Mein Bruder

Gestern war bei mir Zuhause eine Situation die mich sehr traurig gemacht hat.
Mein Bruder ist ein guter Mensch. Er hat schon viel erreicht, gutes Studium, Doktortitel, Beruf, zwei Beziehungen die gute 4 Jahre gehalten haben, er hat ein paar Jahre alleine in einer Großstadt gewohnt. Ich kann richtig stolz auf ihn sein.

In letzter Zeit, seit so 1-2 Jahre hat er sich aber verändert. Er ist wieder zu unseren Eltern gezogen, wohnt wieder da, hat keine Freundin, nur noch 2 Kumpels und verbringt fast alle Abende vor dem Computer. Er isst mehr, hat schon zugenommen und macht einfach so gut wie gar nichts mehr.

Gestern ist meiner Mutter der Kragen geplatzt. Sie ist in sein Zimmer gestürmt und hat rumgeschimpft dass das so nicht weiter gehen kann er ist Anfang 30 das ist doch kein Leben er entwickelt sich genau so wie mein Onkel der mit 60 Jahren total Übergewicht bei seiner Mutter wohnt und ein kompletter Einzelgänger ist.

Mir haben die Worte von meiner Mutter so weh getan, die waren so verletzend. Danach hab ich meinen Bruder ne Stunde still auf unserem Balkon sitzen sehen. Beik Essen haben dann alle so getan als wäre nichts gewesen.

Ich weiß mein Bruder ist selbst für sein Leben verantwortlich. Mich hat das ganze gestern nur so eeh getan weil mir das ganze Ausmaß der Situation meines Bruders klar wurde.

Hat meine Mutter über reagiert? Kann mein Bruder machen was er will... Ich weiß was ich uüberall das denken soll.

Die Reaktion Deiner Mutter ist aus ihrer Sicht verständlich. Sie macht sich Sorgen um die Entwicklung Deines Bruders. Für ihn könnte es einfach ein weiterer Aspekt der Welt sein, den er einfach ertragen muss. Wisst ihr, wieso er sich so entwickelt hat? Hat er mal mit euch über seine Wahrnehmungen hinter der Bilderbuchfassade gesprochen? Abschluss, Doktortitel, Beziehung - so MUSS es laufen, weil die Gesellschaft so tickt. Aber wie geht es den Einzelnen damit? Könnt ihr in der Familie darüber sprechen, was ihr braucht, um glücklich zu sein? Vielleicht äußert er sich mit einiger Nachdenkzeit auch darüber oder klärt es wenigstens für sich, wenn er mit euch nciht darüber reden mag.
Vielleicht wünscht Dein Bruder sich Angenommensein innerhalb der Familie, um dann aus dieser Situation heraus neu und gestärkt zu starten? Vielleicht ist er über seine beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten ernüchtert? Was kann nach einem Doktortitel noch kommen? Professur, ja, wenn er sich dem Wettkampf um die wenigen Stellen stellt. Aber vielleicht hat er genau dafür gerade keine Energie. Natürlich kann er sich mit seinem Abschluss eine Stelle als Wissenschaftler in einer Firma suchen. Aber vielleicht will er das gar nicht, weil er mal ganz andere Vorstellungen hatte?

Sprecht miteinander! Wenn es schwierig ist, könnt ihr euch vielleicht Hilfe suchen, jemanden, der das Gespräch modiert?

Aus welchem Grund ist er denn wieder zu den Eltern gezogen?
... und warum haben sie sich , scheinbar ohne Zeitbegrenzung darauf eingelassen?

Es ist doch sehr die Bequemlichkeit unterstützend und völlig konträr zum Führen eines eigenen Lebens.

Klar ist er selbst verantwortlich und kann machen was er möchte.
Trotzdem muß man nicht hilflos zusehen.
Haben eure Eltern denn man versucht sachlich und ruhig mit ihm zu reden?

Wo wohnst du... was habt ihr für ein Verhältnis zueinander? (Kannst Du mit ihm offen reden?)

Danke für eure Antworten.
Ich bin 10 Jahre jünger, auch schon ausgezogen komm nur am Wochenende nal wieder. Ich hab leider nicht wirklich ein Verhältnis zu meinem Bruder weil er nie wirklich da war und so viel älter ist.

Zu dem Zeitpunkt wo er beschlossen hat wieder zurück zu ziehen und sich da in der Nähe eine Arbeit zu suchen war er noch mit seiner Freundin zusammen die auch dort wohnte. Außerdem haben wir einen Hof daheim, inzwischen keine Tiere mehr aber noch Hof, Wald und Felder und mein Bruder ist auch zurück gekommen um meine Eltern bei der ganzen Arbeit da zu helfen da die auch nicht mehr die jüngsten sind.

Danke Gast dein Beitrag kam erst jetzt.
Nein auf Leistung ist es in meiner Familie nicht aus. Ich hab 'nur' Realschulabschluss und meine Eltern sind damit auch vollkommen zufrieden. Darin liegt nicht das Problem. Mein Bruder hat sich seinen Weg selbst ausgesucht.

Ich weiß dass er im Beruf schon merkt dasses nicht mehr so schön wie im Studium ist.

Leider ist das ein großes Problem dass bei uns noch nie über Gefühle gesprochen wurde. Das geht einfach nicht. Wenn jemand damit anfängt sind in Null komma nichts alle Emotionen auf Streit hochgefahren...

Regenwald meinte:

Gestern ist meiner Mutter der Kragen geplatzt. Sie ist in sein Zimmer gestürmt und hat rumgeschimpft dass das so nicht weiter gehen kann er ist Anfang 30 das ist doch kein Leben er entwickelt sich genau so wie mein Onkel der mit 60 Jahren total Übergewicht bei seiner Mutter wohnt und ein kompletter Einzelgänger ist.

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Korrekte Aktion .... wenn er sich selbst nicht überwindet, muss der Energieschub von Außen kommen

Regenwald meinte:

Danke Gast dein Beitrag kam erst jetzt.
Nein auf Leistung ist es in meiner Familie nicht aus. Ich hab 'nur' Realschulabschluss und meine Eltern sind damit auch vollkommen zufrieden. Darin liegt nicht das Problem. Mein Bruder hat sich seinen Weg selbst ausgesucht.

Ich weiß dass er im Beruf schon merkt dasses nicht mehr so schön wie im Studium ist.

Leider ist das ein großes Problem dass bei uns noch nie über Gefühle gesprochen wurde. Das geht einfach nicht. Wenn jemand damit anfängt sind in Null komma nichts alle Emotionen auf Streit hochgefahren...

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Hallo Regenwald,
bei uns Menschen ist es oft so, dass wir nicht nur auf Grund unserer Vernunft handeln, sondern dass unsere Gefühle sowie unser Verstehen des jeweils Anderen eine große Rolle spielen. Ich vergleiche das mit einer Fußballmannschaft. Wenn dort ein hervorragender Spieler sich nicht ins Team einordnet, wird die gesamte Mannschaftsleistung gestört. Will ein Trainer mit diesem Spieler reden – aber beide sprechen eine völlig andere Sprache – kommt es zu Verständigungsschwierigkeiten. Das gesamte Team leidet unter Verständnisschwierigkeiten.

Das harmonische Zusammenleben kann für den Einzelnen und für die Familie nur gelingen, wenn man sich versteht.
Zum Verstehen gehört zuerst mal eine Sicht auf die eigenen Gefühle. Was machen diese Gefühle in der Situation X mit mir? Wohin steuern sie mich? Bin ich, ein vernunftbegabter Mensch der Steuermann oder sind meine i.d.Regel unvernünftigen Gefühle?

Wenn ich z.B. die Situation „Streit“ nicht mag, mich meine Gefühle und Gefühlsausbrüche dahin gesteuert haben, sollte ich mich fragen, ob ich die Steuerung durch Gefühle weiterhin zulassen will.
Oft höre ich das Argument: Ich habe X getan, weil der Andere Y gesagt hat. Das bedeutet im Klartext, dass nicht ich die Steuerung über meine Zunge hatte, sondern eine Fremdsteuerung vorlag. Ist Wenn das keine Ausrede ist, stellt sich die Frage: ist Fremdsteuerung gut? Abgabe meiner Verantwortung?

Zur Harmonie in der Familie gehört in jedem Fall Respekt. Das verstehe ich so, dass ich andere Lebensziele ebenso akzeptiere, egal ob sie mir gefallen oder nicht, wie ich möchte, dass meine Lebensziele akzeptiert werden. Ich frage nach den Zielen des anderen Menschen, nicht um darüber zu richten, sondern damit mein Verständnis für den Anderen wächst. Ich will das „warum“ verstehen. Wenn ich mich nicht um mein Verständnis für den Anderen bemühe, wird es auch schwer sein, den Anderen zu respektieren.

Die Frage „wie gehen wir miteinander um – und wie wirkt sich das aus?“ ist mir fast immer präsent.

Evt. helfen Dir diese Zeilen, als Helfer für Deinen Bruder und als Helfer für Deine Familie zu wirken.
Alles Gute und Liebe,
Nordrheiner