Eine Bindungsstörung entsteht nicht wegen einer schweren Geburt! Die entsteht durch gemischte Signale, Unbeständigkeit in Zuwendung und emotionaler elterlicher Distanz in der Kindheit. Wenn das Kind keine Stabilität erlebt zum Beispiel. Und mit "Stabilität" meine ich nichts materielles oder finanzielles, sondern Stabilität in der Eltern/Kind-Beziehung. Wenn es damit rechnen muss, dass das, was heute gut und richtig war, morgen schon wieder anders aussieht und entzogen wird... Wenn die eigenen Interessen bedeutungslos sind und keine Aufmerksamkeit erfahren und stattdessen verlangt wird, etwas anderes zu machen und man ein -für das Kind- völlig unberechenbares Interessen/Aufmerksamkeits/Belohnungsverhalten an den Tag legt, dann entwickelt es eine Bindungsstörung.
Interessierst du dich für die Interessen deines Sohnes? Jetzt mal Hand aufs Herz.
Setzt du dich mit ihm Abends hin und redest mit ihm über das, was ihn beschäftigt? Nicht über das, was DICH beschäftigt, sondern wirklich das, was IHN beschäftigt. Was SEINE Interessen sind. Hörst du unvoreingenommen zu? Oder muss er sich dann von dir anhören, das sei ja alles Quatsch und er solle besser [...] ? Wertest du das, was ihn beschäftigt? Oder muss er sich fürchten, dir von irgendwas zu erzählen, weil du ihn sonst belehrst und ihm das Gefühl gibst, falsch zu sein?
Dort in seinem zweifelhaften Freundeskreis erfährt er Anerkennung, dort fühlt er sich wertgeschätzt. Völlig egal, auf welcher Bahn diese Freunde sind, es geht lediglich um das Gefühl. Das scheint er bei dir nicht zu bekommen, denn sonst würde er sich das nicht bei denen suchen.
Das ist übrigens kein Arschtritt hier von mir, sondern ein Anstoß zur Reflexion. Wenn jemand das Gefühl hat, nie gut genug zu sein, oder nur dann gut zu sein, wenn man eine Leistung erbringt (die einem nichtmal gefällt und mit der man sich nicht identifiziert) und egal, was man tut, es ist nichts wert, der geht dorthin, wo das, was er tut und was er ist, wertgeschätzt wird. Randalieren, Terror zuhause, Aggressionen - sowas erzwingt eine emotionale Reaktion, es erzwingt, dass man sich mit einem beschäftigt. Würde er das Gefühl haben, dass man sich mit ihm auch dann beschäftigt (ja, mit IHM, nicht mit dem, was er LEISTET), wenn er nicht durchdreht, würde das nicht tun.
Nur mal als Denkanstoß.