Ist es denn zu viel verlangt, dass er auch mal was für mich macht? Wichtig ist ihm sein Leben, nicht unsers.
LG
Nein, es ist nicht zuviel verlangt und sollte in einer Partnerschaft auch so sein. Aber es sollte freiwillig und von Herzen kommen. Du erwartest, dass er für deine Aufmerksamkeit bezahlt.
"Ich tue ja so viel für dich und darum musst du jetzt auch was für mich tun."
Überlege dir mal, ich hätte meinen Beitrag beendet mit den Worten: "Ich nehme mir hier die Zeit und denke über dein Problem nach. Ist es da zuviel verlangt, dass du mir dankst und antwortest?"
Wärst du da nicht schon bedient? Würdest du da nicht sagen: "Weißte was, behalte doch deine Ratschläge für dich!"?
Es war meine Entscheidung dir zu schreiben. Dafür kann ich dich nicht in die Verpflichtung nehmen. Natürlich ist es schön, dass du es gelesen hast, dass dich das ein oder andere zum Nachdenken gebracht hat, aber darauf habe ich kein Recht, nur weil ich dir geantwortet habe.
Du baust eine ganz starke Schuld auf der Seite deines Mannes auf. Das ist ein Bezahlgeschäft, das ihr da habt.
Du tust alles für ihn, nimmst dich selbst zurück, gönnst dir nichts und dafür erwartest du von ihm ein bestimmtes Verhalten. Damit nimmst du ihn als Persönlichkeit nicht mehr wahr.
Du versuchst dir seine Liebe zu erkaufen.
Damit nimmst du ihm aber die Chance dir seine Liebe zu beweisen.
Egal, was er für dich tut, es ist immer nur ein Geschäft, weil du ja so viel investierst und davon leitest du das Recht ab ein bisschen Liebe zu bekommen. Was immer er dir gibt, was immer er für dich tut, er bleibt immer in deiner Schuld. Seine Liebe ist nie ein Geschenk, sondern immer ein Preis,
den er zu zahlen hat und zwar zwangsläufig so.
Dem entzieht er sich; verständlicherweise.
Nur weil ich dir schreibe, willst du nicht zwangsläufig in der Schuld stehen mir zu antworten. Oder?
Du hast ein Recht auf deine Bedürfnisse. Du willst nicht in Urlaub fahren, schon gar nicht dahin, wo er hin will? Dann sag ihm das. Diskutiert es aus! Geh nur da Kompromisse ein, wo du merkst, das er bereit ist dafür etwas zu investieren.
Anstatt ihm alles zu kaufen, was er will, solltest du ihm ein Taschengeld geben, von dem er sich das kaufen kann, was er will - und vielleicht ab und an das ein oder andere für dich. Ich hätte auch keinen Bock meiner Partnerin Geschenke zu machen, wenn sie mir das Geld dafür geben würde. Was kann er im Gegenzug für das Taschengeld leisten? Weil die Basis euerer Beziehung die Liebe ist, reichen da schon Kleinigkeiten (vielleicht steht er jeden Morgen vor dir auf und kocht Kaffee), aber etwas sollte er dir dafür zurückgeben.
Meine Partnerin und ich führen eine Fernbeziehung. Da sie die Telefon-Flatrate hat, obliegt es ihr mich regelmäßig anzurufen. Tatsächlich tut sie es sehr viel seltener, als mir lieb wäre. Nun könnte ich ihr Vorwürfe machen und ihre Liebe in Frage stellen. Ist aber Quatsch. Erstens liebt sie mich, das weiß ich, zweitens ist sie eben oft am Abend mit ihren Kindern beschäftigt und bis sie dann ins Bett kommt, ist sie so müde, dass sie keine Kraft mehr für mich hat. Dann bleibt es eben bei einem kurzen Gute Nacht. Sie bekommt von mir echt alles, ich trage sie auf Händen. Ich hätte allen Grund verletzt zu sein, dass sie am Tag nicht mal eine halbe Stunde Zeit für mich hat. Könnte ich. Aber ich sehe, was für eine großartige Mutter sie ist und dass die Jungs mit ihren 16 und 18 Jahren immer noch viel mit ihr reden und ihr Leben mit ihr teilen. Da bin ich sehr stolz auf sie. Und da "opfere" ich auch gerne ein Stück unserer gemeinsamen Zeit.
Was versuche ich denn mit meinem "auf Händen tragen" und "alles für sie tun" zu erreichen? Dass ich in ihrem Leben an erster Stelle stehe? Dass sie meine Unsicherheiten auffängt? Nein, wirklich nicht. Dass sie mich liebt, weiß ich. Da muss ich nicht den Hampelmann spielen. Sie liebt mich auch ohne Aufmerksamkeiten. Ich tue es, weil ich so gern ihre lachende Stimme höre. Ich liebe es, wenn sie mir enthusiastisch von ihrem Geschenk erzählt. Mit ihrer Freude gibt sie mir so einen Energieschub, davon zehre ich eine ganze Woche.
Warum tust du alles für deinen Mann? Weil du auf der Suche nach Liebe bist, oder?
Du hast gelernt, dass man Liebe kaufen muss, dass man für andere da sein muss und sich hinten anstellen muss, um liebenswert zu sein.
Du möchtest als Frau wahrgenommen werden, sagst du. Zeigst du dich ihm denn als Frau? Fühlst du dich sexy, verführerisch, weiblich? Oder erwartest du von ihm, dass
er in dir etwas weckt, was
du nicht wahrnehmen kannst?
Das funktioniert nicht. Du kannst dir das nicht erkaufen. Du musst dich allein auf die Suche danach machen. Du musst es in dir finden und
dann kannst du ihn als Maßstab nehmen, kannst ihn fragen, ob er das Gleiche sieht wie du.
"Sieh mich als Frau, damit ich Frau sein kann" wird nicht funktionieren. Er kann in dir nichts sehen, was du nicht bist. Also kümmere dich um dich und um deine Bedürfnisse.
Geh du los und kauf dir sexy Reizwäsche. Erstmal nur für dich. Geh zum Friseur und zur Kosmetikerin, mach mit Freundinnen einen Weiberabend. Trag mal High Heels im Bett.
Dein Partner kann in dir nur das sehen, was du nach außen zeigst. Sicher kannst du deine Sehnsüchte mit ihm teilen und er kann ein Stück des Weges mit dir gehen, aber stillen musst du sie selbst.
Oder anders gesagt, wenn eine Frau sich sexy und verführerisch fühlt, wird ihr der Blick des Partners das bestätigen. Aber wenn da nichts ist, kann der Partner diesen Blick nicht auf Kommando produzieren.
Als was präsentierst du dich ihm denn im Moment? Was sieht er denn? Doch irgendwie die Kuh, die gemolken werden kann, oder? Und wenn er nicht gerade ein egoistisches A******* ist, ruft das bei ihm nicht die besten Gefühle hervor. Er muss sich ja zwangsläufig klein fühlen und dich sieht er als Frau, die alles schafft und die stark ist. Um dich muss er sich nicht kümmern.
Du zeigst ihm nur die starke Seite, darum sieht er auch diese. Und darum entfernt er sich von dir und kümmert sich um seine Bedürfnisse. Deine kennt er wahrscheinlich gar nicht. Wo
zeigst du denn, dass du auch ein schwacher, bedürftiger Mensch bist? Wo
zeigst du ihm deine Schwächen? Nicht darüber reden -
zeigen!
Eine Partnerschaft lebt davon, dass man sich gegenseitig
braucht. Wo aber brauchst du ihn? Du verdienst das Geld, du befriedigst seine Bedürfnisse, du renovierst, du tust und machst. Das einzige, was du von ihm brauchst, ist seine Anerkennung, seine
Bewunderung. Das ist aber keine Partnerschaft mehr.
Ich war selbst schon schwer krank und von der Pflege anderer abhängig. Das ist ein mieses, mieses Gefühl. Du musst einen Teil deiner Persönlichkeit unterdrücken. Auch wenn dein Mann noch so krank ist, deswegen hat er trotzdem einen starken Anteil in sich, jemanden, der
autonome Entscheidungen treffen möchte/muss.
Mach dir doch mal den Spaß und lege dich mal ein Wochenende ins Bett und begebe dich mal in die Abhängigkeit von deinem Mann. Ich muss jetzt aufs Klo ... ach so, du hast gerade keine Zeit, na dann gleich ... ich habe jetzt Hunger ... klar ist noch nicht fertig, ich warte ... mir ist langweilig ... ja sehe schon, du hast genug zu tun ... ich möchte mich umdrehen, aber wegen so einer Kleinigkeit will ich ihn ja nicht stören ... ach, ich habe ihn doch eben erst gerufen, ich kann doch nicht schon wieder ...
Alles in dir schreit die ganze Zeit: "Ich will aber nicht warten. Ich will
jetzt aufs Klo!" "Und ich kann aber aufstehen und laufen!" "Und wieso soll ich Erbsen essen, wenn ich Karotten will?"
Solange ich gelegen habe, ging es mir ja gut. Da hatte ich das Gefühl, ich könnte Bäume ausreißen. Das ist so schwer vernünftig zu sein und sich nicht zu überfordern.
Hast du deinen Mann schon mal gefragt, wie er sich damit fühlt Frührentner zu sein? Das ist nicht so, dass man den ganzen Tag durch die Gegend läuft und sich sagt: "Juhu, ich kann eh nichts mehr leisten."
Zum einen fühlt man die Einschränkungen nur sehr gedämpft. Solange man sich im Rahmen des Möglichen bewegt, fühlt man sich ja gut und so, als könne man alles machen. Zum anderen fühlt man sich dem Tod näher als dem Leben. Was ist man denn noch wert, wenn man nicht mehr arbeiten gehen kann? Wenn man keine Leistung mehr bringen kann? Man fühlt sich alt und ausgelaugt. Und du unterstützt dieses Gefühl noch, indem du alles für ihn tust und ihm alles abnimmst.
Wieso konnte er dir beim Renovieren nicht helfen? Er kann doch aufrecht stehen und einen Pinsel auswaschen, oder? Er kann Zeitungen auf dem Boden ausbreiten, oder? Er kann die Leiter halten, während du die Decke streichst, oder? Er kann in die Küche gehen und Stullen schmieren, oder?
Wenn er nichts machen darf, verlernt er sich etwas zuzutrauen. Kein Wunder, dass er so auf diese Frau angesprungen ist. Da konnte er sich endlich wieder als wertvoller, ganzer Mann fühlen.
Und wenn er da einen auf barmherzigen Samariter machen kann, hat er dich ja wohl die ganze Zeit verarscht. Sooooooo schrecklich krank kann er ja nun auch nicht sein.
Ich glaube, ihr beide müsst euere Ehe auf eine ganz neue Ebene stellen und ihr solltet ganz viel miteinander reden und du solltest dich mit dem Thema "Helfersyndrom" auseinandersetzen und an deinem Selbstbewusstsein arbeiten. Vielleicht sucht ihr euch jemanden, der euch dabei coachen kann, einen Therapeuten, der sich mit Beziehungen auskennt.
Im Moment geht ihr gerade auseinander und nicht aufeinander zu. Wer dem anderen ein starker Partner sein will, muss unabhängig sein und das seid ihr beide nicht. Du quälst dich mit dem Gefühl, dass du geben musst, um Liebe zu bekommen und er quält sich mit seiner Krankheit.
Woraus schöpft er denn Selbstbewusstsein? Hat er ein Hobby? Hat er einen von dir unabhängigen Freundeskreis? Wo kann er sich als starke Persönlichkeit einbringen? Wo bringt er seine Leistung?
Im Moment bist du diejenige, die in der Beziehung gibt und gibt und gibt. Solange er nicht narzistisch veranlagt ist und eine Persönlchkeitsstörung hat, ist es ihm aber auch ein Bedürfnis zu geben, um Anerkennung zu bekommen bzw. um sich selbst Anerkennung geben zu können. Ihr solltet daran arbeiten, dass er da auch etwas findet. Und am besten weit weg von bedürftigen Frauen, wie seinem Kurschatten, denn das bringt nur Eifersucht in euere Beziehung, egal, wie platonisch da das Helfen ist.
Der Beitrag ist ein bisschen länger geworden als geplant. Ich hoffe, ich konnte dir den ein oder anderen Gedankenanstoß geben.
Tuesday