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Mein Freund und ich distanzieren uns immer mehr...

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Liebe Community,

ich bin zurzeit irgendwie unglücklich mit meiner Beziehung (~ etwas mehr als 1 Jahr), aber so richtig weiß ich nicht, weshalb. Mein Freund ist wirklich super und ich bin echt froh dass ich ihn habe. Aber ich schwanke die letzten Wochen immer zwischen "Ich habe Angst ihn zu verlieren" und "Ich bin froh, wenn ich ihn mal nicht seh."

Eigentlich bin ich ein sehr gefestigter Mensch, also ich bin jetzt nicht so kindisch oder klebe an ihm oder habe starke Stimmungsschwankungen. Aber in letzter Zeit ist es schlimm. Mein Freund arbeitet zurzeit viel und hat viel Stress an der Uni, was ich voll versteh, aber deshalb sehen wir uns nicht so oft. Das wär eigentlich kein Problem, ich hab selber viel zu tun und mach einfach etwas mehr mit meinen Freundinnen. Aber immer wenn wir uns doch sehen, ist der Umgang jedes Mal etwas kühler. Ich freu mich immer so, wenn wir uns sehen, aber wenn wir uns sehen, maulen wir uns ständig an (meistens wegen Kleinigkeiten - so als ob wir beide nur drauf warten würden, dass wir einen Grund finden, uns anzublaffen) oder wir machen nichts miteinander sondern sitzen nur da und jeder macht irgendwas für sich. Wir schreiben auch eigentlich nicht mehr wirklich miteinander, sonst gab es ab und an mal eine Nachricht oder so, wenn man halt mal grad 5 Minuten Zeit findet. Nichts. Von beiden Seiten aber.

Mein Freund ist zurzeit auch etwas sauer auf mich, denn wir hatten letztens ein Gespräch über Eifersucht und ich bin natürlicherweise etwas eifersüchtig, gerade, wenn wir zB seiner Ex begegnen oder wenn er mit seiner Sekräterin was trinken geht oder so. Aber ich zeige es nicht, also ich lass ihn auch mal ein Wochenende mit seinen Jungs wohin fahren oder so, es ist okay. Aber ich hab ihm halt letztens gesagt, dass ich schon oft eifersüchtig bin (aber wie gesagt, ich lass das nicht an ihm aus) und er hat es dann so dargestellt, als ob ICH einen Vertrauensbruch begangen hätte und hat dann einen ganzen Tag nicht mit mir geredet.
Solche Geschichten wie diese passieren in letzter Zeit immer öfters.

Wenn wir uns sehen, ist der Umgang erkaltet und distanziert, so wie gute Kollegen aber nicht wie ein Paar. Wenn ich sage, ich würde gerne wieder einmal ein Date mit ihm haben, also gemütlich essen gehen oder irgendwas, fasst er es gleich als Vorwurf auf, obwohl ich einfach nur gerne was mit ihm machen würde. Gleichzeitig hab ich zB überhaupt keine Lust auf Sex mehr mit ihm usw. Das geht immer so weiter und jeden Tag wirds etwas schlimmer.

Wenn ich ein Paar auf der Straße treffe, werde ich so traurig, weil ich das auch gerne wieder hätte, also so wie es bei uns früher war. Ich habe furchtbare Angst, dass sich das immer mehr hochschaukelt und dann die Beziehung vorbei ist, weil ich ihn wirklich liebe.

Klärendes Gespräch bringt, wie oben erwähnt, nichts, weil wir uns dann entweder nur noch anblaffen (dazu ist anzumerken, dass wir früher immer einen sehr respektvollen Umgangston hatten) oder irgendwer irgendwas falsch auslegt oder so auslegt, dass er einen Grund hat, sauer zu sein.

Und tut mir Leid dass ich so viel geschrieben habe, habe es einfach so runtergeschrieben, wie es mir grade eingefallen ist... Vielleicht könnt ihr mir helfen?

LG
 
Was bringt eine Beziehung die total fest gefahren ist und sich nicht mehr reaprieren lässt ? Das ist nur noch obikatorisch , hat aber nix mehr mit Liebe zu tun. kenn ich aus meinem verwandten kreis. Da wurden zum größte Teil Ehen draus , wo Sie nur noch zusammen blieben weil der eine , dem anderen dinge wie haus , Hof und Land nicht überlassen wollte. ich denke mal alerdings , das sowas bei dir nicht der Fall ist , deshalb schluss machen und sich nach was neuen umschauen.

denn wie gesagt , ich kenne das aus persönlichen Bereich. Auser Dingen wie "halt dein maul du blödes schwein" oder "friss deine scheiße selber du elende mistkricke" hatten die sich nichts mehr zu sagen , was als ausen stehender auch nicht grad toll zu ertragen ist.

Aber im Endeffekt musst du dich entscheiden , entweder du hältst daran fest und wirst es irgendwann bereuen oder du befreist dich aus alten Zwängen.
 
Mein Freund ist wirklich super und ich bin echt froh dass ich ihn habe. Aber ich schwanke die letzten Wochen immer zwischen "Ich habe Angst ihn zu verlieren" und "Ich bin froh, wenn ich ihn mal nicht seh."

Offenbar harmoniert das bei Euch nicht mehr so super. Offenbar passt es nicht ganz so gut, wie Ihr vor einem Jahr gedacht habt.
Wenn das Gefühl "ich bin froh, wenn ich ihn mal nicht sehe" nicht wieder vorüber geht, würde ich überdenken, ob es nicht besser wäre, wenn Ihr Euch anderweitig orientiert.
 
Hallo Gast,

da ihr erst 1 Jahr zusammen seid und anscheinend auch noch nicht zusammen wohnt, finde ich es sehr bedenklich, dass die Gefühle schon so abgekühlt sind. Normalerweise dauert es ein paar Jahre, bis der Alltag eingekehrt ist 😉

Wenn es jetzt schon soviel Stress gibt, wie soll das erst werden, wenn ihr zusammen wohnt?

Leider ist die Prognose aus meiner Sicht nicht sehr positiv.

Liebe Grüße! Anne
 
Das sind leider nicht so erfreuliche Nachrichten 🙁 Aber danke für eure Ehrlichkeit. Denkt ihr, gibt es denn nicht die Möglichkeit, dass sich sowas wieder ändert und es wieder besser wird?
Ich bin total sicher, dass er DER Richtige ist, ich könnte mir nicht vorstellen, einen anderen zu heiraten oder so. Nur so wie es im Moment läuft, bin ich auch nicht gerade glücklich...
 
Hallo Gastschreiberin,

oh DOCH!!! Du hast sehr wohl Grund zur Hoffnung und diese "Da klappert was, also schmeiß es weg"-Haltung ist auf eine Beziehung nur anwendbar, wenn Du auf One-Night-Stands stehst oder beziehungsunfähig bist. Lass Dir diesen Quatsch nicht einreden. (Sorry, damit sind nicht meine VorschreiberInnen gemeint, wirklich nicht!) Nur weil die wenigsten wissen, was Beziehungsarbeit eingentlich heißt, bedeutet das noch lange nicht, dass frau/man das nicht lernen kann. Lernst Du mit Deiner Art Beziehungen zu führen nicht dazu, landest Du immer und immer wieder an diesem Punkt. Einige Gedanken dazu:

Beziehungsarbeit ist größtenteils Arbeit an sich selbst:
In jeder Beziehung wirst Du an Deine eigenen Schwachpunkt herangeführt, und das ist immer so! Bist Du eifersüchtig, wirst Du Grund dafür bekommen. Hast Du Komplexe, werden diese zum Tagesordnungspunkt Nr. 1. Hast Du ein schwaches Selbstbewußtsein, wirst Du in Bedrängnis kommen, und, und, und. Eine Beziehung ist bestenfalls ein Kriegshafen, aber kein Ruhekissen. Du musst über Dich hinauswachsen, sonst wächst Dir die Beziehung über den Kopf.

Menschliche Nähe läßt Heilungsprozesse beginnen:
Viele Menschen sitzen auf Ihren Problemen wie auf einem Mülleimer. Sind diese erst einmal da drin, ist ja alles OK. Aus dem Augen, aus dem Sinn. Und stimmt: manches verrottet und vergißt sich von ganz allein. Wenn da nur nicht der bestialische Gestank wäre, sobald man wieder was entsorgen muss. Die wohltuende Nähe eines geliebten Menschen fördert das Verrotten und der Innendruck des Mülleimers erhöht sich. Und wehe, wenn wir da runter klettern ... manchmal knallt es bis zur Decke. Soll heißen: um manche Erlebnisse zu verarbeiten, müssen wir sie so oder so ähnlich nochmals durchleben, um uns anders, besser, stärker und nachhaltiger entscheiden oder auch nochmal versagen zu können und die Leinwand für dieses Szenario ist unser Partner. Eben weil Vertrauen da ist, wird der Verschluss am Mülleimer gelockert. Eben weil Liebe da ist, entsteht der Raum für erlebte Lieblosigkeit. Ist etwas verrückt, stimmt.

Verliebt sein und Liebe sind zwei verschiedene Welten:
Dass nach längstens einem Jahr die Verliebtheitsphase ausläuft ist wohl weithin bekannt. Die Hormome beruhigen sich, die Ausnahmenregelungen werden ersetzt durch tragfähigere Abläufe oder die Beziehung überlebt nicht. Der schöne Satz "Dinge, die man am Anfang aufregend fand, sind nachher nur Gründe um sich aufzuregen" trifft leider oft zu. Was Dir an Deinem Partner nicht so "passt" tritt nun mehr in den Vordergrund. Auch manche Scheu wurde abgelegt und das nicht immer nur zum Vorteil aller Beteiligten. Wenn Du bis heute noch nichts an Deinem Partner gefunden hast, dass Dich schmunzeln, lächeln und lieben läßt, dann wird es eng. Wenn Dir in den ärgerlichen Momenten kein "Trotzdem" oder "deshalb" einfällt, nun, dann mach Dich auf die Suche oder geh Umzugskarton besorgen. Und ja, es wird immer wieder Stunden geben, in denen euch nur noch der Umstand, dass gerade keine Umzugskarton zur Hand sind, die gemeinsame Adresse aufrecht erhalten läßt.

Frage nach dem, was Du brauchst:
Gerade in jungen Jahren übersehen wir gerne unsere innere Bedürftigkeit und unsere vorhandenen Verletzungen. Unsere Kraft und unser Lebenswille täuschen (auch uns selbst) darüber hinweg, dass vielleicht gerade jetzt der richtige Moment wäre, in den Arm genommen und etwas beschützt zu werden. Oft verstreichen solche Gelegenheiten und der Mangel bleibt. "Er müsste doch spüren, dass..." und "Sie" eben auch. Aber nein, Gedankenlesen iss nich! Frage einfach, wenn Du etwas brauchst. Mach es nicht von einem Gegenüber abhängig. Aber dazu musst Du über Dich Bescheid wissen, musst Deine eigenen Dämonen kennen und musst die halbe Sekunde Abstand zu Deinem eigenen Ego halten können, für ein "oh, das ist jetzt gerade ungünstig", sonst springst Du auf den Zug "Ich ... Dich ... auch nicht!" und bist unerreichbar.

Erwartungen:
"Jetzt sind wir schon so lange zusammen, da müsste doch ..." Was willst Du? Wovon träumst Du? Was will er? Das Wenigste auf dieser Welt kommt von allein, vielleicht außer dem Zahnweh. Beziehung heißt auch akzeptieren, was ist. Die "besonderen Momente" sind leider oft selten, erwarte und hoffe nicht, frage. Ist wirklich der Hipe der Sinn eurer Beziehung? Soll das Feuerwerk der Normalpegel sein? Dazu braucht es nur viel Geld, viel Zeit, keinen Job, keine Kinder, gute Nerven und wenig Hirn.

Wir ist manchmal weniger, als Du und Ich:
Ihr seid jung und am Anfang. Was Du über Dich und ihn bisher erfahren hast ist vielleicht 0,1% vom Gesamtpaket und dieses Paket verändert sich auch noch ständig. "Wir sind zusammen" heißt einfach garnichts. Warum bist Du heute mit ihm zusammen, warum morgen? Und umgekehrt. Beziehung bedeutet auch, dieses "Ziehen" aufrecht zu erhalten. Und das darf kein Sklavenjob sein (kommt dem aber zuweilen schon nahe). Ohne Deine Intuition, Deinen guten Willen, Deine Liebe kämpft er auf verlorenem Posten. Und umgekehrt auch. Und dass oft das Timing beschi...n ist, na davon reden wir jetzt eher nicht.

Wenn das stimmen würde, was meine beiden VorschreiberInnen so plausibel dargelegt haben, dann sind wir zum Aussterben und eine Beziehung zur Utopie verurteilt. Aber ich kann Dir versichern: zumindest das Letztere ist es nicht. Aber dafür musst Du etwas sein, dass weh tut, etwas fühlen, dass Du vielleicht nie mehr fühlen wolltest, etwas werden, dass Du Dir selbst nicht zutrauen wollen würden könntest (Schicke Formulierung). Mit dem Archetypus der/des Liebenden wird die Trauer assoziiert. Denn nur in der Trauer bist Du bereit, alles anzuschauen und alles zu fühlen was ist und sie ist auch der Nährboden für wirklich tiefe Freude, wie Du sie vielleicht noch nie gefühlt hast. Auf eurem Weg seit ihr im ersten Basiscamp angelangt. Die Füße tun weh, der Rucksack drückt und vom Ziel ist noch nichts zu sehen. Echt? Jetzt aufgeben? Ist nicht zu empfehlen, wirklich nicht.

Mach Dich schlau, fang an zu lesen, wie Beziehung funktioniert. Rede mit Paaren, bei denen es funktioniert, besuche Vorträge, was auch immer. Du stehst erst am Anfang. Niemand setzt sich in einen F1-Rennwagen ohne Ausbildung und das ist Pippifax im Vergleich zu einer Beziehung und da lassen sie jede👎 ran. Dass Du Angst hast, ist ein gutes Zeichen. Wovor musst Du Dich schützen? Geht es hierbei um Dich oder um Ihn? Du weist es nicht? Na dann rauf auf die Liste mit den Fragen. Ihr seid gemeinsam im Beziehungsjungle gelandet: was macht Ihr? Um Hilfe schreien, wie die Babies? Oder checkt ihr, was da ist, schaut euch um und nehmt euch an der Hand und los?

PS: Es ist vollkommen OK, wenn Du ihn immer wieder nicht sehen magst. Du bist keine Anemone und er kein Fisch und Beziehung ist mehr, als eine Symbiose.

PPS: Wir Menschen haben Angst vor der Liebe, vor dem sehen und gesehen werden. Mit liebenden Augen den Anderen sehen zu dürfen und mit liebenden Augen selbst wirklich gesehen zu werden, gehört zum Schönsten, Zärtlichsten und Erschütterndsten, was es auf der Welt gibt und Du wirst das nie mehr vergessen. Aber dafür müsst ihr bereit sein. Ihr seid auf dem Weg.
 
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