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Mein Sohn ist sehr aggressiv (8 Jahre alt)

Coraliese

Mitglied
Hallo,

ich weiß nicht mehr weiter. Mein Sohn ist hoch aggressiv. Angefangen hat das ganze schon in einem Alter von ca. 2 Jahren. Er hatte in diesem Alter schon massive Ausbrüche, die mir immer mit "Trotzphase", "normale Entwicklungsphase" aus dem Umfeld ´diagnostiziert´wurden.

Die Ausbrüche zeigten sich in Phasen. Es gab Phasen, an denen er fast täglich ein bis mehrere Ausbrüche hatte und Phasen, wo wir dachten, wir haben ein anderes Kind. Die Phasen fangen damit an, dass er Grenzen übertritt, die sonst völlig problemlos von ihm anerkannt und eingehalten werden. Dann steigert sich das ganze, in dem er jegliche Grenzen übertritt bis hin zum Gegenteil von dem was er eigentlich "darf". Das endete eigentlich immer mit einem Höhepunkt, der von Phase zu Phase heftiger wurde. Mit zunehmenden Alter kamen verbale Attaken dazu, er zerstört Gegenstände, geht seine ältere Schwester an (1,3/4 Jahre älter).

Im Alter von 4 Jahren habe ich das erste Mal einen Termin bei einem Kinderpsychologen gemacht. Natürlich musste ich lange auf einen Termin warten. Lange bedeutet 8 Monate. Als mein Sohn in Behandlung kam, war die Phase vorbei und es wurde mir wieder ein normales Kind diagnostiziert mit normalen Altersverhalten. Diesmal von einem Fachmann.

Danach war recht lange Ruhe. Die Phasen dauerten meist 2 - 3 Monate. Dazwischen war ca. 3 mal so lange "Ruhe". Wir haben nie einen Auslöser ausmachen können.

Insgesamt habe ich drei Kinder. Er hat also die oben erwähnte ältere Schwester und eine 4 Jahre jüngere Schwester. Die Mädels sind "normal". Auch sie haben/hatten ihre Trotzphasen, aber nie mit dem Gewaltpotential dahinter.

Seit mein Sohn 4 Jahre alt ist, spielt er Fußball im Verein. Fußball ist sein Ding. Schon mit zwei hat er alles wo er vor treten konnte, zum Fußball umfunktioniert. Er kennt mit seinen heutigen 8 Jahren sämtliche Spieler der Bundesliga mit Vereinzugehörigkeit. Er würde seine Bälle am liebsten mit ins Bett nehmen.

So, dass sind die Eckdaten.

Im Herbst 2010 fing die nächste Phase an. Da trat es das erste Mal auf, dass er mir gegenüber heftiger reagiert als meinem Mann gegenüber (leiblicher Vater von allen drei Kindern, also keine Scheidung oder andere familiäre Hintergründe, die schnell als Auslöser gefunden werden). Da machte sich so bemerkbar, dass mein Mann das Haus verließ (Arbeit, Einkaufen, was auch immer) und mein Sohn maximal 2 Minuten später wie ausgewechselt war. Er schrie mich an, trat gegen Gegenstände, griff wieder seine ältere Schwester an (die er nach einiger Aussage zwischendurch hasst). Mein Mann ist sehr impulsiv, so dass ich oft mit ihm Gespräche hatte, wenn er meinem Sohn gegenüber zu hart war. Das äußerte sich nicht in Schläge. Aber mein Mann kann eben sehr laut sein und hat dann auch eine unangenehme Ausstrahlung. Ich habe also im Zweifel immer vor meinem Sohn gestanden, auch wenn es berechtigt war, dass er mal einen Einlauf bekommt. Im Umkehrschluss bin ich konsequenter als mein Mann. Wenn es Bestrafungen gab, habe ich diese einfacher umsetzen können, während mein Mann schneller zu erweichen war. Das haben wir aber nie vor meinem Sohn gezeigt. Wenn mein Mann etwas wieder erlauben wollte, was eigentlich verboten wurde, hat er mich vorher gefragt. Manchmal hat er mich erweichen können und wir waren beide inkonsequent oder ich habe mich durchgesetzt und wir waren beide konsequent. Das ganze wurde immer schlimmer. Auch meinem Mann gegenüber wurde er heftiger, wenn auch nie in dem Ausmaß wie mir gegenüber.

Das ganze endete mit Heiligabend. Ich weiß nicht, ob es die Geschenke waren, Zufall oder andere Gründe hatte. Mein Mann und ich saßen ganz oft an Tagen danach und dachten "Hä?", was denn nu?

Natürlich waren wir erfreut und hatten gedacht, dass die Phase vielleicht mit dem Beginn der Schule zu tun hatten und waren beruhigt, dass es vorbei war.

Bei einem Elternsprechtag im März letzten Jahres sagte uns die Lehrerin, dass er toll in der Schule sei. Da er vor Einschulung Lesen und ein bißchen Schreiben konnte, hatte er auch so keine Probleme in der Schule. Mathe ist sein Lieblingsfach und dadurch war das schulische abgedeckt. Er ist dort also nicht schlecht. Allerdings ging die Lehrerin zwei Wochen später von der Schule (Zeitvertrag ausgelaufen). Mein Sohn bekam zwei neue Lehrerinnen bis zu den Sommerferien (was wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht wussten, dass es nur eine Übergangslösung ist).

Für uns änderte sich nichts. Zuhause war alles ruhig. Mein Sohn spielte weiter seinen Fußball im Verein und das recht erfolgreich. Er ist dort Leistungsträger (durch seine lange Erfahrung in seinem Alter gegenüber anderen Kindern in der Mannschaft, ein Supertalent als solches ist er nicht, auch wenn er gut ist). Dank des tollen Wetters im Frühjahr war er auch ständig draußen. Alles lief...

Bis im Juni ein Anruf von der Schule kam mit der Aussage "Ihr Kind ist unbeschulbar" 😕. Seit dem Lehrerwechsel wäre er auffällig gewesen und die Situation wäre nach und nach schlimmer geworden. Er würde die schlimmsten Schimpfworte benutzen, sich gegen jede Regeln stellen, den Unterricht stören, wäre aggressiv und gewaltätig gegenüber Mitschülern.
Vorab hätte man uns nicht informieren können, da mein Sohn sich geweigert habe schriftliche Mitteilungen an uns mit nach Hause zu nehmen und habe sie in der Schule schon vernichtet. (ironie an *unsere Schule hat dann im Juni 2011 endlich über ein Telefon verfügt *ironie aus)

Ohne mit meinem Sohn gesprochen zu haben, habe ich sofort nach dem Telefonat einen Termin beim Kinderpsychologen gemacht. Ich habe danach einen Spießrutenlauf an der Schule durch gemacht. Sein Platz in der Schule für verhaltensgestörte Kinder war schon gesichert. Aber so leicht wollte ich das Thema nicht erledigen.

Mein Sohn, der bis dahin hingegen allen anderen Verhaltensweisen immer ehrlich war, fing an zu lügen. So sehr, dass wir nie wussten, ob es stimmt was er uns erzählt. Wir haben mit ihm aufgrund des Anrufes der Schule natürlich geredet. Er sagte immer, dass er ein Clown ist, andere über ihn lachen und er dann ärger bekommt. Wenn andere ihn ärgern und er das sagt, dann passiert nicht, also hat er angefangen sich zu wehren. Er wird erwischt und bekommt Ärger, während andere keine Strafe bekamen. Ich weiß nicht, wieviel Wahrheit dahinter steckt. Ich möchte weder den Lehrern eine Willkür oder Übertriebenheit unterstellen, weil ich meinen Sohn kenne, aber ich konnte auch nicht glauben, dass er sich alles erfunden hat, um die Schuld von sich zu weisen.

Beim persönlichen Gespräch mit den Lehrern zeigte ich mich kompromissbereit, ließ mich aber nicht zu vorschnellen Entscheidungen drängen. Ich bat um eine Wartezeit, bis die Diagnostik beim Kinderpsychologen vorbei war. So gingen wir in die Sommerferien. Den Termin beim Kipsy hatten wir zum Ende der Ferien. Innerhalb von 6 Wochen nahmen wir 12 Termine beim Kinderpsychologen wahr. Leider war es der Ärztin nicht möglich einen telefonischen Kontakt zu den Lehrerinnen meines Sohnes herzustellen. Die Lehrer sagten mir, sie hatten keine Zeit. Soviel zum Einsatz für meinen Sohn an dieser Stelle.

Der Befund der Kinderpsychologin war ernüchternd und erfreulich zu gleich. Ohne Befund. Natürlich erfreulich, dass mein Sohn weder hyperaktiv war noch andere psychologisch begründete Defizite oder Erkrankungen hatte. Auch Hochbegabung oder niedrige Intelligenz liegen nicht vor. Ernüchternd, weil es keine Erklärung gab. Er erhielt einen Wartplatz für eine Gruppentherapie, weil die Kinderpsychologin ihn in der Gruppe beobachten wollte.

Dann geschah erstmal nichts. Die neue Lehrerin meines Sohnes sagte mir im November beim Elternsprechtag, dass mein Sohn nicht so schlimm sei, wie es ihr vorhergesagt wurde. Wenigstens in der Schule schien er sich kontrollieren zu können. Dafür drehte er Zuhause immer mehr auf.

Jetzt ging er auch meinen Mann an. Er wird nicht körperlich uns gegenüber, aber er fängt an uns verbal zu attakieren. So, dass sich vor Wut seine Stimme überschlägt. Auslöser können wir nicht immer festmachen.

Mein Sohn hat schon im Kleinkindalter erwähnt, dass sein "Gehirn bricht" oder sei "Kopf brennt". Und nahm dies als Erklärung. Auch heute erwähnt er dies und meint, er würde das nicht wollen. Aber wenn sein Gehirn bricht, dann könne er nicht anders und müsste sich prügeln oder aggressiv werden. Darüber ist auch die Ärztin in Kenntnis. Ich weiß nicht, ob er tatsächlich Kopfschmerzen hat oder ein Karrussellzustand im Kopf, wenn er ausrastet. Manchmal habe ich auch das Gefühl, er rechtfertigt damit sein Verhalten, um besser aus der Sache rauszukommen.

Alle bisher vorgeschlagenen Lösungen oder Lösungswege haben wir versucht.

- über Lob erziehen:
Ihn mit verbalen Lob, aber auch Belohnungen von schönen Dingen in Form von besonderen Unternehmungen und materiellen Belohnungen, belohnen, lief darauf hinaus, dass er irgendwann den Anspruch stellte, sich nur zu benehmen, wenn er dies oder jenes bekäme.

- positive Aufmerksamkeit:
Mein Sohn spielt wie erwähnt seit 4 Jahren in einem Fußballverein. Mein Mann ist dort Jugendtrainer, sein Trainer. Er hat aufgrund seiner Leistung die Möglichkeit in der nächsthöheren Mannschaft unter einem anderen Trainer zu spielen. Diese Möglichkeit haben wir ihm gegeben, falls es eventuell an dem Verhältnis Papa/Trainer-Sohn liegt. Er möchte lieber unter seinem Papa spielen. Mein Mann nimmt ihn mit, wenn mein Mann selbst Training oder Spiele hat. Außerdem fahren wir oft oder mein Mann alleine zu spielen der 1. Mannschaft des Vereins als Zuschauer. Dort spielt mein Sohn entweder mit anderen anwesenden Kindern selbst Fußball oder guckt zu, was er auch sehr gerne macht.

Mein Sohn hat keine Wünsche, die sich quer durch das Spielzeugsortiment erstrecken. Er hat ein bis zwei Sachen, womit er sich beschäftigt und wo er "sammelt". Heißt, er hat nicht zig verschiedene Dinge, womit er spielen kann (hatte er, das brachte aber nichts, weil die in der Ecke versauerten), sondern hat von einem Thema mehr Zubehör (zur Zeit Pokemon).

Er hat auch ein Nintendo DS, wo er nur Fifa drauf spielt, ab und zu andere Spiele. Die Spielzeit beschränkt sich auf Regenzeiten, da er sonst eh nur draußen ist. Wenn es regnet haben wir ihm die Freiheit gegeben, selbst zu bestimmen wie langer er an der Konsole spielt. Es kann mal zwei Stunden dauern, doch oft dauert es gar nicht so lange.

Auch ich nehme ihn mit, wenn ich mit unserem Hund raus gehe und er mit möchte. Eigentlich bekommt er am meisten Aufmerksamkeit von allen, weil er am aktivsten ist. Meine große Tochter ist im Reitverein, wo er nicht mit hin kommt. Das liegt zum einen an der gleichen Trainingszeit, zum anderen, damit auch sie "ihre" Zeit hat, wo sie mal die volle Aufmerksamkeit bekommt.

- Konsequenz:

Das einzige was ihn interessiert, ist Fußballverbot in jeglicher Form. Nicht im TV, nicht live, nicht selbst spielend. Das hat mal geholfen. Mittlerweile sitzt er das aus. Es interessiert ihn nicht. (dann geh ich halt nächste Woche, übernächste Woche wieder). Auch jetzt in der Winterpause (wir haben ihn erzählt, dass er nicht zum Fußball darf), juckt ihn nicht.

Wenn er generell Fernsehverbot bekommt oder ins Zimmer geschickt wird, ändert das nichts. Er macht höchstens weiter, in dem er Dinge aus dem Zimmer durch die Gegend wirft oder trampelt, oder oder oder.

- Erziehung:

Ja, ich verliere manchmal die Nerven und schreie ihn an. Ich weiß, dass das nicht richtig ist. Aber auch ich bin nur ein Mensch. Wenn er permanent das Gegenteil macht, er seine Schwester schlägt, vor der Haustür auf die Straße rennt, nur um mich zu ärgern (auch wenn wir sehr ruhig wohnen), er Gegenstände wirft, um sich schlägt, gegen Schränke tritt usw. dann ist auch bei mir irgendwann Ende. Das passiert nicht an einem Tag, sondern staut sich über Tage auf. Dann ist hier permanent Spannung, weil mal wieder permanent am Kabel dreht.

Allerdings ist das das einzige, wo er sich auf sein Zimmer verzieht, dort 10 Minuten grummelt und dann wieder kommt, im ruhigen Ton erklärt, warum er so reagiert hat (oft ist aber auch irgendwas anderes Schuld oder er hat nicht angefangen, selbst wenn wir es gesehen haben.)
Im ruhigen Ton, mit Verständnis, mit Empörung, bestimmt, freundlich, unfreundlich - nix. Er ignoriert es einfach. Wenn man ihn ruhig auf sein Zimmer schickt, bewegt er sich nicht. Wenn doch, dann geht er zwei Schritte und bleibt stehen. Schreit dabei voller Wut rum, macht uns Vorwürfe, immer sei er Schuld usw.

Er diskutiert. Egal wann man ihn ermahnt, hinweist usw. kommt "Aber...". Er findet immer einen Grund, der aber nie von ihm aus geht. Auch verständnisvolles Reden, wegen seinen möglichen Kopfschmerzen, werden mit "aber... sie hat, ich wollte nur..." usw. komplett unterbrochen und ignoriert.

Seit 4 Wochen hat er jetzt einen Platz in der Gruppentherapie. Doch ich habe wenig Hoffnung. Denn er geht dort gerne hin, freut sich darauf und ist dort auch vobildlich. Ich weiß also nicht, ob er das kontrollieren kann oder ob es dort keinen Reiz gibt, der ihn sich vergessen lässt. Wenn er aggressiv ist, ist er nämlich sehr unkontrolliert.

Ich möchte noch erwähnen, dass, wenn er nicht aggressiv ist, er ein völlig normales Kind ist. Fast schon zu "gut" erzogen. Er ist hilfsbereit, nett, kennt die Grenzen, er macht eigentlich nichts, was zu beanstanden wäre.

Das einzige, wo nie was passiert ist, ist beim Fußball. Wobei er da langsam auch anfängt unkontrollierter zu werden. Nicht auf dem Platz, eher im Umgang mit seinen Teammitgliedern beim freien Spielen, vor und nach dem Training oder Spiel.

Das einzige, was wir rausgefunden haben - ist die Musik laut, sind viele Menschen vor Ort, ist die Stimmung unruhig, gibt es Stimmgewirr usw. können wir wetten, dass er irgendwann hoch geht. Meist dauert es in solchen Situationen nicht lange. Dann reicht ein "Darf ich Cornflakes" "Wir essen in 10 Minuten, warte bitte", um ihn total ausflippen zu lassen. Aber es gibt auch oft Situationen, wo obiges nicht "da" ist und er trotzdem hoch geht. Normales Toben mit seiner Schwester (abgesehen von "ich hasse sie", könnten die auch zusammen, wie bei Geschwistern eben), wird oft für ihn ernst und es eskaliert. Also auch irgendwie, wenn es laut und/oder unruhig wird.

Ich weiß aber nicht, was ich machen soll. Wir haben aufgehört irgendwo hinzugehen, wo oben genannte Situationen auftreten können. Wir versuchen ihn, seine Freiheiten leben zu lassen, soweit es möglich und angemessen ist für einen 8 jährigen. Wir haben uns angewöhnt konsequent zu sein (auch mein Mann). Aber er verbaut sich immer mehr. Kino wird abgesagt, Kindergeburtstag usw. weil er sich vorher total daneben benommen hat. Er selbt geht nirgendwo mehr hin, weil wir zu oft die Erfahrungen gemacht haben, dass es nicht klappt und andere Kinder unter ihm leiden.

Er tut mir leid, weil ich nicht glauben möchte, dass er einfach nur böse ist. Weil er eben auch zwischendurch total lieb ist und dann kann man auch mit ihm reden. Das hält aber nur bis zum Ausraster. Auch ins Kissen boxen, um die Wut los zu werden, bringt nichts. Es reicht ihm nicht. Alle Welt hat Ideen, was mein Mann und ich falsch machen, aber keiner kann uns sagen, wie wir es richtig machen könnten. Wir haben schon soviel versucht, aus Eigenintiative, Rat von der Psychologin, Lehrern, Umfeld, es hat sich nichts geändert.

Eher im Gegenteil. Die Ausraster nehmen immer höheres Ausmaß an, häufen sich usw.

Auch wenn mir das Herz blutet bei dem Gedanken, ich habe Angst, dass ich ihn in profi Hände geben muss, wo ein paar Termine am Nachmittag nicht mehr reichen. Ich würde ihm das gerne ersparen. Allerdings war sein Vater wohl genauso (heute zum Glück nicht mehr bzw. wenn es in die Richtung geht, kann er es kontrollieren und nimmt gezielt Auszeit, was in 14 Jahren Beziehung mit ihm 5 Mal vorkam- und es lag immer an äußeren Einflüssen, Familienstreit ist bei uns selten) und der war im Heim für schwererziehbare. Ich weiß nicht, ob es etwas genetisches ist, weil das Verhalten wohl 1🤐 gleich ist, obwohl die Kindheit komplett unterschiedlich verlaufen ist. Ich habe einfach Angst davor, was noch kommt. Was ist, wenn er in die Pubertät kommt, wenn er körplich überlegen wird und was ist, wenn ich aus Angst vor Reaktionen, vor meinen Emotionen nicht reagiere und es irgendwann zu spät ist. Ich habe einfach Angst, dass er sich seine Zukunftswege verbaut und nie Fuß fassen wird. Wenn er 18 ist oder 20 oder 25 und wir es nicht schaffen, ihn auf den richtigen Weg zu bringen, kann es zu spät sein. Aber es ist auch die Angst da, vorschnell zu handeln, weil man sich überfordert fühlt und die Verantwortung abgibt. Klingt hart, wäre aber so.

Es war viel zu lesen. Seid mir nicht böse. Aber nur so, konnte ich euch eine klare Vorstellung bieten. Es wäre noch so viel zu sagen, was wir bereits versucht haben, einzelne Situationen, wie sich das ganze auswirken kann, aber dann würde ich über alle Maßen den Rahmen sprengen.

LG Cl
 
Hallo Coraliese,

puh häftig, allerdings haben wir genau das Geliche Thema an unserer Schule.
Wir haben es leider am eigenen Leib zu spüren bekommen, denn schon in der ersten Klasse steht bei den Jungs Aggressivität auf der Tagesordnung.

Unsere kleine, sensible Tochter wurde von einem Mitschüler schwer bedroht und mit einer Mordrohung so unter Druck gesetzt, dass sie seit November wie ausgewechselt schien.

Keine Lust zur Schule zu gehen, Angst vor die Tür zu gehen, Freundinnen kamen nur noch zu uns, Bauchschmerzen und amebnds vorm Zubett gehen musste sie sehen, dass wir die Tür abschliessen.
Ihre Klassenlehrerein sagte, sie kommt nicht mehr an unsere Tochter ran und wir tappten im Dunkeln. Bis vor 14 Tagen, als das Gleiche einem anderen Mädchen passiert ist, da hat unsere dann alles erzählt.
Nachdem die Schulleitung und die Lehrer ihr Mut machten un der Mitschüler sich bei ihr entschuldigt hat, hat sich alles wieder zum "normalen" gewendet.

Das Gewaltpotential ist allerdings nach wie vor vorhanden. Und ich dachte wir wohnen auf einem Dorf un dort gibt es sowas nicht... haste gedacht.

Direkt helfen kann ich Dir in der Situation leider nicht, wollte nur sagen, dass DeiN Sohn hier kein Einzelfall ist. Ich habe schon die Idee gehabt, den Schülern eine Möglichkeit einzubauen, sich bei Aggressionsgefühlen mal richtig auspowern zu können, sei es mit einer Boxbirne, oder mit anderen Hilfsmitteln.
Sind die Kinder heute einfach nur überfordert?

Lass den Kopf nicht hängen, es gibt sicher Möglichkeiten
LG
Friedhelm
 
Ja, wir haben das immer ernst genommen.

Als erstes hieß es, es ist sein Ausdruck für Kopfweh (Kleinkindalter).

Heute heißt es, es ist seine Art seine Wut auszudrücken, die in ihm brodelt.

Beides jeweils unterschiedliche Psychologen. Ich habe schon eine Überweisung zum EEG. Das hab ich aus Eigeninitiative gefordert. Weil er eben in bestimmten Stresssituationen ohne Fremdeinwirkung in diesen Zustand zu bringen ist. Darauf warten wir jetzt.

Wir haben auch noch zwei Einzelgespräche in den nächsten zwei Wochen beim Kinderpsychologen, weil ich den derzeitgen Zustand angesprochen habe. Ich hatte dann erst ein Gespräch am Telefon mit der Therapeutin.

Allerdings kommt man sich dann immer vor, als wenn man leicht ein am Helm hat, weil man nicht vom selben Fach ist. Sie kam mit Dingen, dass wir mit ihm reden sollen, wenn er ruhig ist, dass wir versuchen sollen, die Situation nicht eskalieren zu lassen. 🙄 Das waren die allerersten und immer wieder angewandten Methoden. Manchmal habe ich schon gedacht, wir quatschen den noch um den Verstand. Deeskalierend geht nicht. Es gibt keine Situation, die sich aufbaut. Er knallt von ein auf den anderen Moment durch. Wenn nicht, dann ist er händelbar und normal aufmüpfig, wie andere auch.

Wir sollen ihm Ventile geben, wo er sich abreagieren kann. Ins Kissen boxen zum Beispiel. Auch das kennt er. Das wendet er auch an, wenn er meint, er wird wütend. Das bringt nix, wenn er sein Level überzogen hat. Ich habe auch keine Ahnung, was ihn aus der Situation rausholt. Als er kleiner war, da konnte man ihn noch irgendwie Ablenken. Das sah so aus, dass er wütend wurde, sich auf den Boden geschmissen hat und volle Wucht gegen den Schrank getreten hat. Immer und immer wieder. Wir haben ihn damals auch in den Klammergriff genommen. Das hat zu "Bestzeiten" 20 Minuten gedauert. Ich habe im Schneidersitz gesessen, meine Beine um ihn rum, ihn die Arme festgehalten (nicht so, dass es ihm weh tat) und hab nur aufgepasst, dass meine Nase heile bleibt, wenn er seinen Kopf mit Wucht nach hinten geschmissen hat. Dann war er zwischendurch erschöpft und wenn man dann im richtigen Moment losgelassen hat, war alles vorbei. Dieser Moment dauerte nur ein paar Sekunden, hat man zu lange gewartet, ging es erst wieder von vorne los. Oft waren wir beide nass geschwitzt. Wenn man ihn damals von irgendwas wegholen wollte, dann hat er um sich getreten und geschlagen und auch wenn er klein war, tat das schon sehr weh!

Dann gab es Situationen, die ähnlich verliefen, man hat ihm gesagt "Guck mal, die Sonne scheint, sollen wir heute im Garten grillen?" und man hatte ihn. Das war, als ob sich sein Blick klärt. Ganz komisch. Man hat nur den Unterschied gesehen, wenn er die Stimmung gewechselt hat, vorher hat man da keinen "irren Blick" oder ähnliches erkennen können. Und dann kam "Au ja" und alles war gut. Einfach so.

Heute klappt das nicht mehr. Er ist älter geworden, seine Wut trägt nach. Selbst wenn er ruhig ist, ist er manchmal wütend und ein Fehler, den er bei uns sieht oder wem anderes, reicht um ihn erneut ausrasten zu lassen (auch wenn nur er das als Fehler sieht). Wie er davon runter kommt, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung.

Er macht auch oft genau das Gegenteil von dem, was man ihm anbietet und scheint nicht zu verstehen. Angedrohte Konsequenzen (wenn nicht...., dann gehst du nicht zum Fußballspiel) bringen ihn dazu "Nein, nein, nein" zu schreien und schon als umgesetze Konsequenz zu sehen. Es ist also keine Warnung für ihn, wo er überlegen kann, mach ich weiter, darf ich nicht zum Fußball oder hör ich auf und ich es gibt keine Bestrafung. Er rastet erneut aus oder macht weiter, weil man ihm ja gesagt hätte, er dürfte nicht zum Fußball.

Er hat mal am Tisch gesessen und irgendwas hat ihn wieder hochgeknallt, er hat unterm Tisch getreten, mit der Faust auf den Teller gehauen, alles abgeräumt. Mein Mann hatte schon wehende Nasenflügel. Ich bin dann aufgestanden, bin zu seinem Platz und habe ihn wirklich ruhig gebeten, dass er den Tisch verlässt und sobald er sich beruhigt hat, dürfte er wieder an den Tisch. Nein, er möchte Essen. Ich habe dann reagiert, in de mich sagte, dass wir aber nicht mit so einem Benehmen am Tisch essen möchten. Dann ist er aufgestanden, Richtung Zimmer gegangen (er geht NIE in sein Zimmer, wenn er nicht ausdrücklich die Anweisung bekommt, es sei denn er soll genau da nicht hin) und hat gesagt, er will sowieso nichts essen. Okay, dann geh bitte trotzdem. Das hatte zur Folge, dass 30 Sekunden später ein Jaulregen (so wie wenn Kinder betteln mit einer gespielten Heulstimme "ich will aber"), dass er sooo einen Hunger hätte, dass er essen möchte. Ich wusste nicht, ob ich jetzt inkonsequent bin, wenn ihn wieder zu Tisch lasse, war mir aber egal. Ich habe ihm gesagt, wenn er sich vernünftig verhält, kann er essen kommen. - Keine Reaktionen. Ich also zu ihm hin und gesagt "Komm, setz dich an den Tisch und iss, wenn du Hunger hast". Folge: Ausraster, angeschreie "DU hast gesagt, ich DARF NICHT ESSEN!". Okay, durchatmen "Dann bleib halt hier". Getrampel "Aber ich will Essen". Das zerreibt Nerven. Und es ist nur ein Beispiel von vielen.
 
Edit: Falsches Zitat. Mein Text bezieht sich auf die Frage nach ADHS.

Ja, laut Kinderpsychologe keine Anzeichen in diese Richtung. Da war er ruhig, immer. Keine Auffälligkeiten. Nichts. Sie sagte nur, dass er zwischendurch, wenn er warten muss, ernst ist. Also er sitzt da, guckt ohne Emotionen (wenn eher ernst) und macht nix. Andere lächeln mal oder so. Mehr nicht.
 
Hallo Coraliese,

das hört sich nicht gut an. Aber du solltest einen ganz wichtigen Punkt nicht aus den Augen verlieren: Egal, was es ist - dein Sohn hat die besten Möglichkeiten es zu bewältigen, weil er ja offensichtlich eine liebende Familie, die sich für ihn auf die Hinterfüße stellt im Hintergrund hat.

Ohne, dass ich jetzt selbst Medizinerin wäre: Du solltest in jedem Fall zum Neurologen bzw. zum Arzt. Ich habe kürzlich eine Dokumentation über ein etwa zehnjähriges Mädchen gesehen, das plötzlich unerklärliches Verhalten gezeigt hat. Weil der Vater sehr plötzlich ausgezogen war und die Eltern sich scheiden ließen, haben alle (Hausarzt, Schule, Psychologe) auf eine psychische Ursache getippt - tatsächlich war es aber eine seltene neurologische Ursache, die sich medikamentös behandeln lässt. Psychologen leiden, was das betrifft, oft unter beruflicher Prägung: Weil sie sehr häufig mit psychischen Ursachen konfrontiert werden, gehen sie immer zuerst von psychischen Ursachen aus und haben dann Schwierigkeiten, die einmal getroffene Diagnose noch zu hinterfragen. Nichts aus deiner Schilderung weist auf eine seelische Belastung hin, an der eine psychologische Erklärung ansetzen könnte.

Ich hab bei deiner Schilderung an Migräne gedacht: Gereiztheit, Lärmempfindlichkeit, schwache Impulskontrolle, ... Bei Kindern äußert sich Migräne anders als bei Erwachsenen, teilweise auch ohne den typischen Kopfschmerz. Es könnten aber - auch wenn das erstmal abwegig klingt - auch so banale Sachen wie schlechtes Hören sein. Der Kurze muss sich dann mehr anstrengen, um einer Anweisung von euch oder einem Gespräch der Schwestern zu folgen. Die "Ersatz"Lehrinnen (einen Schulwechsel solltet ihr aber davon unabhängig mal ins Auge fassen - was ist denn das für ein Saftladen???) könnten auf einer Frequenz gesprochen haben, die schwierig für ihn ist, deswegen die zeitlich begrenzte Aggression, die dann wieder abgeflaut ist. Es könnte eine ganze Spanne von körperlichen Ursachen (z.B. Diabetes? Ein aus den Fugen geratener Blutzucker kann zu einigen der von dir beschriebenen Probleme führen) sein, die zum überwiegenden Teil gut behandelbar sind. Wichtig ist in jedem Fall, dass du wachsam und offen bleibst, also dieses "Urteil" "aggressives Kind" nicht übernimmst.

Viel, viel Glück!
 
Wenn ich so höre, dass der Kopf "bricht" oder "brennt", kommt mir das seltsam bekannt vor, denn bei mir war es damals als Kind und Jugendlicher nicht anders.

Ohne äußeren Anlass bekam ich einen Wutausbruch und sah auch mal richtig Rot mit Blackout und wenn ich dann wieder bei Sinnen war, konnte ich so manches Mal fragen:

War ich das etwa?

So habe ich zum Beispiel mal eine Heizmangel durch eine Tür geworfen und das im Alter von 10. Wer so eine Heizmangel für zu Hause hat, wird wissen wie schwer ein solches Teil ist.

Ich würde dir daher mal raten einen anderen Weg zu gehen und das ganze neurologisch komplett abklären zu lassen, sprich auch mit EEG schreiben und dem ganzen Gedöns. Das wird deinem Sohn zwar nicht gefallen, aber je früher das abgeklärt wird, desto besser wird es für ihn später.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hoffe auch, dass es etwas ist, was sie finden können. Es geht gar nicht um meine Nerven. Natürlich ist das super anstrengend und wenn er gerade durchdreht wünsch ich mir natürlich, dass er diese Aussetzer nicht hätte. Aber er selbst verbaut sich ja alles. Und dabei ist er echt ein feiner Junge. Wenn er nicht austickt, ist er nett, hiflsbereit, zuvorkommend.

Beim Fußball ist er teamfähig, er war Kapitän seiner Mannschaft. Etwas, wo die Kinder in diesem Alter ganz scharf drauf sind. Wenn er mitbekommen hat, dass jemand anders auch mal die Binde tragen wollte, hat er von sich aus gesagt "ach, ich bin sonst immer,dann soll xy heute Kapitän sein". Auch so teilt er mit anderen. Wenn er z. B. Süßigkeiten hat, geht er erst seine Runde, egal ob Familie oder Freunde, und bietet an. Also es ist sonst nichts, wo ich sagen könnte, da macht er Schwierigkeiten, da entwickelt er sich in die falsche Richtung usw.

Bezüglich der Heizmangel. Das ist bei uns auch so. Er hat unglaubliche Kraft für sein Alter und seinen Körper. Und er empfindet Schmerz nicht so heftig. Zumindest haben uns das Ärzte gesagt, wenn sie ihn behandelt haben. Aufgefallen ist uns das, wenn er sich beim Fußball weh getan hat und alle das mit einem Geräusch kommentiert haben, nur er hat sich kurz sortiert und hat weiter gemacht.

Ich geh jetzt erstmal zum Neuro und werde dann weiter gucken.
 
Bezüglich der Heizmangel. Das ist bei uns auch so. Er hat unglaubliche Kraft für sein Alter und seinen Körper. Und er empfindet Schmerz nicht so heftig. Zumindest haben uns das Ärzte gesagt, wenn sie ihn behandelt haben. Aufgefallen ist uns das, wenn er sich beim Fußball weh getan hat und alle das mit einem Geräusch kommentiert haben, nur er hat sich kurz sortiert und hat weiter gemacht.

Das mit dem fehlenden bzw. fehlgeleitetem Schmerz kenne ich ebenfalls. Ich fühle ihn zwar, aber nehme den dann nicht so extrem wahr wie es ein "normaler" Mensch tun würde.

Mein erster Neurologe meinte dazu nur, dass ich eine sehr hohe Schmerzgrenze habe, weil ich mal bei dem umgefallen war und da hatte dieser wohl die Nervenbahnen am Hals reingedrückt und wer sich ein bisschen damit auskennt, weil wie schmerzhaft das sein kann. Bei mir hatte mein Neurologe seiner eigenen Aussage nach, wohl ca 4-5 Minuten rein gedrückt, bevor es seine Wirkung zeigte.
 

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