• Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Mein Vater hat sich vor drei Monaten das Leben genommen

Kathi1971

Neues Mitglied
Seit drei Monaten weine ich jeden Tag. Wieso geht er einfach? Wieso lässt er mich zurück? Ich weiß nicht, warum er es getan hat, es gibt einen Abschiedsbrief, wo er nur um Verzeihung bittet, aber eigentlich nichts erklärt. Mit meiner Mutter kann ich schon lange nicht mehr reden, sie konnte nie akzeptieren, dass ich irgendwann erwachsen wurde und nicht mehr nach ihrer Pfeife tanze. Ich hätte es jetzt nach jahrelangem Schweigen wieder probiert - nach ein paar Tagen war sie wieder sauer.

Mein Bruder hat den Selbstmord überwunden, er sagt, es war seine Entscheidung, man kann nichts tun. Er versteht mich nicht, ich rede nicht mehr mit ihm darüber.

Meine Freundinnen haben alle ihr eigenes Leben und wenn man das nicht selbst erlebt hat, kann man es ohnehin nicht nachvollziehen.

Ich rede mit niemandem.

Im Büro weine ich immer wieder still vor mich hin, meine Kollegen nehmen es hin und lassen mich in Ruhe. Ich habe sie nicht eingeweiht, nur den Geschäftsführer, weil ich drei Wochen in Krankenstand war. Dann bin ich wieder arbeiten gegangen, es ändert nichts.

Ich tue zur Zeit nichts, habe an nichts Freude, keine Hobbys, keine Unternehmungen, ich lese nicht, sehe nur fern. Meine Spaziergänge führen mich zum Friedhof und zurück, da bin ich eh stundenlang unterwegs. Mehr will ich nicht, kann ich nicht tun.

Wann hört der Schmerz endlich auf? Mein Vater hat sich das Leben genommen und meines gleich dazu. Ich bin so leer, bin nur eine Hülle, die irgendwie funktioniert. Innen drinnen ist nichts.
 

PsychoSeele

Sehr aktives Mitglied
Hallo Kathi,

mein aufrichtiges Beileid.

Das 'Warum' ist mit das schlimmste neben dem Tod. Du wirst keine Antwort bekommen, du kannst nur spekulieren. Und genau das tut weh und es dauert lange bis du das für dich annehmen lernst,wenn überhaupt.
Das du mit niemanden so wirklich reden kannst, ist sehr traurig. Ich kann mir gut vorstellen das du dich daher auch sehr einsam und verloren vorkommst.

Du trauerst,deshalb fallen dir auch alle Aktivitäten so schwer. Das ist nachvollziehbar und wann das ganze aufhört ist nicht vorhersehbar.
Das was du tun könntest wäre dich seelsorgerisch, oder in einer Selbsthilfegruppe für Suizidhinterbliebene Gespräche zu führen und dich bei dem Trauerprozeß begleiten und unterstützen zu lassen. Falls es bei dir keine Möglichkeiten für die genannten Anlaufstellen gibt, könntest du auch psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen.

Leider wird nichts diese Lücke des Verlustes füllen können, aber du könntest dich auch bewusst von deinem Vater verabschieden. Schreibe einen Brief wo du all deine Gedanken, Gefühle hinein schreibst. Diesen Brief könntest du ihm an seinem Grab vorlesen und ihn dort liegen lassen, so als Beispiel.
Schreiben hat eine befreiende Wirkung.

Ich wünsche dir das du irgendwann einigermaßen mit dem Verlust deines Vaters leben kannst.

Liebe Grüße und eine stille Umarmung
SchwarzeSeele
 

susen12

Aktives Mitglied
Hallo Kathi,
ich finde SchwarzeSeele hat das richtig ausgedrückt und ich kann das nur so auch für mich unterschreiben. Als meine Mama starb habe ich zusammen mit meiner Tochter einen Abschiedsbrief an sie geschrieben und mit den Sarg gelegt. Es tut mir heute noch gut, mich so noch einmal von ihr verabschiedet zu haben
VIeleicht magst Du, wie SchwarzeSeele schreibt, auch so einen Brief für deinen Papa aufsetzen in einen kleinen Karton legen und auf seinem Grab unterbuddeln, damit er ganz nahe bei ihm unter der Erde ist..
Mir hat es sehr geholfen und ich wünsche Dir von Herzen alles Gute für die Zukunft
Susen
 
S

Silent Pain

Gast
Hey,

mit einem "mein Beileid" ist dir da nicht geholfen, das ist mir klar. Dennoch möchte ich dir sagen, dass mir das sehr leid für dich tut.

Hier wurde schon eine tolle Möglichkeit genannt, wie du dich von ihm nochmal verabschieden kannst. Vielleicht hilft es dir ja ebenso wie mir, auch wenn es bei mir kein Trauerfall war, sondern ein "du bist für mich gestorben" meinerseits.

Vor ein paar Jahren war ich selbst suizidgefährdet (psychische Misshandlung von meiner Mutter) und wäre schon lange tot, wenn es nicht eine Person gegeben hätte, bzw. gibt, die mich "am Leben gehalten" hat. Bei mir war es mein Papa. Auch wenn ich ihn nicht sehen durfte, ich wusste, er tut alles, damit ich aus dieser Hölle raus komme, mittlerweile wohne ich bei ihm. Er hat sich dadurch leider stark verschuldet und genau deshalb bin ich noch viel dankbarer, dass er es dennoch getan hat.
Daher sehe ich den Freitod ganz anders und möchte ihn dir mal aus einer anderen Sicht vermitteln. Dein Bruder sagte ja bereits: Es war seine Entscheidung.
Manchmal ist ein Mensch in einer Situation in der einem das Leben so erscheint, als würde es nicht mehr besser werden, als würde man für immer in einem Tief gefangen sein. Mag sein, dass es irgendwann besser wird. Aber dieses "irgendwann" reicht eben ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr als Motivation aus sein Leben weiter zu leben. Er hat keinen Ausweg mehr gesehen. Er war verzweifelt. Er hat keinen Sinn mehr dahinter gesehen. Seine Kinder sind erwachsen. Sie brauchen keinen Vater mehr, der sie ernährt, der für sie da sein muss. Es gab wohl nichts mehr, was ihn gehalten hat. Die Kräfte verlassen einen. Er wollte wohl keine Hilfe von außen annehmen.
Es mag dir unfair erscheinen, dass er keine Gründe genannt hat. Denn gerade diese braucht man oft als Angehöriger, um den Suizid zu akzeptieren.
Aber bitte werde dir bewusst, dass dies sein freier Wille war. Er wollte nicht mehr. Und dieser Wille zu sterben bzw. Unwille weiter zu Leben ist unglaublich stark.
Es scheint so, als hättet ihr ein sehr inniges Verhältnis gehabt. Ich nehme an, dein Vater hat euch sehr geliebt.
Normalerweise gibt es für einen Vater doch nichts schlimmeres, als zu wissen, dass seine Frau und Kinder leiden.
Es muss also irgendetwas in seinem Leben gegeben haben, was für ihn so schlimm und ausweglos war, dass er sogar das "in Kauf nimmt", dass nicht mal diese Liebe zu seinen Kindern ihn halten kann.

Bitte sei deinem Vater nicht böse. Das wäre das letzte, was er wollte.
Es ist meist unvorstellbar, was gewesen sein muss, dass es so weit kam.
Doch bitte, versuche ihn zu verstehen. Versuche zu akzeptieren, dass er sich selbst von seinem Schmerz befreit hat. Jeder Mensch hat einen freien Willen. Das war sein Wille. Und es war bestimmt auch sein Wille, dass ihr nicht ewig an ihm festhaltet. Nach 3 Monaten ist es normal, dass man noch nicht losgelassen hat.

Ich wünsche dir viel Kraft in nächster Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kathi1971

Neues Mitglied
Danke für eure Antworten. Es tut gut, zu reden, na ja, sich zu artikulieren, ohne dass man so Antworten bekommt wie 'reiß dich zusammen' oder 'willst du nicht, dass es dir besser geht' oder so.
Selbsthilfegruppe gibt es in meiner Nähe keine und Therapeutin habe ich schon die dritte und jede sagt nur dasselbe, ich soll mich selbst wieder mehr in den Mittelpunkt rücken und meinen Vater nicht so sehr mein Leben bestimmen lassen, bla bla. Nur wie das geht, weiß ich nicht. Eine sagte, ich solle wieder das tun, was mir gut tut. Ja, weiß ich eh. Wenn ich mich dazu aufraffen könnte...

Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden. Wenn die verdammte, beschissene Zeit endlich kommen würde! Wo ist sie, die Zeit? Wo?
 

jasmine4

Aktives Mitglied
mein herzliches Beileid

ja- und es ist immer arg wenn man einen lieben Menschen verliert

Aber er hat es so gewollt, war sein Wunsch. Jetzt geht es ihm besser, bestimmt.

Und du hättest eh nichts tun können.

Der Tod gehört nun mal zum Leben

Früher oder später müssen wir alle mal gehn

ob wir wollen oder nicht
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
G Mein Vater Trauer 3
Jastarim Mein Bruder ist tot Trauer 13
Ostwind1957 Mein Beileid Ostwind Trauer 14

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Oben