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[QUOTE="Necro1312, post: 3067066, member: 96682"]

So nun würde ich euch gerne von meinen Erfahrungen berichten, die ich  machen konnte. Vielleicht hilft es ja anderen Leute, die diesen Beitrag  lesen.


Durch YouTube kam ich auf einen Psychologen, der mich sehr motiviert hat  an mir zu arbeiten. Sein Name ist Dr. Jordan Peterson. Mein Problem  war, dass mein Englisch nicht ausreichend war, um alles zu verstehen,  was er sagt. Deshalb fing ich an Untertitel anzumachen und mir die  Wörter und Sätze aufzuschreiben, die ich nicht verstehen konnte. Das  Ergebnis war, dass mein Englisch sich etwas verbessert hat und ich ihn  besser verstehen konnte. Ich habe außerdem am Weihnachten ein Buch von  ihm geschenkt bekommen auf Englisch. Es war ein unglaublich langwieriger  Prozess, aber ich bin aktuell auf einen guten Weg. Obwohl ich aktuell  ziemlich erkältet bin, habe ich doch gestern mir Videos von ihm  angeschaut und sie übersetzt. Für ein 10-Minuten-Video habe ich ca. eine  Stunde gebraucht. Mir kam es für eine Stunde sehr viel vor, aber dass  ich nicht der springende Punkt. Indem ich mich viel selbstreflektiert  habe, kam ich zum folgenden Entschluss:



  • ICH WILL mein Englisch verbessern, an mir selber arbeiten und besser lernen
  • Ich bin seit mehreren Jahren nicht mehr in der Schule, also fehlt mir die Routine zu lernen, gut aufzupassen und zu arbeiten
  • Mir fiel in meinem Leben oft die Kontinuität. Ich habe  immer sehr schnell aufgegeben, weil ich immer zu schlecht war. Jeder ist  Anfangs zu schlecht für egal was.


Der Grund war mein Umfeld indem ich gelebt habe und die mich nicht  akzeptiert haben, so wie ich nun mal bin. ICH MUSS besser in der Schule  werden, ICH MUSS gute Noten schreiben. Alles was schlechter als 2 ist,  (und selbst eine 2 war manchmal schlecht, weil ich es ja angeblich viel  besser kann) war einfach nur schlecht. Dadurch kam die Vermutung, dass  ich entweder nicht will, weil ich faul bin oder viel schlimmer noch, ich  wäre dumm! Man ist nicht automatisch dumm, nur weil man es nicht auf der Stelle versteht.  Man gab mir als Kind einen IQ von 101. Das bedeutet nicht, dass ich  dumm bin. Es bedeutet auch nicht, dass ich ein hochintelligenter Mensch  bin. Ich bin durchschnittlich intelligent. "Dumm" ist eine Beleidigung.  Man unterstellt einem damit, dass man pauschal nicht intelligent ist  oder dass man gar intelligenzgemindert ist. Ich bin also intelligent.  Intelligenz ist meistens oft subjektiv. Bei einigen Menschen erkennt man  das schneller als bei anderen, aber im Schnitt können die meisten davon  ausgehen, dass sie intelligent sind. Wiederum gibt es durchaus dumme  Taten, wo man die Intelligenz durchaus infrage stellen kann, aber auch  "schlaue" Menschen können dumme Taten machen. Man kann es also nie  pauschal sagen, ob jemand dumm ist.


Ich hatte keine Motivation, wenn ich die meiste Zeit nur "schlecht" war.   Ich empfand die Noten als eine Art Reflexion meiner Identität. Als ob  mein Gehirn trainiert wurde, kein Dopamin auszuschütten, wenn ich lernen  muss . Ich wurde einfach für nichts gelobt. Wenn sich meine Noten doch  minimal gebessert haben, war es immer noch zu schlecht, es war ja keine 1  oder 2. Daraus folgerte ich:


Ich bin ein schlechter Mensch, weil ich schlechte Noten schreibe, aber ich bin kein schlechter Mensch.


Von klein auf wurde ich darauf getrimmt. Ich will niemanden die Schuld  dafür geben. Es war eine harte Zeit, weil meine Eltern sich geschieden  haben und sie sich überhaupt nicht verstehen konnten. Dadurch hat auch  die Erziehung gelitten. Mein Vater konnte(durfte) nie für mich da sein  und meine Mutter war die meiste Zeit arbeiten und konnte nur nachts mit  uns lernen und das war ein komplettes Desaster. Vielleicht hätte ich es  leichter gehabt, wenn mein IQ höher wäre, obwohl ich sagen muss, dass  meine Schwester einen hohen IQ hat (127) und trotzdem hatte sie Probleme  in der Schule gehabt. Jetzt blüht sie mehr oder weniger auf, auch wenn  sie es nicht akzeptieren will (studiert auf einer renommierten  Universität und schreibt gute Noten).


Nun bin ich erwachsen und kann eigentlich nur von Glück reden, dass ich  nicht noch größere Schäden durch die Schule und Erziehung davon getragen  habe. Nach der gesellschaftlichen Definition bin ich ein totaler Loser,  weil ich mit verdammten 27 Jahren nur ein schlechtes Fachabitur habe  (3,4) und ich meine Ausbildung kurz vor den Prüfungen abgebrochen habe,  weil ich sehr depressiv wurde und ich eine starke Phobie vor  Prüfungen/Tests habe. Ich habe mein Selbstwert anhand von Noten  verglichen. Ich konnte kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein,  wenn meine Noten schlecht waren. Ich habe nie wirklich an mich geglaubt  und das Resultat könnt ihr in diesem Text sehen.

Aufgrund der schlechten Noten lies ich mich als Erwachsener auf ADS  testen und siehe da, es wäre angeblich positiv. Ich bin mir nur sehr  unsicher ob das stimmt, weil ich mich oft schlechter mache, als ich  wirklich bin. Ich lasse mich nun erneut auf ADS testen. Therapeutisch  war die Diagnose ein großer Erfolg für mich. Ich habe mich nicht länger  für meine Misserfolge schuldig gefühlt.


Nun habe ich mir einen Plan gemacht, wie ich mal später sein will. Ich  habe mir extra hohe Ziele gesetzt und sie dann in kleinere Ziele  eingeteilt. Es ist sehr wichtig, die Ziele konkret aufzuschreiben, damit  man weiß, wann man sie erreicht hat. Z.B.:


Ich will ein Buch pro Woche lesen:

  • 1 Buch pro Monat
  • 50 Seiten am Tag
  • 30 Seiten am Tag
  • 10 Seiten am Tag


Wer meint, dass 10 Seiten am Tag zu wenig sind, dann hat die Person  unrecht. Es sind 10 Seiten mehr, als ich gestern oder vor einer Woche  gelesen habe. Diesen Plan führe ich dann 1 Woche aus und reflektiere  dann am Ende, wo meine Probleme waren. Wenn es alles gut geklappt hat,  dann steigere ich mich anhand des Plans und reflektiere jede Woche, wo  die Probleme waren und ggf. schraube ich die Teilziele runter, wenn ich  sie nicht erreicht habe.




Also zusammengefasst:

  • Wenn einem was interessiert, dann darf man sich nie selber in den Weg stellen. Ignoriere was andere über dich denken  und versuch weiterhin dich zu verbessern. Du kannst es! Schon nach  einer Woche intensives Üben wirst du deine Erfolge sehen. Du darfst sie  nicht schlecht reden. Sie sind da und die Erfolge werden immer besser,  solange du am Ball bleibst.
  • Mache dir einen Plan, was deine  Ziele sind und gliedere sie in Teilziele. Überprüfe dann am Ende der  Woche, ob du deinen Plan einhalten konntest und wo die Probleme sind.  Passe es entsprechend an.
  • Du darfst Fehler niemals bewerten.  Vergleiche sind meiner Meinung nach nur was für Menschen, die noch  besser werden wollen, als sie bereits sind. Vergleiche dich nur mit dir  selber, bis du ein gewisses Niveau erreicht hast.
  • Sei immer ehrlich zu dir und sei v. a. neutral. Ist deine jetzige Situation wirklich so, wie du sie beschreibst, oder tust du sie zu stark bewerten?
  • Lernen tut jeder auf seine Weise.  Man kann kaum etwas verkehrt machen. Benutze unterschiedliche Methoden  und akzeptiere es, wenn du so besser lernen kannst, als andere. Bewerte es nicht. Wenn  man erst mal in diesem "Lernmodus" drinnen ist, dann kann man viel  leichter lernen, als davor. Man muss das nur kontinuierlich  weitermachen.
  • Man muss manchmal eine längere Leidensperiode aushalten, um  am Ende glücklich zu sein. Jedes Leben ist eine Tragödie.  Vereinzelt ist es manchmal die Hölle. Für mich war das eine große  Bereicherung, als mir das klar wurde.


Im Grunde habe ich dem Lernen einen zu hohen emotionalen Stellenwert  gegeben. Die Leute hier im Forum haben mich auf diesen Trichter  gebracht. Darum möchte ich mich nochmal vielmals bei euch bedanken. Die  Ratschläge waren sehr gut.



Für manche klingt das alles zu offensichtlich. Wir Menschen (oder ich  zumindest ich) vergessen das nur viel zu schnell. So ist es umso wichtiger,  sich das alles mehrmals klarzumachen. Das Unterbewusstsein und die  Psyche an sich spielen wesentliche Rollen, deshalb macht man auch  augenscheinlich dumme Sachen, auch wenn der Grund völlig woanders liegt.  Ich versuche meinen Plan durchzuziehen und werde euch dann nochmal  berichten, wenn ich neue Erkenntnisse bzgl. Lernen habe. Ich habe halt  den Verdacht, dass es u. a. mit dem "Lernmodus" zu tun hat, von dem ich  oben berichtet habe.


Hier noch ein kleiner Zitat von Dr. Jordan Peterson, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat:


"The sense of meaning is actually an instinct, that orients people  in time and space. It is the most fundamental form of perception."

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