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Gast
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Hallo liebe Forengemeinde.
Eigentlich ist mein Problem - wohl besser: Probleme - viel weitgreifender, aber am meisten fühle ich mich momentan in meiner "Karriere" eingeschränkt: Schon seit meiner Jugend habe ich u.a. mit Minderwertigkeitsgefühlen und Depressionen zu kämpfen. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft mein Studium durchzuziehen (auch wenn ich einige Semester länger gebraucht habe). Ich habe bald gemerkt, dass meine Studienrichtung zwar fachlich interessant ist, aber in der Praxis vornehmlich ein nur recht eingeschränktes Tätigkeitsfeld vorgesehen ist. Und das finde ich inzwischen ganz, ganz schrecklich! Ich will einfach nicht auf diese Art mit Menschen arbeiten müssen! Es macht mir keinen Spaß und saugt meine Energie. Außerdem hätte ich dann auch gleich eine Ausbildung machen können, das qualifiziert für dieses Gebiet nämlich sogar fast noch besser. Aber egal.
Ich hatte das Glück im Anschluss an mein Studium eine Stelle an einer Universität zu bekommen. Grundsätzlich machte es mir Spaß, aber die Arbeits-Umstände waren unheimlich zermürbend - das haben auch meine Kollegen so empfunden - doch ich habe irgendwie durchgehalten. Nach einer herben Enttäuschung, die mit meinem Prof und Kollegen zu tun hatten, wurde mein Vertrag nicht verlängert. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft auch noch eine Promotion zu Ende zu bringen. Eigentlich ein guter Grund stolz zu sein. Aber das bin ich nicht. So gar nicht. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich so klein, wie schon lange nicht mehr. Ich traue mir nichts zu, fühle mich dumm, ungebildet und unqualifiziert. Ich habe in der Zwischenzeit auch andere Beschäftigungen gehabt (irgendwie muss man ja leben). V.a. im gehassten Tätigkeitsfeld, aber immerhin mit etwas mehr Verantwortung. Das hat es erträglicher gemacht. Allerdings wurden beide Betriebe nach relativ kurzer Zeit geschlossen, der eine wegen Insolvenz. Meine bisherigen Berufserfahrungen sind also leider eher mau ( - so wie übrigens auch meine bisherigen Beziehungen, aber das ist ein anderes trauriges Thema).
Die Insolvenz habe ich wiederum zum Anlass genommen, mich mal ernsthaft mit einem Richtungswechsel auseinander zu setzen. Und nun hänge ich noch ein Zweitstudium dran. Ich bin Ü30, auf dem Papier hoch qualifiziert und studiere wieder?! Das ist doch bescheuert! Wenn ich wenigstens sagen könnte, dass dieses 2. Studium schon immer mein Traum war... Kann ich aber eigentlich nicht. Klar, es ist schon interessant. Doch das, was ich wirklich will, ist einer regelmäßigen Beschäftigung nachzugehen, von der ich gut leben kann und die bitte möglichst wenig mit meiner Fachrichtung zu tun hat. Leider kann ich mein Ziel nicht präziser definieren.
Einige Bewerbungen habe ich ja versendet, aber in der Regel kassiere ich Absagen. Sogar wenn meine Fachrichtung passt. Das mindert mein Selbstwertgefühl noch mehr und meine Angst nicht wirklich qualifiziert zu sein steigt. Einmal wurde ich sogar eingeladen. Aber dieses Bewerbungsgespräch war einfach nur peinlich. Ich habe mich wirklich nicht gut präsentiert und habe im Nachhinein erkannt, dass ich mich sogar selbst sabotiere. Ich weiß nicht warum. Weil ich die Stelle nicht wirklich wollte? Weil ich Angst hatte, dieser Tätigkeit nicht gerecht werden zu können? Letzteres ist sehr stark ausgeprägt. Da ich mich so dumm fühle, befürchte ich, dass man mir mehr zutrauen könnte als ich wirklich kann. Deswegen habe ich eine sehr große Angst entwickelt, mich überhaupt zu bewerben. Mich in Bewerbungsgesprächen profilieren zu müssen, ist noch schlimmer. Und inzwischen habe ich eine regelrechte Abneigung gegen dieses "auf dicke Hose machen" und sich so "toll" darstellen zu müssen.
Und damit ich mir endgültig selber beweisen kann, dass ich tatsächlich dumm und ungebildet bin, sabotiere ich inzwischen auch Klausuren des Zweitstudiums, die ich mehr schlecht als recht bestehe. Ich setze mich unheimlich unter Druck, will alles perfekt oder "sehr gut" machen und denke immer, dass auch andere dies von mir erwarten, denn schließlich habe ich ja Studium und Titel... Das ist natürlich großer Quatsch, ich "weiß" es sehr wohl, aber ich "fühle" es einfach anders. Ständig vergleiche ich mich mit anderen und da schneide ich natürlich immer schlechter ab. Andere sind in meinem Alter verheiratet, verdienen gut, Kinder, Haus, Auto usw. Und ich? Häufig stelle ich mir vor, wie andere den Kopf über mich schütteln. Ich fühle mich wie ein großer Versager, der sich durchs Leben kämpfen muss, weil er sich immer selber im Weg steht. Vermutlich ist das Leben gar nicht schwer. Es liegt an mir. Ich sehe, dass ich es selber in der Hand habe, aber ich änder einfach nichts. Mir fehlt die Kraft und auch ein mögliches Ziel.
Erstmal vielen Dank, falls ihr es bis hierhin geschafft habt zu lesen ;-) Ein kleines bißchen geht es noch weiter:
Ich habe mir bereits vor vielen Jahren eine Therapeutin gesucht und seit der Zeit gehe ich regelmäßig zur Psychotherapie. Es hat mir geholfen, keine Frage. Aber ich glaube, ich bin inzwischen an einen Punkt gelangt, an dem ich einfach nicht weiter komme. Ich sehe meine Probleme, ich erkenne sie und kann sie auf kognitiver Ebene von allen Seiten beleuchten und in Verbindung bringen. Ich kann inzwischen ganz gut erklären, warum ich in manchen Punkten so bin und woher es kommt. Nur, was jetzt?? Es tut sich einfach nichts mehr! Ich habe keine "Aha-Momente" mehr, denn ich sehe die Zusammenhänge längst. Einen "Kämpfergeist" habe ich leider auch nicht mehr. Dafür ist vielleicht in den letzten Jahren zu viel vorgefallen, wo ich meine Kraft-Reserven allein fürs Durchhalten aufgebraucht habe. Ich bin jetzt einfach nur müde und erschöpft. Ich muss mir nichts mehr schön reden, kann ehrlich zu mir sein, meine Schwierigkeiten eingestehen - aber nichts passiert, nichts ändert sich bei mir. Inzwischen ziehe ich mich immer mehr von meinen Mitmenschen zurück. Zum einen, weil ich den "Kontrast" ihres vermeintlich schönen Lebens nur schlecht ertrage (ja, ich weiß. In Wirklichkeit haben auch meine Freunde und Bekannte ihre Probleme, also nichts mit schönen Leben) und zum anderen, weil ich einfach keine Lust mehr habe über mich zu reden und zu jammern und dann doch nichts zu ändern; oder aber nur irgendwelche leeren Phrasen zu hören. (Hier im Forum erlaube ich mir mal zu jammern, hoffe das ist in Ordnung) Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Will ich vielleicht gar nicht zufrieden leben? Ich lasse mir jetzt Medikamente verschreiben, dabei weiß ich, dass diese nur die Symptome lindern (hoffentlich wenigstens das) .
Was mich nun interessiert: Kennt ihr das auch? Kennt ihr diese Minderwertigkeitsgefühle, die euch eure Karriere kosten?
Ward ihr auch schonmal an einem Punkt, wo ihr dachtet, "nun kenne ich meine Probleme", aber es es tat sich dann einfach nichts mehr? Wie seid ihr aus der Misere rausgekommen? Hat vielleicht jemand eine inspirierende "Erfolgsstory" für mich? Ich sehe nämlich meinen Berufsweg den Bach runter gehen - so wie jegliche Möglichkeit überhaupt mal so etwas wie "Karriere" machen zu können. Das macht mich sehr traurig und bestätigt nur mein Versagen.
Danke fürs Lesen.
Desillusionierte Grüße
L. I.
Eigentlich ist mein Problem - wohl besser: Probleme - viel weitgreifender, aber am meisten fühle ich mich momentan in meiner "Karriere" eingeschränkt: Schon seit meiner Jugend habe ich u.a. mit Minderwertigkeitsgefühlen und Depressionen zu kämpfen. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft mein Studium durchzuziehen (auch wenn ich einige Semester länger gebraucht habe). Ich habe bald gemerkt, dass meine Studienrichtung zwar fachlich interessant ist, aber in der Praxis vornehmlich ein nur recht eingeschränktes Tätigkeitsfeld vorgesehen ist. Und das finde ich inzwischen ganz, ganz schrecklich! Ich will einfach nicht auf diese Art mit Menschen arbeiten müssen! Es macht mir keinen Spaß und saugt meine Energie. Außerdem hätte ich dann auch gleich eine Ausbildung machen können, das qualifiziert für dieses Gebiet nämlich sogar fast noch besser. Aber egal.
Ich hatte das Glück im Anschluss an mein Studium eine Stelle an einer Universität zu bekommen. Grundsätzlich machte es mir Spaß, aber die Arbeits-Umstände waren unheimlich zermürbend - das haben auch meine Kollegen so empfunden - doch ich habe irgendwie durchgehalten. Nach einer herben Enttäuschung, die mit meinem Prof und Kollegen zu tun hatten, wurde mein Vertrag nicht verlängert. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft auch noch eine Promotion zu Ende zu bringen. Eigentlich ein guter Grund stolz zu sein. Aber das bin ich nicht. So gar nicht. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich so klein, wie schon lange nicht mehr. Ich traue mir nichts zu, fühle mich dumm, ungebildet und unqualifiziert. Ich habe in der Zwischenzeit auch andere Beschäftigungen gehabt (irgendwie muss man ja leben). V.a. im gehassten Tätigkeitsfeld, aber immerhin mit etwas mehr Verantwortung. Das hat es erträglicher gemacht. Allerdings wurden beide Betriebe nach relativ kurzer Zeit geschlossen, der eine wegen Insolvenz. Meine bisherigen Berufserfahrungen sind also leider eher mau ( - so wie übrigens auch meine bisherigen Beziehungen, aber das ist ein anderes trauriges Thema).
Die Insolvenz habe ich wiederum zum Anlass genommen, mich mal ernsthaft mit einem Richtungswechsel auseinander zu setzen. Und nun hänge ich noch ein Zweitstudium dran. Ich bin Ü30, auf dem Papier hoch qualifiziert und studiere wieder?! Das ist doch bescheuert! Wenn ich wenigstens sagen könnte, dass dieses 2. Studium schon immer mein Traum war... Kann ich aber eigentlich nicht. Klar, es ist schon interessant. Doch das, was ich wirklich will, ist einer regelmäßigen Beschäftigung nachzugehen, von der ich gut leben kann und die bitte möglichst wenig mit meiner Fachrichtung zu tun hat. Leider kann ich mein Ziel nicht präziser definieren.
Einige Bewerbungen habe ich ja versendet, aber in der Regel kassiere ich Absagen. Sogar wenn meine Fachrichtung passt. Das mindert mein Selbstwertgefühl noch mehr und meine Angst nicht wirklich qualifiziert zu sein steigt. Einmal wurde ich sogar eingeladen. Aber dieses Bewerbungsgespräch war einfach nur peinlich. Ich habe mich wirklich nicht gut präsentiert und habe im Nachhinein erkannt, dass ich mich sogar selbst sabotiere. Ich weiß nicht warum. Weil ich die Stelle nicht wirklich wollte? Weil ich Angst hatte, dieser Tätigkeit nicht gerecht werden zu können? Letzteres ist sehr stark ausgeprägt. Da ich mich so dumm fühle, befürchte ich, dass man mir mehr zutrauen könnte als ich wirklich kann. Deswegen habe ich eine sehr große Angst entwickelt, mich überhaupt zu bewerben. Mich in Bewerbungsgesprächen profilieren zu müssen, ist noch schlimmer. Und inzwischen habe ich eine regelrechte Abneigung gegen dieses "auf dicke Hose machen" und sich so "toll" darstellen zu müssen.
Und damit ich mir endgültig selber beweisen kann, dass ich tatsächlich dumm und ungebildet bin, sabotiere ich inzwischen auch Klausuren des Zweitstudiums, die ich mehr schlecht als recht bestehe. Ich setze mich unheimlich unter Druck, will alles perfekt oder "sehr gut" machen und denke immer, dass auch andere dies von mir erwarten, denn schließlich habe ich ja Studium und Titel... Das ist natürlich großer Quatsch, ich "weiß" es sehr wohl, aber ich "fühle" es einfach anders. Ständig vergleiche ich mich mit anderen und da schneide ich natürlich immer schlechter ab. Andere sind in meinem Alter verheiratet, verdienen gut, Kinder, Haus, Auto usw. Und ich? Häufig stelle ich mir vor, wie andere den Kopf über mich schütteln. Ich fühle mich wie ein großer Versager, der sich durchs Leben kämpfen muss, weil er sich immer selber im Weg steht. Vermutlich ist das Leben gar nicht schwer. Es liegt an mir. Ich sehe, dass ich es selber in der Hand habe, aber ich änder einfach nichts. Mir fehlt die Kraft und auch ein mögliches Ziel.
Erstmal vielen Dank, falls ihr es bis hierhin geschafft habt zu lesen ;-) Ein kleines bißchen geht es noch weiter:
Ich habe mir bereits vor vielen Jahren eine Therapeutin gesucht und seit der Zeit gehe ich regelmäßig zur Psychotherapie. Es hat mir geholfen, keine Frage. Aber ich glaube, ich bin inzwischen an einen Punkt gelangt, an dem ich einfach nicht weiter komme. Ich sehe meine Probleme, ich erkenne sie und kann sie auf kognitiver Ebene von allen Seiten beleuchten und in Verbindung bringen. Ich kann inzwischen ganz gut erklären, warum ich in manchen Punkten so bin und woher es kommt. Nur, was jetzt?? Es tut sich einfach nichts mehr! Ich habe keine "Aha-Momente" mehr, denn ich sehe die Zusammenhänge längst. Einen "Kämpfergeist" habe ich leider auch nicht mehr. Dafür ist vielleicht in den letzten Jahren zu viel vorgefallen, wo ich meine Kraft-Reserven allein fürs Durchhalten aufgebraucht habe. Ich bin jetzt einfach nur müde und erschöpft. Ich muss mir nichts mehr schön reden, kann ehrlich zu mir sein, meine Schwierigkeiten eingestehen - aber nichts passiert, nichts ändert sich bei mir. Inzwischen ziehe ich mich immer mehr von meinen Mitmenschen zurück. Zum einen, weil ich den "Kontrast" ihres vermeintlich schönen Lebens nur schlecht ertrage (ja, ich weiß. In Wirklichkeit haben auch meine Freunde und Bekannte ihre Probleme, also nichts mit schönen Leben) und zum anderen, weil ich einfach keine Lust mehr habe über mich zu reden und zu jammern und dann doch nichts zu ändern; oder aber nur irgendwelche leeren Phrasen zu hören. (Hier im Forum erlaube ich mir mal zu jammern, hoffe das ist in Ordnung) Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Will ich vielleicht gar nicht zufrieden leben? Ich lasse mir jetzt Medikamente verschreiben, dabei weiß ich, dass diese nur die Symptome lindern (hoffentlich wenigstens das) .
Was mich nun interessiert: Kennt ihr das auch? Kennt ihr diese Minderwertigkeitsgefühle, die euch eure Karriere kosten?
Ward ihr auch schonmal an einem Punkt, wo ihr dachtet, "nun kenne ich meine Probleme", aber es es tat sich dann einfach nichts mehr? Wie seid ihr aus der Misere rausgekommen? Hat vielleicht jemand eine inspirierende "Erfolgsstory" für mich? Ich sehe nämlich meinen Berufsweg den Bach runter gehen - so wie jegliche Möglichkeit überhaupt mal so etwas wie "Karriere" machen zu können. Das macht mich sehr traurig und bestätigt nur mein Versagen.
Danke fürs Lesen.
Desillusionierte Grüße
L. I.