Hallo,
ich weiß nicht mehr weiter. Mein Sohn ist hoch aggressiv. Angefangen hat das ganze schon in einem Alter von ca. 2 Jahren. Er hatte in diesem Alter schon massive Ausbrüche, die mir immer mit "Trotzphase", "normale Entwicklungsphase" aus dem Umfeld ´diagnostiziert´wurden.
Die Ausbrüche zeigten sich in Phasen. Es gab Phasen, an denen er fast täglich ein bis mehrere Ausbrüche hatte und Phasen, wo wir dachten, wir haben ein anderes Kind. Die Phasen fangen damit an, dass er Grenzen übertritt, die sonst völlig problemlos von ihm anerkannt und eingehalten werden. Dann steigert sich das ganze, in dem er jegliche Grenzen übertritt bis hin zum Gegenteil von dem was er eigentlich "darf". Das endete eigentlich immer mit einem Höhepunkt, der von Phase zu Phase heftiger wurde. Mit zunehmenden Alter kamen verbale Attaken dazu, er zerstört Gegenstände, geht seine ältere Schwester an (1,3/4 Jahre älter).
Im Alter von 4 Jahren habe ich das erste Mal einen Termin bei einem Kinderpsychologen gemacht. Natürlich musste ich lange auf einen Termin warten. Lange bedeutet 8 Monate. Als mein Sohn in Behandlung kam, war die Phase vorbei und es wurde mir wieder ein normales Kind diagnostiziert mit normalen Altersverhalten. Diesmal von einem Fachmann.
Danach war recht lange Ruhe. Die Phasen dauerten meist 2 - 3 Monate. Dazwischen war ca. 3 mal so lange "Ruhe". Wir haben nie einen Auslöser ausmachen können.
Insgesamt habe ich drei Kinder. Er hat also die oben erwähnte ältere Schwester und eine 4 Jahre jüngere Schwester. Die Mädels sind "normal". Auch sie haben/hatten ihre Trotzphasen, aber nie mit dem Gewaltpotential dahinter.
Seit mein Sohn 4 Jahre alt ist, spielt er Fußball im Verein. Fußball ist sein Ding. Schon mit zwei hat er alles wo er vor treten konnte, zum Fußball umfunktioniert. Er kennt mit seinen heutigen 8 Jahren sämtliche Spieler der Bundesliga mit Vereinzugehörigkeit. Er würde seine Bälle am liebsten mit ins Bett nehmen.
So, dass sind die Eckdaten.
Im Herbst 2010 fing die nächste Phase an. Da trat es das erste Mal auf, dass er mir gegenüber heftiger reagiert als meinem Mann gegenüber (leiblicher Vater von allen drei Kindern, also keine Scheidung oder andere familiäre Hintergründe, die schnell als Auslöser gefunden werden). Da machte sich so bemerkbar, dass mein Mann das Haus verließ (Arbeit, Einkaufen, was auch immer) und mein Sohn maximal 2 Minuten später wie ausgewechselt war. Er schrie mich an, trat gegen Gegenstände, griff wieder seine ältere Schwester an (die er nach einiger Aussage zwischendurch hasst). Mein Mann ist sehr impulsiv, so dass ich oft mit ihm Gespräche hatte, wenn er meinem Sohn gegenüber zu hart war. Das äußerte sich nicht in Schläge. Aber mein Mann kann eben sehr laut sein und hat dann auch eine unangenehme Ausstrahlung. Ich habe also im Zweifel immer vor meinem Sohn gestanden, auch wenn es berechtigt war, dass er mal einen Einlauf bekommt. Im Umkehrschluss bin ich konsequenter als mein Mann. Wenn es Bestrafungen gab, habe ich diese einfacher umsetzen können, während mein Mann schneller zu erweichen war. Das haben wir aber nie vor meinem Sohn gezeigt. Wenn mein Mann etwas wieder erlauben wollte, was eigentlich verboten wurde, hat er mich vorher gefragt. Manchmal hat er mich erweichen können und wir waren beide inkonsequent oder ich habe mich durchgesetzt und wir waren beide konsequent. Das ganze wurde immer schlimmer. Auch meinem Mann gegenüber wurde er heftiger, wenn auch nie in dem Ausmaß wie mir gegenüber.
Das ganze endete mit Heiligabend. Ich weiß nicht, ob es die Geschenke waren, Zufall oder andere Gründe hatte. Mein Mann und ich saßen ganz oft an Tagen danach und dachten "Hä?", was denn nu?
Natürlich waren wir erfreut und hatten gedacht, dass die Phase vielleicht mit dem Beginn der Schule zu tun hatten und waren beruhigt, dass es vorbei war.
Bei einem Elternsprechtag im März letzten Jahres sagte uns die Lehrerin, dass er toll in der Schule sei. Da er vor Einschulung Lesen und ein bißchen Schreiben konnte, hatte er auch so keine Probleme in der Schule. Mathe ist sein Lieblingsfach und dadurch war das schulische abgedeckt. Er ist dort also nicht schlecht. Allerdings ging die Lehrerin zwei Wochen später von der Schule (Zeitvertrag ausgelaufen). Mein Sohn bekam zwei neue Lehrerinnen bis zu den Sommerferien (was wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht wussten, dass es nur eine Übergangslösung ist).
Für uns änderte sich nichts. Zuhause war alles ruhig. Mein Sohn spielte weiter seinen Fußball im Verein und das recht erfolgreich. Er ist dort Leistungsträger (durch seine lange Erfahrung in seinem Alter gegenüber anderen Kindern in der Mannschaft, ein Supertalent als solches ist er nicht, auch wenn er gut ist). Dank des tollen Wetters im Frühjahr war er auch ständig draußen. Alles lief...
Bis im Juni ein Anruf von der Schule kam mit der Aussage "Ihr Kind ist unbeschulbar" 😕. Seit dem Lehrerwechsel wäre er auffällig gewesen und die Situation wäre nach und nach schlimmer geworden. Er würde die schlimmsten Schimpfworte benutzen, sich gegen jede Regeln stellen, den Unterricht stören, wäre aggressiv und gewaltätig gegenüber Mitschülern.
Vorab hätte man uns nicht informieren können, da mein Sohn sich geweigert habe schriftliche Mitteilungen an uns mit nach Hause zu nehmen und habe sie in der Schule schon vernichtet. (ironie an *unsere Schule hat dann im Juni 2011 endlich über ein Telefon verfügt *ironie aus)
Ohne mit meinem Sohn gesprochen zu haben, habe ich sofort nach dem Telefonat einen Termin beim Kinderpsychologen gemacht. Ich habe danach einen Spießrutenlauf an der Schule durch gemacht. Sein Platz in der Schule für verhaltensgestörte Kinder war schon gesichert. Aber so leicht wollte ich das Thema nicht erledigen.
Mein Sohn, der bis dahin hingegen allen anderen Verhaltensweisen immer ehrlich war, fing an zu lügen. So sehr, dass wir nie wussten, ob es stimmt was er uns erzählt. Wir haben mit ihm aufgrund des Anrufes der Schule natürlich geredet. Er sagte immer, dass er ein Clown ist, andere über ihn lachen und er dann ärger bekommt. Wenn andere ihn ärgern und er das sagt, dann passiert nicht, also hat er angefangen sich zu wehren. Er wird erwischt und bekommt Ärger, während andere keine Strafe bekamen. Ich weiß nicht, wieviel Wahrheit dahinter steckt. Ich möchte weder den Lehrern eine Willkür oder Übertriebenheit unterstellen, weil ich meinen Sohn kenne, aber ich konnte auch nicht glauben, dass er sich alles erfunden hat, um die Schuld von sich zu weisen.
Beim persönlichen Gespräch mit den Lehrern zeigte ich mich kompromissbereit, ließ mich aber nicht zu vorschnellen Entscheidungen drängen. Ich bat um eine Wartezeit, bis die Diagnostik beim Kinderpsychologen vorbei war. So gingen wir in die Sommerferien. Den Termin beim Kipsy hatten wir zum Ende der Ferien. Innerhalb von 6 Wochen nahmen wir 12 Termine beim Kinderpsychologen wahr. Leider war es der Ärztin nicht möglich einen telefonischen Kontakt zu den Lehrerinnen meines Sohnes herzustellen. Die Lehrer sagten mir, sie hatten keine Zeit. Soviel zum Einsatz für meinen Sohn an dieser Stelle.
Der Befund der Kinderpsychologin war ernüchternd und erfreulich zu gleich. Ohne Befund. Natürlich erfreulich, dass mein Sohn weder hyperaktiv war noch andere psychologisch begründete Defizite oder Erkrankungen hatte. Auch Hochbegabung oder niedrige Intelligenz liegen nicht vor. Ernüchternd, weil es keine Erklärung gab. Er erhielt einen Wartplatz für eine Gruppentherapie, weil die Kinderpsychologin ihn in der Gruppe beobachten wollte.
Dann geschah erstmal nichts. Die neue Lehrerin meines Sohnes sagte mir im November beim Elternsprechtag, dass mein Sohn nicht so schlimm sei, wie es ihr vorhergesagt wurde. Wenigstens in der Schule schien er sich kontrollieren zu können. Dafür drehte er Zuhause immer mehr auf.
Jetzt ging er auch meinen Mann an. Er wird nicht körperlich uns gegenüber, aber er fängt an uns verbal zu attakieren. So, dass sich vor Wut seine Stimme überschlägt. Auslöser können wir nicht immer festmachen.
Mein Sohn hat schon im Kleinkindalter erwähnt, dass sein "Gehirn bricht" oder sei "Kopf brennt". Und nahm dies als Erklärung. Auch heute erwähnt er dies und meint, er würde das nicht wollen. Aber wenn sein Gehirn bricht, dann könne er nicht anders und müsste sich prügeln oder aggressiv werden. Darüber ist auch die Ärztin in Kenntnis. Ich weiß nicht, ob er tatsächlich Kopfschmerzen hat oder ein Karrussellzustand im Kopf, wenn er ausrastet. Manchmal habe ich auch das Gefühl, er rechtfertigt damit sein Verhalten, um besser aus der Sache rauszukommen.
Alle bisher vorgeschlagenen Lösungen oder Lösungswege haben wir versucht.
- über Lob erziehen:
Ihn mit verbalen Lob, aber auch Belohnungen von schönen Dingen in Form von besonderen Unternehmungen und materiellen Belohnungen, belohnen, lief darauf hinaus, dass er irgendwann den Anspruch stellte, sich nur zu benehmen, wenn er dies oder jenes bekäme.
- positive Aufmerksamkeit:
Mein Sohn spielt wie erwähnt seit 4 Jahren in einem Fußballverein. Mein Mann ist dort Jugendtrainer, sein Trainer. Er hat aufgrund seiner Leistung die Möglichkeit in der nächsthöheren Mannschaft unter einem anderen Trainer zu spielen. Diese Möglichkeit haben wir ihm gegeben, falls es eventuell an dem Verhältnis Papa/Trainer-Sohn liegt. Er möchte lieber unter seinem Papa spielen. Mein Mann nimmt ihn mit, wenn mein Mann selbst Training oder Spiele hat. Außerdem fahren wir oft oder mein Mann alleine zu spielen der 1. Mannschaft des Vereins als Zuschauer. Dort spielt mein Sohn entweder mit anderen anwesenden Kindern selbst Fußball oder guckt zu, was er auch sehr gerne macht.
Mein Sohn hat keine Wünsche, die sich quer durch das Spielzeugsortiment erstrecken. Er hat ein bis zwei Sachen, womit er sich beschäftigt und wo er "sammelt". Heißt, er hat nicht zig verschiedene Dinge, womit er spielen kann (hatte er, das brachte aber nichts, weil die in der Ecke versauerten), sondern hat von einem Thema mehr Zubehör (zur Zeit Pokemon).
Er hat auch ein Nintendo DS, wo er nur Fifa drauf spielt, ab und zu andere Spiele. Die Spielzeit beschränkt sich auf Regenzeiten, da er sonst eh nur draußen ist. Wenn es regnet haben wir ihm die Freiheit gegeben, selbst zu bestimmen wie langer er an der Konsole spielt. Es kann mal zwei Stunden dauern, doch oft dauert es gar nicht so lange.
Auch ich nehme ihn mit, wenn ich mit unserem Hund raus gehe und er mit möchte. Eigentlich bekommt er am meisten Aufmerksamkeit von allen, weil er am aktivsten ist. Meine große Tochter ist im Reitverein, wo er nicht mit hin kommt. Das liegt zum einen an der gleichen Trainingszeit, zum anderen, damit auch sie "ihre" Zeit hat, wo sie mal die volle Aufmerksamkeit bekommt.
- Konsequenz:
Das einzige was ihn interessiert, ist Fußballverbot in jeglicher Form. Nicht im TV, nicht live, nicht selbst spielend. Das hat mal geholfen. Mittlerweile sitzt er das aus. Es interessiert ihn nicht. (dann geh ich halt nächste Woche, übernächste Woche wieder). Auch jetzt in der Winterpause (wir haben ihn erzählt, dass er nicht zum Fußball darf), juckt ihn nicht.
Wenn er generell Fernsehverbot bekommt oder ins Zimmer geschickt wird, ändert das nichts. Er macht höchstens weiter, in dem er Dinge aus dem Zimmer durch die Gegend wirft oder trampelt, oder oder oder.
- Erziehung:
Ja, ich verliere manchmal die Nerven und schreie ihn an. Ich weiß, dass das nicht richtig ist. Aber auch ich bin nur ein Mensch. Wenn er permanent das Gegenteil macht, er seine Schwester schlägt, vor der Haustür auf die Straße rennt, nur um mich zu ärgern (auch wenn wir sehr ruhig wohnen), er Gegenstände wirft, um sich schlägt, gegen Schränke tritt usw. dann ist auch bei mir irgendwann Ende. Das passiert nicht an einem Tag, sondern staut sich über Tage auf. Dann ist hier permanent Spannung, weil mal wieder permanent am Kabel dreht.
Allerdings ist das das einzige, wo er sich auf sein Zimmer verzieht, dort 10 Minuten grummelt und dann wieder kommt, im ruhigen Ton erklärt, warum er so reagiert hat (oft ist aber auch irgendwas anderes Schuld oder er hat nicht angefangen, selbst wenn wir es gesehen haben.)
Im ruhigen Ton, mit Verständnis, mit Empörung, bestimmt, freundlich, unfreundlich - nix. Er ignoriert es einfach. Wenn man ihn ruhig auf sein Zimmer schickt, bewegt er sich nicht. Wenn doch, dann geht er zwei Schritte und bleibt stehen. Schreit dabei voller Wut rum, macht uns Vorwürfe, immer sei er Schuld usw.
Er diskutiert. Egal wann man ihn ermahnt, hinweist usw. kommt "Aber...". Er findet immer einen Grund, der aber nie von ihm aus geht. Auch verständnisvolles Reden, wegen seinen möglichen Kopfschmerzen, werden mit "aber... sie hat, ich wollte nur..." usw. komplett unterbrochen und ignoriert.
Seit 4 Wochen hat er jetzt einen Platz in der Gruppentherapie. Doch ich habe wenig Hoffnung. Denn er geht dort gerne hin, freut sich darauf und ist dort auch vobildlich. Ich weiß also nicht, ob er das kontrollieren kann oder ob es dort keinen Reiz gibt, der ihn sich vergessen lässt. Wenn er aggressiv ist, ist er nämlich sehr unkontrolliert.
Ich möchte noch erwähnen, dass, wenn er nicht aggressiv ist, er ein völlig normales Kind ist. Fast schon zu "gut" erzogen. Er ist hilfsbereit, nett, kennt die Grenzen, er macht eigentlich nichts, was zu beanstanden wäre.
Das einzige, wo nie was passiert ist, ist beim Fußball. Wobei er da langsam auch anfängt unkontrollierter zu werden. Nicht auf dem Platz, eher im Umgang mit seinen Teammitgliedern beim freien Spielen, vor und nach dem Training oder Spiel.
Das einzige, was wir rausgefunden haben - ist die Musik laut, sind viele Menschen vor Ort, ist die Stimmung unruhig, gibt es Stimmgewirr usw. können wir wetten, dass er irgendwann hoch geht. Meist dauert es in solchen Situationen nicht lange. Dann reicht ein "Darf ich Cornflakes" "Wir essen in 10 Minuten, warte bitte", um ihn total ausflippen zu lassen. Aber es gibt auch oft Situationen, wo obiges nicht "da" ist und er trotzdem hoch geht. Normales Toben mit seiner Schwester (abgesehen von "ich hasse sie", könnten die auch zusammen, wie bei Geschwistern eben), wird oft für ihn ernst und es eskaliert. Also auch irgendwie, wenn es laut und/oder unruhig wird.
Ich weiß aber nicht, was ich machen soll. Wir haben aufgehört irgendwo hinzugehen, wo oben genannte Situationen auftreten können. Wir versuchen ihn, seine Freiheiten leben zu lassen, soweit es möglich und angemessen ist für einen 8 jährigen. Wir haben uns angewöhnt konsequent zu sein (auch mein Mann). Aber er verbaut sich immer mehr. Kino wird abgesagt, Kindergeburtstag usw. weil er sich vorher total daneben benommen hat. Er selbt geht nirgendwo mehr hin, weil wir zu oft die Erfahrungen gemacht haben, dass es nicht klappt und andere Kinder unter ihm leiden.
Er tut mir leid, weil ich nicht glauben möchte, dass er einfach nur böse ist. Weil er eben auch zwischendurch total lieb ist und dann kann man auch mit ihm reden. Das hält aber nur bis zum Ausraster. Auch ins Kissen boxen, um die Wut los zu werden, bringt nichts. Es reicht ihm nicht. Alle Welt hat Ideen, was mein Mann und ich falsch machen, aber keiner kann uns sagen, wie wir es richtig machen könnten. Wir haben schon soviel versucht, aus Eigenintiative, Rat von der Psychologin, Lehrern, Umfeld, es hat sich nichts geändert.
Eher im Gegenteil. Die Ausraster nehmen immer höheres Ausmaß an, häufen sich usw.
Auch wenn mir das Herz blutet bei dem Gedanken, ich habe Angst, dass ich ihn in profi Hände geben muss, wo ein paar Termine am Nachmittag nicht mehr reichen. Ich würde ihm das gerne ersparen. Allerdings war sein Vater wohl genauso (heute zum Glück nicht mehr bzw. wenn es in die Richtung geht, kann er es kontrollieren und nimmt gezielt Auszeit, was in 14 Jahren Beziehung mit ihm 5 Mal vorkam- und es lag immer an äußeren Einflüssen, Familienstreit ist bei uns selten) und der war im Heim für schwererziehbare. Ich weiß nicht, ob es etwas genetisches ist, weil das Verhalten wohl 1🤐 gleich ist, obwohl die Kindheit komplett unterschiedlich verlaufen ist. Ich habe einfach Angst davor, was noch kommt. Was ist, wenn er in die Pubertät kommt, wenn er körplich überlegen wird und was ist, wenn ich aus Angst vor Reaktionen, vor meinen Emotionen nicht reagiere und es irgendwann zu spät ist. Ich habe einfach Angst, dass er sich seine Zukunftswege verbaut und nie Fuß fassen wird. Wenn er 18 ist oder 20 oder 25 und wir es nicht schaffen, ihn auf den richtigen Weg zu bringen, kann es zu spät sein. Aber es ist auch die Angst da, vorschnell zu handeln, weil man sich überfordert fühlt und die Verantwortung abgibt. Klingt hart, wäre aber so.
Es war viel zu lesen. Seid mir nicht böse. Aber nur so, konnte ich euch eine klare Vorstellung bieten. Es wäre noch so viel zu sagen, was wir bereits versucht haben, einzelne Situationen, wie sich das ganze auswirken kann, aber dann würde ich über alle Maßen den Rahmen sprengen.
LG Cl
ich weiß nicht mehr weiter. Mein Sohn ist hoch aggressiv. Angefangen hat das ganze schon in einem Alter von ca. 2 Jahren. Er hatte in diesem Alter schon massive Ausbrüche, die mir immer mit "Trotzphase", "normale Entwicklungsphase" aus dem Umfeld ´diagnostiziert´wurden.
Die Ausbrüche zeigten sich in Phasen. Es gab Phasen, an denen er fast täglich ein bis mehrere Ausbrüche hatte und Phasen, wo wir dachten, wir haben ein anderes Kind. Die Phasen fangen damit an, dass er Grenzen übertritt, die sonst völlig problemlos von ihm anerkannt und eingehalten werden. Dann steigert sich das ganze, in dem er jegliche Grenzen übertritt bis hin zum Gegenteil von dem was er eigentlich "darf". Das endete eigentlich immer mit einem Höhepunkt, der von Phase zu Phase heftiger wurde. Mit zunehmenden Alter kamen verbale Attaken dazu, er zerstört Gegenstände, geht seine ältere Schwester an (1,3/4 Jahre älter).
Im Alter von 4 Jahren habe ich das erste Mal einen Termin bei einem Kinderpsychologen gemacht. Natürlich musste ich lange auf einen Termin warten. Lange bedeutet 8 Monate. Als mein Sohn in Behandlung kam, war die Phase vorbei und es wurde mir wieder ein normales Kind diagnostiziert mit normalen Altersverhalten. Diesmal von einem Fachmann.
Danach war recht lange Ruhe. Die Phasen dauerten meist 2 - 3 Monate. Dazwischen war ca. 3 mal so lange "Ruhe". Wir haben nie einen Auslöser ausmachen können.
Insgesamt habe ich drei Kinder. Er hat also die oben erwähnte ältere Schwester und eine 4 Jahre jüngere Schwester. Die Mädels sind "normal". Auch sie haben/hatten ihre Trotzphasen, aber nie mit dem Gewaltpotential dahinter.
Seit mein Sohn 4 Jahre alt ist, spielt er Fußball im Verein. Fußball ist sein Ding. Schon mit zwei hat er alles wo er vor treten konnte, zum Fußball umfunktioniert. Er kennt mit seinen heutigen 8 Jahren sämtliche Spieler der Bundesliga mit Vereinzugehörigkeit. Er würde seine Bälle am liebsten mit ins Bett nehmen.
So, dass sind die Eckdaten.
Im Herbst 2010 fing die nächste Phase an. Da trat es das erste Mal auf, dass er mir gegenüber heftiger reagiert als meinem Mann gegenüber (leiblicher Vater von allen drei Kindern, also keine Scheidung oder andere familiäre Hintergründe, die schnell als Auslöser gefunden werden). Da machte sich so bemerkbar, dass mein Mann das Haus verließ (Arbeit, Einkaufen, was auch immer) und mein Sohn maximal 2 Minuten später wie ausgewechselt war. Er schrie mich an, trat gegen Gegenstände, griff wieder seine ältere Schwester an (die er nach einiger Aussage zwischendurch hasst). Mein Mann ist sehr impulsiv, so dass ich oft mit ihm Gespräche hatte, wenn er meinem Sohn gegenüber zu hart war. Das äußerte sich nicht in Schläge. Aber mein Mann kann eben sehr laut sein und hat dann auch eine unangenehme Ausstrahlung. Ich habe also im Zweifel immer vor meinem Sohn gestanden, auch wenn es berechtigt war, dass er mal einen Einlauf bekommt. Im Umkehrschluss bin ich konsequenter als mein Mann. Wenn es Bestrafungen gab, habe ich diese einfacher umsetzen können, während mein Mann schneller zu erweichen war. Das haben wir aber nie vor meinem Sohn gezeigt. Wenn mein Mann etwas wieder erlauben wollte, was eigentlich verboten wurde, hat er mich vorher gefragt. Manchmal hat er mich erweichen können und wir waren beide inkonsequent oder ich habe mich durchgesetzt und wir waren beide konsequent. Das ganze wurde immer schlimmer. Auch meinem Mann gegenüber wurde er heftiger, wenn auch nie in dem Ausmaß wie mir gegenüber.
Das ganze endete mit Heiligabend. Ich weiß nicht, ob es die Geschenke waren, Zufall oder andere Gründe hatte. Mein Mann und ich saßen ganz oft an Tagen danach und dachten "Hä?", was denn nu?
Natürlich waren wir erfreut und hatten gedacht, dass die Phase vielleicht mit dem Beginn der Schule zu tun hatten und waren beruhigt, dass es vorbei war.
Bei einem Elternsprechtag im März letzten Jahres sagte uns die Lehrerin, dass er toll in der Schule sei. Da er vor Einschulung Lesen und ein bißchen Schreiben konnte, hatte er auch so keine Probleme in der Schule. Mathe ist sein Lieblingsfach und dadurch war das schulische abgedeckt. Er ist dort also nicht schlecht. Allerdings ging die Lehrerin zwei Wochen später von der Schule (Zeitvertrag ausgelaufen). Mein Sohn bekam zwei neue Lehrerinnen bis zu den Sommerferien (was wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht wussten, dass es nur eine Übergangslösung ist).
Für uns änderte sich nichts. Zuhause war alles ruhig. Mein Sohn spielte weiter seinen Fußball im Verein und das recht erfolgreich. Er ist dort Leistungsträger (durch seine lange Erfahrung in seinem Alter gegenüber anderen Kindern in der Mannschaft, ein Supertalent als solches ist er nicht, auch wenn er gut ist). Dank des tollen Wetters im Frühjahr war er auch ständig draußen. Alles lief...
Bis im Juni ein Anruf von der Schule kam mit der Aussage "Ihr Kind ist unbeschulbar" 😕. Seit dem Lehrerwechsel wäre er auffällig gewesen und die Situation wäre nach und nach schlimmer geworden. Er würde die schlimmsten Schimpfworte benutzen, sich gegen jede Regeln stellen, den Unterricht stören, wäre aggressiv und gewaltätig gegenüber Mitschülern.
Vorab hätte man uns nicht informieren können, da mein Sohn sich geweigert habe schriftliche Mitteilungen an uns mit nach Hause zu nehmen und habe sie in der Schule schon vernichtet. (ironie an *unsere Schule hat dann im Juni 2011 endlich über ein Telefon verfügt *ironie aus)
Ohne mit meinem Sohn gesprochen zu haben, habe ich sofort nach dem Telefonat einen Termin beim Kinderpsychologen gemacht. Ich habe danach einen Spießrutenlauf an der Schule durch gemacht. Sein Platz in der Schule für verhaltensgestörte Kinder war schon gesichert. Aber so leicht wollte ich das Thema nicht erledigen.
Mein Sohn, der bis dahin hingegen allen anderen Verhaltensweisen immer ehrlich war, fing an zu lügen. So sehr, dass wir nie wussten, ob es stimmt was er uns erzählt. Wir haben mit ihm aufgrund des Anrufes der Schule natürlich geredet. Er sagte immer, dass er ein Clown ist, andere über ihn lachen und er dann ärger bekommt. Wenn andere ihn ärgern und er das sagt, dann passiert nicht, also hat er angefangen sich zu wehren. Er wird erwischt und bekommt Ärger, während andere keine Strafe bekamen. Ich weiß nicht, wieviel Wahrheit dahinter steckt. Ich möchte weder den Lehrern eine Willkür oder Übertriebenheit unterstellen, weil ich meinen Sohn kenne, aber ich konnte auch nicht glauben, dass er sich alles erfunden hat, um die Schuld von sich zu weisen.
Beim persönlichen Gespräch mit den Lehrern zeigte ich mich kompromissbereit, ließ mich aber nicht zu vorschnellen Entscheidungen drängen. Ich bat um eine Wartezeit, bis die Diagnostik beim Kinderpsychologen vorbei war. So gingen wir in die Sommerferien. Den Termin beim Kipsy hatten wir zum Ende der Ferien. Innerhalb von 6 Wochen nahmen wir 12 Termine beim Kinderpsychologen wahr. Leider war es der Ärztin nicht möglich einen telefonischen Kontakt zu den Lehrerinnen meines Sohnes herzustellen. Die Lehrer sagten mir, sie hatten keine Zeit. Soviel zum Einsatz für meinen Sohn an dieser Stelle.
Der Befund der Kinderpsychologin war ernüchternd und erfreulich zu gleich. Ohne Befund. Natürlich erfreulich, dass mein Sohn weder hyperaktiv war noch andere psychologisch begründete Defizite oder Erkrankungen hatte. Auch Hochbegabung oder niedrige Intelligenz liegen nicht vor. Ernüchternd, weil es keine Erklärung gab. Er erhielt einen Wartplatz für eine Gruppentherapie, weil die Kinderpsychologin ihn in der Gruppe beobachten wollte.
Dann geschah erstmal nichts. Die neue Lehrerin meines Sohnes sagte mir im November beim Elternsprechtag, dass mein Sohn nicht so schlimm sei, wie es ihr vorhergesagt wurde. Wenigstens in der Schule schien er sich kontrollieren zu können. Dafür drehte er Zuhause immer mehr auf.
Jetzt ging er auch meinen Mann an. Er wird nicht körperlich uns gegenüber, aber er fängt an uns verbal zu attakieren. So, dass sich vor Wut seine Stimme überschlägt. Auslöser können wir nicht immer festmachen.
Mein Sohn hat schon im Kleinkindalter erwähnt, dass sein "Gehirn bricht" oder sei "Kopf brennt". Und nahm dies als Erklärung. Auch heute erwähnt er dies und meint, er würde das nicht wollen. Aber wenn sein Gehirn bricht, dann könne er nicht anders und müsste sich prügeln oder aggressiv werden. Darüber ist auch die Ärztin in Kenntnis. Ich weiß nicht, ob er tatsächlich Kopfschmerzen hat oder ein Karrussellzustand im Kopf, wenn er ausrastet. Manchmal habe ich auch das Gefühl, er rechtfertigt damit sein Verhalten, um besser aus der Sache rauszukommen.
Alle bisher vorgeschlagenen Lösungen oder Lösungswege haben wir versucht.
- über Lob erziehen:
Ihn mit verbalen Lob, aber auch Belohnungen von schönen Dingen in Form von besonderen Unternehmungen und materiellen Belohnungen, belohnen, lief darauf hinaus, dass er irgendwann den Anspruch stellte, sich nur zu benehmen, wenn er dies oder jenes bekäme.
- positive Aufmerksamkeit:
Mein Sohn spielt wie erwähnt seit 4 Jahren in einem Fußballverein. Mein Mann ist dort Jugendtrainer, sein Trainer. Er hat aufgrund seiner Leistung die Möglichkeit in der nächsthöheren Mannschaft unter einem anderen Trainer zu spielen. Diese Möglichkeit haben wir ihm gegeben, falls es eventuell an dem Verhältnis Papa/Trainer-Sohn liegt. Er möchte lieber unter seinem Papa spielen. Mein Mann nimmt ihn mit, wenn mein Mann selbst Training oder Spiele hat. Außerdem fahren wir oft oder mein Mann alleine zu spielen der 1. Mannschaft des Vereins als Zuschauer. Dort spielt mein Sohn entweder mit anderen anwesenden Kindern selbst Fußball oder guckt zu, was er auch sehr gerne macht.
Mein Sohn hat keine Wünsche, die sich quer durch das Spielzeugsortiment erstrecken. Er hat ein bis zwei Sachen, womit er sich beschäftigt und wo er "sammelt". Heißt, er hat nicht zig verschiedene Dinge, womit er spielen kann (hatte er, das brachte aber nichts, weil die in der Ecke versauerten), sondern hat von einem Thema mehr Zubehör (zur Zeit Pokemon).
Er hat auch ein Nintendo DS, wo er nur Fifa drauf spielt, ab und zu andere Spiele. Die Spielzeit beschränkt sich auf Regenzeiten, da er sonst eh nur draußen ist. Wenn es regnet haben wir ihm die Freiheit gegeben, selbst zu bestimmen wie langer er an der Konsole spielt. Es kann mal zwei Stunden dauern, doch oft dauert es gar nicht so lange.
Auch ich nehme ihn mit, wenn ich mit unserem Hund raus gehe und er mit möchte. Eigentlich bekommt er am meisten Aufmerksamkeit von allen, weil er am aktivsten ist. Meine große Tochter ist im Reitverein, wo er nicht mit hin kommt. Das liegt zum einen an der gleichen Trainingszeit, zum anderen, damit auch sie "ihre" Zeit hat, wo sie mal die volle Aufmerksamkeit bekommt.
- Konsequenz:
Das einzige was ihn interessiert, ist Fußballverbot in jeglicher Form. Nicht im TV, nicht live, nicht selbst spielend. Das hat mal geholfen. Mittlerweile sitzt er das aus. Es interessiert ihn nicht. (dann geh ich halt nächste Woche, übernächste Woche wieder). Auch jetzt in der Winterpause (wir haben ihn erzählt, dass er nicht zum Fußball darf), juckt ihn nicht.
Wenn er generell Fernsehverbot bekommt oder ins Zimmer geschickt wird, ändert das nichts. Er macht höchstens weiter, in dem er Dinge aus dem Zimmer durch die Gegend wirft oder trampelt, oder oder oder.
- Erziehung:
Ja, ich verliere manchmal die Nerven und schreie ihn an. Ich weiß, dass das nicht richtig ist. Aber auch ich bin nur ein Mensch. Wenn er permanent das Gegenteil macht, er seine Schwester schlägt, vor der Haustür auf die Straße rennt, nur um mich zu ärgern (auch wenn wir sehr ruhig wohnen), er Gegenstände wirft, um sich schlägt, gegen Schränke tritt usw. dann ist auch bei mir irgendwann Ende. Das passiert nicht an einem Tag, sondern staut sich über Tage auf. Dann ist hier permanent Spannung, weil mal wieder permanent am Kabel dreht.
Allerdings ist das das einzige, wo er sich auf sein Zimmer verzieht, dort 10 Minuten grummelt und dann wieder kommt, im ruhigen Ton erklärt, warum er so reagiert hat (oft ist aber auch irgendwas anderes Schuld oder er hat nicht angefangen, selbst wenn wir es gesehen haben.)
Im ruhigen Ton, mit Verständnis, mit Empörung, bestimmt, freundlich, unfreundlich - nix. Er ignoriert es einfach. Wenn man ihn ruhig auf sein Zimmer schickt, bewegt er sich nicht. Wenn doch, dann geht er zwei Schritte und bleibt stehen. Schreit dabei voller Wut rum, macht uns Vorwürfe, immer sei er Schuld usw.
Er diskutiert. Egal wann man ihn ermahnt, hinweist usw. kommt "Aber...". Er findet immer einen Grund, der aber nie von ihm aus geht. Auch verständnisvolles Reden, wegen seinen möglichen Kopfschmerzen, werden mit "aber... sie hat, ich wollte nur..." usw. komplett unterbrochen und ignoriert.
Seit 4 Wochen hat er jetzt einen Platz in der Gruppentherapie. Doch ich habe wenig Hoffnung. Denn er geht dort gerne hin, freut sich darauf und ist dort auch vobildlich. Ich weiß also nicht, ob er das kontrollieren kann oder ob es dort keinen Reiz gibt, der ihn sich vergessen lässt. Wenn er aggressiv ist, ist er nämlich sehr unkontrolliert.
Ich möchte noch erwähnen, dass, wenn er nicht aggressiv ist, er ein völlig normales Kind ist. Fast schon zu "gut" erzogen. Er ist hilfsbereit, nett, kennt die Grenzen, er macht eigentlich nichts, was zu beanstanden wäre.
Das einzige, wo nie was passiert ist, ist beim Fußball. Wobei er da langsam auch anfängt unkontrollierter zu werden. Nicht auf dem Platz, eher im Umgang mit seinen Teammitgliedern beim freien Spielen, vor und nach dem Training oder Spiel.
Das einzige, was wir rausgefunden haben - ist die Musik laut, sind viele Menschen vor Ort, ist die Stimmung unruhig, gibt es Stimmgewirr usw. können wir wetten, dass er irgendwann hoch geht. Meist dauert es in solchen Situationen nicht lange. Dann reicht ein "Darf ich Cornflakes" "Wir essen in 10 Minuten, warte bitte", um ihn total ausflippen zu lassen. Aber es gibt auch oft Situationen, wo obiges nicht "da" ist und er trotzdem hoch geht. Normales Toben mit seiner Schwester (abgesehen von "ich hasse sie", könnten die auch zusammen, wie bei Geschwistern eben), wird oft für ihn ernst und es eskaliert. Also auch irgendwie, wenn es laut und/oder unruhig wird.
Ich weiß aber nicht, was ich machen soll. Wir haben aufgehört irgendwo hinzugehen, wo oben genannte Situationen auftreten können. Wir versuchen ihn, seine Freiheiten leben zu lassen, soweit es möglich und angemessen ist für einen 8 jährigen. Wir haben uns angewöhnt konsequent zu sein (auch mein Mann). Aber er verbaut sich immer mehr. Kino wird abgesagt, Kindergeburtstag usw. weil er sich vorher total daneben benommen hat. Er selbt geht nirgendwo mehr hin, weil wir zu oft die Erfahrungen gemacht haben, dass es nicht klappt und andere Kinder unter ihm leiden.
Er tut mir leid, weil ich nicht glauben möchte, dass er einfach nur böse ist. Weil er eben auch zwischendurch total lieb ist und dann kann man auch mit ihm reden. Das hält aber nur bis zum Ausraster. Auch ins Kissen boxen, um die Wut los zu werden, bringt nichts. Es reicht ihm nicht. Alle Welt hat Ideen, was mein Mann und ich falsch machen, aber keiner kann uns sagen, wie wir es richtig machen könnten. Wir haben schon soviel versucht, aus Eigenintiative, Rat von der Psychologin, Lehrern, Umfeld, es hat sich nichts geändert.
Eher im Gegenteil. Die Ausraster nehmen immer höheres Ausmaß an, häufen sich usw.
Auch wenn mir das Herz blutet bei dem Gedanken, ich habe Angst, dass ich ihn in profi Hände geben muss, wo ein paar Termine am Nachmittag nicht mehr reichen. Ich würde ihm das gerne ersparen. Allerdings war sein Vater wohl genauso (heute zum Glück nicht mehr bzw. wenn es in die Richtung geht, kann er es kontrollieren und nimmt gezielt Auszeit, was in 14 Jahren Beziehung mit ihm 5 Mal vorkam- und es lag immer an äußeren Einflüssen, Familienstreit ist bei uns selten) und der war im Heim für schwererziehbare. Ich weiß nicht, ob es etwas genetisches ist, weil das Verhalten wohl 1🤐 gleich ist, obwohl die Kindheit komplett unterschiedlich verlaufen ist. Ich habe einfach Angst davor, was noch kommt. Was ist, wenn er in die Pubertät kommt, wenn er körplich überlegen wird und was ist, wenn ich aus Angst vor Reaktionen, vor meinen Emotionen nicht reagiere und es irgendwann zu spät ist. Ich habe einfach Angst, dass er sich seine Zukunftswege verbaut und nie Fuß fassen wird. Wenn er 18 ist oder 20 oder 25 und wir es nicht schaffen, ihn auf den richtigen Weg zu bringen, kann es zu spät sein. Aber es ist auch die Angst da, vorschnell zu handeln, weil man sich überfordert fühlt und die Verantwortung abgibt. Klingt hart, wäre aber so.
Es war viel zu lesen. Seid mir nicht böse. Aber nur so, konnte ich euch eine klare Vorstellung bieten. Es wäre noch so viel zu sagen, was wir bereits versucht haben, einzelne Situationen, wie sich das ganze auswirken kann, aber dann würde ich über alle Maßen den Rahmen sprengen.
LG Cl