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Meine Geschichte

S

sagittarius

Gast
Ich bin vor einiger Zeit in einer richtig schlechten Phase auf dieses Forum gestossen. Ich habe gelesen, habe gelacht, habe mich auch manchmal geärgert, aber vorallem fühle ich mich hier sauwohl. Und genau das ist der Grund, daß ich heute meine Geschichte erzählen kann.

Angefangen hat alles vor etwa 6 Jahren. Meine Große, sie war zu dem Zeitpunkt 10, hat damals angefangen extreme Probleme zu machen. Sie hat keine Hausaufgaben gemacht, hat die Schule geschwänzt, hat sich rumgetrieben, hat sich mit Lehrern angelegt. Sie ist insgesamt 3x mal von der Schule geflogen, hat dann aber gerade noch so den Hauptschulabschluß gemacht. Wir haben alles ausprobiert. Erzeihungsberatungstelle, Erziehungsbeistand, Familientherapie, Kinder- und Jugendpsychiatie. Nichts hat in irgendeiner Weise Besserung gebracht. Insgesamt mußten wir sie 4x als vermißt melden. Einmal kam sie von selbst nach Hause, zweimal hat sie die Polizei gebracht. Beim vierten Mal hat sie sich selber vom Jugendamt Inobhut nehmen lassen. (Wir haben schon vorher versucht, sie im betreuten Wohnen unterzubringen, aber das nur mit viel Bauchschmerzen )Naja, letztendlich ist sie eine Woche später wieder da gewesen, weil sie gemerkt hat, daß es zu Hause doch gar nicht so schlecht ist. Ich kann die Anrufe, die wir von den Schulen bekommen haben, nicht mehr zählen. Bei jedem Telefonklingeln bekomme ich Panikattacken. An den Briefkasten traue ich mich schon seit Jahren nicht mehr, weil ja doch nur Hiobsbotschaften drin sein könnten. Ich habe Depressionen bekommen, Panikattacken und habe seit zwei Jahren 4-5 Migräneanfälle pro Monat. Die Große hat in der Zeit angefangen sich selber zu verletzen, ist sehr aggressiv geworden und hat Drogen genommen.
Die Große hat inzwischen 3 Gerichtsverhandlungen wegen diverser Delikte gehabt. Die letzte erst vor zwei Wochen. Sie hat eine Lehrerin schwer beleidigt und sie bedroht. Sie ist daraufhin und wegen vieler anderer Sachen von der Schule geflogen. Das allerdings scheint bei ihr ein Denkprozeß in Bewegung gesetzt zu haben. Denn sie kam vor einem Vierteljahr zu mir und sagte: Mama so gehts nicht mehr. Ich will und muß mir helfen lassen, damit ich ein normales Leben führen kann. Kannst du mir helfen?
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich war. Mein Mädchen, daß so viele Jahre verschüttet war, kam wieder zum, Vorschein. Seitdem hat sich die Große sehr verändert. Sie ist reifer geworden, man kann sich wieder mit ihr unterhalten. Sie überlegt, bevor sie redet. Das ist so schön. Und jetzt am Montag gehts mit Therapie los.

Dafür habe ich noch zwei andere Sorgenkinder, meine Mama die COPD und Osteoprose hat und meine Schwester. Und siese geschichte ist eigentlich zur Zeit mein Hauptproblem. Meine Schwester hatte vor drei Jahren einen kompletten Zusammenbruch, Ich machs jetzt ganz kurz. Der Grund dafür ist, daß sie als Kind von unserem Erzeuger mißbraucht worden ist. Das hat uns alle zerstört. Das ist so unfaßbar. Es macht mich wütend und ohnmächtig. Und es macht mich schuldig. Ich hab das nicht gemerkt. Ich habe ihr nicht geholfen. Ich habe sie nicht beschützt. Mama konnte es nicht. Sie mußte immer soviel arbeiten. Hat er das mit meiner Großen auch gemacht? Hat sie deswegen solche Probleme? Er war gewalttätig. Erhat meine Mutter verprügelt. Ich weiß nicht wie oft sie sich in unseren Zimmern oder irgendwo draußen versteckt hat. Er hat alles kaputt gemacht. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir alle Mama, Schwester, die Große, die Zwillinge, mein Mann und ich, wir alle haben den Kampf aufgenommen. Und wir schaffen das auch. DU KRIEGST UNS NICHT KLEIN!!!!
 
L

Lilyan

Gast
Du hast So viel trauriges und schlimmes erleben müssen .
Gedanklich kann ich Dich in den Arm nehmen und trösten und hiermit schreiben das dies mir sehr leid tut . Aber Deine Tochter konnte Gott sei Dank noch rechtzeitig erkennen das es so nicht weiter gehen kann .So nehmt euch beide fest an die Hand zusammen seit ihr stark und gemeinsam schafft ihr viel . Ich wünsche euch alle Kraft dafür .
 
S

sagittarius

Gast
Viele Dank, Lilyan. Hier im Forum gibt es so tolle Leute, das hilft über einiges hinweg. Wir sind auf einem guten Weg. Und wir werden das auch schaffen. :)
 
G

Giesy

Gast
Sagi, das tut mir sehr weh, wenn ich das lese. Haltet zusammen.

Alle gegen einen. Ihr werdet es schaffen.

Ich drück Dich mal ganz lieb. Die Situation ist nicht aussichtslos.

Eure nicht:):)
 

Omana

Urgestein
Hallo Sagittarius,

auch ich bin ergriffen von Deinen Zeilen. Da hast Du einiges erlebt.
Ich freue mich, daß Deine Tochter die Kurve gekriegt hat.
Sie kommt von alleine auf Dich zu und holt Hilfe bei Dir. Das hast Du gut gemacht. Du hast ihr das Gefühl gegeben immer zu Dir kommen zu können. Egal was sie alles angestellt hat. Du hast sie nicht verurteilt. Du warst immer da und hast ihr das Gefühl gegeben nicht alleine zu sein.
Ich freue mich.

Und Du brauchst Dir wirklich keine Vorwürfe zu machen, daß Du Deiner Schwester nicht helfen konntest. Du warst selbst ein Kind. Du hattest das Leben noch nicht begriffen, noch nicht alles gesehen. Du konntest es nicht sehen, Du wußtest ja selbst noch nicht wie das Leben funktioniert. Man muß erst lernen.

Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft und Zusammenhalt.
Ja, zusammen seid ihr stark und werdet es schaffen.

Liebe Grüße

Omana
 

Sori

Sehr aktives Mitglied
Hallo Sagi,

Deine Geschichte stimmt einen wirklich nachdenklich. Aber zumindest bei Deiner Großen gibt es ja einen Hoffnungsschimmer. Ich drück Dir ganz fest die Daumen, dass sie sich berappelt und ihren Weg gehen wird.

Zu Deiner Schwester. Da ist mir ganz wichtig eins zu sagen: DU HAST KEINE SCHULD daran. Du warst doch selber noch ein Kind. Wenn überhaupt hätte Deine Mutter was merken muss, egal wie viel sie arbeitet. Sie hätte sich von diesem gewalttätigen Mann trennen müssen, um ihre Kinder zu schützen.
Wenn man hier im Forum so liest, kann man ahnen, warum sie das nicht geschafft hat - Vorwürfe helfen da also wohl nicht weiter. Aber Selbstvorwürfe auch nicht.
Sei für Deine Schwester da, aber gib Dir nicht die Schuld!!
Sonst könnt ihr beide nicht damit leben.

LG

Sori
 
S

sagittarius

Gast
Hallo!

Erstmal ganz herzlichen Dank an alle für eure lieben Zeilen. Das so gut.

@Giesy: Das hat uns alle sehr zusammengeschweißt. Da merkt man eigntlich erst, wie wichtig Familie ist. Deswegen macht es mich so traurig, wenn ich lesen muß, wie Familienmitglieder gegeneinander kämpfen.

@Omana: Da sist der Tipp für alle Eltern von Problemkinder : Egal was sie tun, egal was passiert, immer an den Kinder dranbleiben. Ihnen immer das Gefühl vermitteln, daß sie trotzallem geliebt werden. immer wieder das Gespräch anbieten. Das ist nicht einfach und an manchen Tagen habe ich sie echt verteufelt. Aber sie ist doch mein Kind.

@Omana und Sori: Der Kopf weiß das, der Bauch sagt was anderes. Ich kann keine Schuld haben, aber ich bin die große Schwester. Ich versuche einfach jetzt, so gut wie möglich für sie da zu sein. Meine Mama hat ein furchtbares Leben unter diesem Mann gehabt. Sie hatte viel zu sehr Angst, um sich gegen ihn zu stellen. Dazuhin kommt, daß er Polizist war. Er hätte sie überall gefunden. Erst vor 16 Jahren Hat sie mit Hilfe von uns allen Kinder, ich habe noch zwei Brüder, und meinem Mann die Trennung geschafft. Er ist damals völlig ausgetickt und wir haben die Polizei gerufen. Die sind gekommen und haben ihn mitgenommen. Er war dann für 4 Wochen in der Psychiatrie. Von dem Mißbrauch wußten wir damals noch nicht. Leider. Aber viel wichtiger war, daß Mama endlich den Absprung geschafft hatte. Gesundheitlich war sie damals schon ruiniert. Es kam dann noch eine harte Zeit, bis die Scheidung durch war mit Telefonterror, Gewaltandrohung usw. Aber er ist nicht mehr an sie ran gekommen.
 
S

Sternenhimmel

Gast
Hallo Sagi. Möchte Dir einfach nur sagen das Du eine ganz tolle Person bist und das obwohl Du so viel negatives durch hast.Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Erdenklich gute dieser Welt und gemeinsam werdet Ihr das schaffen da bin ich mir sicher,den Du bist sehr ,sehr stark geworden gerade wen es um Deine Familie und die Verarbeitung des erlebten berifft wächst Du über Dich hinaus:Hut ab vor einen Menschen den ich zwar nie gesehen habe,aber sehr Liebnswert finde.Lg
 
Zuletzt bearbeitet:
S

*sternchen*

Gast
Hallo Sagittarius,

deine Geschichte hat mich sehr berührt, aber es hat mir in diesem Text gezeigt das du trotzdem nicht aufgibst.
Du hast recht lass dich auf keinen fall unterkriegen. So ein Mensch hat es nicht verdient zu gewinnen.
Deine Tochter lässt sich jetzt helfen und dadurch wird sie stärker. Sie wird dir auch Kraft geben damit du nicht aufgibst.
Ich selber bin auch in therapie und ich gebe auch meiner mutter kraft in dem ich ihr sage das es irgendwann besser wird. Klar dauert es seine zeit aber diese Zeit wird man auch über stehen du musst nur ganz fest daran glauben....

Ich wünsche dir alles gute für deine weitere zukunft, ich glaube ganz fest daran das du es schaffst......;)

lg *sternchen*
 
M

Momo 13

Gast
Liebe sagittarius !


Ich habe deine Geschichte gelesen und es hat mich unendlich traurig gemacht,wie du unter deiner Situation leidest.
Es ist schön, daß es mit deiner Großen aufwärts geht auch wenn die Therapie nochmals ein harter Abschnitt werden wird. Gemeinsam werdet ihr das schaffen.

Bitte fühl dich nicht schuldig! Du warst selber noch ein Kind und hast Schutz gebraucht.Du konntest gar nichts ausrichten.Die Schuld liegt nur bei Einem!
Und bei sonst niemand Anderen!

Ich drück dich ganz ganz fest

Momo 13
 

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