bin...

Zum einen wird mir in meinem familiären Umfeld oft vorgeworfen, dass ich die Dinge verdrehe, wenn ich nicht genau das wiederhole, was mir vorher gesagt wurde (und das verstärkt die Angst im akademischen Bereich um ein Vielfaches).
Zum anderen sind die Infos, die man so über indirekte Zitate bekommt oftmals doch sehr ungenau. Wie geht das nun richtig? Ich habe erst letztens irgendwo gelesen, dass es nicht zulässig und ein verkapptes direktes Zitat und Plagiat ist, wenn man beim indirekten zitieren
* Satzteile weglässt (also verkürzt) und
* die Reihenfolge ändert und
* mit anderen Worten spickt.
Ist das wirklich so? Wo wird da die Grenze gezogen? Zugegeben versuche ich schon so viel wie möglich wirklich frei zu formulieren, aber ziehe es im Zweifelsfall doch lieber vor, nah am Text zu bleiben als hinterher den Sinn vollkommen zu verdrehen oder jemandem Worte in den Mund zu legen, die derjenige nicht gesagt hat??? Zumal man ja nicht jede Aufzählung und jeden Fachterm 'frei nach Schnauze' in anderen Wörtern ausdrücken kann???

Wie ist das nun? Vielleicht mache ich mir auch einfach nur viel zu viele Gedanken, aber es wäre schön, wenn mir jemand damit weiterhelfen kann 🙂
 
Hallo Noni!

Leider haben die Skandale der letzten Zeit wirklich nicht zu mehr Bewusstsein sondern nur zu mehr Angst im Bezug auf Plagiate beigetragen. So geht es vielen Studis! Aber - keine Sorge, Du passt das schon!


Was Du machen musst, ist eine Art Zusammenfassung eines Zitates, das Du verwenden willst. Natürlich sollte es auch in Bezug zu DEINER Hypothese oder Fragestellung oder zu den Ergebnissen Deiner Arbeit passen.

Als professionelle Plagiatprüferin von Unis kann ich nur davor warnen: ein paar Worte austauschen oder vertauschen macht KEINEN Sinn! Und das ist auch NICHT paraphrasieren/ ein indirektes Zitat machen!!!


Es ist relativ schwierig zu erklären, ich versuche es mit einem Beispiel: beschäftigst Du Dich mit der Forschungsfrage, ob alle Äpfel rot sind, wirst Du Zitate von den Forschern bislang brauchen, die sagen es ist so und solchen die was anderes behaupten. Dann machst Du für Deine Einleitung eine Zusammenfassung aller Meinungen, zeigst es gibt hier einige Richtungen und was bislang gemacht wurde.

In Deiner Diskussion stellst Du dann dann Deine Ergebnisse in Bezug dazu: z.B. Forscher A hat wann (Jahreszahl) nachgewiesen, dass die Fragestellung nur bei den XY Äpfeln gilt. Das zeigen auch Deine Daten dazu. In der Publikation von Forscher B wird der Aspekt AB aufgebracht. Das hast Du nicht gesehen, Du sagst es ist bei Aspekt CD so. Usw.

Ziel des ganzen ist ja schlussendlich DEINE Arbeit mit den anderer zu vergleichen!! Dadurch bekommst Deine wiederum mehr "Wert"! Du "spielst" also mit allen Meinungen und Aspekten zu Deinem Thema. Der eine sagt das, der andere das, wieso kann das sein, wieso nicht.


Wenn Du Dir nicht sicher bist wegen "verdrehen" des Inhaltes, denke ganz einfach - Du erzählst das allerwichtigste der Aussage einer Freundin/ einem Freund, solange bis die das kapiert haben (was bei schwierigen wissenschaftlichen Problemstellungen wirklich nicht einfach ist).
Und nicht vergessen - solltest Du wirklich etwas falsch verstanden haben, so hat Dein Betreuer die Pflicht, Dich zu unterstützen. Du kannst sie/ihn fragen gehen (aber wenn's wirklich nicht anders zu beantworten geht) und sie/er wird Deine Arbeit ja auch noch lesen/ korrigieren. Das sollte schon passen!!

Vielen Erfolg mit Deiner Arbeit!
Natascha

Zitier-Weise, Agentur für Plagiatprävention e. U.
 
Hi,

das ist vielleicht von Fach zu Fach unterschiedlich, aber ich denke gar so genau geht es nicht, das Wichtigste ist, dass man die Quelle in jedem Fall angibt. Und wenn du ein indirektes Zitat machst und den Autor nennst, ist es ja definitiv kein Plagiat, oder? Du kannst auch den Konjunktiv verwenden, dann wird es noch deutlicher, dass es von jemand anderem ist bzw. den Autor im Text nennen, wenn es ein speziellerer Gedanke ist ("Der Autor xy ist der Meinung, dass ... dies und jenes SEI soundso und HABE diese und jene Konsequenzen..."). Solltest du es dann inhaltlich "verdrehen", ist es kein Plagiat etc. sondern ein Fehlverstehen, was kein Betrugsversuch ist... (sowas wird Dozenten aber auch nicht mal unbedingt auffallen, außer es handelt sich um eine Quelle, die ihnen auch gut bekannt ist).
Kein Grund Panik zu schieben, solange man einigermaßen sauber arbeitet und nicht wirklich herummanipuliert...
 
Hallo noni!

Ich würde trennen zwischen der Wiedergabe fremder Gedanken und meiner Interpretation derselben.

Die Aussagen von Autor A werden möglichst unverfälscht wiedergegeben. Wenn man sich hier um Wahrheit bemüht, dürfte es auch kaum ungenaue Paraphrasen geben. Jedes Zitat ist in der Regel ein Teilzitat, weil es meist in einem größeren Kontext steht (Aufsatz, Buch etc.).

Und dann eben die Interpretation.

Wenn man beides gedanklich auseinanderhält, dürfte man meines Erachens pi mal Daumen den allgemein üblichen wissenschaftlichen Maßstäben genügen.

Nochmals: man arbeitet sauber, wenn man differenziert zwischen dem vorgefundenen Phänomen und der eigenen Interpretation. Diese gedankliche Sauberkeit und Trennschärfe dürfte sich bei einiger Übung auch auf den Stil der Arbeit übertragen.
 
Danke für die Antwort 🙂

Nun gut - die Sache mit der Interpretation ist mir schon klar. Aber wie ist das, wenn ich erst einmal quasi nur die Aussagen anderer Autoren zitieren kann (z.B. einen geschichtlichen Abriss), da es da erst später was zum interpretieren gibt?

Was meinst du denn mit 'möglichst unverfälscht'? Vom groben Sinn her oder schon recht nah am Originalgeschriebenen dran?

Ich habe einfach Angst, viel zu nah am Original zu zitieren und unbewusst zu plagieren. Wobei ich bisher noch nie Probleme bekommen habe...
 
Ich habe einfach Angst, viel zu nah am Original zu zitieren und unbewusst zu plagieren. Wobei ich bisher noch nie Probleme bekommen habe...

Ich würde das so machen. Mit meinen eigenen Worten versuche ich einen Sachverhalt auszudrücken. Ich habe einen eigenen bestimmten Sprachstil, der von dem eines anderen Autoren abweicht. Sätze anderer Autoren erscheinen mir oft ungenau, zufällig oder beliebig zu sein. Gib mir einen Satz und ich habe das Bedürfnis, ihn umzuformulieren (ich übertreibe jetzt etwas).

Jedenfalls habe ich die Vorstellung eines idealen Sprachstils. Dieser soll möglichst verständlich sein und ist eher notwendig und allgemeingültig im Vergleich zu zufällig, individuell und speziell. Ich muss also die Inhalte, mit denen ich operiere, in eine andere Form (meine Idealsprache) bringen.

Mir ist schon klar, dass man als vielleicht EndZwanziger keinen eigenen Sprachstil hat, aber was jeder versuchen kann: eine univeral verständliche "Allgmeinsprache" zu benutzen. Wenn man auf diese Weise die Gedanken und Zitate eines beliebigen Autoren transformiert, wird man keine Plagiatsprobleme mehr haben.

Beispiel1:
"Derjenige, der seine Begierden zu befriedigen weiß, ist klug, der sie zu beherrschen weiß, ist weise" (Kant).

Daraus würde ich machen:
Kant unterscheidet zwischen TriebBefriedigung (Glück) und TriebBeherrschung (Moral).

Beispiel2:
"Man verliebt sich nur in den Schein, man liebt aber die Wahrheit" (Kant)

Ich: Kant bewertet die Wahrheit höher als den Schein.

Beispiel3:
"Tiere sind glücklich, solange sie gesund sind und nicht unter Futtermangel leiden" (Bertrand Russel)

Ich: "Russel sagt, dass Gesundheit und Sattheit Ursachen des Glücks der Tiere sind".
 
Ah danke, das hilft mir schon weiter, zumindest wenn ich mir so den letzten Satz anschaue 🙂

Einen eigenen Schreibstil habe ich in der Tat noch nicht so wirklich, bin aber auch erst am Ende meines Bachelors. Aber man entwickelt sich ja mit jeder Arbeit weiter...

Naja, jedenfalls schreibe ich gerade einen schon von mir zusammengefassten Text um und ich glaube gerade wirklich, dass ich mir da vielleicht auch einfach zu viele Gedanken mache. Meistens schreibt man die Dinge ja schon von sich aus so, dass sie sich in den eigenen Text einfügen... hmmm...
 
Wie es bei den Geisteswissenschaftlern ist, keine Ahnung.
In den Naturwissenschaften wird jedes Zitat im laufenden Text eindeutig als solches gekennzeichnet.
Man schreibt entweder in "" , bei Weglassung kennzeichnet man die fehlenden Teile mit " blahblahblah (...) blahblah"
und hintendran kommt IMMER der Urheber: blahblahblah [Schnörks, 2006].
Man kann auch schreiben SCHNÖRKS (2006) fand blahblahblah.
In den Geisteswissenschaften müßte das doch auch so sein? Was Kant meinte, hat man sich ja auch nicht aus dem Hirn gesogen sondern irgendwo gelesen, und das gibt man dann genauso an, oder nicht? Am besten natürlich Primärliteratur. Es sei denn man zitiert eine Interpretation. Selber interpretieren gehört glaub ich nicht in eine Bachelorarbeit.
Wie schief das gehen kann, zeigt das Beispiel oben, wo "Glück" und "Klugheit" gleichgesetzt werden und solche Späße. Da dreht sich Boole, der Vater der Logik, mehr als einmal im Grab um.
Aber muß ja jeder selbst wissen was er abliefert.
Übrigens ist keins der Beispiele im betreffenden Beitrag ein korrektes Zitat. Bei einem Zitat gibt man die Quelle an, nicht nur den Autor und schon gar nicht nachdem man die Aussage komplett verfälscht hat. Quelle = Literatur mit Seite und Erscheinungsjahr!
 
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