[QUOTE="Carpenter, post: 3836193, member: 121005"]
Ja, der Spruch ist Quatsch. Jedenfalls für Leute ohne ein stabiles Selbstbild.
Man kann nicht man selbst sein, ohne zu wissen, wer man eigentlich ist. Genauso besteht man nicht nur aus einem Anteil, sondern aus vielen verschiedenen. Es ist ein Unterschied, ob man sich selbst weiterentwickelt, weil man sich selbst hasst oder, weil man sich selbst liebt und sich gerne etwas Gutes tut.
Ein einfaches Modell ist die Spaltung in ein inneres Kind (Herz) und einen inneren Erwachsenen (Verstand).
Dein inneres Kind bestimmt dein Fühlen und Handeln. Es sucht evtl. die fehlende Aufmerksamkeit und Liebe, die es von seinen Bezugspersonen nicht bekommen hat. Im Prinzip ist es relativ hilflos in der Welt. Es ist oft unsicher, überfordert und hat Angst vor den Aufgaben, die das Leben zwangsweise stellt.
Was macht man mit einem weinenden Kind? Man tröstet, ermuntert und beruhigt es.
Was sagen sich die Leute stattdessen? Dass sie Versager sind. Klar, hat man dann keinen Bock überhaupt noch irgendwas zu machen. Man tritt und vergewaltigt ein Kind und erwartet, dass es dann noch produktiv ist. What the Fu**, man.
Also gibt es noch einen inneren Erwachsenen, also eher der rationale Anteil. Er kann das innere Kind trösten, ermuntern, beruhigen und die Aufgaben übernehmen.
"Sei du selbst" ist also nur förderlich, wenn es heißt, dass man seine Schwächen, Stärken und Erfahrungen akzeptiert. Man begegnet den Herausforderungen des Lebens trotz bzw. mit seinen eigenen Schwächen und Verfehlungen. Glücklicherweise hat jede Person auch Stärken.
Beispiel zum besseren Verständnis:
A weiß, dass er in dem jetzigen Job nicht vorankommt. Also ist die Lebensaufgabe den Job zu wechseln.
Sein inneres Kind ist sich unsicher und hat Angst, dass A versagen könnte.
Der innere Erwachsene sagt dem inneren Kind, dass der derzeitige Beruf einfach nicht erfüllend ist und nicht mehr den aktuellen Fähigkeiten entspricht. Er verspricht sich nach einer besseren Alternative umzuschauen.
A ist also bekräftigt, dass er sein Leben in eine neue positive Richtung lenken kann. Sein inneres Kind ist beruhigt, denn der Erwachsene konnte glaubhaft vermitteln, dass es im Bereich des Möglichen liegt.
Somit ist es A möglich, sich persönlich weiterzuentwickeln.
Ich denke, es wurde ersichtlich, was ich meine.
Wer sich ausführlicher damit beschäftigen möchte: "So stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl" - Stefanie Stahl
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