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Mein Leben auf dem Abstellgleis

vienna

Mitglied
Tja, wo soll ich anfangen. Ich bin weiblich, 44 Jahre alt und leide seit Jahren an Depressionen. Mein Leben fühlt sich an, als sei ich auf ein Abstellgleis geschoben und dort vergessen worden.

Ich arbeite als Künstlerin und hatte meine Hochphase vor 15 Jahren, konnte aber aufgrund einer langen depressiven Phase die Chancen nicht nutzen. Ich habe zwar danach weiter als Künstlerin gearbeitet, habe gekämpft und gekämpft, konnte aber nicht mehr an den Erfolg anknüpfen. Mittlerweile sind meine Arbeiten vergessen und jüngere angesagte Künstler sind in den Vordergrund getreten.

Ich habe schon viele Therapien hinter mich gebracht, aber die Depression ist geblieben. Ich bin auch so therapiemüde geworden, ich habe alles schon durch und es hat nichts geändert. Ich habe viele Freunde verloren, und die, ich noch habe, halten sich von mir fern. Depressionen sind ansteckend und mittlerweile versuche ich es zu verstecken, wenn es mir schlecht geht, weil ich weiss wie belastend es für die Umwelt ist, mit einem Depressiven umzugehen. Ich würde auch gern neue Leute kennenlernen, aber auch hier ist die Depression mir im Weg, ich kann einfach nicht auf Knopfdruck unbeschwert sein. Von meinen Eltern kann ich keine Hilfe erwarten, sie verdrängen die ganze Problematik - meine Mutter ist Narzist und ihre Probleme stehen immer im Mittelpunkt, da ist und war noch nie Platz für mich - und mein Vater versteht es alles nicht so richtig.
Meine einzige Stütze ist mein Freund, aber ich mache mir Sorgen, dass die Depression auch auf ihn abfärbt, ihm geht es seit einiger Zeit auch nicht gut. Ich liebe ihn sehr, und er versucht mich zu trösten wo es nur geht, aber ich habe das Gefühl ich kann mich nicht so an ihn hängen - wie gesagt die negative Sicht auf das Leben ist ansteckend.🙁

Ich habe versucht, mein Leben zu ändern, die Kunst aufzugeben und einen Job zu finden, aber auch da interessiert sich keiner für mich oder für das was ich kann. Es ist so als würden mich die Leute übersehen. Das tut weh.

Man sagt um stabil zu sein braucht der Mensch 4 Säulen, wie ein Tisch: Partnerschaft, Familie, Freunde und eine sinnvolle Arbeit. Ich habe nur noch eine Säule, meinen Freund.

Ich fühle mich entsetzlich allein und so überflüssig.
Danke für Eure Antworten.
Vienna
 
Liebe Vienna,

wäre es bezogen auf Deine Situation - richtig zu sagen: Du bist dort gelandet, wo Du niemals sein wolltest?

Dann kann ich mir nur vorstellen, dass Du grundsätzliche Entscheidungen entweder nicht getroffen oder falsch getroffen hast. Aus meiner Sicht hat das vermutlich mit Sinn-Findung zu tun.

Nietzsche sagte: Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer.

Also: Wenn Dir Dein Wie der aktuellen Lebenssituation zu schwer ist, dann liegt dies vermutlich an dem Warum Deiner Entscheidungen. Das führe ich gerne weiter aus, möchte aber erst mal Deine Gedanken dazu erfahren.

LG, Nordrheiner
 
Hallo vienna. Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe. Aber beim Lesen deines Beitrages stellte sich mir die Frage, ob es in eurer Familie vielleicht einen Suizid (-versuch) gab?
 
Hallo Vienna,

wenn du mal erfolgreich warst und dann depressiv wurdest wäre meine spontane Frage:
Darfst du nicht erfolgreich sein, weil du damit deiner narzisstischen Mutter im Weg bist?
Offenbar gibt es ja eine Verbindung, sonst hättest du sie nicht erwähnt im Zusammenhang mit deinem Problem.

Bei Therapien frage ich mich inzwischen, ob sie nicht den Therapeuten am meisten nützen.

C.G. Jung hat aber mal einen hilfreichen Vorschlag gemacht:
"Eine Depression ist wie eine Frau in schwarz. Wenn sie auftaucht, scheuche sie nicht fort. Lade sie ein, biete ihr einen Sitzplatz an, behandle sie wie einen Gast und höre zu, was sie sagen möchte!"

Wenn du schon so viele Therapien gemacht hast und nicht weiter gekommen bist, ist es vielleicht so, dass du auf das Naheliegendste, das dich blockiert und runterzieht einfach nicht kommst?

LG
 
Hallo vienna. Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe. Aber beim Lesen deines Beitrages stellte sich mir die Frage, ob es in eurer Familie vielleicht einen Suizid (-versuch) gab?

@Black Blue Sky

Danke für Deine Antwort.Das ist sehr aufmerksam von Dir bemerkt. Meine Großtante hat mit 49 versucht sich in der Badewanne zu ertränken, und meine Urgroßtante hat sich erhängt. Ich denke aber es gibt in vielen Familien solche Fälle.

@ Stürmischer Tag

Danke für Deine Antwort. Du bist sehr einfühlsam und hast wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe kurz vor Weihnachten eine Erfahrung mit meiner Mutter gemacht, die sich nicht mehr vergessen und beschönigen lässt und mir die Augen geöffnet hat, was ihre Persönlichkeit angeht. Sie musste schon immer im Mittelpunkt stehen. Sie ergötzt sich an meinem Leid. Sie ist manipulativ und grausam, aber übersensibel wenn man sie kritisiert. ich bin erst vor kurzen darauf gekommen, dass ich zum einen Schwierigkeiten habe mich zu präsentieren, weil ich mich nicht so in den Vordergrund drängen will wie sie es tut, zum anderen aber auch, dass sie es gar nicht akzeptieren könnte, wenn ich Erfolg hätte, zumal sie ihre eigene kreative Laufbahn aufgegeben hat ( *großes Fass aufmach*) Ich habe nur aktuell das Gefühl: es ist eigentlich egal, was alles war, der Schaden ist angerichtet, die Jahre in den ich etwas hätte werden können sind vorbei, ich bin so kaputt und ausgebrannt, ich lehne mich so ab, wie soll ich jemals aus diesem Loch rauskommen, wie soll es jemals wieder gut werden? Ich habe das Gefühl sie hat mein ganzes Leben versaut. 🙁

@ Nordrheiner

Danke für Deine Antwort, aber ich werde nicht ganz schlau daraus. Ich frage mich oft an welcher Stelle ich falsch abgebogen bin, es ist aber auch müßig darüber nachzudenken, denn ich kann die Zeit nicht zurück drehen. Vielleicht musst Du das näher ausführen.
 
Ich kann dir leider keinen guten Ratschlag geben, du hast bestimmt schon alles gehört.

Aber ich bin furchtbar neugierig, was deine Kunst angeht....besteht Die Möglichkeit, dass du was hochlädst, was du eh nicht veröffentlichen möchtest (Anonymität und so), was nicht zurück verfolgbar ist?
Du klingst nach einer interessanten Person, du machst bestimmt interessante Sachen.
(Bilder? Bildhauerei? Vorstellungen..?) 😛

Macht dir deine Kunst aktuell noch Freude, auch wenn sie dir kein Geld einbringt?
 
@ Nordrheiner

Danke für Deine Antwort, aber ich werde nicht ganz schlau daraus. Ich frage mich oft an welcher Stelle ich falsch abgebogen bin, es ist aber auch müßig darüber nachzudenken, denn ich kann die Zeit nicht zurück drehen. Vielleicht musst Du das näher ausführen.

Siehe mein obiges Nietzsche-Zitat. Es geht um das Warum. Der Mensch ist ein Wesen, welches den Sinn einer Situation, einer Handlung, seines ganzen Seins sucht und benötigt. Wenn wir uns in einer schwierigen Lage befinden, z.B. sehr krank sind, dann können wir diese Lage deutlich besser ertragen, wenn wir den Sinn dieser Situation erkennen. Untersuchungen von Kriegsgefangenen und auch von KZ-Häftlingen, haben gezeigt, dass diejenigen die beste Überlebenschance hatten, die einen Sinn im Überleben sahen, weil sie das Überleben mit einer Aufgabe verbinden konnten.

Man könnte z.B. zur Arbeit gehen, weil man diesen Job gut kann. Es scheint sinnvoll den Job zu tun, weil man ihn kann. Aber es ist nicht der gerade weitreichendste Sinn, der sich mit Arbeit verbinden lässt. Auch der Grund "Geld verdienen" ist richtig, aber auch nicht unbedingt tiefschürfend. Je tiefer und weitreichender der Sinn ist, den Du für Dein Tun und Lassen gefunden hast, um so stabiler ist Dein Wissen um Dein Warum. In der Folge steigt auch die Resilienz gegen Probleme aller Art.

Sinn gewinnt an Qualität, wenn es um das Sein geht. Beispiel: Ich tue x, weil ich Dich liebe. Du bist geliebt. = Es geht um das Geliebt-Sein. Nicht verachtenswert, aber doch von deutlich weniger Qualität wäre die Aussage: "Ich liebe Dich, weil Du so schön bist." (Schönheit hast = Haben).

Und wenn Du Dir Deine 4 durchaus erstrebenswerten Säulen ansiehst, so erkennst Du eher das Haben als das Sein. Unser Sinn kommt aber aus dem Sein - und nicht aus dem Haben.

Deine obige Aussage (Beitrag 1) lautet zum Schluß. "Ich fühle mich allein, überflüssig". Dein derzeitiges Sein beschreibst Du mit allein und mit überflüssig. Darin siehst Du keinen Sinn. Ich kann nicht erkennen, ob Du Dein aktuelles Sein ändern kannst. Wenn ja, dann tue es. Wenn Du nicht erkennst, wie Du dieses Sein verändern kannst, dann könnte Deine Aufgabe darin bestehen, den Sinn in diesem Sein zu suchen bzw. hineinzulegen.

Aus meiner Sicht ist es für die Lebensqualität sehr wichtig, zunächst die Realität zu akzeptieren. Und dann gilt es, nicht irgendeinen - sondern den bestmöglichen Sinn in diese jeweilige Situation hineinzulegen.

Es ist richtig, Du kannst die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Aber Du könntest erkennen, daß Du Dich z.B. zu oft eher an dem Haben orientiert hast oder keinen weitreichenden Sinn verfolgt hast. Aber das kannst Du heute tun.

Es wäre in meinen Augen falsch zu denken, dass Du nicht mehr glücklich leben könntest. Das Einzige, was vermutlich wirklich stimmt, ist die Aussage: So wie bisher geht es nicht gut weiter.

Alle Belastungen, die Du bisher erlebt hast, sei es Suizid in Deiner Familie, persönliche Niederlagen oder das üble narzisstische Verhalten Deiner Mutter - all das ist n.m.M. nicht sinnlos und nur schlecht gewesen. Nur ist von Dir die Frage zu beantworten: Warum mußte das sein? Worin liegt der Sinn in allen schönen und schlechten Erlebnissen?

Ich bin gerne glücklich, habe schöne Gefühle der Zufriedenheit, des Friedens und der Freude. Jedoch Glück selbst ist für mich die Fähigkeit, meine Vergangenheit mit meiner Gegenwart zu verbinden, Ursache und Wirkung zu erkennen und daraus eine gute Entscheidung für mein Morgen zu treffen.

Die Suche nach guten Gefühlen wäre die falsche Ausgangsbasis für glücklich sein. Vielmehr geht es um einen Sinn-Findungsprozess. Hast Du den Sinn gefunden, stellen sich auch gute und schöne Gefühle ein. Versprochen.

Sinn, so erkannten Psychologen, die sich mit überlebenden KZ-Häftlingen beschäftigten, ist ein survival-value.

Alles Schlimme, was Dir bisher begegnete, kann sinnlos gewesen sein, wenn es Dir nicht gelingt, einen möglichst tiefen Sinn hineinzulegen. Je weitreichender, um so besser. Das Leben, sei es schwer oder sehr schwer, ist sinnvoll. Sein = sinnvoll sein. Und das Schöne: Du bist in der Sinnfindung nicht von anderen Menschen oder Umständen abhängig.

LG, Nordrheiner
 
Tja, wo soll ich anfangen. Ich bin weiblich, 44 Jahre alt und leide seit Jahren an Depressionen. Mein Leben fühlt sich an, als sei ich auf ein Abstellgleis geschoben und dort vergessen worden.

Ich arbeite als Künstlerin und hatte meine Hochphase vor 15 Jahren, konnte aber aufgrund einer langen depressiven Phase die Chancen nicht nutzen. Ich habe zwar danach weiter als Künstlerin gearbeitet, habe gekämpft und gekämpft, konnte aber nicht mehr an den Erfolg anknüpfen. Mittlerweile sind meine Arbeiten vergessen und jüngere angesagte Künstler sind in den Vordergrund getreten.

Ich habe schon viele Therapien hinter mich gebracht, aber die Depression ist geblieben. Ich bin auch so therapiemüde geworden, ich habe alles schon durch und es hat nichts geändert. Ich habe viele Freunde verloren, und die, ich noch habe, halten sich von mir fern. Depressionen sind ansteckend und mittlerweile versuche ich es zu verstecken, wenn es mir schlecht geht, weil ich weiss wie belastend es für die Umwelt ist, mit einem Depressiven umzugehen. Ich würde auch gern neue Leute kennenlernen, aber auch hier ist die Depression mir im Weg, ich kann einfach nicht auf Knopfdruck unbeschwert sein. Von meinen Eltern kann ich keine Hilfe erwarten, sie verdrängen die ganze Problematik - meine Mutter ist Narzist und ihre Probleme stehen immer im Mittelpunkt, da ist und war noch nie Platz für mich - und mein Vater versteht es alles nicht so richtig.
Meine einzige Stütze ist mein Freund, aber ich mache mir Sorgen, dass die Depression auch auf ihn abfärbt, ihm geht es seit einiger Zeit auch nicht gut. Ich liebe ihn sehr, und er versucht mich zu trösten wo es nur geht, aber ich habe das Gefühl ich kann mich nicht so an ihn hängen - wie gesagt die negative Sicht auf das Leben ist ansteckend.🙁

Ich habe versucht, mein Leben zu ändern, die Kunst aufzugeben und einen Job zu finden, aber auch da interessiert sich keiner für mich oder für das was ich kann. Es ist so als würden mich die Leute übersehen. Das tut weh.

Man sagt um stabil zu sein braucht der Mensch 4 Säulen, wie ein Tisch: Partnerschaft, Familie, Freunde und eine sinnvolle Arbeit. Ich habe nur noch eine Säule, meinen Freund.

Ich fühle mich entsetzlich allein und so überflüssig.
Danke für Eure Antworten.
Vienna


Warum nabelst Du Dich nicht endlich von Deiner Mutter ab ?

Du fragst Dich, wo Du falsch abgebogen bist, Du bist in meinen Augen nicht falsch abgebogen, sondern falsch behandelt worden.

Aus der Fehlerziehung , die Du genossen hast resultieren allerdings Muster und denen folgst Du , ohne wirklich zu erkennen, wie sie Dich niederdrücken.

Ich kann Dir nur den Rat geben, Dich wirklich auf die eigenen Füße zu stellen, auch mit 44 ist das möglich.

Mit den Narben aus der Vergangenheit wirst Du leben müssen, aber deshalb die Zukunft zu negieren, ist in meinen Augen der falsche Weg, denn er führt nicht zu einem glücklichen und harmonischen Leben.

Die ganze Systemverbundenheit macht es aber sehr schwer sich abzunabeln.

Sie läßt den Raum, die eigenen Empfindungen falsch zu verstehen.

Der Trott in den der Mensch verfällt bezüglich seines Altags ist ähnlich, wie der gedankliche Trott.

Ein Bekannter, dem es ähnlich ging, der hatte die Idee in die Natur zu gehen , um mit sich sozusagen alleine zu sein, einen klaren Kopf zu bekommen, Back to the Roots sozusagen, 6 Wochen Australien....Tagesablauf ...

Wasser holen, Essen besorgen, Nachtlager bereiten, abschalten, keine Autos , keine Flugzeuge, kein Eletrosmog, er sagt , hätte er vorher gewußt ,wie er funktioniert, also als Mensch, hätte er sich ne Menge Tharapieen sparen können.

Wenn ihn heute die Depression wieder begrüßt, grüßt er zurück und sagt tschüß, an Dir habe ich keinen Bedarf.
Du kannst gehen.
Ich habe keine Zeit, mich um Dich zu kümmern.

Vieles sieht er heute anders. Die Einstellung zum Leben hat sich geändert, das Essen bereien ist etwas wichtiges geworden, das Wasser wird bewußt getrunken, der Kreativität hat es gut getan, der Psyche auch, die Freundin sagt, ein neuer Mensch, nach einem schweren Kampf.

Ich denke hier ist das viel schwieriger , für ihn war es jahrelang nicht möglich , sich abzunabeln aus der gedanklich neuronalen Autobahn der depressiven Niedergedrücktheit , weder mit Medikamenten, noch mit irgendwelchen Therapien. Da war es gar keine Frage, sondern Tagesablauf, man muß Durst haben um Wasser zu schätzen, man muß Hunger, haben um Essenszubereitung zu werten und je weiter die Gedanken vom eigentlchen Überlebenswichtigen Handeln abschweifen um es zu verhindern, desto mehr merkt man dann wie sehr man sich selbst im Weg steht, holt man kein Wasser , hat man keines. Macht man kein Essen , ißt man nicht, das geht maximal 1,5 Tage gut, dann geht man los und beginnt zu leben...so sagt er das heute.

Jetzt tut er nicht anderes und es ist für ihn schwer zu verstehen, warum er das Glück hatte herauszufinden, wo doch die innerliche Verankerung der Vergangenheit sagt, er sei es nicht wert.
Da denkt er heute nicht mehr, die hat woh recht, sondern sagt Hallo und Tschüß . für Dich habe ich grade keine Zeit, denn ich habe etwas besseres zu tun.
 
Ich kann dir leider keinen guten Ratschlag geben, du hast bestimmt schon alles gehört.

Aber ich bin furchtbar neugierig, was deine Kunst angeht....besteht Die Möglichkeit, dass du was hochlädst, was du eh nicht veröffentlichen möchtest (Anonymität und so), was nicht zurück verfolgbar ist?
Du klingst nach einer interessanten Person, du machst bestimmt interessante Sachen.
(Bilder? Bildhauerei? Vorstellungen..?) 😛

Macht dir deine Kunst aktuell noch Freude, auch wenn sie dir kein Geld einbringt?

Hallo Deliverance,

ich mache Filme 😉 Leider kann ich Dich nicht zu meinen Arbeiten verlinken, weil ich dann meine Identität verrate.
Bis vor zwei Jahren hat mir das Filmemachen auch noch viel Freude bereitet, ich konnte auch okay davon leben. Ich habe mich dabei aber sehr ausgebrannt und das letzte Projekt lief nicht besonders gut. Im Moment bin ich so erschöpft dass ich mich frage ob ich es nicht einfach bleiben lassen sollte.
 
Siehe mein obiges Nietzsche-Zitat. Es geht um das Warum. Der Mensch ist ein Wesen, welches den Sinn einer Situation, einer Handlung, seines ganzen Seins sucht und benötigt. Wenn wir uns in einer schwierigen Lage befinden, z.B. sehr krank sind, dann können wir diese Lage deutlich besser ertragen, wenn wir den Sinn dieser Situation erkennen. Untersuchungen von Kriegsgefangenen und auch von KZ-Häftlingen, haben gezeigt, dass diejenigen die beste Überlebenschance hatten, die einen Sinn im Überleben sahen, weil sie das Überleben mit einer Aufgabe verbinden konnten.

Man könnte z.B. zur Arbeit gehen, weil man diesen Job gut kann. Es scheint sinnvoll den Job zu tun, weil man ihn kann. Aber es ist nicht der gerade weitreichendste Sinn, der sich mit Arbeit verbinden lässt. Auch der Grund "Geld verdienen" ist richtig, aber auch nicht unbedingt tiefschürfend. Je tiefer und weitreichender der Sinn ist, den Du für Dein Tun und Lassen gefunden hast, um so stabiler ist Dein Wissen um Dein Warum. In der Folge steigt auch die Resilienz gegen Probleme aller Art.

Sinn gewinnt an Qualität, wenn es um das Sein geht. Beispiel: Ich tue x, weil ich Dich liebe. Du bist geliebt. = Es geht um das Geliebt-Sein. Nicht verachtenswert, aber doch von deutlich weniger Qualität wäre die Aussage: "Ich liebe Dich, weil Du so schön bist." (Schönheit hast = Haben).

Und wenn Du Dir Deine 4 durchaus erstrebenswerten Säulen ansiehst, so erkennst Du eher das Haben als das Sein. Unser Sinn kommt aber aus dem Sein - und nicht aus dem Haben.

Deine obige Aussage (Beitrag 1) lautet zum Schluß. "Ich fühle mich allein, überflüssig". Dein derzeitiges Sein beschreibst Du mit allein und mit überflüssig. Darin siehst Du keinen Sinn. Ich kann nicht erkennen, ob Du Dein aktuelles Sein ändern kannst. Wenn ja, dann tue es. Wenn Du nicht erkennst, wie Du dieses Sein verändern kannst, dann könnte Deine Aufgabe darin bestehen, den Sinn in diesem Sein zu suchen bzw. hineinzulegen.

Aus meiner Sicht ist es für die Lebensqualität sehr wichtig, zunächst die Realität zu akzeptieren. Und dann gilt es, nicht irgendeinen - sondern den bestmöglichen Sinn in diese jeweilige Situation hineinzulegen.

Es ist richtig, Du kannst die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Aber Du könntest erkennen, daß Du Dich z.B. zu oft eher an dem Haben orientiert hast oder keinen weitreichenden Sinn verfolgt hast. Aber das kannst Du heute tun.

Es wäre in meinen Augen falsch zu denken, dass Du nicht mehr glücklich leben könntest. Das Einzige, was vermutlich wirklich stimmt, ist die Aussage: So wie bisher geht es nicht gut weiter.

Alle Belastungen, die Du bisher erlebt hast, sei es Suizid in Deiner Familie, persönliche Niederlagen oder das üble narzisstische Verhalten Deiner Mutter - all das ist n.m.M. nicht sinnlos und nur schlecht gewesen. Nur ist von Dir die Frage zu beantworten: Warum mußte das sein? Worin liegt der Sinn in allen schönen und schlechten Erlebnissen?

Ich bin gerne glücklich, habe schöne Gefühle der Zufriedenheit, des Friedens und der Freude. Jedoch Glück selbst ist für mich die Fähigkeit, meine Vergangenheit mit meiner Gegenwart zu verbinden, Ursache und Wirkung zu erkennen und daraus eine gute Entscheidung für mein Morgen zu treffen.

Die Suche nach guten Gefühlen wäre die falsche Ausgangsbasis für glücklich sein. Vielmehr geht es um einen Sinn-Findungsprozess. Hast Du den Sinn gefunden, stellen sich auch gute und schöne Gefühle ein. Versprochen.

Sinn, so erkannten Psychologen, die sich mit überlebenden KZ-Häftlingen beschäftigten, ist ein survival-value.

Alles Schlimme, was Dir bisher begegnete, kann sinnlos gewesen sein, wenn es Dir nicht gelingt, einen möglichst tiefen Sinn hineinzulegen. Je weitreichender, um so besser. Das Leben, sei es schwer oder sehr schwer, ist sinnvoll. Sein = sinnvoll sein. Und das Schöne: Du bist in der Sinnfindung nicht von anderen Menschen oder Umständen abhängig.

LG, Nordrheiner

Halo Nordrheiner,

ich glaube ich weiss ungefähr worauf Du hinaus willst, aber es ist mir alles etwas sehr verkopft. 😉

Zur Sinnhaftigkeit des Lebens: all das Schlimme was ich erlebt habe, ordne ich nicht in sinnvoll oder sinnlos ein - sondern es ist einfach passiert. Das Leben ist Chaos. Die Umstände haben mich geformt, ob ich das wollte oder nicht und ob ich das sinnvoll finde oder nicht. Es geht jetzt einfach darum, mit den Karten, die mir ausgeteilt wurden, zu spielen, denn andere bekomme ich nicht mehr.

Zu meiner Arbeit: nein, meine Arbeit war nicht am Haben und am Bekommen von guten Gefühlen orientiert. Ich fand mein Tun immer sinnstiftend in der Sache an sich, und habe immer wieder reflektiert und mich gefragt ob ich es aus den richtigen Gründen tue- aus dem Wunsch heraus Anerkennung zu finden oder wirklich um der Kunst willen. Authentisches Arbeiten entsteht nicht wenn man nur vom Wunsch getrieben wird, erfolgreich zu sein. Man muss sich der Arbeit gegenüber öffnen, und das was man persönlich "will" ist dabei zweitrangig, es ist sowieso eher so, dass man nur bedingt steuern kann, was hinterher rauskommt. Von daher, nein, meine jetzige Situation hat nichts mit mangelndem Sinn oder falschen Gründen zu tun. Der Job ist per se einfach hart, und da reicht auch nicht genug "warum" aus, um das "wie" zu bewältigen. Es hat mit Ausdauer, Glück, Connections und dem richtigen Zeitpunkt zu tun ob man bemerkt wird. Die Szene ist extrem schnelllebig, und die Konkurrenz ist groß.

Ich sehe auch im Elend keinen Sinn. In der Hinsicht bin ich eher Taoist als Buddhist. Ich denke nicht dass man sich durch das Leiden hindurcharbeiten muss damit es einem irgendwann besser geht. Das Leiden ist eher ein Zeichen dafür, dass man wider seiner wahren Natur lebt, dh dass man seine Natur und die Natur der Umstände um einen herum nicht erkennt. Na, auch wieder ein weites Feld.
 

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