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[QUOTE="Gast, post: 243041"]

hallo kriemhild,


ich finde es toll, dass du hier nach rat suchst - auch wenn ich fürchte, dass es keine richtige hilfe für dein problem geben wird, kann die der eine oder die andere vielleicht ein bisschen versuchen zu erklären wie man bei magersucht fühlt und die den umgang mit deiner tochter ein klitzekleines wenig erleichten... soweit das geht. ich selbst bin 34 und seit 26 jahren magersüchtig - zum ersten mal kam ich mit acht unterernährt in krankenhaus.


nochmal vorweg @jerrymaus: das was du schreibst ist nicht ganz richtig - es gibt unterschiedliche arten von essstörungen - aber anorexia nervosa ist die einzige, die man als magersucht bezeichnet.


zu beginn möchte ich nochmal betonen, dass es viele ganz unterschiedliche gründe für magersucht gibt: meistens wird in der öffentlichkeit der schlankheitswahhn (dünne models etc.) in den vordergrund gestellt - das ist aber glaube ich sehr kurz gegriffen und nur für einen bruchteil der magersüchtigen der grund für ihre krankheit. missbrauch etc., was jerrymaus schreibt, kann auch ein grund sein, muss es aber nicht. ich hatte zum beispiel eine schöne kindheit, eine große tolle familie - und bin trotzdem schon in einem alter zum ersten mal magersüchtig geworden, das total untypisch ist - und damals (1980) war die krankheit auch längst nicht so bekannt wie heute...


bei mir war es so, dass meine eltern schon als ich klein war ein sehr großes vertrauen zu mir und zutrauen in mich hatten - sie haben mir wenig vorgegeben, kaum vorschriften gamacht, sie haben sich darauf verlassen, dass ich vernünftig bin und die richtigen entscheidungen treffe - das meinten sie nur gut! mich hat das (das weiß ich heute) aber komplett überfordert - ich wollte umsorgt und umhätschelt sein und habe gemerkt, dass man sich "endlich" sorgen um mich macht, wenn ich nichts esse und dünner werde... es hat sogar funktioniert - das doofe war, dass sich das ganze verselbständigt hat und ich irgandwann so in meiner magersucht gefangen war dass ich gar nicht mehr wollte, dass sich meine eltern um mich sorgen - ich wollte nur noch dass sie mich in ruhe hungern lassen, es ist halt eine echte sucht wie jede andere auch - und ist man erstmal drin ist es so unendlich schwer, sie erstens als solche zu erkenn und zweitens dagegen an zu kommen... SOOO SCHWER :-(


wie gesagt, damals war ich erst acht und meine eltern schafften es irgendwann mich ins krankenhaus zu bekommen, wurde eine zeit lang künstlich ernährt, anschließend auch eine weile psychologisch betreut - und dann schien es wieder zu gehen - aber es "schlummerte" in mir, ich hatte kein normales verhältnis mehr zum essen. und als meine eltern jahre später vor ihrer trennung standen und ich mich allein gelassen fühlte ging es wieder los - nicht essen, aufmerksamkeit bekommen - und im suchtkreislauf gefangen sein - jede hilfe abblocken! da war ich ca. 14 - und es hat bis vor zwei jahren gedauert, dass ich endlich eine therapie angefangen habe. in den jahren dawischen schwankte ich ewig zwischen lebensbedrohlicher magerkeit und normalem dünnsein, essen konnte ich nie normal und werde ich sicher auch nie wieder können.


dass eine therapie meine einzige chance ist wusste ich schon lange - aber diesen alles entscheidenden schritt zu wagen? ich hatte die pure angst davor, eine panische undbeschreibliche angst vor der zukunft, vor einem leben ohne magersucht - sie war meine basis, mein gerüst, meine sicherheit!!! ich kann deine tochter verstehen, auch sie ist schon so lange magersüchtig - man kann sich kaum noch an ein leben ohne sie erinnern! wie soll man sein leben gestalten ohne sie? ich weiß nicht ob man diese unbeschreiblichen gedanken nachvollziehen kann, wenn man nicht betroffen ist oder war...


ich glaube das ist auch der punkt bei deiner tochter: vom kopf her will sie vielleicht da raus kommen - im nächsten moment aber auch nicht mehr, denn was ist der lebensinhalt, der die magersucht ersetzen sollte und könnte? schreckliche gedanken, ich weiß... aber so ist es :-(


was mich bewogen hat den schritt doch zu tun und wirklich aufhören zu WOLLEN war dass mir irgendwann klar wurde, dass ich für immer allein sein werde, so lange die magersucht die nummer 1 in meinem leben ist - und das wollte ich nicht, ich wollte einfach nicht mehr allein sein. heute bin ich auf einem guten weg und habe ein "normales" niedriges gewicht - aber normal und sorglos essen werde ich nie wieder können...


ein letzter satz zu den angehörigen: ich kann mir vorstellen, wie unsagbar schwer es für dich ist, die situation hinzunehmen und zu ertragen - ich schicke dir ganz viel kraft! ich darf gar nicht daran denken, was ich meiner mutter mit meiner magersucht angetan habe, wie sehr sie in all den jahren gelitten und wie viele tränen sie geweint hat... es tut mir heute so unsagbar leid!!! das verrückte ist das, was ich schon oben geschrieben habe: man ist süchtig, die sucht ist die nummer 1 - man wird eiskalt (man kommt sich nicht so vor aber man ist es) - und auch von den menschen die einen lieben wünscht man sich nur eines: sie sollen einen in ruhe hungern lassen, denn sie haben ja eh keine ahnung :-( ich hoffe deine tochter wird es schaffen von der sucht loszukommen und dir ihre liebe für dich zu zeigen, die sie bestimmt fühlt, die aber momentan vom "teufel" magersucht besessen wird.


mein rat an dich: unterstütze sie, wo du kannst, sei für sie da - aber dränge sie nicht, vor allem nicht zum essen. denn sonst ist es so wie jerrymaus sagt, dass man aus trotz erst recht dichtmacht... und das ist fatal!


alles alles liebe

cat

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