Hallo, ihr Lieben.
Ich habe in der letzten Stunde einige Beiträge hier auf dem Forum gelesen und hab beschlossen, mich anzumelden und mir selbst einfach mal alles von der Seele zu schreiben. Ich weiß nicht, ob ich Verständnis oder Bestärkung oder einen Rat oder alles zusammen davon erhoffe, aber auf jeden Fall kann es nicht schaden, mir alles einfach mal anonym von der Seele zu schreiben.
Die Sache ist die: Ich studiere seit 2005 Deutsch und Geschichte auf Lehramt am Gymnasium. Ich fühl mich an meiner Uni wohl, ich habe einen stabilen Freundeskreis und eine Familie, die mir den Rücken stärkt, wo sie nur kann. Wir hatten nie viel, weil mein Vater hoch verschuldet ist, aber wir hatten immer genug. Mein Schulpraktikum war herrlich und ich kann es eigentlich gar nicht erwarten, endlich zu unterrichten. Ich arbeite schon jetzt in Teilzeit bei diversen Nachhilfeagenturen. Ich hab meine Zwischenprüfungen beide Male mit 1-Komma-Noten absolviert. Kurzum: Mein Leben lief eigentlich lange Zeit ziemlich rund.
Dann kam das 8. Semester und seither geht es bergab. Meine Mutter wurde sehr krank (sie hatte diverse Tumore im Unterleib und der Brust - gutartig zwar, aber der Schock saß sehr tief und die Angst ist seither nie ganz vergangen, dass sich doch noch Krebs entwickelt bei ihr) und mein Vater verlor mit 48 seine Arbeitsstelle. Ich hab völlig den Kopf verloren und bin seither völlig aus dem Tritt geraten. Von 5 bis 6 Scheinen pro Semester bin ich im 8. auf 1 oder 2 abgerutscht, ich hab viele Seminare geschmissen - zum einen, weil ich mich einfach nicht mehr konzentrieren konnte, zum anderen, weil ich verstärkt arbeiten musste. Zwischenzeitlich habe ich neben der Uni 3 und manchmal 4 Nachmittage die Woche voll Nachhilfe gegeben (also 2 Mal am Tag jeweils 1,5 Stunden) und meinen gesamten Studienkredit, der mir monatlich Bafög-mäßig ausgezahlt wird, aufgebracht damit wir genug Geld hatten. Irgendwie habe ich noch das 9. Semester durchgehalten und danach wars vorbei. Ich war geistig und physisch am Ende und habe mir ein Urlaubssemester genommen, um wieder aufzuholen (ich konnte ein paar Hausarbeiten endlich schreiben, bei denen meine Profs so wundervoll waren, sie noch fast ein Semester später anzunehmen) und auch um einfach mal durchzuatmen. Mein Hausarzt hat mir außerdem ein leichtes Antidepressivum verschrieben, damit ich mich wieder fange.
Dieses Urlaubssemester war letzten Sommer. Mein Vater hat seither wieder einen festen Job gefunden, meine Mutter war seit 10 Monaten schon nicht mehr im KH und ich konnte meine Nachhilfearbeit auf zwei Nachmittage reduzieren. Ich studiere wieder, mittlerweile im 10. (ab April dann im 11.) Semester. Ich bin fast scheinfrei - aber eben nur fast. Ich hab jetzt noch vier Scheine zu machen, dann kann ich meine Prüfungen im 12. Semester machen. Klingt vielleicht gar nicht so schlecht, aber trotzdem fühle ich mich wie der letzte Versager.
Das Problem ist - eben weil ich eine tolle Familie und gute Freunde habe, fühle ich mich, als ob ich sie alle enttäuscht habe, weil ich mein Studium nicht in der "Regelstudienzeit" beenden kann/konnte. Mir grausts vor dem Moment, an dem ich im neuen Semester in meinen Seminaren bei der Semesterzahl "11/11" angeben muss. Ich hasse die abschätzigen Blicke, wenn meine Kommilitonen hören, dass ich noch immer studiere. Ich fühle mich dumm und minderwertig, obwohl sich meine Noten im gesamten Studium im Einser- oder Zweierbereich bewegt haben. Ich bin nicht mal zum letzten Klassentreffen gegangen, weil ich mich so schäme. Ich ziehe mich von meinen Freunden zurück und weiche jedem Gespräch über die Uni aus. Ich hab teilweise sogar Angst, dass ich in jene Seminare, die mir noch fehlen, nicht mehr hineinkomme, weil ich schon im 11. Semester bin. Ich hab das Gefühl, dass ich vor jetzt bald zwei Jahren völlig aus dem Tritt geraten bin und einfach nicht mehr reinkomme. Und jede Unsicherheit, jede Erinnerung daran, dass ich jetzt 26 bin und noch immer nicht fertig studiert habe, lässt mich nur noch mehr stolpern.
Und schon jetzt hab ich geschlagene 5 Minuten Absätze gelöscht und wiederhergestellt, weil ich mir schon beim Tippen gnadenlos dämlich vorkomme. Vor allem, weil ich nicht weiß, wie ich wieder in meinen Tritt kommen kann. Im Moment graust es mir vor den Prüfungen, weil ich sogar vor den abschätzigen Blicken der Prüfer Angst habe - à la "Wer so lange braucht, kann doch nix aufm Kasten haben!". Ich weiß, dass Aufgeben nicht drin ist, aber wie soll ich andererseits so weiter machen? 🙁 Tanze ich wirklich so sehr aus der Reihe, wenn ich mein Staatsexamen nicht in den vorgegebenen 10 Semestern schaffe? Oder soll ich all das als Wink des Schicksals sehen und mich doch neu orientieren?
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Darum bin ich hier. Und auch, wenn ich jetzt keine Antworten bekommen sollte, hab ich mir die ganze Sch*** jetzt wenigstens von der Seele geschrieben...
Ich habe in der letzten Stunde einige Beiträge hier auf dem Forum gelesen und hab beschlossen, mich anzumelden und mir selbst einfach mal alles von der Seele zu schreiben. Ich weiß nicht, ob ich Verständnis oder Bestärkung oder einen Rat oder alles zusammen davon erhoffe, aber auf jeden Fall kann es nicht schaden, mir alles einfach mal anonym von der Seele zu schreiben.
Die Sache ist die: Ich studiere seit 2005 Deutsch und Geschichte auf Lehramt am Gymnasium. Ich fühl mich an meiner Uni wohl, ich habe einen stabilen Freundeskreis und eine Familie, die mir den Rücken stärkt, wo sie nur kann. Wir hatten nie viel, weil mein Vater hoch verschuldet ist, aber wir hatten immer genug. Mein Schulpraktikum war herrlich und ich kann es eigentlich gar nicht erwarten, endlich zu unterrichten. Ich arbeite schon jetzt in Teilzeit bei diversen Nachhilfeagenturen. Ich hab meine Zwischenprüfungen beide Male mit 1-Komma-Noten absolviert. Kurzum: Mein Leben lief eigentlich lange Zeit ziemlich rund.
Dann kam das 8. Semester und seither geht es bergab. Meine Mutter wurde sehr krank (sie hatte diverse Tumore im Unterleib und der Brust - gutartig zwar, aber der Schock saß sehr tief und die Angst ist seither nie ganz vergangen, dass sich doch noch Krebs entwickelt bei ihr) und mein Vater verlor mit 48 seine Arbeitsstelle. Ich hab völlig den Kopf verloren und bin seither völlig aus dem Tritt geraten. Von 5 bis 6 Scheinen pro Semester bin ich im 8. auf 1 oder 2 abgerutscht, ich hab viele Seminare geschmissen - zum einen, weil ich mich einfach nicht mehr konzentrieren konnte, zum anderen, weil ich verstärkt arbeiten musste. Zwischenzeitlich habe ich neben der Uni 3 und manchmal 4 Nachmittage die Woche voll Nachhilfe gegeben (also 2 Mal am Tag jeweils 1,5 Stunden) und meinen gesamten Studienkredit, der mir monatlich Bafög-mäßig ausgezahlt wird, aufgebracht damit wir genug Geld hatten. Irgendwie habe ich noch das 9. Semester durchgehalten und danach wars vorbei. Ich war geistig und physisch am Ende und habe mir ein Urlaubssemester genommen, um wieder aufzuholen (ich konnte ein paar Hausarbeiten endlich schreiben, bei denen meine Profs so wundervoll waren, sie noch fast ein Semester später anzunehmen) und auch um einfach mal durchzuatmen. Mein Hausarzt hat mir außerdem ein leichtes Antidepressivum verschrieben, damit ich mich wieder fange.
Dieses Urlaubssemester war letzten Sommer. Mein Vater hat seither wieder einen festen Job gefunden, meine Mutter war seit 10 Monaten schon nicht mehr im KH und ich konnte meine Nachhilfearbeit auf zwei Nachmittage reduzieren. Ich studiere wieder, mittlerweile im 10. (ab April dann im 11.) Semester. Ich bin fast scheinfrei - aber eben nur fast. Ich hab jetzt noch vier Scheine zu machen, dann kann ich meine Prüfungen im 12. Semester machen. Klingt vielleicht gar nicht so schlecht, aber trotzdem fühle ich mich wie der letzte Versager.
Das Problem ist - eben weil ich eine tolle Familie und gute Freunde habe, fühle ich mich, als ob ich sie alle enttäuscht habe, weil ich mein Studium nicht in der "Regelstudienzeit" beenden kann/konnte. Mir grausts vor dem Moment, an dem ich im neuen Semester in meinen Seminaren bei der Semesterzahl "11/11" angeben muss. Ich hasse die abschätzigen Blicke, wenn meine Kommilitonen hören, dass ich noch immer studiere. Ich fühle mich dumm und minderwertig, obwohl sich meine Noten im gesamten Studium im Einser- oder Zweierbereich bewegt haben. Ich bin nicht mal zum letzten Klassentreffen gegangen, weil ich mich so schäme. Ich ziehe mich von meinen Freunden zurück und weiche jedem Gespräch über die Uni aus. Ich hab teilweise sogar Angst, dass ich in jene Seminare, die mir noch fehlen, nicht mehr hineinkomme, weil ich schon im 11. Semester bin. Ich hab das Gefühl, dass ich vor jetzt bald zwei Jahren völlig aus dem Tritt geraten bin und einfach nicht mehr reinkomme. Und jede Unsicherheit, jede Erinnerung daran, dass ich jetzt 26 bin und noch immer nicht fertig studiert habe, lässt mich nur noch mehr stolpern.
Und schon jetzt hab ich geschlagene 5 Minuten Absätze gelöscht und wiederhergestellt, weil ich mir schon beim Tippen gnadenlos dämlich vorkomme. Vor allem, weil ich nicht weiß, wie ich wieder in meinen Tritt kommen kann. Im Moment graust es mir vor den Prüfungen, weil ich sogar vor den abschätzigen Blicken der Prüfer Angst habe - à la "Wer so lange braucht, kann doch nix aufm Kasten haben!". Ich weiß, dass Aufgeben nicht drin ist, aber wie soll ich andererseits so weiter machen? 🙁 Tanze ich wirklich so sehr aus der Reihe, wenn ich mein Staatsexamen nicht in den vorgegebenen 10 Semestern schaffe? Oder soll ich all das als Wink des Schicksals sehen und mich doch neu orientieren?
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Darum bin ich hier. Und auch, wenn ich jetzt keine Antworten bekommen sollte, hab ich mir die ganze Sch*** jetzt wenigstens von der Seele geschrieben...