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Masterstudium kurz vor Schluss abbrechen?

K

Katta25

Gast
Hallo zusammen,

eine Anmerkung vorneweg: ich habe vor mit einem Studienberater zu sprechen, aber das wird aufgrund der anstehenden Feiertage erst im Januar möglich sein. Meine aktuelle Situation belastet mich gerade aber so sehr, dass ich das irgendwie loswerden muss und es würde sicher auch gut tun, die Meinung einer unbeteiligten Person zu hören.

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Kurze Zusammenfassung, weil der Text doch etwas länger geworden ist:

Interesse am Studienfach schon kurz nach Beginn des Masters angefangen zu verlieren, mittlerweile fast komplett verloren. Hab den Master bislang aber auf Drängen von Eltern und (Studien)freunden weitergemacht. Jetzt habe ich mit der Masterarbeit angefangen, hasse es und ziehe ernsthaft einen Abbruch in Erwägung, weil die Situation mich schon seit längerem psychisch kaputt macht.
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Ich studiere gerade Master Materialwissenschaften im 5.Semester, d.h. ich bin 1 Semester über der Regelstudienzeit (ingesamt sind max. 6 Semester möglich). Ich habe im Prinzip schon während meiner Bachelorarbeit im selben Fach ziemliche Motivationsprobleme gehabt, aber ich hab das dann durchgezogen und irgendwie zu Ende gebracht (ich hatte eine Betreurin, die mich durchgezogen hat - damals super, aber im Nachhinein wohl nicht so gut, weil ich dadurch nie komplett eigenständiges Arbeiten gelernt hab).
Den Master hab ich bereits angefangen, als ich am Fertigstellen der BA war. Ich war zu dem Zeitpunkt aber völlig ausgebrannt und habe aus 3 Pflichtvorlesungen, Methodenkurs und einem Seminar nur das Seminar gemacht (und musste das alles im 3. Semester nachholen - insgesamt waren das 7 Vorlesungen und ein Methodenkurs). Im 2. und 3. Semester lief es mehr oder weniger gut. Ich hatte im 3. Semester zwar durch die hohe Belastung einen kleinen Durchhänger und habe erwägt abzubrechen, aber Eltern und Freunde haben mich gedrängt weiterzumachen. Also hab ich mich zusammengerauft und weitergemacht.
Zu Beginn des 4. Semesters gab es dann eine neue Studienordnung, ich war froh noch nach der alten zu studieren - war nicht so verschult. Das hatte allerdings zur Folge, dass ich keine wirkliche Spezialisierung hab und meine "Spezialvorlesungen" aus recht unterschiedlichen Bereichen kommen. Die neue Studienordnung hatte außerdem noch zur Folge, dass ich bei einem Methodenkurs, den ich wohl grad so bestanden hätte (-> weiteres Motivationstief) kurz vor der Prüfung erfahren hab, dass ich den gar nicht machen durfte.
Ich hatte eigentlich vor mich dieses Semester ausschließlich auf meine Masterarbeit zu konzentrieren (die im Übrigen nach den Kriterien "man kommt schnell an brauchbare Ergebnisse" und "ich hab grad ne Vorlesung bei diesem Prof und egtl ist er ganz nett" gewählt wurde), aber ich hole noch eine letzte Vorlesung nach und habe in den Semesterferien hoffentlich den letzten Methodenkurs, der allerdings auch nach Ausschlussverfahren gewählt wurde.

Es ist jedenfalls so, dass ich in den letzten 2 Jahren allmählich das Interesse an meinem Studienfach verloren hab. Ich hab zunehmend nur das gemacht, was am einfachsten war bzw. klang. Und jetzt bei der Masterarbeit... Ich habe zwar schon erwähnt, dass die praktische Durchführung relativ simpel ist (die Messungen können auch Hiwis durchführen), aber das Thema geht mir am Allerwertesten vorbei. Und dabei ist es das Fachgebiet (zumindest die grobe Richtung), weswegen ich überhaupt angefangen hab Materialwissenschaften zu studieren. Ich konnte mit der MA erst vor 2 Wochen aufgrund einer Handverletzung beginnen, aber ich finde mich einfach nicht zurecht. Ich fühle mich am Lehrstuhl absolut fehl am Platz. Ich habe überhaupt keine intrinsische Motivation mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Leute sind zwar ganz nett, aber da ich ziemlich schüchtern bin und übermäßigen Respekt (beinahe Angst) vor Autoritätspersonen habe, fällt mir das eigenständige Arbeiten dort extrem schwer, weil ich eigentlich auf die Leute dort zugehen müsste und so...
Vor einigen Tagen saß ich an meinem Arbeitsplatz dort und habe mich nicht getraut zu einem meiner Ansprechpartner zu gehen, der am Vortag gemeint hat, dass er mir "irgendwann morgen" ein Gerät zeigen wird. Nach einer 3/4 Stunde Däumchen drehen (erst war Mittagspause) hab ich ihn noch nicht gesehen und bin dann wieder gegangen, weil ich zu dem Zeitpunkt fast am losheulen war. Die wenigen Male, die ich ohne Termin dort war, haben mich eine sehr große Überwindung gekostet, es ging sogar bis zu körperlichen Unwohlsein bei dem Gedanken dort hingehen zu müssen.

Aus all diesen Gründen überlege ich mir mittlerweile wieder - und diesmal ernsthaft - das Studium endgültig abzubrechen. Ich weiß, es wäre in 6-9 Monaten vorbei, aber es macht mich gerade einfach nur noch kaputt. Und der Gedanke, dass ich zumindest einen Bachelorabschluss hab, beruhigt mich etwas.

Oh man, das war jetzt lang. Danke fürs Lesen an alle, die durchgehalten haben.
 
Hallo,
nein, nicht abbrechen. Das wäre sehr unklug. Man kann nicht immer motiviert sein, sondern muss sich auch mal zwingen. Da du schreibst, du hast eine Betreuerin, wende dich mit der Bitte um Unterstützung an sie. Die paar Monate schaffst du!
 
Ich war in einer stark vergleichbaren Lage. Nicht auf diesem Bildungsniveau, aber das gleiche Grundgerüst. Ich hatte eine Ausbildung als Industriemechaniker begonnen. Wurde von Familie dazu gedrängt durchzustehen. (Letztendlich war es mehr ihr Eigeninteresse.) Ich merkte schon im ersten Jahr, dass es nicht meins sein wird. Die Noten wurden jedes Jahr schlechter in meinem Fachbereich. Andere Fächer blieben guter Noten. Das war eig. schon ein Zeichen für sich. Habe aber, wie es mir nahegelegt wurde, weitergemacht. Habe vorzeitig ausgelernt. Habe noch ein paar Monate in meinem Beruf geschafft und habe dann gekündigt. Die glücklichste Entscheidung meines Lebens. Leider bin ich zu dem Zeitpunkt schon so ausgelaugt gewesen, dass ich in Zwischenzeit gerutscht bin. Nach längerer Zeit, die Zeit in der ich endlich neuanfangen wollte, (Abi nachmachen, etc.), bin ich nach einem Jahr körperlich zusammengebrochen. Ständig Schmerzen in der Brust. Von einem Körperarzt zum anderen gerannt, aber ein Grund wurde nie ernsthaft gefunden. Bis zu dem Tag an dem ich zur Psychotherapeutin bin und die mir sagte, dass ich hier richtig bin. Ich habe geheult wie noch nie. Es stellte sich heraus, dass ich Jahre lang mit schweren Depressionen und Burn- bzw. eher Boreout herumvegitiert bin. Seit dem Zeitpunkt meiner Reha geht es Exponentiell bergauf. ^^
Heute studiere ich Soziale Arbeit und bin mit und Dank meiner EIGENEN WAHL endlich glücklich.

Folglich: Dein Berufsleben ist ein riesiger Teil deines Lebens. Auch wenn dich Familie und Gesellschaft womöglich dazu drängen irgendetwas zu lernen oder abzuschließen, wirst du nie glücklich damit sein können. D.h. so drastisch es klingt, je länger du das Spiel weitertreibst, desto mehr wirst du seelisch sterben. Mit dem Bewusstsein musst du nun selbst entscheiden.

Mein ach so toller Abschluss ist heute nichts wert, außer sagen zu können, ich habe in einem guten Betrieb einen vorzeitigen Abschluss geschafft. Ansonsten brachte er nur Nachteile, denn ich wurde ständig auf ihn festgenagelt.

Ich wünsche dir dein Glück.

P.S.: Wenn du nach Abschluss oder Abbruch - egal was du machst, du bist und bleibst ein wertvoller Mensch 😉 - keine Energie für Neuanfang oder Weitermachen hast, such dir einen Psychotherapeuten. Habe keine Angst davor. Habe keine falsche Vorstellung davon. Viele Menschen werden dich nicht verstehen, und auch nicht verstehen wollen. Das steht dir bevor. Stell dich darauf ein!
Viel GLÜCK. 🙂
 
Warum willst du abbrechen, wenn du schon fast fertig bist?
Ich an deiner Stelle würde die Zähne zusammenbeißen und den Master durchziehen.
Ein Studium ist nicht immer ein Zuckerschlecken, auch wenn gerne das Gegenteil behauptet wird.
 
Hallo,
dankeschön für eure Antworten!

@Stonata: Ich fürchte, du hast da etwas missverstanden - die Betreuerin hatte ich während meiner Bachelorarbeit, die Masterarbeit mach ich an einem anderen Lehrstuhl und die Betreuung ist da ganz anders.
Mir ist schon klar, dass man sich auch mal zu etwas zwingen muss, selbst wenn man nicht motiviert ist. Ich zwinge mich allerdings schon seit zwei(!) Jahren zum Weitermachen und mittlerweile kann ich einfach nicht mehr. In den letzten Monaten war mir an manchen Tagen sogar körperlich übel bei dem Gedanken in die Uni zu gehen.. So kann das einfach nicht weitergehen.

@Katzenfräulein: Danke, mir ist schon klar, dass das Studium kein Zuckerschlecken ist, ich studiere ja auch "erst" seit 5,5 Jahren...
Und ich ziehe es in Erwägung abzubrechen, obwohl kurz vor Schluss, weil
a) das Studium interessiert mich mittlerweile nicht mehr wirklich, z.B. bei meiner bisher minimalen Leistung für die Masterarbeit war mir absolut egal, was für Ergebnisse da rauskommen und ja.. die Begeisterung fehlt einfach, die beim Weitermachen helfen würde.
b) ich bin sowieso schon ein Semester über der Regelstudienzeit und würde zum Ende des Sommersemesters exmatrikuliert werden. Ob ich die noch ausstehenden Leistungen bis dahin gebracht habe (Masterarbeit, Methodenkurs und eine Vorlesung), ist fraglich... Meine Bestehensquote war im Masterstudium nicht die beste, während ich im Bachelor alles beim ersten Versuch bestanden habe.

@Tourmente: Danke dir, dass du deine Erfahrung mit mir geteilt hast!
 
Hallo Katta,
ich hab mich vor einem Jahr ähnlich gefühlt. Bachelorarbeit.. ich hab über eine halbes Jahr gar nix gemacht und mich ewig gequält mit dem Teil, bin nicht zu meinen Betreuern gegangen, weil ich mich nicht getraut hab und bin infolge dessen nicht vorran gekommen, was mich sehr runter gezogen hat. Irgendwie hat ein glücklicher Zufall dazu geführt, dass ich bei der Schreibberatung der Uni einen Workshop mitmachen konnte über "Aufschieberitis" und dort im Anschluss eine Arbeitsgruppe gefunden hab, die von einer Sozialarbeiterin/Psychologin sehr intensiv betreut wurde. Die Gruppe hat sich immer ein kleines Ziel gesetzt und dann darauf hin gearbeitet.. jeder an seiner Hausarbeit/Master/Bachelorarbeit. Ich hab auch irgendwas geschrieben und dann gemerkt, dass ich einfach keine Ahnung hab, was ich schreiben soll und dann meinen Prof geschrieben, dass mein Betreuer mich nicht ordentlich betreut und ich deswegen gar nicht vorran komme (hatte vorher aber auch zuviel Angst mich zu kümmern.. man denkt immer, man sollte das wohl alleine schaffen und fragt deswegen nicht). Durch das eine Treffen mit meinem Betreuer, der vom Prof aufgefordert wurde sich mehr um mich zu kümmern, ging es dann bergauf.. und natürlich mit meiner Schreibgruppe.. ohne die hätte ich vermutlich meinen Bachelor abgebrochen. Nunja.. paar Monate im Ausland und jetzt hänge ich ungefähr genauso durch wie du.. im ersten Semester des Masters und über eine Hausarbeit, die mir inhaltlich am A**** vorbei geht. Und überlege was ich machen soll und alle sagen, du musst weiter machen.

Statt dran zu arbeiten, suche ich verzweifelt nach Leuten denen es ähnlich geht. Da es irgendwie beruhigend ist zu wissen, dass es anderen ähnlich geht. wobei es mir leid tut, dass es dir so schlecht geht.. fühle mich da wie gesagt an meine Situation erinnert. Ich bin grad zu müde um panisch zu sein, dass dieses dumme protokoll mega mieserabel wird und mich bei 12 leuten als loser outen wird.. aber das kommt dann morgen wieder. Ist vlt auch der Grund warum ich gerne nachts davor sitze.. dann ist man weniger kritisch mit sich selbst. Alles ist ruhig und dadurch werde ich dann auch ruhiger irgendwie. Mein Umfeld wiegesagt sagt auch, dass ich das zu ende bringen soll und obwohl ich grad nur 4 ren schreibe bin ich wohl noch am durchbeißen.

Was ich dir raten würde ist vlt nicht besonders moralisch vertretbar, aber wenn ich mich mega mies fühle, dann nehme ich baldrian tropfen ausm supermarkt.. in geringen mengen in den tee rein. das beruhigt nervlich total. ausserdem lese ich motivierende sachen im internet.. kann da sehr diese seite empfehlen: Sich überfordert fühlen
bisschen rumlesen und man fühlt sich besser. so.. am besten schaust du mal ganz spontan ob es an deiner uni eine schreibberatung gibt und wenn du dich traust auch eine psychologische beratung. ich hab zuviel angst als psycho eingestuft zu werden, deswegen war ich bisher nur in der schreibberatung. aber die sind auch sehr nett. vlt gibt es auch sowas wie eine schreib/arbeitsgruppe die sich privat ab und an mal trifft? du könntest wenn du aber grad gar nicht mehr auf dich klar kommst, aber auch einfach für dich beschließen, Urlaubssemester einzulegen. Das heißt du brichst noch nicht ab und hast 1 oder 2 Semester Zeit abstand zu nehmen und auf dich klar zu kommen und diese werden dann nicht als offizielle Semester angerechnet, jedem stehen 2 zu. Außerdem kannst du schauen, ob du den Master wirklich brauchst. Arbeitserfahrung ist nämlich in der Welt dadraußen und in Bewerbungsgesprächen wichtiger als Master oder Bachelor. Klar ist jedenfalls, dass du grad mega im Eimer bist. By the way, ich fange grade an regelmässig schwimmen zu gehen. Irgendwie tut das gut, nur ich und das wasser. Sport hilft stress abzubauen. Bin letztens als ich mich über meinen Report aufgeregt hab nachts um 3 Uhr 3x ums Studentenwohnheim gelaufen. War ein bisschen befreiend^^. Wenn man im Eimer ist, wie du hat man das gefühl, alle kriegens irgendwie gebacken, wissen was sie wollen, sind glücklich. Schaut man genauer hin, merkt man "das leben besteht aus improvisation ohne ende". Und Glück ist nicht vom geldbeutel abhängig. Auch wenn studenten aus familien mit studierten eltern und erfolgreichen geschwistern immer das gefühl haben, wir müssten das auch machen..

hm.. irgendwie hab ich jetzt ne std daran geschrieben und sollte wohl doch langsam mal schlafen gehen. ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiter helfen. liebe grüße und eine umarmung! von einer anderen verzweifelten Masterstudentin.
 
Zähne zusammenbeißen und fertig machen.
Du kannst nach dem Studium noch alles möglichen anderen Richtungen einschlagen.
Außerdem muss dein derzeitiges Desinteresse nicht heißen, dass das auch in Zukunft so sein wird.

Gut möglich, dass dich das Thema in ein paar Jahren wieder brennend interessiert.
 
Gute Entscheidung! So wird auch niemand stutzig, der deinen Lebenslauf liest. Und später bei Bewerbungen wird es sicherlich auch gut ankommen weil du Kämpfergeist gezeigt hast, obwohl der Fachbereich nicht das richtige für dich war.
 

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Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
S Angst vor der Zukunft/Versagensangst Studium 15

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