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Mal wieder in einem Loch

-tanja-

Mitglied
Nachdem es mir bis vor ca 3 Monaten mal so richtig gut ging, ich ohne Schlafstörungen leben konnte und auch deutlich ruhiger und entspannter wurde, bin ich grad wieder am durchdrehen.
Vor einigen Wochen hab ich mich an meine Kindheit erinnert, ich habe mich an unsere kleine verdreckte und von Hunden vollgepinkelte 1-Zimmer Wohnung erinnert. Ich habe mich daran erinnert wie meine Mutter ein Tier nach dem anderen anschleppte, teilweise war die Küche komplett mit Nagerkäfigen zugestellt (ich glaube wir hatten sicher an die 30 Hamster in der Küche, meine Mutter hat mit ihnen "gezüchtet", sauber machen und füttern war aber immer meine Aufgabe), überall lag der Dreck von den Tieren und Hunde hatten wir auch immer mind 3 in der Wohnung.
Schon in der Volksschule hab ich öfters versucht Ordnung in das Chaos zu bringen, musste mich aber immer wieder geschlagen geben. In der Schule hatte ich wenig bis keine Freunde, vermutlich weil ich immer so ungepflegt aussah und idr auch nur alte und kaputte Kleidung hatte.
Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass wir uns nie etwas leisten konnten, dass mir Jahr für Jahr Urlaub oder auch nur irgendetwas ganz Kleines versprochen wurde und dafür nie Geld da war, auf der anderen Seite gabs aber immer Geld für die ganzen Tiere, Pferde hatte meine Mum auch.
Ich bin natürlich froh Tiere gehabt zu haben, sie waren mein Halt und ich habe selbst jetzt auch ein paar Tiere, aber ich habe auch kein Kind um das ich mich kümmern müsste und für das dann nie Geld da war.

Und dann hab ich mich daran erinnert wie es war nur ein paar Meter entfernt von meiner Mutter zu schlafen und wie ich immer wieder gehört habe, wie sie sich in der Nacht befriedigt hat. Ich schreib das jetzt mal so ungeschönt wie es damals war, sie hat sich vom Hund lecken lassen und ich hab das alles gehört. Es war einfach nur so unbeschreiblich eckelhaft, sie ist auch immer gerne nackt (komplett nackt) rumgelaufen, es war ihr egal was ich davon gehalten habe. Seit ich mich daran wieder erinnert habe, geht es mir von Tag zu Tag schlechter. Ich kann kaum mehr schlafen, bin Ruhelos, meine Stimmung schlägt von einer Sekunde zur anderen um und an manchen Tagen beweg ich mich nurmehr mit Zwang 3x/Tag mit den Hunden vor die Türe. Die meiste Zeit ess ich kaum mehr und dann gibts wieder Phasen in denen ich regelrechte Fressanfälle habe und seit einiger Zeit habe ich bei mir auch noch Zwischenblutungen festgestellt. Ich hatte meine Tage vor 2 Wochen und trotzdem ist da immer wieder mal Blut, was laut Gyn vom Streß kommt. Das ganze geht jetzt schon seit 2 oder 3 Monaten so, dazu kommen immer wieder Kopfschmerzen und Magenkrämpfe. Ich versuche so gut es geht ohne Medis und andere Stoffe auszukommen, aber es fällt mir von Tag zu Tag schwerer und die Verlockung ist groß einfach mal eine Tablette einzuwerfen.
Ich hab auch wieder mit dem Rauchen angefangen, anfangs nur hier und da eine, wenn ich viel Streß hatte, mittlerweile bin ich wieder auf dem Packerl pro Tag, das ich jahrelang geraucht habe.

Ich weis auch noch gut wie ich mit 16 aus der Wohnung geflüchtet bin, zu meinem damaligen Freund, der auch öfters aggressiv war, jedoch war das noch immer besser als zu Hause zu bleiben, vorallem nachdem ich einige Zeit vor meiner "Flucht" ernsthaft daran gedacht habe meiner Mutter ein Messer ins Herz zu rammen.

Nun, mittlerweile lebe ich in einer glücklichen Beziehung, habe eigentlich keine nennenswerten Probleme und wenn ich mir ansehe womit sich andere Menschen rumschlagen müssen, bekomm ich gleich ein schlechtes Gewissen, weil ich zb wegen meinen aktuellen finanziellen Engpässen so viel rumraunze. Ich habe einfach das Gefühl eigentlich nicht das Recht zu haben wegen sowas zu jammern, vorallem nachdem es bei mir rein finanziell auch nicht grad ums nackte überleben geht, es gehen sich halt nur meine Wünsche nicht aus. Schwer fällt mir dabei eigentlich eh nur der Verzicht auf meine geplante Reise. Ich wär so unglaublich gern diesen Sommer endlich mal für ein paar Wochen weggefahren. Ich wollte weg von meiner Familie, raus aus meiner Stadt und einfach nur ich selbst sein können ohne dem ganzen (negativem) Umfeld.

Zu meiner Mutter hab ich leider auch noch immer Kontakt, sie kommt mit ihrem Leben alleine einfach noch immer nicht klar und ich schaff es einfach nicht sie sich selbst zu überlassen. Aber jedesmal wenn ich bei ihr war, trink oder rauch ich etwas, weil ich ihre Gegenwart einfach nichtmehr ertragen kann. Ich bin regelrecht angewiedert von ihr und wäre froh, wenn sie mich einfach in Ruhe lassen würde. Meine finanzielle Situation ist zu einem großen Teil jetzt so, weil ich ihr immer wieder unter die Arme gegriffen habe, jetzt bräuchte ich mal Hilfe und es ist niemand da. Ich bin mir sicher, dass sie nicht absichtlich so ist, aber das hilft mir halt auch nicht weiter und ich weis einfach nicht wie ich aus meinem Loch raus komme. Es kommt mir auch so vor, dass ich jedesmal wenn ich mich grad wieder gefangen habe kurz darauf in ein noch tieferes Loch falle und ich sehe einfach kein Ende mehr.

Ich bin mir sicher, dass ich noch viele andere Probleme habe, die sicher alle miteinander meinen aktuellen Zustand auslösen, aber die aufgezählten sind einmal die, die mich zZ am meisten beschäftigen.


Nachdem ich über diese Themen mit niemanden reden will, weil ich mich schäme für meine Kindheit, schreib ich mir das alles hier von der Seele und hoffe, dass ich nicht zu sehr wie das "verwöhnte Mädchen" rüber komme, dass über Sachen jammert, die schon lange vergangen sind bzw über gegenwärtige (finanzielle) Probleme, die objektiv betrachtet eigentlich garnicht so schlimm sind.

Danke, falls sich jemand die Zeit nehmen sollte das zu lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
.. bin ich grad wieder am durchdrehen. Vor einigen Wochen hab ich mich an meine Kindheit erinnert..

So wie du es schilderst, liebe Tanja, sind das Erinnerungen, in denen leider sehr viel Entwertung und Entwürdigung enthalten ist, die deine Mutter sich selbst, dir und deinem Leben zugefügt hatte.

Es ist wichtig, finde ich, dass du sie jedes mal, wenn sie aufkommen, richtig und klar beantwortest - indem du erkennst, dass sie ein fürchtbarer Fehler deiner Mutter waren, sie als etwas Falsches eindeutig benennst und dem, was sie dir damals vermittelt hatten, entschieden wiedersprichst.

Deine eigene Antwort darauf fehlt noch vielleicht, oder ist nicht deutlich und überzeugend genug, damit diese Erinnerungen entmachtet werden. Ich glaube, solche Erfahrungen können nur aktiv entschärft werden, nämlich durch unsere innere und äußere, für uns sichtbare Antwort darauf. Vielleicht soltelst du es noch verstärkter tun? Vielleicht mithilfe einer entsprechenden Therapie?

Nachdem ich über diese Themen mit niemanden reden will, weil ich mich schäme für meine Kindheit, schreib ich mir das alles hier von der Seele und hoffe, dass ich nicht zu sehr wie das "verwöhnte Mädchen" rüber komme..

Nein, so kommst du bei mir nicht rüber, Tanja! Und ich finde es wirklich gut und richtig, dass du all das dir von der Seele schreibst und vielleicht noch weitere Schritte zur ihrer Entlastung unternimmst.

Viel Kraft und alles Gute dir!
Lenja
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für deine Antwort. Ich habe die letzten Stunden auch wieder zum nachdenken genutzt und es läuft leider auf einen (zumindest vorübergehenden) Kontaktabbruch zu meiner Mutter hinaus. Mir ist klar geworden, dass auch ich Fehler gemacht habe. Ich habe die letzten Jahre aufgrund ihrer Unzuverlässigkeit und anderen Sachen zwar immer wieder mit ihr "geschimpft", am Ende hatte es aber doch nie Konsequenzen für sie.
Im Moment kann ich ihr das alles noch nicht sagen, ich muss aus familiären Gründen noch eine zeitlang mit ihr regelmäßig Kontakt haben, aber wenn diese Zeit vorbei ist, ist die Stunde der Wahrheit angebrochen.

So schwer mir diese Entscheidung auch fällt (ich will ihr ja eigentlich nicht weh tun), aber ich denke, dass irgendwann die Zeit gekommen ist in der man auch an sich selbst denken muss. Ich habe noch viele Jahre vor mir und möchte diese nicht so verbringen wie die letzten Jahre und der Kontakt zu meiner Mutter tut mir einfach nicht gut. Vielleicht ändert sie sich wirklich dadurch, vielleicht auch nicht, so oder so habe ich keine Kraft mehr mich um sie und mich zu kümmern.

Die Frage die bleibt ist halt wie ich mit meinen Erinnerungen klar kommen soll. Es ist deswegen so unglaublich viel eingebrannt in mein Hirn und es kommen auch immer wieder neue Sachen dazu. Ich habe mich zb schon länger gefragt warum mich gewisse Geräusche (zb wenn der Hund seine Pfoten leckt) regelrecht aggressiv machen, jetzt ist mir das klar geworden.
Bis jetzt habe ich mich auch für einen sehr schlechten Menschen gehalten, weil es mir egal war, als sie wegen einem Unfall im Krankhaus war. Eigentlich war ich nur genervt, weil ich deshalb auch noch Studienzeit verloren habe.
Mein ganzes Leben über hat sie damit geprallt wie toll ich nicht geraten bin, mir wurde klar, dass ich aber nicht durch sie, sondern trotz ihr zu dem geworden bin, was ich bin.
Die Selbstzweifel und Unsicherheiten in vielen Bereichen werden mich sicher auch noch länger beschäftigen, ich hoffe einfach, dass ich es in Zukunft auch einmal schaffe damit zu einem Arzt zu gehen und mir auch professionell helfen zu lassen. zZ bring ich das aber noch nicht fertig, ich kann zwar recht locker drüber schreiben, aber mit einer physisch anwesenden Person darüber zu reden ist dann doch nochmal was anderes.
 
.. am Ende hatte es aber doch nie Konsequenzen für sie.

Diese Erkenntnis finde ich sehr wichig, tanja! Denn ich glaube, solange wir die Konsequenzen von dem Verursacher unseres Leidens fern halten, diese ihm nicht zeigen und erleben lassen - so lange haften sie an uns und belasten uns.

Wir übernehmen für ihn diese Konsequenzen sozusagen - statt sie ihm zurück zu geben und damit für den heilsamen für uns Ausgleich zu sorgen. Es ist mutig, das zu tun, finde ich, denn das verändert unsere Beziehung zu dieser Person, schafft mehr Distanz oder löst sie sogar auf. Doch es ist gerecht. Es nimmt die Spannung, die durch die ungerechte Situation entstanden ist. Und es bringt unser Leben wieder in Bewegung.

Mich beeindruckt deine Stärke, tanja - das wollte ich dir noch mitteilen.

L.G. Lenja
 

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