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Meine Kindheit - Mißhandlung, Isolation, Vernachlässigung

Maliza

Mitglied
Der Text ist ziemlich lang geworden. Es ist mir wichtig zu zeigen, dass "Misshandlung" viele Gesichter hat.

Meine Kindheit, lässt sich grob aufgeteilt, in drei Bereiche gliedern:
1. Im Alter von 0-10 habe ich um Zuwendung und Aufmerksamkeit gekämpft.
2. Im Alter von 11-14 war ich massiven körperlichen und seelischen Misshandlungen ausgesetzt und habe um meine körperliche und seelische Unversehrtheit gekämpft, mich vermeintlich angepasst und wäre fast an der Erkenntnis, meine Mutter verlassen zu müssen, um zu überleben, zerbrochen.
3. Im Alter von 15-21 habe ich um eine Existenz gekämpft, darum einen Platz im Leben haben zu dürfen und mir selbst treu bleiben zu dürfen.

Ich war kein geplantes Kind, sondern eine "Überraschung". Meine Mutter war 21 Jahre alt, als ich geboren wurde. Nachdem sich meine Großeltern dazu bereit erklärten, sich um mich zu kümmern, entschied sie sich gegen eine Abtreibung. Damals waren meine Eltern noch miteinander verheiratet und lebten zusammen. Sie trennten sich als ich ein Jahr alt war und ließen sich zwei Jahre später scheiden. Meine Mutter "besuchte" mich bei meinen Großeltern fast jeden Tag.
Ich habe schon damals gepürt, dass es meiner Mutter nicht um mich bei diesen Besuchen ging. Sie unterhielt sich mit meiner Oma und machte sich häufig, wenn ich sie ansprach, über mich lustig. Sie verbot mir,sie in den Arm zu nehmen, weil ich angeblich ihr Make-up verschmieren würde. Sie war damals sehr hübsch und wirkte auf mich "zu perfekt" zum Anfassen. Manchmal, wenn sie gute Laune hatte, tanzte sie mit mir im Wohnzimmer zu der Disco-Musik ihrer Platten. Sie fasste mich bei dieser Gelegenheit häufig an den Armen und Beinen, um "Hebeübungen" auszuprobieren. Häufig hatten diese Übungen zur Folge, dass ich mir weh tat, weil sie mich so unachtsam und heftig durch die Luft warf, dass ich mir den Kopf an Wänden und Möbelstücken stiess. Sie mir mal erzählt, dass sie kurz nach meiner Geburt geglaubt hat, man hätte ihr das falsche Baby gegeben, weil ich blond bin und blaue Augen habe.
Wenn ich als kleines Mädchen darüber geweint habe, dass sie mich nicht berühren konnte, hat sie mir gesagt, ich würde später einen Mann kennenlernen, der mich in den Arm nimmt und mit mir kuschelt. Damals war ich noch zu klein, um in den Kindergarten zu gehen. Die Aussicht auf spätere Umarmungen durch irgendeinen Mann konnten mich nicht trösten.

Meine Eltern trennten sich.

Zur Zeit der Scheidung meiner Eltern war ich drei Jahre alt. Damals hat mein Vater das Besuchsrecht für mich zugesprochen bekommen.
Während der Besuchstermine hat mein Vater sich dann nicht für mich interessiert, sondern ausschließlich mit meiner Mutter unterhalten.
Irgendwann sind wir in eine ländliche Gegend gefahren und zu dritt über ein abgemähtes Maisfeld gelaufen. Meine Mutter hatte aufgehört mit meinem Vater zu reden. Mein Vater hat dann, möglicherweise aus Langeweile, angefangen, mir von hinten "Beinchen zu stellen". Er hat früher Fußball gespielt und hatte eine sehr routinierte Art, mir von hinten mit den Fuß die Beine wegzuziehen, bis ich hinfiel. Zuerst habe ich noch so getan, als ob es mir Spass macht. Als ich stürzte, habe ich mir die Beine ziemlich übel an den scharfen Maisstoppeln aufgeschrammt. Danach hatte ich Angst und habe angefangen, zu weinen, Trotzdem hörte er nicht damit auf. Einige Male tat er so, als ob er das Interesse an mir verloren hätte und wartete darauf, dass ich wieder nach vorn schaute, anstatt mich ängstlich nach ihm umzusehen, bis er mir wieder die Füße wegzog. Meine Mutter beobachtete das Ganze aus der Entfernung und lachte. - Das war meine erste Erfahrung darin, das Opfer eines (zweier) Sadisten zu sein.

Nachdem sich das "Beinchen-Stellen" bei den nächsten Besuchsterminen wiederholte, wurden meine Großeltern wütend und haben von meiner Mutter verlangt, dass sie dafür Sorge trägt, dass (notfalls auf dem Klageweg) die Besuchstermine eingestellt werden. Meine Mutter klagte und gewann. Danach habe ich meinen Vater fünf Jahre lang nicht gesehen.

Gelegentlich bemühte sich meine Mutter darum, sich um mich zu "kümmern". Schon damals konnte ich deutlich spüren, dass ihre Bemühungen (Kuchen-backen, wiederwillige Umarmungen, das Vorlesen aus einem Märchenbuch) purer Aktionismus waren und sie eine Rolle spielte.
Als ich sechs Jahre alt war lernte meine Mutter ihren zweiten Ehemann kennen. Mein Bruder wurde geboren, als ich sieben Jahre alt war. Während sie schwanger war, strickte sie einen Bären aus Wolle für mich. Als der Bär fertiggestellt war, wurde mir mein "Geschenk" mit den Worten, dass sie von nun an nicht mehr "so viel" Zeit für mich haben würde, weil mein Brüderchen ihre gesammte Liebe und Aufmerksamkeit brauche. überreicht. Dieser Bär sollte der Ersatz für ihre "Zuwendung" sein. Ich habe den Bären erst im vergangenen Jahr wegschmeissen können.

In den zwei Jahren ihrer zweiten Ehe habe ich wenig von meiner Mutter gesehen.

Nach der Trennung von ihrem zweiten Mann holte mich meine Mutter an den Wochenenden zu sich. Obwohl ich sie damals sehr liebte, sah ich häufig dem Besuch bei ihr mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Regeln unseres Zusammenlebens änderten sich ständig. Es war sehr schwer für mich, herauszufínden innerhalb welcher Grenzen ich mich bewegen durfte. Ein falsches Wort oder auch nur ein Blick konnten der Auslöser für einen Jähzornsanfall von ihr sein. Damals begrenzten sich ihre Strafen noch darauf, mich in einem fensterlosen Raum einzusperren und/oder an meinen Haaren zu ziehen.

Als ich neun Jahre alt war lernte meine Mutter ihren Ehemann Nr. 3 kennen. Da diese Ehe am Anfang wohl besser als die beiden vorangegangenen funktionierte, plante meine Mutter eine Zeit lang, mich nach meinem Wechsel auf eine weiterführende Schule ganz zu sich zu nehmen. Ich war in dieser Zeit an fast allen Wochenenden und in den Ferien bei ihr. Zu dieser Zeit begannen die körperlichen Misshandlungen. Zuerst katte sie nur eine lockere Hand und verteilte häufig Ohrfeigen. Die Schläge waren oft ungerechtfertigt, bzw. stand mein "Vergehen" in keinem Verhältnis zu der "Bestrafung". Sie begann mir gegenüber zu betonen, dass mein Bruder ihr "Wunschkind" sei und ihr "Liebstes auf der Welt". Gleichzeitig ergingen häufig ohne jeden Anlass die wiederlichsten Schimpftiraden über mich.
Als ich dann umgeschult wurde, begann auch die dritte Ehe bereits zu krieseln. Es kam zu dieser Zeit noch nicht dazu, dass ich bei ihr einzog.

Als ich zwölf Jahre alt war, starb mein Opa. Da meine Oma mich als unnötige Belastung ansah, wurde entschieden, dass ich bei meiner Mutter einziehe.
Obwohl meinen Mutter mich zuvor schon geschlagen hatte, traf es mich überraschend, als sie mich das erste mal zusammenschlug. Ich hatte damals keine Kenntnis von Persönlichkeitsstörungen. Der verwahrloste Zustand ihrer Wohnung war für mich "normal".
Meine "Mutter" war und ist phasenweise durch ihre psychische Erkrankung antriebsschwach. In diesen Phasen, die manchmal Monate andauerten, hat sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlt, die Post nicht geöffnet, ließ die Wohnung verdrecken und "vergaß", den Müll rauszubringen. Essensreste, wie geöffnete Johurtbecher und angebissene Butterbrote wurden einfach in die Schubladen vom Wohnzimmerschrank geworfen.Manchmal hatte ich, wenn ich von der Schule nach Hause kam, ein bis zwei Stunden Zeit, um aufzuräumen und sauber zu machen. Sie war in dieser Zeit einkaufen oder machte, wenn sie kein Geld hatte, einen Spaziergang. Ich verrichtete dann einen Teil der Hausarbeit wie in Zeitlupe, da ich mich die ganze Zeit über wie gelähmt fühlte. Jeder einzelne Griff fiel mir so schwer, als ob tonnenschwere Gewichte an meinen Armen hängen würden. Wenn sie nach Hause kam, um meine Arbeit zu inspizieren, fühlte ich mich, in Erwartung der unmittelbar bevorstehenden Misshandlungen, wie erstarrt. Sie beschimpfte mich den ganzen Tag über als faul und phlegmatisch.
In der Zeit, die ich bei ihr verbracht habe, wurde uns der Strom und das Telefon gesperrt, da sie die Rechnungen nicht mehr bezahlte. In einem Monat mussten wir uns drei Wochen lang nur von Toastbrot, Kartoffelbrei aus der Tüte und Mineralwasser ernähren. Bei jedem Klingeln der Türglocke, wies sie meinen Bruder und mich an, leise zu sein. Wir stellten uns "tot", um dem vermeintlichen Gerichtsvollzieher vorzugaukeln, es wäre niemand daheim. In der Schule habe ich mich zu sehr geschämt, zuzugeben, dass sie mir keine Schulbücher kaufen wollte. Ich habe immer behauptet, dass ich meine Bücher zuhause vergessen hätte.
In dieser Zeit kam es zu täglichen, körperlichen Misshandlungen (schlagen, treten, beissen, würgen, Haare ausreissen, mir ins Gesicht spucken). Vor den Misshandlungen hat sie mich häufig gezwungen, mich nackt auszuziehen oder mir die Kleidung heruntergerissen, um die Erniedrigung zu vergrössern.
Während sie bei den Misshandlungen völlig unkontrolliert wirkte, mich blindlings schlug, wirkten die Vorbereitungen meiner Bestrafung (die Befragung nach meinen "Vergehen" durch sie, das Schliessen der Jalousie, um den Raum zu verdunkeln) immer methodisch. Da sie große Angst davor hatte, dass andere Leute auf die Zustände in ihrem Haushalt aufmerksam werden, hat sie mir mehrmals ein Messer gezeigt, mit dem sie mich erstechen wollte, falls ich mit fremden Leuten über die Misshandlungen spreche. Sie hat mir beschrieben, wie sie mich in einen Müllsack einpacken und in dem Kofferraum ihres Wagens in ein abgelegenes Waldstück transportieren wird, um mich dort zu begraben. Nachdem sie mir dies in Aussicht stellte, beschloss ich, von ihr fortzulaufen.

Nach meiner Flucht wurde meine Oma vom Jugendamt gebeten, die Pflegschaft für mich zu übernehmen. Nachdem sie erfuhr, dass sie neben dem Unterhalt und Kindergeld noch Anspruch auf Erziehungsgeld hatte, willigte sie ein. Es wurde mir ständig vor Augen gehalten, dass ich bei ihr nur geduldet werden und ein Heimaufenthalt in Aussicht gestellt, wenn ich zu hohe Kosten verursachen oder nicht nach ihren Vorstellungen funktionieren sollte.

Ich zog mit 19 Jahren aus und verlor eine Zeit lang die Orientierung. In den nächsten vier Jahren war ich depressiv, lebte, unfähig eine richtige Bindung einzugehen, allein, hielt mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und hatte Umgang mit Menschen, die mich immer tiefer herunterrissen. Mit 25, als ich vor dem nichts stand und mit extremen Existenzängsten zu kämpfen hatte, brach ich alle Brücken hinter mir ab. Ich konnte mit ein wenig Glück und einer Menge harter Arbeit beruflich wieder Fuß fassen. Es gelang mir, mich weiterzuqualifizieren, neue Kontakte zu knüpfen, Freunde zu gewinnen, die bis heute geblieben sind.

Bis heute ertappe ich mich immer wieder dabei, die Nähe zu einem liebgewonnenen Menschen manchmal nicht aushalten zu können. Manchmal glaube ich, nur dann glücklich zu sein, wenn ich etwas (jemanden) habe, um das/den ich kämpfen kann. Die härtesten Kämpfe fechte ich mit mir selbst aus.

LG

Maliza
 
E

engelchen77

Gast
Hallo Maliza !! Ich bin echt erschüttert über das was ich gelesen habe..Hatte tränen in den Augen..einige Sachen kenne ich nur zu gut...Ich hasse solche Menschen die ihre Kinder soetwas antun oder in deinen/meinen Fall...Die müßen gestört sein...Das ist doch nicht normal...Und wie gehst du jetzt mit der ganzen Kindheit um?... Ich drück dich mal unbekannterweise..lg.engelchen77
 

Sissy73

Sehr aktives Mitglied
Hallo Maliza,
es tut mir unendlich leid-was Dir in deiner Kindheit widerfahren ist.

Ich kann nicht verstehen, warum Du soviel durchleben musstest-warum, deine Mutter dich so schrecklich behandelt hat-warum du nicht nicht angenommen wurdest.

Ja-es hat mich immoment sprachlos....es ist so-dass ich dir gerne sehr viel sagen möchte...-aber....für mich wirft sich immer wieder die Frage auf-nach dem Warum....was Menschen-Menschen antunn können, das ist für mich in keinster Weise erklärbar, zumal jeder Mensch was ganz Besonderes sein sollte und auch was ganz Besonderes ist..so auch Du.

Deine Eltern-Großeltern was auch immer-haben sich sehr an Dir vergangen....ja sie haben sich schuldig gemacht.

Ich möchte jetzt aufhören-weiter zu schreiben, weil mein momentaner Rat-oder meine Anregung alles andere als verwertbar für dich wäre-den mich umgibt "Wut"-wenn ich sowas lese...denn niemand hat es verdient-so würdelos behandelt zu werden...denn-jeder Mensch sollte wie ein Geschenk behandelt werden-denn jedes neu entstandene Leben-so auch Du-ist ein Geschenk.

Du solltest auf jeden Fall nicht alleine gelassen werden-soviel ist klar....

...schön-wenn wenigstens jetzt-liebe Freunde gefunden hast-die dich auffangen!

Alles Gute

Sissy
 

Maliza

Mitglied
Hallo Engelchen77,

die optimale Lösung für den Umgang mit meiner Vergangenheit wird es wohl nicht geben.
Zu der Familie mütterlicherseits habe ich den Kontakt komplett abgebrochen. Selbst mit den Verwandten, die mir nicht direkt etwas getan haben, möchte ich keinen Kontakt. Es fällt mir schwer ruhig zu bleiben, wenn ich mal zufällig auf der Straße meine Tante oder meine Onkel treffe, die damals diskret zur Seite geschaut haben, als ich misshandelt wurde und mich heute, mit verheuchelter Scheinheiligkeit, bedauern wollen, dass ich sooo eine schlimme Mutter habe.

Meiner Mutter habe ich, nachdem sie mir im vergangenen Jahr mittels Geburtstagskarte ankündigte, mich besuchen zu wollen, schriftlich Hausverbot erteilt.

Meinem Vater hatte ich vor über 10 Jahren mal angeboten, ein sachliches, klärendes Gespräch unter Erwachsenen zu führen. Die feige Ratte hat sofort abgelehnt und vorgeschlagen, wir könnten uns ja erstmal zu Weihnachten und Ostern Karten schreiben.

Meistens bin ich ausgeglichen. Wenn gelegentlich eine Erinnerung aus der Zeit der Misshandlungen hochkocht, reagiere ich entweder mit Wut oder mit Betroffenheit.
Die Aggressionen kann ich ganz gut mit Sport, kreativer Körperarbeit oder (die radikalen Feministinnen unter uns mögen es mir nachsehen) putzen zu lauter Steelcore-Techno-Mucke in den Griff bekommen.
Wenn ich traurig werde oder wieder dazu ansetze, nach dem "wieso" und "warum" zu forschen, hilft nur eine Maßnahme: Reden, reden, reden...
Ich habe zwei richtig gute Freundinnen. Meine älteste Freundin "bemuttert" mich manchmal ein wenig, wenn ich es brauche und heult mit, wenn ich heule. Meine anderen Freundin ist Sozialpädagogin. Ihre Sachlichkeit hilft mir manchmal das Leben einfach so zu nehmen wie es ist.

Viele liebe Grüße

Maliza
 

frame

Aktives Mitglied
maliza, mir geht dein thread nicht aus dem kopf.
etwas muß dich bewogen haben, deine geschichte aufzuschreiben.

der erste eindruck, trotz allem was du erlebt hast, kommst du gut damit zurecht, du weißt was du tun mußt.
siehe:
Wenn ich traurig werde oder wieder dazu ansetze, nach dem "wieso" und "warum" zu forschen, hilft nur eine Maßnahme: Reden, reden, reden...
Ich habe zwei richtig gute Freundinnen. Meine älteste Freundin "bemuttert" mich manchmal ein wenig, wenn ich es brauche und heult mit, wenn ich heule. Meine anderen Freundin ist Sozialpädagogin. Ihre Sachlichkeit hilft mir manchmal das Leben einfach so zu nehmen wie es ist.
du bist seit januar hier angemeldet, schreibst erst jetzt, es muß dich gequält haben, einen anfang zu finden.
wie könnte man dir helfen?

hast du mal über eine therapie nachgedacht?

ich könnte mir vorstellen, dass dich gefühle beschäftigen, in der art: wäre ich richtig gewesen, hätte sich meine mutter nicht so verhalten.

menschen wie dich, die bewundere ich. zuerst ist mir aufgefallen, wie du dich ausdrückst (sowie deine gute rechtschreibung).
dann, dass du es geschafft hast, beruflich fuß zu fassen, soziale kontakte zu pflegen, usw.
denn was erwartet man von einem kind mit diesen schrecklichen erlebnissen?
das es abrutscht. bist du aber nicht!!!!!!!

du mußt eine enorme stärke in dir haben.
du scheinst ein toller mensch zu sein:)

lg lydia
 

Maliza

Mitglied
Hallo Lydia,

die Komlimente machen mich grade ein wenig verlegen. Vielen Dank für Deine lieben Worte.

Als ich im Januar das Forum gefunden habe, war ich grade auf der Suche nach Informationen über die Anwendung von Hypnose in der Zahnmedizin und habe mich zeitgleich über Schizophrenie informiert.
Im vergangenen Jahr ist bei einer Freundin von mir Schizophrenie diagnostiziert worden. Sie war längerer Zeit stationär in Behandlung. Ich bin zwar ziemlich belastbar - war aber durch das, was ich kurz vor ihrer Einweisung und in der Zeit danach erlebt habe, ziemlich geschockt. Um dieses Erlebnis besser verarbeiten zu können, habe ich in dieser Zeit begonnen, mich mit psychischen Störungen zu beschäftigen. Natürlich habe ich auch sehr schnell begonnen, Parallelen zwischen den Krankheitsbildern unterschiedlicher psychischer Störungen und den Verhaltensmustern meiner Erzeuger und den anderen Familienmitglieder zu sehen. Obwohl ich Psychoanalyse für ein faszinierendes Thema halte, bin ich inzwischen der Meinung, die Diagnostik doch lieber den Fachleuten überlassen zu wollen.;) Man verfällt sonst möglichweise in einen regelrechten Definierungswahn und sieht bei Menschen, die gelegentlich im ganz normalen Alltag vielleicht ein wenig nerven, narzisstische Anteile, Affektverflachung, fehlende Impulskontrolle.....

Als ich mich hier registrierte, hatte ich nur das Anliegen, mich zu informieren.
Der Thread von Engelchen77 hat mich dazu bewogen, nicht nur zu lesen, sondern auch zu schreiben. Dem Verfassen meiner Geschichte ging kein innerer Kampf voraus. Ich habe meine Vergangenheit bereits vor einiger Zeit, im Rahmen eines intensiven Mailswechsels mit einer Freundin, schriftlich aufgearbeitet. Meine Geschichte, so wie sie hier steht, ist diesen Mails, in gekürzter Form und um einige sehr persönliche Ausführungen reduziert, entnommen worden.
Es ist mir wichtig, zu zeigen, dass es keinen Grund dafür gibt, sich dafür zu schämen, das Opfer von gewalt geworden zu sein. Ich stelle mich damit symbolisch neben Engelchen77 und jeden anderen Betroffenen, der Ähnliches erlebt hat und darüber reden und/oder schreiben möchte.

Über eine Therapie habe ich in einigen Situationen in meinen Leben nachgedacht, jedoch wenig Nutzen darin für mich gesehen. Durch meine sozialen Kontakte habe ich Halt und Unterstützung. Wenn ich von Agressionen und Trauer geschrieben habe, meine ich damit nicht, extreme Stimmungsschwankungen, sondern ganz normale Emotionsausdrücke, die den jeweiligen Situationen und/ oder Erinnerungen entsprechen.

Meine Mutter hätte niemals ein Kind bekommen dürfen. Es gab nichts an mir, was ihr mieses, dreckiges Verhalten rechtfertigt. Ich finde mich okay und stecke die meiste Zeit über gerne in meiner Haut. Es ist nicht mein Ziel, mich für andere Menschen zu ändern, um "richtiger" zu werden. Zwar gibt es Menschen, die mich nachhaltig verändert haben, - dies jedoch ohne Druck oder emotionale Erpressung. Es ist mehr wie Inspiration, die von einigen Menschen ausgeht.

Es ist gar nicht so selten, dass Misshandlungsopfer später im Erwachsenenalter in relativ geordneten Verhätnissen leben, beruflich erfolgreich sind und eigene Familie gründen. Ich habe schon einige kennengelernt, bei denen niemand vermuten würde, wie sehr sie als Kind fertig gemacht wurden. Du merkst es manchmal schon bevor Du ihre Geschichten kennst. Manche ertragen keine spontanen Berührungen und verkrampfen sich, wenn Du sie in den Arm nimmst, andere legen einen übertriebenen Perfektionierungswahn an den Tag und sind auffallend gefallsüchtig.

Leider kann ich für die Betroffenen, die es nicht schaffen, zu verarbeiten, kein Patentrezept zur Vergangenheitsbewältigung bieten. Ich kann nur dazu raten, sich weder einzuschüchtern, noch kaufen zu lassen. Vielleicht ist es in manchen Fällen auch erforderlich, das Rollenverständnis und Wertebild für die eigene Familie neu zu sortieren und sich endlich aus der emotionalen Abhängigkeit zu befreien.
Früher habe ich mich selbst häufig mit dem Gedanken "Denen werde ich es schon noch zeigen!" motiviert, später aber begriffen, dass ich den Menschen aus meiner Familien damit immer noch zu viel Macht über mein Leben gebe. Es sollte reichen, dass ich selbst ganz zufrieden mit meinen Leistungen sein kann.

LG

Maliza
 
D

damenoir

Gast
scheiß Kindheit. Immer und immer und immer wieder dieser besch..Thema, Kindheit. Ich kenne das sehr gut. Mir vergeht kein Tag, wo ich nicht um meine besch,.. und verlorene Kindheit trauere. Die Lösung gibt es nimmer. Man muss damit leben, und nach vorne schauen .. ja sicher, solche Ratschläge kotzen mich auch selbst an :/ aber es tut gut rauszulassen, jemanden zum Reden zu haben.. Oder einfach in so einem Forum so schreiben. Oder heulen. Ich weiß es nicht. jeder verarbeitet sein Problem anders.
Ich zum beispiel lese viel Bücher oder gucke Dokufilme, wo es den anderen noch viel beschissener geht bzw. ging, als mir. Das erleichtert mich innerlich sehr...
Und in meiner Therapiestunde rede ich nicht nur meinen Wut, sondern analysiere und forsche auch zusammen mit meiner Therapeutin, das kranke Verhalten meiner Mutter, als wäre ich die dritte Person oder gar ihr Psychiater. Danach habe ich dermaßen Mitleid mit ihr, so wie für ein armseliger Wurm oder so. Und dann werde ich nicht mehr so wütend auf sie, wenn sie mich weiter attackiert.
Allerdings ich kenne manche Leute, die ihren Wut und ihre Aggressionen gegen ihre Mitmenschen richten und diese beschissene welt noch komplizierter machen. das werde ich nicht tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
B

Bel

Gast
Liebe Maliza!

Es ist unsagbar schlimm, wenn einem in der Kindheit so etwas passiert und man leidet ein Leben lang darunter, ich weiss dass nur zu gut. Ich finde es toll mit welchem Mut, Du so offen über Deine Kindheit sprichst. Es gibt leider keine Entschuldigung für ein solches Verhalten und noch viel schlimmer finde ich es, wenn es von der Familie totgeschwiegen wird und alle so tun, als wäre nichts passiert :mad:, das macht mich unendlich wütend.
Wenn man einen Hund halten möchte, braucht man einen Hundeführerschein, nur Kinder darf jeder haben....
Ich hatte das Glück, gute Therapeuten zu haben und einen Freundeskreis der mich aufgefangen und zu mir gehalten hat, nur so konnte ich meine Kindheit aufarbeiten und bin heute der Mensch der ich bin. Ich weiss heute, dass mich keine Schuld traf, das war lange Zeit anders :eek:.
Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Stärke und für die Zukunft das Glück, das Du dir wünschst :)
Drücke Dich ganz lieb
Bel
 

frame

Aktives Mitglied
hallo maliza,

die Komlimente machen mich grade ein wenig verlegen. Vielen Dank für Deine lieben Worte.
ich wollte dich nicht in verlegenheit bringen:)
Es ist mir wichtig, zu zeigen, dass es keinen Grund dafür gibt, sich dafür zu schämen, das Opfer von gewalt geworden zu sein. Ich stelle mich damit symbolisch neben Engelchen77 und jeden anderen Betroffenen, der Ähnliches erlebt hat und darüber reden und/oder schreiben möchte.
nein, es gibt keinen grund sich dafür zu schämen. jedem, aber auch jedem kann es passieren.
viele kommen damit überhaupt nicht zurecht und das ausmaß von vernachlässigten und mit gewalt konfrontierten kindern, war mir bevor ich dieses forum entdeckte, nicht bewußt.
Über eine Therapie habe ich in einigen Situationen in meinen Leben nachgedacht, jedoch wenig Nutzen darin für mich gesehen. Durch meine sozialen Kontakte habe ich Halt und Unterstützung. Wenn ich von Agressionen und Trauer geschrieben habe, meine ich damit nicht, extreme Stimmungsschwankungen, sondern ganz normale Emotionsausdrücke, die den jeweiligen Situationen und/ oder Erinnerungen entsprechen.
ich denke, dass soziale kontakte, die einen auffangen sehr wichtig sind. da hast du auch ein stück weit glück gehabt (und dieses glück wünsche ich jedem:))

Meine Mutter hätte niemals ein Kind bekommen dürfen. Es gab nichts an mir, was ihr mieses, dreckiges Verhalten rechtfertigt. Ich finde mich okay und stecke die meiste Zeit über gerne in meiner Haut. Es ist nicht mein Ziel, mich für andere Menschen zu ändern, um "richtiger" zu werden. Zwar gibt es Menschen, die mich nachhaltig verändert haben, - dies jedoch ohne Druck oder emotionale Erpressung. Es ist mehr wie Inspiration, die von einigen Menschen ausgeht.
zum glück für manche menschen (kinder) treffen sie auf andere menschen, die sie prägen im positiven sinn. ich hatte auch dieses glück.

Es ist gar nicht so selten, dass Misshandlungsopfer später im Erwachsenenalter in relativ geordneten Verhätnissen leben, beruflich erfolgreich sind und eigene Familie gründen. Ich habe schon einige kennengelernt, bei denen niemand vermuten würde, wie sehr sie als Kind fertig gemacht wurden. Du merkst es manchmal schon bevor Du ihre Geschichten kennst. Manche ertragen keine spontanen Berührungen und verkrampfen sich, wenn Du sie in den Arm nimmst, andere legen einen übertriebenen Perfektionierungswahn an den Tag und sind auffallend gefallsüchtig.
ja, dass kann ich mir vorstellen, auch das kenne ich.

Leider kann ich für die Betroffenen, die es nicht schaffen, zu verarbeiten, kein Patentrezept zur Vergangenheitsbewältigung bieten. Ich kann nur dazu raten, sich weder einzuschüchtern, noch kaufen zu lassen. Vielleicht ist es in manchen Fällen auch erforderlich, das Rollenverständnis und Wertebild für die eigene Familie neu zu sortieren und sich endlich aus der emotionalen Abhängigkeit zu befreien.
sich aus der emotionalen abhängigkeit zu befreien, erscheint mir mit eines der größten schwierigkeiten.

Früher habe ich mich selbst häufig mit dem Gedanken "Denen werde ich es schon noch zeigen!" motiviert, später aber begriffen, dass ich den Menschen aus meiner Familien damit immer noch zu viel Macht über mein Leben gebe. Es sollte reichen, dass ich selbst ganz zufrieden mit meinen Leistungen sein kann
dieses, "ich gebe jemandem zuviel macht über mein leben" scheint mir ein ganz wichtiger punkt zu sein.
darin liegt sicher der schlüssel.

maliza, bel, damenoir,
alles gute für euch, ich drück euch mal (wenn ich darf):)
lg lydia
 
T

Ti

Gast
Hallo Maliza,

auch ich erkenne mich in Elementen deiner Geschichte wieder, wenngleich auf andere Weise erlebt, aber ein Kinderherz (mitunter auch ein Erwachsenenherz ;)) ist zerbrechlich! Wie verlaufen bei dir Beziehungen? Meine PartnerSozialisation scheint zwar Konstant, ich reflektiere mich jedoch sehr häufig in einer Beziehung und fühle bzw. denke ähnlich wie du in deinem Eingangs gestellten Statement. Soll heißen: Die Zuneigung die ich als Kind durch körperliche- und verbale Misshandlungen erfahren habe,zeigt sich bei mir verstärkt in den letzten Jahren dadurch, dass offensichtlich meine PartnerInnen dominanter sind wie ich und ich Liebe vielleicht auch nur durch "Misshandlungen" erleben kann. Also jetzt nicht falsch verstehen - weder ist mein Sexualleben von diesem geprägt noch mein bewusstes Handeln, ..... naja die Formen der Gewalt sind unendlich. Okay genug geschrieben - würd mich freuen wenn du antwortest. LG
 

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