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Mein Kind ist ausgezogen und meldet sich nicht mehr bei mir.

😕

Mein Kind ist ausgezogen und meldet sich nicht mehr bei mir.

Eigentlich ist das keine Geschichte, denn mein Kind ist 26 und hat sein Studium erfolgreich abgeschlossen. Die normalste Sache der Welt, eine eigene Wohnung zu suchen und sich selbstständig zu machen. Aber die Umstände belasten mich sehr.

Ich habe immer gearbeitet, um meinem Kind eine gute Ausbildung zu ermöglichen und eine Atmosphäre der sozialen Sicherheit, die ich nie erleben konnte. Wenn ich arbeiten gegangen bin, hat sich meine Mutter um das Kind gekümmert, dann kam der Kindergarten und die Ganztagesbetreuung in der Schule. Alles lief glatt- zu glatt: nie ein Patzer, nie ein Tadel, kein Sitzenbleiben. Ein ruhiges, hübsches Kind mit einem herrlichen Humor und festen Vorstellungen, was es im Leben wollte. Dann kamen die Männer: es waren wenige und die letzte Freundschaft besteht seit Jahren…Alles so ruhig und friedlich.

Vor sechs Jahren ist der Freund bei uns eingezogen. Seine Eltern waren geschieden und es war kein Platz mehr für ihn da. Wir hatten genug Platz: Ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, eine Küche, ein Bad, ein Balkon für die Kinder. Damit Sie ihr eigenes Reich hatten. Natürlich habe ich auch neue Möbel gekauft.

Sechs Jahre hat er bei uns gelebt, aber ich habe seine Familie nie kennen gelernt. Es hat nie jemand gefragt, wie ich das mache den Jungen zu ernähren und zu kleiden. Und die ersten Jahre waren schwer, denn er ist nach seiner handwerklichen Ausbildung nicht übernommen worden und fand keine Stelle. Erst gab es Hartz IV und dann noch den 1€-Job und dann endlich die ersten Zeitverträge und nach Jahren endlich eine Festanstellung und einen sicheren, wenn auch geringen Verdienst. Ich habe versucht Kontakt zu der Familie herzustellen, aber vergeblich. Ich habe immer versucht, ihm Mut zu machen.

Es war schwer an ihn ran zu kommen: ein wortkarger Mensch. Wort und Schrift sind nicht sein Ding- aber ein begabter Handwerker.

Und meine Tochter hat verbissen ihr schweres Studium bewältigt. Wo sie ging und stand wurde gelernt. Dann die Prüfung mit Bravour bestanden.

Die letzten Monate vor der Diplomprüfung waren eine irre Quälerei: Der praktische Teil verlief nicht so selbstverständlich erfolgreich , wie sie es erwartet hatte. Sie musste sehr hart arbeiten; mehrmals scheiterten Versuche. Aber sie hat sich durchgebissen und ein gutes Diplom gemacht. Sie war danach erschöpft und erholungsbedürftig.

Manchmal habe ich mich gefragt, ob man so seine Jugend verbringen muss: Immer nur lernen.

Nach dem Diplom blieb der sofortige Erfolg aus: Ihre Professorin bot ihr keine Doktorandenstelle an; ihre Suche nach Stelle oder Praktikum ohne Erfolg. Wen wundert es in diesen Zeiten- man muss Geduld und Stehvermögen haben. Und man muss flexibel sein.

Ich habe versucht sie zu trösten und ihr Mut zu machen: Deine Eltern sind da und wir haben die Möglichkeiten Praktikumszeiten oder Auslandsaufenthalte zu finanzieren. Wir würden auch noch eine Zusatzqualifikation ermöglichen. Sei ganz ruhig Kind, Deine Eltern sind da. Und Du gehst ja gesichert in die Welt. Du hast keine Bafög-Schulden, Du hast ja das Geld, was Deine Eltern für Dich gespart haben und in zwei Jahren wird Deine Lebensversicherung fällig. Und sieh doch mal, viele Menschen haben in anderen Berufen, auch solchen, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen, Sinn, Befriedigung und Spaß gefunden.

Und dann hat Deine Mutter für Dich ja auch noch das Erbe der Großeltern bewahrt und gesichert: Du hast zwei Häuser und eine Wohnung. Klar, da muss man sich darum kümmern. Man muss verwalten und finanzieren, sich mit Handwerkern rumärgern und mit Mietern. Aber macht Mutter doch gerne für ihr Kind. Willst Du nicht von mir lernen, wie es geht? Nein? Kein Interesse?

Und immer noch alles ruhig und friedlich. Auch auf Nachfrage keine Absichtserklärung eine eigene Wohnung zu suchen. Eigentümlich nur, dass mein Kind keine Diplomfeier wollte. Nur zum Essen zum Inder- wie prunkvoll.

Dann kam ein erstes Zeichen: Die Zeitung, die ich für mein Kind abonniert hatte, sollte ich abbestellen, denn sie sei öde geworden. Na, wer rennt denn immer zum Briefkasten und kann es kaum erwarten, dass die Zeitung da ist? Na?

Und dann wirft mein Kind seine Kindheit weg: Bücher und Spielzeug, Spiele und Medaillen- alles geht zum Müll. Man brauche mehr Platz in den Räumen in unserem Haus. Na?

Unser abendliches Ritual, das gemeinsame Abendessen wird immer stiller. Der Freund klimpert auf dem handy oder dem palm, das Kind lächelt wie eine Moderatorin und macht smalltalk- und die Eltern schauen sich an und fragen sich, was sie gegen diese Entfremdung tun können.

Erneute Nachfrage: Habt ihr an eine eigene Wohnung gedacht? Bracht ihr mehr Platz in unserem Haus? Nein?

Gemeinsame Aktivitäten: Fehlanzeige! Kommt ihr mit in’s Theater, in’s Konzert, zum Ausflug, auf die Reise, zum Einkaufen, in’s Kino, zu Freunden? Nein! Habt ihr uns was zu sagen? Nein?

Das Essen schmeckt nicht mehr oder ist zu viel, die Wäsche ist nicht mehr weich, die Katze macht nur Dreck und ist faul, der Garten zu viel Arbeit, die Eltern rauchen und trinken und gehen aus und haben Freunde, die auch noch kommen, der Vater ist ein Mensch mit zwei linken Händen und vergesslich…Nichts ist mehr recht.

Die Erosion setzt sich fort: jetzt unterbleibt jede Hilfestellung in Haus und Garten. Und die Eltern schauen sich an und fragen sich, wie sie die Entfremdung stoppen könnten.

Wieder die Frage nach der eigenen Wohnung. Wieder eine Verneinung. Aber jetzt drängen die Eltern auf ein Gespräch, denn so geht’s nicht weiter.

Dieses Gespräch wird es nie geben. Über eine Unzuverlässigkeit, die ich bemängele, wird ein Streit aufgebauscht, der damit endet, dass der Freund ohne Zusammenhang zur Sache brüllt: “ Du willst, dass ich ausziehe? Kannst Du haben?“

Dann schriftlich fünf Seiten voller Anwürfe: Mein Kind habe seine eigenen Probleme und wolle ein selbstständiges Leben führen. Vor mir, der Mutter, habe sie Angst. Ich wolle alles kontrollieren. Ich hätte immer angerufen, sogar aus dem Urlaub. Ich hätte ihr Socken mitgebracht- alles Kontrolle. Ich wolle bestimmen, wo sie sein solle und was sie anziehen solle. Sie wolle jetzt ihr eigenes Leben führen. Das Diplom sei nichts wert.

Dann folgt eine große Absichtsliste, was man alles in Zukunft im Hause der Eltern erledigen würde. Vom Garten über die Wäsche- das alles machen in Zukunft die Kinder. Und noch viele andere Versprechungen.

Und dann noch ein Danke! Für Ausbildung und Fürsorge. Danke! Danke auch vom Freund, denn er wisse ja, was man für ihn getan habe, aber jetzt erstmal das eigene Leben, die eigenen Probleme…

Dann klappt eine Tür und ohne Adieu sind die Kinder fort und waren nicht mehr gesehen.

Wenn die Eltern arbeiten sind, wird es lebhaft im Haus. Alle Sachen, die die Kinder gebrauchen können, werden fortgeschafft, alles was man nicht brauchen kann, bleibt zurück für die Entsorgung durch die Eltern. Auch die Reinigung und die folgenden Reparaturen an den Räumen bleiben den Eltern (zwei begnadeten Handwerkern) überlassen. Die Absichtsliste haben die Eltern inzwischen auch selbst heruntergearbeitet.

Und dann ein Brief vom Freund: „Sehr geehrte Frau…, sehr geehrter Herr…, ich kündige das Mietverhältnis gesetzlich zu 01.10.“ Das schreibt der Mann, den wir wie unser Kind aufgenommen haben.

Erneut zwei Versuche in’s Gespräch zu kommen. Das geht nur noch per email. Keine Chance- die Kinder lassen mich nicht mehr an sich ran. Keine Reaktion. Seit vielen Wochen.

Das Kind telefoniert noch mit dem Vater und berichtet, man habe eine Wohnung und einen minijob. Die Adresse wird verweigert- dann nichts mehr.

Und die Eltern sitzen wie erschlagen da und sind sprachlos. Zum Glück haben wir uns nicht einen Moment gestritten oder uns gegenseitig Vorwürfe gemacht. Wir gehen jetzt sehr aufmerksam miteinander um. Wir haben nicht geweint, nicht getobt. Wir haben still die Ärmel hochgekrempelt und die Hinterlassenschaften der Kinder beseitigt. Wir haben ganz kleine Pläne gemacht für eine kurze Reise. Mal raus. Wir haben uns Hilfe von außen gesucht für das Haus und die Katzen. Unser Leben ist einfacher und stressfreier geworden.

Und abends nach der Arbeit sitzen wir da und fragen uns, was unser Kind jetzt macht. Sie wohnt jetzt in einem kleinen Ort, aus dem ihr Freund stammt. Das wissen wir, aber leider nicht von ihr. Eine ideale Ausgangslage für eine Stellenbewerberin ohne Auto. Keine Anbindung an den Nahverkehr. Nein, keine Einladung an die Eltern, dass sie sich die neue Wohnung ansehen. Nein, keine Mitteilung, wie man sich das Leben in Zukunft vorstelle. Nichts!

Wir sind sehr traurig. Wir haben unser Kind gehegt und gepflegt. Wir haben sie nie geschlagen (natürlich nicht!), sie immer bestärkt und gefördert. Und nicht nur wir, sondern die ganze Familie. Wir haben alle für sie gearbeitet und gesorgt.

Wir haben am Anfang versucht, es mit Humor zu nehmen. Aber unsere Fröhlichkeit schwindet. Wir sind an der Schwelle zum Alter und kommen uns ausgenutzt und abgeschrieben vor.

Ich war immer sehr stolz auf mein Kind. Jetzt schäme ich mich, wenn jemand nach ihr fragt und ich sagen muss, dass ich nicht weiß, wo mein Kind ist und was es macht. Wenn dann noch die Feststellung kommt: „Aber ihr habt doch immer alles für sie getan!“, könnte ich schreien.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo AngelikaKlein,

ich kann deine Gedanken und Gefühle sehr gut nachempfinden, weil mir die Situation sehr bekannt ist.

Vielleicht helfen dir die Beiträge zu meinem Thread "volljähriger Sohn hat den Kontakt abgebrochen" schon mal weiter. Dort wurde der Kontaktabbruch von den verschiedensten Seiten beleuchtet und es hat mir sehr geholfen.

Ich weiß, wie schwer es für Eltern ist - aber ihr und eure Tochter braucht Zeit und Abstand. Sagt ihr, dass ihr für sie da seid und ihr den Raum gebt.
Dafür wünsche ich euch viel Geduld.

LG, Banjo
 
Liebe Angelika, ich möchte nichts extra dazu schreiben.

Es ist fast wortwörtlich unsere Geschichte auch.

Es tut mir sehr leid für euch. Ich kann mitfühlen, wie es euch geht.
 
Hallo, Angelika,

es wäre schade, wenn Du Deinen tatsächlichen Namen hier verwendet hättest, um eventuell von Deiner Tochter oder dem Freund über das Internet gefunden zu werden und so indirekt eine "Adresse" an die beiden zu lanzieren, im Nebengleis evtl. noch die Eltern des jungen Mannes mit einzubeziehen. Andererseits würde es für mich den gewissen Eindruck bestätigen, der sich mir beim Lesen Deines Beitrages aufgedrängt hat.

Du hast - und das ergibt sich zweifellos aus Deiner Schilderung - Deine Aufgabe als Mutter überobligatorisch bewältigt, immer in dem Bemühen, "Deinem Kind" alle Wege zu ebnen, die Dir nicht vergönnt waren. Dein Kind hat "gespurt", wie Du es vorausgesetzt hast, daß man spuren muss, wenn Eltern soviel für "ihr Kind" tun. Zur Krönung des Ganzen und auch als "Zugewinn" für Dich hast Du, oder habt ihr, auch noch "ein zweites Kind" in Gestalt des Freundes Deiner Tochter aufgenommen, "gnadenlos" uneigennützig und in jeder Hinsicht auf eigene Kosten, wie man es nur selten antrifft. Eure "Kinder" haben sich dann mit allerhand Arbeiten in eurem Hause revanchiert, wie ein Hausmeisterpaar, eine andere Möglichkeit hatten sie ja nicht. Sie wussten, daß sie sich erkenntlich zu erweisen hatten, daß das vorausgesetzt wurde als Zeichen ihrer Dankbarkeit für eure zwar elterliche, aber enorm verpflichtende Großzügigkeit.

Dich und Deine Jugend hast Du hier beschrieben, aber vielleicht hat Dein Mann ja ähnliches erlebt. Aber selbst wenn nicht, Du hast es fertiggebracht, Deine Jugend in der Gestalt "Deines Kindes" noch einmal, aber eben unter den für Dich damals erträumten Bedingungen, leben zu lassen! Eine Zeit lang hat das ja ganz gut geklappt, "Dein Kind" hat, solange es Kind war, gut "funktioniert", hat Deinen "Träumen" entsprochen, Dein Kindheits- "Trauma" konnte kompensiert werden, insoweit hast auch Du Deine Sache gut gemacht und Dein persönliches (Kindheits-) Schicksal ist rehabilitiert.

Was folgt auf die Kindheit, das Erwachsenenstadium. Dies möchtest Du jetzt auch noch fortgesetzt sehen - und hier setzt Deine große Enttäuschung ein. Du stellst (durch den Auszug "Deiner Kinder") abrupt fest, daß die Kindheit "Deines Kindes" schon längst vorbei ist, daß es da für Dich nichts mehr im Sinne Deiner bisherigen Motivation zu tun gibt. "Dein Kind" will nicht mehr länger Deine "Abgeordnete" sein, will besonders nicht mehr als "Dein Kind" in einer nie endenden Kindheit festgehalten sein. Ohnehin m.E. etwas spät, aber immerhin, es muss ihr - für Dich, nach allem offensichtlich unerkannt - im Laufe der letzten Jahre klar geworden sein, worin sie da verstrickt ist und dies noch zusammen mit dem Freund. Sie wollten längst ein eigenes, selbständiges Leben, sahen sich aber gezwungen, ein Leben nach Deinen oder euren Vorstellungen zu führen, nach euren Ratschlägen und letztlich orientiert an euren Bedürfnissen, nicht aber an ihren eigenen. Bei aller Liebe, Verwöhnung und meinetwegen auch Aufopferung, hier war eine "Abnabelung" mehr als überfällig. Und obwohl sich diese jetzt vollzogen hat, versuchst Du Dein "verlorengeganges Kind" wieder "an Land zu ziehen", glaubst, daß es "zu weit rausgeschwommen ist", etc.

Ach, Angelika, merkst Du denn nicht, daß es "Dein Kind" schon lange nicht mehr gab, daß da seit längerem eine erwachsene Tochter war, eine erwachsene und jetzt unabhängige Frau? Während Du ohne Unterlass (und sicher mittlerweile aus jahrelanger Gewohnheit) das "Klonprogramm" Deiner eigenen Kindheit und Jugendzeit auf höherer Ebene über "Dein Kind" vollzogen sehen wolltest, hat sich dieses "Kind" auf die von Dir beschriebene Weise von Dir (endlich) gelöst, weil sie keinen anderen wirksamen Weg sah bzw. Du versucht hättest, ihre ganz normalen Trennungsversuche mit irgendwelchen "großzügigen Repressalien" zu vereiteln.

Nicht nur der zwar nur leicht, aber erkennbar zynische Ton Deines Beitrages lässt darauf schließen, daß Du sehr verletzt bist, da man Dir die Augen geöffnet hat. Erkannt hast Du m.E. aber immer noch nichts!

Mich würde nebenbei interessieren, wie Dein Mann zu dieser Aktion steht, ob er vielleicht fähig ist, die Zusammenhänge anders als Du bzw. richtig zu sehen und auch zu würdigen? Je nach der Ausprägung des affektiven Verhältnisses zu "seinem Kind" kann man ja davon ausgehen, daß es auch ihm sehr weh tut, daß die Tochter (eine erwachsene Frau) nicht mehr im Hause ist und, da vorerst ohne berufliche Aufgabe, die Tätigkeitsliste abarbeitet?

Sei mir nicht böse, ich persönlich gratuliere Dir zu dieser Tochter und ich gratuliere Deiner Tochter zu diesem Schritt. Es war das einzig richtige, zwar nicht schmerzlos, aber effektiv! Es wird vielleicht noch ein bisschen dauern, bis auch Du in der Lage sein wirst, Deiner Tochter (nicht "Deinem Kind") ebenfalls zu gratulieren und sie zu akzeptieren als das, was sie seit längerem ist: eine erwachsene Frau. Aber nach Überwindung Deines Trennungsschmerzes wirst Du lernen, Dich zurückzunehmen und Dich dem zuzuwenden, der für Dich das wichtigste sein kann und wahrscheinlich sein will: Deinem Mann. Verzichte auf alle Versuche, Deine Tochter über irgendwelche höchst subtilen Manöver zur Rückkehr zu veranlassen, es wird Dir nicht gelingen, und sollte dem doch so sein, wäre es "ungesund" und kein Grund zur Freude.

Bei aller Rücksichtnahme habe ich mich mit obigem um möglichste Klarheit bemüht und kann nur hoffen, daß es wunschgemäß auch so bei Dir anzukommen vermag!

Liebe Grüße

Barnici
 
Ich danke für Eure Beiträge.
Zuerst: Angelika Klein ist nicht mein richtiger Name. Nicht mal annähernd. Ich bin nur über den Zugang gestolpert: Alle Namen, die ich auswählte, waren bereits vergeben. Also habe ich den Namen unserer Hauswartsfrau gewählt, die vor fast einem halben Jahrhundert kinderlos verstorben ist. Wer denkt noch an die und wählt ihren Namen, um mit mir Kontakt zu kriegen? Wer sucht nach ihr?
Nein, ich schätze die Anonymität und danke den Eltern, die mir antworten. Ich habe eine Führungsposition und bin in der Lage mit emotionalen Spannungen und Konflikten umzugehen. Das ist nicht das erste Kind, dass aus meinem Hause auszieht, aber es ist nur diese eine Kind, das ich selbst geboren habe. Und diese Verhaltensweise hat mich existentiell getroffen.
Ich bin hilflos.
Ich kann auch herumpsychologisieren und analysieren und Minderwertigskeitskomplexe (nicht -gefühle!!!) bei meinem Kind entdecken. Ich kann auch von Überkompensation sprechen...
Bringt mich nicht weiter. Die Väter und Mütter, die da geschrieben haben, die bringen mir was...
Ich muss nicht nur für mich Sorge tragen, sondern auch für meinen Mann. Der steht der Situation viel hilfloser gegenüber.
Oh nein: Mein Kind hat kein Stellvertreterleben gelebt und würde sich dagegen auch verwahren- sie schätzt meine Art des Lebens nicht. Ich bin ihr zu "wild"!
Dass mein Kind erwachsen ist, weiß ich: Aber es ist mein Kind. Wird es immer bleiben. "Kind" bedeutet nicht beherrrscht und fremdbestimmt, sondern eine besondere emotionale Bindung...
Mich kränkt nicht die Tatsache des Ausziehens (das ist normal!)-und überfällig- sondern das Wie?
Ich kranke an dieser Feigheit und dem Mangel an Bereitschaft sich auseinanderzusetzen. An dem Mangel, das zu sagen was gesagt werden muss: Ich ziehe aus!
So einfach. Erwachsen sein und sagen, dass man sich alleine, aus eigener Kraft dem Leben stellen will!
Das ist meine Kränkung!
Ich bin heute nach Hause gekommen und da lagen die Schlüssel für das Haus auf dem Tisch. Ohne ein Wort. Danke! Natürlich nur ein Paar Schlüssel- zur Sicherheit.
Wisst ihr, wovor ich Angst habe: Mein Kind taucht ab. Nicht in den Untergrund, sondern in eine miefige, piefige, wohlige Kleinbürgeratmosphäre. Wir haben uns, wir lieben uns, wir sind reif, wir haben ein Kind, wir sind eine glückliche Familie...in unserem kleinem Schlösschen aus 2 Zimmern am Rande der großen Stadt.
Prinzessin kneift! Die will sich der Konkurrenz nicht stellen. Die will die Ochsentour nicht gehen. Nobelpreis sofort- sonst Mutter und sonst nichts...
 
Eine Frage noch an die betroffenen Eltern: Wie geht es Eurem Körper?
Bisher waren wir doch älter, aber gesund...und jetzt? Mir geht es schlecht. Beschwerden, die ich niemals kannte: Schlafstörung, Magen, Darm, Kopf (Kopfschmerz: ich doch nicht!)
 
Hallo, liebe Frau Klein (mal zur Auflockerung),

Zitat:

"Wisst ihr, wovor ich Angst habe: Mein Kind taucht ab. Nicht in den Untergrund, sondern in eine miefige, piefige, wohlige Kleinbürgeratmosphäre. Wir haben uns, wir lieben uns, wir sind reif, wir haben ein Kind, wir sind eine glückliche Familie..."

Na, und...? Was wäre, wenn es so käme? Knifflige Frage?! Es scheint mir, daß dies die "Kränkung" für Dich direkt zu einer "Beleidigung" entarten ließe. Würde es Dir das schwerer machen, sie weiterhin als "Dein Kind" zu bezeichnen? Ich hoffe nicht!

Ich verstehe Dich absolut, was Du fühlst und wie Du denkst, aber halte Dir vor Augen, daß Du den umgekehrten Weg gegangen bist als Deine Tochter, von der es Dir jetzt bedrohlich scheint, als würde sie wiederum den umgekehrten Weg nehmen, also vom höheren kommend sich mit einem "miefigen" Niveau zufrieden geben. Wenn Du das glauben willst, ich glaube es nicht!

Du schreibst selbst, wie schwer Deine Tochter für ihren Studienabschluss gearbeitet hat. Hinzu kamen die Schwierigkeiten mit einer Promotion und einem beruflichen Einstieg, während die Eltern doch einen nahtlosen Übergang gewünscht hätten und Deine Tochter selbst vielleicht auch. Hat sie sich eigentlich mal einen Urlaub nach all dem Stress gegönnt, ein richtiges Ausspannen und Regenerieren? Parallel oder bereits davor lief der relativ erfolglose "Film" des Freundes ab. Das ist Stress pur, liebe Angelika. Das erzeugt Aggression, Wut und Enttäuschung, und das einzige, was Deine Tochter hatte und gegenwärtig noch hat, ist die Zuneigung zu ihrem Freund, der seelisch-moralisch auf dem selben Level angelangt zu sein scheint.

Angelika, glaub mir eins: Deine Tochter ist geprägt von eurem Leben und sie wird dahin zurückkehren (müssen). Es ist heutezutage schon so viel früher Undenkbares möglich, aber für gewöhnlich erweist sich eine Verbindung Handwerker/Akademikerin oder umgekehrt letztendlich doch als schwer praktikabel bis hin zu vollkommen "inkompatibel", obwohl rein körperlich eine starke Affinität vorhanden sein mag. Aber diese Dinge oder Phasen haben ja, wie die Erfahrung früher und heute (und morgen auch) zeigt, eine relativ kurze "Halbwertszeit". In irgendeiner Studie stand zu lesen, daß nach ca. 4 Jahren die hormonelle Situation bei (auch ansonsten gut harmonierenden) Partnern sich so weit nivelliert hat, daß die frühere Glut bereits am verglimmen ist, und daß (relativ berechenbar) das "verflixte" 7. Jahr in den meisten Fällen (spätestens) eine Entscheidung herbeiführt.

Natürlich kann es sein, daß Deine Tochter euch bis dahin zu Großeltern hat werden lassen, aber: Wo ist das Problem, außer daß vielleicht nicht in der von Dir vorausgesetzten Reihenfolge "gearbeitet" wurde, aber was spielt das alles heute für eine Rolle? Hätte ich ein Lebensmotto auszusuchen, hieße dies nach meiner heutigen Erkenntnis: F L E X I B E L B L E I B E N!

Ich weiß nicht, warum Dich Deine Tochter als "zu wild" empfindet? Ich gehe mal von "temperamentvoll" und vielleicht "ungeduldig" aus. Deswegen empfehle ich Dir, mach mal was Neues, übe Dich in Geduld. Akzeptiere das, was euch passiert ist, und was natürlich schmerzlich ist (wem in gleicher Lage ginge es nicht genau so?). In einem der obigen Beiträge fiel die Empfehlung "Gib ihr Raum", und genau das solltest Du tun. Akzeptiere es, daß Deine Tochter für den Moment aus gutem Grund nicht die Konkurrenz der anderen sucht, und vor allen Dingen nicht die zur Dir (!!!). Sie ist für meine Einschätzung zu müde und ausgepowert und gibt sich jetzt dem hin, wovon sie sich im Moment mehr erhofft, als Du ihr noch geben könntest. Und dabei solltest Du sie unterstützen, sie vorausschauend verstehen (was sie nicht kann, aber Du als die Ältere), und abwarten. Sie wird kommen, und ich kann Dir nur raten, versperre ihr nicht den (vielleicht unverhofften) Rückweg durch Vorwürfe oder Beleidigt- und Gekränktsein. Halte Dich im Moment einfach zurück. Dieses Schlüssel-Hinlegen sehe ich als momentanen Schlusspunkt mit der Aussage, "Es geht auch ohne euch, solltet ihr je daran gezweifelt haben. Peng!"

Jetzt lass "dem Kind seinen Willen und sein Spielzeug!" Mach es Dir mit Deinem Mann schön und genießt endlich auch einmal eure Freiheit. Ich garantiere Dir, wenn es am schönsten ist, wird sich euer Kind wieder einfinden und euch "stören", so wie früher bei gewissen Gelegenheiten!

Liebe Grüße

Barnici
 
Hi Angelika,
als Tochter kann ich dir nur sagen, lasst sie einfach. Beide sind erwachsen, und dass sie ihren Auszug auf diese Art und Weise vollziehen, zeigt mir dass sie nicht genügend Freiheit hatten. Ich weis Eltern wollen so etwas nicht hören, aber genauso ist es in den meisten Fällen.🙁
Hätte sie es anders empfunden, hätte sie anders reagiert.

Sehe es nicht als Vorwurf. Jeder Mensch hat Fehler und als Eltern ist das ganz normal, dass man das Beste für seine Kinder möchte. Aber das Beste für sich bestimmt deine Tochter und niemand anders.

Sei stolz auf deine Tochter, dass sie nicht den "leichten" Weg geht, dass zeugt von Stärke und die wird sie in dieser Welt mehr als genug brauchen.

LG
Malli

Hallo Malli,
Du hast ja aus Deiner Warte Recht. Aber ich bin die andere Seite: 26 bzw.6 (Freund) Jahre Zuwendung, Fürsorge, Arbeit um das Tägliche. Dann nicht mal "Adieu!".
O.K. soll ich sagen? Das ist die Sorglosigkeit der Jugend. Oder anders: Hach, das ist die Ungeschicklichkeit der Jugend?
Nö!!! Ich bin möff!!!
Überlege mal: Wenn ich so handeln würde? Dann verjubele ich mit dem Alten jetzt alles?
Und auf das Verhalten der Kinder kriege ich noch Ratschläge, wie ich besonders verständnisvoll sein soll? Nö!!! Ich bin möff!!!
Und dann soll ich mich auch noch um meinen Mann kümmern! Nö!!! Das macht der selbst, der ist nämlich erwachsen! Schon ne ganze Weile!!!
Ich schäme mich fremd wegen dieser Unreife. Abhauen, keine Adresse hinterlassen( als ob ich den nächsten Tag vor der Tür stehen würde und fragen, ob sie noch den Erb-Löffel von Tante Klara gebrauchen könnte!). Kindisch! Ich sage Dir, dass Diplom sagt nüscht- in puncto Reife.
Aber Du hast Recht: Ich erreiche nichts- also warte ich. Na, mal sehen. Nur die besten Gedanken- denn schließlich habe ich Sie ja erzogen!😀
 
Hallo Malli,
Du hast ja aus Deiner Warte Recht. Aber ich bin die andere Seite: 26 bzw.6 (Freund) Jahre Zuwendung, Fürsorge, Arbeit um das Tägliche. Dann nicht mal "Adieu!".
O.K. soll ich sagen? Das ist die Sorglosigkeit der Jugend. Oder anders: Hach, das ist die Ungeschicklichkeit der Jugend?
Nö!!! Ich bin möff!!!
Überlege mal: Wenn ich so handeln würde? Dann verjubele ich mit dem Alten jetzt alles?
Und auf das Verhalten der Kinder kriege ich noch Ratschläge, wie ich besonders verständnisvoll sein soll? Nö!!! Ich bin möff!!!
Und dann soll ich mich auch noch um meinen Mann kümmern! Nö!!! Das macht der selbst, der ist nämlich erwachsen! Schon ne ganze Weile!!!
Ich schäme mich fremd wegen dieser Unreife. Abhauen, keine Adresse hinterlassen( als ob ich den nächsten Tag vor der Tür stehen würde und fragen, ob sie noch den Erb-Löffel von Tante Klara gebrauchen könnte!). Kindisch! Ich sage Dir, dass Diplom sagt nüscht- in puncto Reife.
Aber Du hast Recht: Ich erreiche nichts- also warte ich. Na, mal sehen. Nur die besten Gedanken- denn schließlich habe ich Sie ja erzogen!😀
Ich bin auch die andere Seite.
Verständlich, daß du aufgebracht bist. Nur als Unreif kann ich das
konsequente Handeln deiner Tochter nicht finden. Ich muss sagen- Hut ab vor ihr- daß sie ihren eigenen Weg gehen will und den goldenen Löffel abgibt. Was deinen Mann betrifft: Auch erwachsene Männer haben Gefühle, gehen nur anderes mit Extremsituationen um.
Warum schämst du dich eigentlich? Etwa , weil deine Tochter mit Diplom mit einem Handwerker, der einen Minijob hat, evtl. in einer miefigen Bude wohnt? Anscheinend hat sie andere Wertvorstellungen wie du.
Dir bleibt nichts anderes als abzuwarten.
LG Punto
 
Hallo, AngelikaKlein,

Du machst Deinem Namen heute alle Ehre. Bei Deinen Assessments zum Führungswesen musst Du was missverstanden haben, dessen bin ich ganz sicher. Zudem kam wohl das Wort "Humor" nicht unbedingt zur Sprache, aber das kann man ohnehin nicht lernen, das hat man oder man hat es nicht!

Deshalb: Si tacuisses, philosophus mansisses, Boethius, Philosoph daselbst, vor 1500 Jahren).

Ganz liebe Grüße

Barnici
 

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