[QUOTE="Traulicht, post: 4298198, member: 125078"]
Vorab: Ich finde es ganz toll von dir, daß du ihr eine so gute Freundin bist! Es wäre schön, wenn es mehr Menschen wie dich gäbe, die nicht wegschauen und helfen wollen 
Eine Depression ist eine chronische und unsichtbare Krankheit. Beide Faktoren sind wichtig um das Problem dahinter zu verstehen. Chronisch bedeutet, daß sie sehr lange besteht, teilweise auch ein Leben lang. Unsichtbar, da es den Patienten ja nicht auf die Stirn geschrieben steht, daß sie krank sind. Vor diesen beiden Gesichtspunkten aus wird jetzt auch klar, warum sich das Umfeld bisweilen schwer tut im Umgang mit dieser Erkrankung (und natürlich auch anderen Erkrankungen, auf die diese zwei Punkte zutreffen.).
Es ist schwer sich in das Gegenüber einfühlen zu können, wenn man nicht selbst Betroffen ist/war oder keine spezielle Ausbildung hat.
Vor diesem Hintergrund kann ich nachvollziehen, daß deine gutgemeinten Ratschläge sie belasten. Für sie mag es so klingen, als wäre sie selber schuld oder trüge eine Verantwortung dafür, daß es ihr noch nicht besser geht. Auch wenn du das natürlich nicht damit sagen möchtest.
Es ist wichtig zu betonen, daß die verschiedenen Therapieoptionen es verbessern KÖNNEN, nicht MÜSSEN. Jeder Mensch ist anders. Manche sprechen sehr gut auf Therapie A an, andere auf Therapie B und für wieder andere gibt es noch keine adäquate Behandlung. Das ist leider so.
Hast du deine Freundin schon einmal gefragt, was sie sich wünscht? Welche Vorstellungen sie hat? Was ihr eine Freude bereiten könnte? Manchmal können Kleinigkeiten viel bewegen und zu einer erhöhten Lebensqualität beitragen.
Die Erfahrung nicht ernst genommen zu werden, ist für viele Patienten ein Vertrauensbruch. Rückzug ist häufig die Folge. Es ist erschütternd, daß sie solche Erfahrungen machen mußte. Dennoch kann es hilfreich sein, Ausschau nach einem anderen Arzt zu halten. Das kostet aber viel Kraft und Mut...
Warum ist er dann Psychotherapeut geworden? Es gibt für solche Fälle standardisierte Protokolle, an denen sich selbst Laien orientieren können. Diese Maßnahmen setzen aber voraus, daß der Patient mitwirken will. Sie beruhen u.a. auf Gesprächstechniken.
Beim ersten Link ganz besonders der 4. Unterpunkt:
https://www.psychologie.ch/materialien-zur-suizidpraevention
[URL unfurl="true"]https://www.psychologie-heute.de/gesellschaft/artikel-detailansicht/40244-reden-wir-ueber-suizid.html[/URL]
Selbstverständlich kann niemand einen wildentschlossenen Menschen davon abhalten, sich etwas anzutun, es sei denn diese Person befindet sich in Verwahrung... Aber jetzt ist durchaus noch die Zeit für Interventionen, Gespräche und Hoffnung.
Doch, deine Freundin kann eine spezielle Kur für psychisch Erkrankte machen. Dort könnte sie unter Anderem sich mit Betroffenen austauschen und neue Wege kennenlernen mit ihrer Krankheit umzugehen.
Ich würde sie auch das lesen lassen, was [USER=124470]@Piepel[/USER] geschrieben hat.
Viele Menschen erleben es als befreiend, wenn sie auf Augenhöhe mit anderen Betroffenen reden können. Endlich ist der Druck von außen weg, das Gegenüber weiß, wie schwierig es sein kann, weiß, daß nicht alle Tipps aus der Apothekenrundschau und Co. funktionieren oder unter Umständen vielleicht sogar schädlich sind. Gerade Ärzten fehlt es hierbei oft an Fingerspitzengefühl. Da wird das Schema F noch zu stark verfolgt. Dabei ist gerade bei chronischen Erkrankungen eine individualisierte Therapie zielführender.
Je nachdem, wie gut die Beziehung deiner Freundin zu ihrer Mutter ist, würde ich der Mutter sagen, daß ihre Tochter sich momentan in einem Tief befindet. Das entspricht der Wahrheit und sollte von ihrer Mutter erst einmal als Sensibilisierung verstanden werden. Sie könnte zum Beispiel zu ihr gehen und sagen: "Ich habe gemerkt, daß du dich seit dem Tode deiner Großmutter zurückgezogen hast. Möchtest du, daß wir darüber sprechen? Oder möchtest du, daß wir zu ihrem Grab fahren?"
Solche offenen, aber dennoch konkreten Gesprächsangebote und die Option etwas physisch zu unternehmen können mehr helfen als ein "Ich habe gehört, daß du über Selbstmord nachdenkst. Du solltest dich einweisen lassen."
Bei der ganzen Sache solltest du aber auch nie vergessen, daß dich keine Schuld trifft und du wirklich alles getan hast, was man tun kann. Dir und deiner Freundin alles Gute 💛
[/QUOTE]