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Mein Bruder und eine "Sache", über die nie geredet wurde

Nada

Neues Mitglied
Hallo,

habe mich hier angemeldet, weil ich Rat brauche, weil ich nicht genau weiß, wie ich damit umgehen soll.

Es gibt eine Sache in meinem Leben, über die ich immer wieder nachdenke. Es beschäftigt mich, ich kann es nicht richtig einordnen.

Wir, meine Eltern mein 4 1/2 Jahre älterer Bruder und ich, haben früher in einem Mehrfamilienhaus gewohnt. In diesem Haus wohnte auch meine damalige beste Freundin.

Mein Bruder hatte oft einen Kumpel bei sich zum spielen und meine beste Freundin war eh ständig bei mir, oder ich bei ihr. Mein Bruder und ich, wir hatten das gleiche Kinderzimmer, bis er ca 13 oder 14 war, (glaub ich zumindest, erinnere mich nicht genau).

Auf jeden Fall hingen wir auch oft zu viert rum. Meine Freundin und ich waren so ca 7,8 Jahre alt, mein Bruder und sein Freund so 12,13. Ungefähr.
Da sie halt älter waren und auch schon die Pubertät so langsam bei denen begann, haben die halt auch öfter mal so Bemerkungen gemacht, wenn sie zb ein Computerspiel gespielt haben (zB. "da kommt die Lesbe angeflogen, äh die Wespe).

Irgendwie war manchmal so etwas "sexuelles" im Raum. Oder die haben auch mal vom "bumsen" und so geredet.

Irgendwann, ich weiß gar nicht mehr, wie es dazu kam ehrlich gesagt, spielten wir ein Spiel im Zimmer und wir machten das Licht aus und Rolladen runter. Es war also Stockdunkel. Es sollte eigentlich nur so eine Art Versteckspiel sein.

Naja, auf jeden Fall mussten die Jungs uns dann Suchen und wenn sie uns gefunden hatten, dann haben wir so getan, als hätten wir Sex. Mein Bruder hat im Dunkeln immer meine Freundin gesucht, und sein Freund mich.
Was genau mein Bruder mit meiner Freundin gemacht hat, weiß ich nicht, aber der Freund meines Bruders der legte sich halt immer auf mich drauf und bewegte sich "hin und her". Kleidung war aber immer an. Einmal fragt er mich ob er meine (nichtvorhandenen) Brüste anfassen darf und ich sagte ja. Mir machte das damals eigentlich gar nicht viel aus.

Ich glaub meiner Freundin gings da ähnlich. Muss auch dazu sagen, dass wir beide etwas frühreif waren. Meine Freundin z.B. hatte mal heimlich Pornofilme gesehen, die ihre Eltern ausgeliehen hatten. Sie und ich wir haben dann manchmal so aus Spaß "Mann und Frau" gespielt und miteinander rumgemacht (aber eher auf eine kindliche, lustige Art und Weise.) Eigentlich nur so aus Spaß.Ich weiß auch nicht mehr, von wem es eher ausging, von mir oder von ihr. Ich weiß nur, dass es mir manchmal doch irgenwie zuviel wurde und ich mich komisch dabei fühlte.
Ich glaub mein Bruder und sein Kumpel sahen da wohl irgendwie ihre "Chance" darin. Da sie wohl wussten, sie und ich, wir spielen manchmal "Mann und Frau". Wahrscheinlich meinten sie dann, wir sollten das mal mit ihnen spielen oder so. Ich denke so wirds gewesen sein.

Erinnere mich noch dran, dass meine Mutter mich einmal gefragt hat, was wir da manchmal machen und ich meinte dass wir "schmusen" oder so ähnlich. Ich glaube sie fragte mich dann noch, ob noch mehr gewesen sei und ich meinte nein. (Kann mich aber nicht so super dran erinnern.)
Ich weiß nur eines Tages wars dann abrupt vorbei. Und ich glaube auch kurz darauf bekam er dann sein eigenes Zimmer.

Mein Bruder und ich wir hatten in der Kindheit eigentlich ein gutes Verhältnis. Haben miteinander gespielt. Lego, Playmobil, alles mögliche halt. Als er dann in die Pubertät kam wurde das halt anders. Wir hatten dann auch nicht mehr viel miteinander zu tun.
Ich weiß noch wie er zb, als ich einmal im Bad am Waschbecken stand einfach reinkam (bekleidet) und sich einfach so von hinten an mir gerieben hat im vorbeigehen. Erinnere mich auch daran, dass er zweimal morgens nach dem Aufstehen, beim umziehen einfach seine Unterhosen runterzog und mir seinen Penis zeigte. Also auch in dem Alter, mit 13 ca. Ich verstehe nicht warum er das getan hat. Wollte er mich schockieren? Ist sowas normal, dass ältere Brüder sowas machen?

Ich fand das alles nie wirklich schlimm. Erst seit ein paar Jahren mache ich mir zunehmend Gedanken darüber.
Muss dazu sagen, mein Bruder ist seit einigen Jahren tot. Er starb bei einem Unfalls als er anfang 30 war. Zu seinem damaligen Freund hatte er bereits vor seinem Tod schon Ewigkeiten keinen Kontakt mehr und auch ich keinen mehr zu meiner damaligen besten Freundin.

Was mich halt ziemlich beschäftigt zurzeit ist die Tatsache, dass mein Bruder eigentlich nie so der typische große Bruder war. Der seine kleine Schwester beschützt. So wie man das halt kennt von großen Brüdern.
Dadurch, dass wir das im Dunkeln damals gespielt haben und sein Freund an mich ran durfte, fühle ich mich sogar auf eine Art von ihm verraten.

Mein Problem ist einfach folgendes. Ich hatte/habe meinen Bruder ja trotzdem lieb, sehr sogar. Und ich vermisse ihn. Er zog früh von zuhause aus und lebte schnell sein eigenes Leben. Wir hatten dann nie viel Kontakt, er kam oft nur zu Weihnachten oder Ostern uns besuchen. Zu meinen Eltern hatte er mehr Kontakt aber wir beide gar nicht. Was aber nicht an der Sache von damals lag. Es war halt einfach so.
Das traurige ist, dass wir uns im erwachsenenalter ganz laaangsam wieder angenähert haben. Und ich denke, wir wären uns wieder näher gekommen und hatten vllt geschafft eine normale Geschwister Beziehung aufzubauen. Leider wurde uns die Chance nicht gegeben, denn gerade als wir uns wieder langsam näher kamen, geschah der Unfall.

Ich denke viel darüber nach. Bin immer noch so traurig, dass er tot ist. Auch wenn das jetzt schon einige Jahre her ist. Bin traurig, dass es meinen Eltern schlecht geht, unsere Familie halt auf eine Art kaputt ist.
Vermisse ihn und liebe ihn auf der seinen Seite, bin aber auch wütend auf der anderen. Wütend, dass er nie so richtig ein großer Bruder für mich war. Ich hatte dann mit 15,16 sehr viele Probleme, war kein einfacher Teenager aber das hat ihn alles nicht interessiert.
Andererseits hat ER auch mich damals nicht interessiert. Ich denke wir waren einfach schon zu sehr auseinander gelebt und halt auch vom Alter mit fast 5 Jahren ziemlich weit auseinander. Umso trauriger, dass uns die Chance genommen wurde, dass sich das nochmal ändern kann.

Dann stelle ich mir auch oft die Frage, wie ich damit umgehen soll. Es ist schwer jemanden zu vermissen und lieb zu haben, wenn man gleichzeitig wegen einer Sache wütend auf ihn ist. Ein Sache, die man nie wieder ansprechen kann.
Ja, ich hätte ihm gern gesagt, dass ich das von damals nicht in Ordnung fand. Nun kann ich es nicht mehr. Wir können uns nicht mehr aussprechen, in diesem Leben. Das zermürbt mich auf eine Art.

Auch frage ich mich, ob das damals schon so eine Art Mißbrauch war? Meine Freundin und ich, wir haben ja aus Spaß mitgemacht bei dem Spiel. Fühlten uns dann irgendwie groß,wie Frauen. Wussten gar nicht so wirklich was abging. Heute sehe ich das natürlich aus einem ganz anderen Blickwinkel und finde, dass das alles eigentlich nicht so hätte passieren dürfen.

Ich war vor Jahren auch mal in Therapie. Nicht deswegen sondern wegen anderen Sachen. In einer Sitzung sprach ich aber das mit meinem Bruder an. Sie meinte zwar, das wäre schon so eine Art Mißbrauch gewesen, stellt mir aber danach direkt die Frage, "aber du hast doch keinen Schaden davon getragen, oder?" Da fühlte ich mich irgendwie vor den Kopf gestoßen. So, als würde ich rumspinnen, weil doch alle Kinders Doktorspiele oder ähnliches machen.

Wie würdet ihr denn damit umgehen in so einer Situation? Um jemanden trauern, oftmals auch gleichzeitig auf ihn wütend sein. Damit klar kommen müssen, dass man nie über die Sache reden kann. Macht mich irgendwie fertig. Ich habe mir mal überlegt, den damaligen Freund meines Bruders zu kontaktieren. Nicht um ihn zu beleidigen oder fertig zu machen wegen der Sache sondern einfach mal, um ihn zu fragen, ob er sich überhaupt noch daran erinnert. Ihm sagen, dass ich mir ziemlich oft Gedanken um das "Spiel" gemacht habe und ob ihm eigentlich bewusst ist, dass das damals alles nicht so wirklich in Ordnung war. Auch wenn die beiden "erst" 13,14 ca. waren. In dem Alter ist man glaube ich alt genug, um zu wissen, dass man sowas nicht macht?!

Denkt ihr es ist falsch jemanden nach so langer Zeit damit zu konfrontieren? Das ist ja nun ca 25 Jahre her.

Was meint ihr?

Liebe Grüße
Nada
 
Hallo Nada,

so Art "Spiele" kenne ich auch als Kind.
Ich erinnere mich an diesen älteren Jungen, welches sich andauernd auf mich legte und sich hin und her bewegte. Dabei ging seine Hand auch unter mein Shirt.
Ich war damals zu klein um diese Art von "Spiel" einzuordnen, so das ich mir darüber nie viel Gedanken gemacht habe.
Keine Ahnung wieviel Sinn das macht jemanden nach solanger Zeit darauf anzusprechen.
 
Ich war vor Jahren auch mal in Therapie. Nicht deswegen sondern wegen anderen Sachen. In einer Sitzung sprach ich aber das mit meinem Bruder an. Sie meinte zwar, das wäre schon so eine Art Mißbrauch gewesen, stellt mir aber danach direkt die Frage, "aber du hast doch keinen Schaden davon getragen, oder?" Da fühlte ich mich irgendwie vor den Kopf gestoßen. So, als würde ich rumspinnen, weil doch alle Kinders Doktorspiele oder ähnliches machen.

Das war nicht sehr sensibel von deiner Therapeutin. Es ist schon richtig, dass solche Spiele unter Heranwachsenden gar nicht so selten sind. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass du diese Gefühle hast und nicht einfach wegschieben kannst (und auch nicht sollst).

Andererseits gibt man einem Problem auch Nahrung, wenn man ständig darüber nachdenkt. Oft wird ein Problem erst dadurch zum Problem.

Dazu ein Beispiel aus meinem Leben:

Ich hatte jahrelang unter Depressionen zu leiden. Ständig habe ich nach Strategien gesucht, wie ich mein Leben in den Griff kriege. Diese Strategien habe ich Gott sei Dank aufgeschrieben und sie begannen immer mit "Priorität 1 ist meine Depression". Irgenwann viel es mir dann wie Schuppen von aus den Haaren ;-) Nein, diese blöde Despression ist nicht Nummer 1. Nummer 1 ist mein Leben. Ich kümmere mich um mein Leben, meine Freunde usw. und die blöden Depression wird mich nicht daran hindern. Das war dann der Wendepunkt oder zumindest einer der Wendepunkte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwann, ich weiß gar nicht mehr, wie es dazu kam ehrlich gesagt, spielten wir ein Spiel im Zimmer und wir machten das Licht aus und Rolladen runter. Es war also Stockdunkel. Es sollte eigentlich nur so eine Art Versteckspiel sein.

Naja, auf jeden Fall mussten die Jungs uns dann Suchen und wenn sie uns gefunden hatten, dann haben wir so getan, als hätten wir Sex. Mein Bruder hat im Dunkeln immer meine Freundin gesucht, und sein Freund mich.
Was genau mein Bruder mit meiner Freundin gemacht hat, weiß ich nicht, aber der Freund meines Bruders der legte sich halt immer auf mich drauf und bewegte sich "hin und her". Kleidung war aber immer an. Einmal fragt er mich ob er meine (nichtvorhandenen) Brüste anfassen darf und ich sagte ja. Mir machte das damals eigentlich gar nicht viel aus.Ich glaub meiner Freundin gings da ähnlich.
Nun, ihr habt euch bei diesem Spielchen also alle amüsiert. Ist doch schön.
Ich weiß noch wie er zb, als ich einmal im Bad am Waschbecken stand einfach reinkam (bekleidet) und sich einfach so von hinten an mir gerieben hat im vorbeigehen. Erinnere mich auch daran, dass er zweimal morgens nach dem Aufstehen, beim umziehen einfach seine Unterhosen runterzog und mir seinen Penis zeigte. Also auch in dem Alter, mit 13 ca. Ich verstehe nicht warum er das getan hat. Wollte er mich schockieren? Ist sowas normal, dass ältere Brüder sowas machen?
Nun, er war 13, entdeckte seine Sexualität... Passiert.
Mein Cousin zeigte mir mit 13, da war ich 9 oder 10, ganz stolz, daß er nun masturbieren kann. Ich find das immer noch gnadenlos witzig. 😀

Ich fand das alles nie wirklich schlimm. Erst seit ein paar Jahren mache ich mir zunehmend Gedanken darüber.
[...]Dadurch, dass wir das im Dunkeln damals gespielt haben und sein Freund an mich ran durfte, fühle ich mich sogar auf eine Art von ihm verraten.
[...] wütend auf ihn ist. Ein Sache, die man nie wieder ansprechen kann.
Ja, ich hätte ihm gern gesagt, dass ich das von damals nicht in Ordnung fand.
[...] Auch frage ich mich, ob das damals schon so eine Art Mißbrauch war? Meine Freundin und ich, wir haben ja aus Spaß mitgemacht bei dem Spiel. Fühlten uns dann irgendwie groß,wie Frauen. Wussten gar nicht so wirklich was abging. Heute sehe ich das natürlich aus einem ganz anderen Blickwinkel und finde, dass das alles eigentlich nicht so hätte passieren dürfen.

Wie würdet ihr denn damit umgehen in so einer Situation? Um jemanden trauern, oftmals auch gleichzeitig auf ihn wütend sein. Damit klar kommen müssen, dass man nie über die Sache reden kann. Macht mich irgendwie fertig. Ich habe mir mal überlegt, den damaligen Freund meines Bruders zu kontaktieren. Nicht um ihn zu beleidigen oder fertig zu machen wegen der Sache sondern einfach mal, um ihn zu fragen, ob er sich überhaupt noch daran erinnert. Ihm sagen, dass ich mir ziemlich oft Gedanken um das "Spiel" gemacht habe und ob ihm eigentlich bewusst ist, dass das damals alles nicht so wirklich in Ordnung war. Auch wenn die beiden "erst" 13,14 ca. waren. In dem Alter ist man glaube ich alt genug, um zu wissen, dass man sowas nicht macht?!

Denkt ihr es ist falsch jemanden nach so langer Zeit damit zu konfrontieren? Das ist ja nun ca 25 Jahre her.

Was meint ihr?
Ich frage mich, warum du jetzt, 25 Jahre später, oder laß es 20 gewesen sein, auf den Trichter kommst, daß das Mißbrauch war.

Heute ist man für das Thema viel sensibler aufgestellt - ja.
Aber das nun auf eine Situation zu übertragen, bei der sich alle Beteiligten nichts böses bei dachten, an der man sogar Spaß hatte, da nun Jahrzehnte später einen Mißbrauch herein zu interpretieren, das zeugt davon, daß du ganz andere Baustellen in deinem Leben hast.
Mir kommt es so vor, als willst du unbedingt wütend auf deinen Bruder sein, weil er so früh gestorben ist und sich einige Dinge nun nicht mehr realisieren lassen. Und diese an sich harmlose Geschichte zu einem Mißbrauch umzudeuten, macht die irrationale Wut auf ihn... greifbarer. Faßbarer. Realer.

Wann fingst du denn an, das nicht in Ordnung zu finden? Erst seitdem er tot ist, oder schon vorher? Und warum findest du es nun unangenehm - weil du dich selber darauf eingelassen hat und sogar Spaß daran hattest? Sind dein Bruder und Freund das Problem oder eher du - weil du deine Empfindungen von damals nicht mehr nachvollziehen kannst?

Und ob die mit 13/14 hätten wissen müssen, daß "man so was nicht macht" sei dahingestellt, damals sah man diese Spielchen, um nichts anderes handelt es sich für mich, viel entspannter als heute, wo man hinter jedem 13jährigen der seine Sexualität entdeckt und das vielleicht auch noch ein wenig ungeschickt, einen Triebtäter vermutet.
 
Ich denke, das eigentliche Problem sind nicht die 'Spiele', die die ihr damals 'gespielt' habt, sondern die Tatsache, dass Du von Deinem Bruder enttäuscht bist. Ehrlich gesagt sehe ich da noch nicht wirklich einen Missbrauch, denn Du sagst selber, dass ihr die Spiele damals ohne Hintergedanken mitgespielt habt, Dein Bruder und sein Freund haben sich in der Zeit gerade selbst gefunden, sexuell gesehen... Und solange Du dabei nicht irgendein schlechtes Gefühl hattest, wurde da wahrscheinlich tatsächlich niemand verletzt. Vermute ich.

Ich denke, dass eigentlich und auch große Problem war und ist, dass Dein Bruder nicht auf Dich aufgepasst hat. Du warst die kleine Schwester, die beschützt werden wollte und auch sollte. Du hättest Dir von ihm (im Nachhinein) so sehr gewünscht, dass er seinem Freund sagt: 'Das ist meine kleine Schwester, die fasst Du nicht an'. Und da er das nicht getan hat, fühlst du Dich von ihm verraten.

Er hat sich in dieser Rolle nicht gefunden, vielleicht war sie ihm zu viel, vielleicht hatte er wegen der 'Sache' auch ein schlechtes Gewissen und hat sich auch deshalb nicht mehr in Deinen 'Schutzkreis' getraut. Vielleicht hat es ihn auch sehr beschäftigt... Er kann niemandem beschützen, dem er selbst vermeindlich weh getan hat. Also hat er Dich vor sich beschützt, in dem er sich von Dir fernhielt. Aber das ist nur eine Vermutung.

Genau wissen wirst Du es nie. Aber eine Frage kann ich Dir mit Sicherheit beantworten. Wenn Du Deinen Bruder geliebt hast, und ich denke, das hast Du, dann darfst Du um ihn trauern, um ihn weinen. Er ist aus Deinem Leben genommen worden, als er gerade bereit war, Dich näher an sich heran zu lassen. Und - egal was er tat oder nicht tat - wenn Du ihn magst, dann trauere.

Den Freund auf die Ereignisse von damals anzusprechen halte ich für keine so gute Idee. Ich denke, es wird nicht viel dabei rauskommen, aber Du wirst Dich immer mehr in die Gedanken reinsteigern. Es wird in Dir eine immer größere Rolle spielen um so mehr Du darüber nachdenkst. Und irgendwann wirst Du tief verletzt sein, auch wenn Du es damals nicht warst. Versuch abzuschließen.

Sei sauer auf Deinen Bruder, dass er nicht für Dich da war. Und sei auch sauer auf ihn, dass er es im Moment nicht ist, dass er sich durch den Unfall 'aus Deinem Leben geschlichen' hat. Das Gefühl hat neben Trauer auch Platz in Dir. Und ich denke, das ist es, was dringend verarbeitet werden möchte....
 
Ich schließe mich hier weitgehend Athanasia an.

Ich glaube man muss sehr aufpassen, dass man Dinge aus der Kindheit mit den Augen eines Erwachsenen betrachtet. Gerade wenn die Dinge 25 Jahre weit zurückliegen. Man gerät oft in die Versuchung aus heutiger Betrachtung die Geschehnisse zu bewerten. Du schreibst selbst, dass Du und Deine Freundin Spaß hattet und Euch nichts dabei gedacht hattet.
Ich glaube, viele Menschen haben solche Dinge in ihrer Kindheit erlebt. Ich selbst auch – und würde da ehrlich gesagt heute auch eher ungern drüber sprechen. Nicht weil ich damals so „beschämt“ drüber gedacht habe, sondern aufgrund meiner Erfahrungen etc. die Dinge jetzt nicht gerade gerne erzählen würde. Und vermutlich würde ein Therapeut auch hier sagen: das könnte ein Missbrauch gewesen sein – nein, war es nicht für mich. Auch wenn ich so etwas nicht so gerne ausführlich bereden würde. Aber das sind so Kindheitsgeheimnisse, die tragen vermutlich viele mit sich rum.
Und was das Beschützen angeht: ich selbst habe einen 1,5 Jahre jüngeren Bruder – ich denke, mein Bruder hat nie von seiner Schwester erwartet beschützt zu werden, geschweige denn umgekehrt. Vor allem nicht in dem Alter. Liegt bei mir aber vielleicht daran, dass ich die Ältere war. Dieses Beschützen kam bei meinem Bruder erst viel später mit Anfang 20 … und auch das eher so, dass ich es nicht so gemerkt habe. Ich finde es ziemlich unfair so etwas von einem 13 jährigen Jungen zu verlangen … der selbst ein Kind ist, in der Pubertät ist, sich selbst noch nicht gefunden hat, sondern auf der Suche. Das muss man als Erwachsener einfach mal anerkennen – wenn es vielleicht als Kind mit 7 oder 8 Jahren nicht so geht und man sich anderes wünscht. Aber wir wissen alle: Wünsche gehen nun mal nicht alle in Erfüllung. Erwartungen erst recht nicht.

Die Frage wäre für mich eher, weshalb Du Dich ausgerechnet jetzt so stark damit beschäftigst – so stark, dass Du das Thema sogar nochmal mit dem damaligen Freund Deines Bruders bereden würdest? Was machst Du, wenn er sich gar nicht mehr erinnert? Was willst Du ihm sagen, wenn er sich erinnert? Willst Du ihm nun 25 Jahre später sagen, dass es nicht ok war – obwohl es damals sehr wohl ok für Dich war? Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.
Ich würde mich an Deiner Stelle mal fragen, was Dir die Beschäftigung mit diesem Thema so „bringt“? Was bringt Dir die Wut auf Deinen Bruder? Was bringt es Dir, Dich so massiv mit diesem Thema zu beschäftigen? Wovon lenkt es Dich ab? Was lässt es nicht zu?

Ich bin in Sachen Trauer und Trauerbewältigung nicht sonderlich fit – ich weiß nur, dass man bei der Trauer verschiedene Phasen durchläuft. U.a. Leugnen, Schmerz, Wut, Schuldzuweisung, Akzeptanz, Loslassen.
Vielleicht schaust Du Dir Deine Trauer hier nochmal genauer an. Diese Wut, die auch noch nach 25 Jahren da ist, die Dich nicht loslässt, die auch nicht zulässt, dass Du Deinen Bruder loslässt, die nicht zulässt, dass Du Deinen Bruder einfach nur lieben kannst – sondern die will, dass Dein Bruder … ja, was? Dass er schuld ist, dass Deine Familie kaputt ist? Dass er schuld ist, dass ihr nie über seinen Tod hinweg kommt? Dass ihr ihn vermisst?
Der Tod eines engen Familienangehörigen, gerade eines Kindes in einer Familie, reißt ein Loch in die Familie und hat weitreichende Konsequenzen. Unter anderem genau die, wie sie bei Dir und Deiner Familie auftreten.
Vielleicht wäre es gut für Dich, hier eine Art Trauergruppe zu suchen, mit der Du über Deine Trauer und Wut sprechen kannst. In der Du es vielleicht irgendwann schaffst, Deinem Bruder zu vergeben – seinen Tod, seine Abwesenheit, sein Fehlen, dass Deine Eltern nicht mehr die sind, die sie mal waren. Und vielleicht schaffst Du es auch, Deinen Eltern zu vergeben, dass sie es nicht schaffen, dieses Loch sowohl für sich als auch für Dich zu stopfen.
Aber tu Dir selbst den Gefallen und verbeisse Dich nicht in ein Thema aus früher Kindheit, das – gut, ist jetzt meine persönliche Meinung – dazu dient, Dich von den wirklich wichtigen und schmerzlichen Dingen abzulenken.
Ach und nochwas: natürlich kannst Du mit Deinem Bruder reden – in Deinen Gedanken, via Brief etc. Lass hier mal Deinen Verstand los und nur die Gefühle sprechen.
Ich habe es bspw. bei meinem Lieblings-Cousin so gemacht (der ist mit Anfang 20 durch Autounfall gestorben), dass ich eine ganze zeitlang lange Spaziergänge durch die Natur gemacht habe und in Gedanken mit ihm gesprochen habe. Ich hatte sogar eine kleine Gedenkstätte im Wald für ihn gemacht (sein Grab war für mich viel zu weit weg) und bin da ganz oft hin und habe ihm alles gesagt, was ich ihm noch sagen wollte. Ich bin heute noch der Meinung, dass er mir da ganz nah war und mir zuhörte. So habe ich Abschied genommen.


 
Jetzt mal ganz unabhängig von der Beziehung zu deinem Bruder, rein "sachlich" betrachtet: ich denke, man hat so eine Frage nach möglichen Missbrauch nicht "einfach so" im Hinterkopf. Was ist also passiert, dass du angefangen hast, die Ereignisse von damals zu hinterfragen und auf einmal ein negativeres Gefühl dazu zu entwickeln? Gab es einen Auslöser?

Ich will dir unbedingt mitgeben, dass dein Bauchgefühl wichtig ist und wie du dich fühlst. Und wenn es für dich negativ ist, sollte man das ernst nehmen und dem auf den Grund gehen.

Meine persönliche Meinung dazu ist: mag sein, dass deine Freundin und du als Kinder das ganze unbedarfter gesehen habt. Aber die große Frage für mich ist halt, welche Beweggründe dein Bruder und sein Freund hatten. Und warum sie das alles gemacht haben. Als Kinder hatten du und deine Freundin einen eigenen Standpunkt dazu. Habt vielleicht noch gar nicht das Zusammenspiel durchschauen können oder den Gesamtkontext.

Und ja, wenn zwei Halbwüchsige unter dem Deckmantel "Wir spielen was" zwei 7-, bzw. 8-jährige Mädchen zur Befriedigung oder zum Sammeln sexueller Erfahrungen benutzen, hat das zumindest für mich missbräuchliche Züge. Weil diese Mädchen womöglich gar nicht von diesem rein sexuellen Aspekt ausgegangen sind und es für sie wirklich nur ein Spiel war. Da wird für mich eine Grenze überschritten.

Das würde auch erklären, warum du dich rückblickend nicht von deinem Bruder "beschützt" gefühlt hast. Oder enttäuscht von ihm bist. Weil für mich schwingt mit, dass du es nachträglich schon als Auslieferung empfindest. Weil es womöglich doch mehr sexuelle Aspekte hatte, als gut war.

Ich halte es nochmal für eine andere Kiste, wenn bei "Doktorspielchen" ein Part gerade einmal 7 oder 8 Jahre alt ist und der andere 13 oder 14.

Und Nein, ein Bruder, der seiner kleinen Schwester einfach so sein Genital zeigt, finde ich nicht normal. Auch nicht, dass er sich von hinten an ihr reibt. Ich finde, das sind Punkte, die kann man nicht einfach so wegdiskutieren.

Ich verstehe, dass du dieses Kapitel für dich klären und auflösen willst. Aber meiner Meinung nach wäre es für dich wichtig, dies für dich zu tun und für dich das Thema abzuschließen, wie auch immer das aussehen kann - denn die Antworten von deinem Bruder wirst du nicht mehr bekommen. Vielleicht war seine Zurückhaltung sogar darin begründet, dass er wegen den Vorfällen von damals Abstand zu dir gesucht hat.

Vielleicht wollte deine Therapeutin dir eigentlich das sagen, was meine mir mal gesagt hat: "Man muss nicht jeder traumatischer Erfahrung genau nachgehen und diese näher ansehen." - wenn man sonst gut durch den Alltag kommt und leben kann, ohne sich belastet oder eingeschränkt zu fühlen. Und das ist halt die Frage: beschäftigt es dich jetzt, weil nachträglich ein paar Gefühle und Gedanken an die Oberfläche kommen, die du verdrängt hast oder die du erst jetzt als Erwachsene erkennst, oder fühlst du dich beunruhigt, weil du zu viele Möglichkeiten durchgehst, alles nochmal im Kopf überschlägst und eigentlich streng genommen zusätzlich nicht mit der Beziehung zu deinem Bruder klarkommst, bzw. der ganze Konflikt für dich noch offen liegt und nicht geklärt ist, weil er nie geklärt werden konnte?

Ich würde dir trotzdem raten, in der Therapie dann anzusprechen, wenn du dich mit diesen Fragen näher außeinandergesetzt hast, dass das für dich keine Kleinigkeit ist und dich wirklich beschäftigt und ja, unter Umständen belastet. Da sollte ein guter Therapeut anders reagieren.

Allgemein wäre es für dich wahrscheinlich sehr wichtig, dass du das Kapitel mit deinem Bruder abschließen kannst. Das bedeutet nicht, ihn zu vergessen oder alles zu verdrängen, aber nach vorne blicken zu können und sich von alten Fesseln zu lösen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Findefuchs: Du hast in vielen Punkten sicher recht.
Trotzdem frage ich mich, ob man hier einem 13jährigen in der Pubertät nicht zu viel Verantwortung (Schutz der Schwester) aufträgt?! Ein 13 Jähriger ist eben ein 13 Jähriger und kein erwachsender Mensch. Er ist in der Findungsphase. Ich kann mir auch gut vorstellen, was Du schreibst: dass er evtl. im Nachhinein ein ungutes Gefühl hatte was diese sexuellen Handlungen angeht.
Ich will ihn nicht völlig frei sprechen, denn auch mit 13 hat man einen Kopf zum nachdenken. Allerdings ist die Frage wie weit hier nachgedacht wird, wenn die Hormone verrückt spielen. Vor dem Gesetz ist man in einem solchen Alter auch nicht verantwortlich.
Letztlich müsste man das eigentlich den Eltern ankreiden, die zwar mal nachgefragt haben, aber das war‘s dann auch schon. Ich persönlich würde hier eher die Eltern verantwortlich machen. Sie müssen sich drum kümmern, dass hier keine Grenzüberschreitungen stattfinden und dem einen Riegel vorschieben, wenn Grenzen überschritten werden (vielleicht haben sie das dann auch getan – es hörte ja lt. TE ganz plötzlich auf).
Ich würde hier differenzieren: heute habe ich die Gefühle – damals andere; heute würde ich mir wünschen … aber von wem wünsche ich mir das: vom 13jährigen Bruder oder vom erwachsenen Bruder???
Und nochmal trotzdem: ich könnte mir gut vorstellen, dass das Thema eine Art psychisches Ablenkungsmanöver ist, wie vorher schon geschrieben.
 
@Findefuchs: Du hast in vielen Punkten sicher recht.
Trotzdem frage ich mich, ob man hier einem 13jährigen in der Pubertät nicht zu viel Verantwortung (Schutz der Schwester) aufträgt?! Ein 13 Jähriger ist eben ein 13 Jähriger und kein erwachsender Mensch. Er ist in der Findungsphase. Ich kann mir auch gut vorstellen, was Du schreibst: dass er evtl. im Nachhinein ein ungutes Gefühl hatte was diese sexuellen Handlungen angeht.
Ich will ihn nicht völlig frei sprechen, denn auch mit 13 hat man einen Kopf zum nachdenken. Allerdings ist die Frage wie weit hier nachgedacht wird, wenn die Hormone verrückt spielen. Vor dem Gesetz ist man in einem solchen Alter auch nicht verantwortlich.

"Beschützen" im erwachsenen Sinne, so wie es Eltern tun müssten, ist sicherlich zu weit vorausgegriffen. Das kann ein Jugendlicher nicht leisten, da stimme ich dir zu.

Aber ich finde, in diesem Alter kann man schon von einem Bewusstsein für Recht und Unrecht sprechen. Und WENN die beiden Jungen in diesem Alter sexuelle Absichten hatten und es für sie kein Spiel war, sondern eher inszeniert, um die beiden Mädchen dazu zu bekommen, dann finde ich das schon etwas, das man einem Jugendlichen ankreiden kann. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass der Bruder dann eben wusste, dass sein Freund nicht nur spielen möchte, sondern seine Schwester für eine sexuelle Absicht benutzt. Und eine sexuelle Absicht ist es für mich schon, sich an jemand anderen zu erregen.

Und wenn es so war, dann erwarte ich schon von einem Jugendlichen, dass ihm trotz aller Hormone und Doktorspielchen auffällt, dass seine Schwester und deren Freundin gerade mal 7, bzw. 8 Jahre alt sind. Dass es also Kinder sind, die gar nicht in diesem Ausmaß sexuelle Hintergedanken und Absichten haben können, so wie es ein Jugendlicher hat.

Die Argumentation "Für die Kinder war es ja ein Spiel und sie hatten keine schlechten Gefühle dabei" oder womöglich die damalige Argumentation oder Denkweise des Bruders "Meine Schwester hat ja freiwillig mitgemacht" zieht für mich nicht, da es Kinder waren, die sich womöglich unter diesen Gesichtspunkten dem gesamten Ausmaß und den eigentlichen Absichten der Jungen nicht bewusst waren und diese nicht einschätzen konnten. Ein Kind hat einfach nicht die sexuellen Hintergedanken und Regungen, so wie es ein Jugendlicher hat.

Und klar, für die Mädchen war es damals ein Spiel, oder sehr spielerisch, sie hatten keine schlechten Gefühle dabei - was wäre aber wenn sie gewusst hätten, dass es für die beiden Jungen womöglich kein Spiel ist und es für sie um rein sexuelle Aspekte geht und um Erregung?

Und nochmal, mir ist klar, dass es Doktorspielchen gibt und dass Kinder sowohl als auch Jugendliche ihre Sexualität entdecken. Aber ein Unterschied zwischen 7, 8 Jahren und 13, 14 finde ich schon etwas ungut.

So kommt zumindest für mich der missbräuchliche Unterton zustande, der einfach meiner Meinung nach mitschwingt.

Und klar, ein 14-jähriger handelt anders als ein späterer Erwachsener, ganz klar. Der ist auch anderen Hormonen unterworfen. Aber so sehr entschärft es für mich die Gesamtsituation nicht.

Und nochmal: der Junge hat seiner Schwester ungefragt sein Geschlchtsteil gezeigt und sich an ihr gerieben, das sind sexuelle Handlungen. Und wenn es keine waren, dann wäre ich sehr darauf gespannt, wie man das erklären kann. Normal finde ich das nicht bei einer Schwester, die um einige Jahre jünger ist, was in diesem Alter viel ausmachen kann.

Ich will jetzt auch keine Lawine lostreten oder einige Beiträge falsch auslegen oder dramatisieren. Ich will hier aber was in den Raum werfen, was mir wichtig ist und was ich unbedingt loswerden möchte. Ich picke mir das jetzt mal so raus, wie man es AUCH lesen kann (ich will hier wie gesagt keinem etwas falsch auslegen oder andichten!): Da ist eine Frau, die erzählt, sie fühlt sich jetzt als Erwachsene schlecht, wegen den Dingen, die in der Kindheit passiert sind. Und dass ihr Bruder mittlerweile tot ist. Das sind eigentlich auch zwei verschiedene Ausgangssituationen unter Umständen: denn das, was in der Kindheit passiert ist, ist ja eigens passiert und würde bestehen bleiben, selbst wenn der Bruder noch lebt. Und seine Lebendigkeit würde nichts an den Geschehnissen ändern. Dann konzentrieren sich aber einige überwiegend auf den Fakt, dass er tot ist. Und schreiben, dass man aufpassen sollte, wie man später als Erwachsener manche Dinge aus der Kindheit sieht. Was ganz richtig ist, da stimme ich zu. Aber in manchen Argumentationen wird mir das Versterben des Bruders zu sehr als überwiegender Hauptgrund herangezogen und dass der Kontakt nicht gut zwischen beiden Geschwistern war (vielleicht sogar wegen den Ereignissen damals?). Und für mich besteht die Gefahr, dass hierbei die negativen Gefühle der TE und die nicht völlig normalen Ereignisse, die damals passiert sind, klein geredet werden. Oder ihre negativen Gefühle und dass eben doch einiges schief und ungut abgelaufen ist, untergehen. Jetzt hat schon die Therapeutin ihr Anliegen beiseite gewischt mit einer nicht wirklich sensiblen und angebrachten Art, wie ich finde.

Und dann folgen die Überlegungen: der war in der Pubertät. Das war ja ein Spiel. Die Jungs waren noch nicht erwachsen etc. Und das kann, wenn es doof läuft und es jemand labiles liest, ein wenig so wirken, als würde man die Handlungen der Jungs in Schutz nehmen. Oder darüber hinwegsehen, dass die Mädchen als Kinder manches einfach noch nicht so bemerken konnten, wie später als Erwachsene.

Genauso, wie man als Erwachsener aufgrund traumatischer Erfahrungen und Prägungen rückwirkend einiges aus der Kindheit negativer und schlimmer sehen kann, als es wirklich war, kann es auch umgekehrt sein: als Erwachsener fällt einem erst rückwirkend auf, was nicht in Ordnung war und grenzüberschreitend. Was man so als Kind damals nicht wahrgenommen hat und auch nicht wahrnehmen konnte.

Die TE erzählt sogar, dass ihr Bruder ihr unaufgefordert sein Geschlechtsteil gezeigt und sich an ihr gerieben hat. Finde ich persönlich nicht okay und nicht normal. Und geht für mich über "der ist in der Pubertät" hinaus.

Und ich will hier eigentlich nur darauf hinweisen, dass hier viele Opfer von Missbrauch mitunter mitlesen. Die teilweise oder gänzlich damals Kinder waren. Und wenn die dann lesen: "Der war in der Pubertät" oder "die Jungs waren doch noch nicht erwachsen" kann das sehr treffen. Ich wurde damals nicht als Kind missbraucht, aber ehrlich gesagt sträuben sich mir dennoch als Überlebende da etwas die Nackenhaare.

Ich will betonen, dass ich da übersensibel bin. Ich will das aber, wie manche Beiträge und Argumentationen wirken können, nicht einfach so stehen lassen. Ich will nicht dramatisieren und keinen moralischen Zeigefinger erheben, sondern nur darauf aufmerksam machen und meine Sichtweise der Dinge schildern und wieso ich das missbräuchlich finde, was die TE alles erzählt und schon bedenklich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vermutlich bin ich da nicht so sensibel .... Ich kann es schlecht beurteilen, weil hier einfach zu viele Dinge zusammenkommen.

Trotzdem: ich bin immer noch der Meinung, dass ein 13jähriger - der ja seine Sexualität erst entdeckt - nicht unbedingt weiß was hier Recht und Unrecht ist. Wenn ich das mal aus meiner - weitgehend - unbedarften Sichtweise so sagen kann. Ich habe auch einen Bruder ... der ist zwar jünger, aber auch der hat mir sein GEschlechtsteil gezeigt und gezeigt, dass "das da unten auch stehen kann". Das war nicht mit 13, da war er schon jünger ... aber was soll's. Ich fand es nicht Schlimm. Aber er hat sich auch nicht an mich gerieben.

Du hast völlig recht ... ist nicht einfach. Das muss man bzw. die TE auseinander klamüsern, was genau sie nun so betroffen macht. Was mich nur so erstaunt ist: dass sie das ganze - so verstand ich es zumindest - bis vor kurzem als völlig ok "bewertet" hat und erst die letzte Zeit sich extrem damit beschäftigt. Gut, kann natürlich auch sein, dass das alles erst jetzt hochkommt.

Summasummarum ist es vermutlich auch für sie nicht einfach, hier zu unterscheiden, was was ist. Ich wünsche Ihr, dass sie es schafft und sich damit Klarheit einstellt und vielleicht auch irgendwann mal Frieden für sie eintritt.

Ich würde mich freuen, wenn sie sich nochmal meldet.
 

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