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Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?

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Gast

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Hey hallo, ich studiere zwar noch nicht, aber finde einfach, dass das Thema hier besser hinpasst.

hier geht es um meine mündliche Abiturprüfung und ich habe dringende Fragen! 🙂


die Leitfrage meines Vortrags lautet: "Leben wir in einem aufgeklärtem Zeitalter?"

darüber soll ich mir halt Gedanken machen und diese dann darlegen. pro und Kontra ermitteln.
Ich hab mir schon einige Gedanken gemacht
und werde mich auf Kants Aussage berufen:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldetetn Unmündigkeit."
und nebenbei auch auf andere "Aufklärer noch kurz eingehen

Ich brauche aktuelle Themen, die auf pro oder Kontra ausgerichtet sind...

ein Thema wäre Zum Beispiel die Sache mit der Emigration.
dann vll. noch Religion, Verhältnis von Frauen und Männern

Mensch, das ist wahrscheinlich so breitgefächert; ich hoffe, ich finde einige Anhalts -und Hauptpunkte.


hat jemand Ahnung, hat jemand Tips, wie ich da übersichtlich ran gehen kann, ohne dass ich mich verzettele?
ich muss bald eine Dokumentation fertig gestellt haben. Mit was und wie ich das mache...

Oo

Danke für eure Hilfe!!! 🙂
 
Hallo Gast!

Ich darf noch mal erinnern:

"AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen." (Kant)

Ich stelle fest, dass wir immer noch kaum den kantschen Begriff der Aufklärung realisiert haben.

A)
bedient sich der moderne Mensch nicht in großem Maße seines Verstandes. Er jagt vielmehr seinen niedern ErkenntnisOrganen (seinen Trieben) hinterher. Geld- und Machgier haben wenig mit der Selbstbediendung des Verstandes zu tun. Es fehlt vor allem die Komponente der praktischen Vernunft.

B)
Der moderne Mensch benutzt seinen Verstand eher als Werkzeug seiner Triebe. Und damit wird der Verstand nicht Herr sondern Sklave von Interessen, die selbst nicht im Verstand (worunter man nach Kant immer auch die Vernunft rechnen muss) liegen (Heteronomie). Aber nach Kant soll der Verstand autonom sein!

C)
Ein autonomer Verstand ist sehr unbequem, weil er einen in die Pflicht nimmt. Man darf sich nicht mehr seinen Trieben hemmungslos hingeben. Das wäre nicht im Sinne des Verstandes (es wäre sogar unvernünftig). Der autonome VerstandesGebrauch weist also auch eine moralische Komponente auf. Der autonome Verstand ist sich selbst verpflichtet.

Wir sind meilenweit mit unserer Hedonie und Spassgesellschaft von dem im kantschen Sinne aufgeklärten Menschen entfernt.

Die Wissenschaft dient zB der Wirtschaft und nicht in erster Linie der Wahrheit.

Religion: auch sie setzt Autonomie des Verstands und der Vernunft voraus. Blinder oder ein auf eine Autorität sich gründender Glaube ist keine Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft. Zur Religion gehört Freiheit. Man kann niemanden zum Glauben zwingen. Das wäre nur äusserlich. Religion ist die Hoffnung, dass die Moral, die aus der autonomen Vernunft fließt, in Einklang mit einem göttlichen Wesen steht. Moral ohne Religion geht (wenn auch schlecht). Religion ohne Moral und Vernunft geht gar nicht.

Ich hoffe, Du kannst was mit diesen Denkansätzen anfangen! Ansonsten finde ich Dein Thema sehr attraktiv 🙂.
 
Hey hallo, ich studiere zwar noch nicht, aber finde einfach, dass das Thema hier besser hinpasst.

hier geht es um meine mündliche Abiturprüfung und ich habe dringende Fragen! 🙂


die Leitfrage meines Vortrags lautet: "Leben wir in einem aufgeklärtem Zeitalter?"

darüber soll ich mir halt Gedanken machen und diese dann darlegen. pro und Kontra ermitteln.
Ich hab mir schon einige Gedanken gemacht
und werde mich auf Kants Aussage berufen:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldetetn Unmündigkeit."
und nebenbei auch auf andere "Aufklärer noch kurz eingehen

Ich brauche aktuelle Themen, die auf pro oder Kontra ausgerichtet sind...

ein Thema wäre Zum Beispiel die Sache mit der Emigration.
dann vll. noch Religion, Verhältnis von Frauen und Männern

Mensch, das ist wahrscheinlich so breitgefächert; ich hoffe, ich finde einige Anhalts -und Hauptpunkte.


hat jemand Ahnung, hat jemand Tips, wie ich da übersichtlich ran gehen kann, ohne dass ich mich verzettele?
ich muss bald eine Dokumentation fertig gestellt haben. Mit was und wie ich das mache...

Oo

Danke für eure Hilfe!!! 🙂

Eine Dokumentation für die Schule oder die Uni? Wie definierst du "Dokumentation"? Wie umfangreich soll das sein? Willst bzw. musst du (Forschungs)Literatur und Quellen benutzen? Du solltest den Anlass genauer definieren, da von diesen auch das Niveau deine Konzeption abhängt.

Kant definiert seine Aufklärungsansatz im Aufsatz "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?"
Immanuel Kant: Was ist Aufklärung ?
Inhaltlich möchte ich deiner Arbeit nicht vorgreifen, es sei lediglich erwähnt, dass du auf das Datum schauen solltest, damit du den Aufsatz historisch besser einordnen kannst.

Beispiele gibt es viele, suche dir welche raus. Einige hast du genannt, weitere Felder und Leitfragen könnten z.B. sein

- Studiengänge (Innovationen und Turns in der Forschung brauchen den Verstand des Einzelnen. Aber Dozenten wollen oft wörtliche Zitate aus den Foliensatz in der Klausur lesen. Drückt man das Richtige mit eigenen Worten aus, ist es oft falsch, zitiert man den Foliensatz wörtlich, dann fühlt sich der Prof. geschmeichelt und gibt eine 1,0. )

- Politik (Verstand des Einzelnen Politikern vs. Parteien vs. Wähler vs. Lobbyisten. Darf man als Physikerin die Atomkraft in Frage stellen, wenn die Lobby so viel Macht im Bundestag hat? Im Fall der Laufzeitverlängerungen hat sich wohl die Lobby bzw. die Partei durchgesetzt gegen den Verstand einer Physikerin, sofern sie diesen benutzt hat)

- Medien (Verstand des Einzelnen vs. Bildzeitung)

- Unternehmen (Verstand des Einzelnen vs. Profitinteressen der Kapitalisten - Darf man ethnische Standards im Unternehmen hinterfragen und in Gewerkschaften aktiv sein ohne rauszufliegen?)

- Bildungspolitik (Darf der Lehrer den Kids sinnvolle Inhalte beibringen wie z.B. wissenschaftliche und selbständige Arbeitsmethoden oder muss er sich an den Lehrplan halten?)

- Staaten und Staatenzusammenschlüsse (Das politische System der VR China, die EU)

- Die Frage der sozialen Gerechtigkeit. Was macht die bildungsferne Schicht um an Wissen ranzukommen? Hat sie überhaupt die Möglichkeit und den Zugang zu wissen? Wollen wir als Gesellschaft überhaupt, dass alle an Wissen rankommen? Oder denken wir in den Kategorien des homo oeconomicus und wollen uns bestimmte Selektionsvorteile erhalten?

Die Anzahl der Fallbeispiele hängt von der Dauer des Vortrages ab.
 
Was macht die bildungsferne Schicht um an Wissen ranzukommen? Hat sie überhaupt die Möglichkeit und den Zugang zu wissen? Wollen wir als Gesellschaft überhaupt, dass alle an Wissen rankommen? Oder denken wir in den Kategorien des homo oeconomicus und wollen uns bestimmte Selektionsvorteile erhalten?

Gerade das oben Beschriebene macht klar, Emmanuel Kants Aussage muss sehr differenziert betracht werden, möglich ist das nur im Kontext seines gesamten Aufsatzes. Und man darf die Aussage auch gar nicht getrennt davon sehen. Kant selbst hatte vor allem die Bequemlichkeit und die Feigheit des Menschen im Blick, als er von "selbstverschuldeter Unmündigkeit" sprach. Auf der anderen Seite hatte er in seinem Aufsatz aber auch festgestellt, dass es für den zur Unmündigkeit erzogenen Menschen beinahe unmöglich sei, zu einem eigenständigen Denken zu kommen. Kant sieht die Bequemlichkeit als ursächlich dafür an, dass der Mensch so leicht im negativen Sinne zu beeinflussen ist, so dass ihm deswegen andere das eigenständige Denken manipulativ überhaupt abnehmen können.

Hier sehe ich die Annahmen von Kant eher kritisch in Sachen "selbstverschuldet". Denn wenn Kants Aussage stimmt: „Die Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung“, die ich durchaus für schlüssig halte, dann ist ja sofort klar, dass bei der Entwicklung jedes Menschen dieses eigenständige Denken ja auch gefördert und begünstigt werden müßte. Es ist aber leicht zu erkennen, dass dies auch heute noch leider längst nicht immer der Fall ist. Zum einen gibt es sehr große qualitative Unterschiede bei der Ausbildung zu einer Erziehung zur Mündigkeit und zu einem eigenständigen Denken. Es dürfte dann eigentlich ja konsequenterweise keine so gravierenden Unterschiede im Schulsystem geben, wie es heute der Fall ist.

Zumal, ein wirklich eigenständiges Denken im Kantschen Sinne führt meiner Meinung nach sogar häufig zu gravierenden Problemen und Kollusionen in breiten Teilen der Gesellschaft. Dieses Privileg ist wohl in erster Linie immer noch den wenigen Menschen vorbehalten, die sich das entweder vom eigenen Status her gut leisten können, oder ist eben auch bei denjenigen anzutreffen, welche die Freiheiten der Literatur für sich selbst nutzen, die sich also schon als eigenständige "Denker" betätigen. Die breite Masse lebt aber heute meines Erachtens nach wie vor hauptsächlich von den bereits von anderen vorgedachten Inhalten, die ihnen zum Konsum vorgesetzt werden, insbesondere geschieht das ja mit den Inhalten der Massenmedien.

Die Frage: „Leben wir jetzt in einem aufgeklärten Zeitalter?“ verneinte Kant damals. Er fügte dann allerdings hinzu: "Aber man lebe jetzt in einem Zeitalter der Aufklärung". "Besonders in „Religionsdingen“ seien die meisten Menschen noch sehr weit davon entfernt, sich selbst ihres Verstandes ohne fremde Leitung zu bedienen. Allerdings gebe es doch auch deutliche Anzeichen dafür, dass die allgemeine Aufklärung voranschreite."

Ich denke, diese Kantsche Aussage gilt auch heute noch nach wie vor. Allerdings sind aus meiner Sicht insbesondere die Einschränkungen des Denkens durch die Religionen und durch die Hüter der Religionen gegenüber der Zeit Kants durch die Sekularisierung deutlich geringer geworden. Was ja auch vermutlich der Verdienst Kants gewesen ist, denn er wollte die Menschen ja von der Gängelung durch die Obrigkeiten, die in erster Linie von der Kirche und vom Staat repräsentiert wurde, befreien. Heute ist die Beeinflussung allerdings eher subtiler geworden und demnach auch schwieriger für den Einzelnen zu durchschauen.

Bei den Publikationen aus neuerer Zeit würde ich einen Blick auf die Arbeit des Soziologen und Systemtheoretikers Niklas Luhmann empfehlen, der mit seiner Systemtheorie seinerzeit weltweit ein großes Aufsehen erregt hat. Er beschreibt die heutige Wirklichkeit sozialer und kommunikativer Systeme meiner Meinung nach sehr präzise. So dass sich in der Systemtheorie von Niklas Luhmann auch auf die Frage nach dem Stand der Aufklärung gute und plausible Antworten finden lassen.
 

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