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Missbrauch, vergessen wann es angefangen hat

Sophia2021

Neues Mitglied
Hallo, ich bin 25 und weiblich und brauche einen Ratschlag.

Es ist das erste Mal für mich in einem Forum über meine Geschichte zu erzählen, ich hoffe das mir jemand helfen kann wie ich den Missbrauch von meinem Stiefvater, meiner Mutter erzählen kann. Es tut mir leid falls meine Geschichte ein bisschen verwirrend ist.

Bis jetzt wissen nur zwei Menschen in meinem Umfeld bescheid. Mein Partner und eine Kollegin. Doch es ist schwer für mich mit Ihnen zu reden, da ich Ihnen nicht noch mehr zumuten möchte. Ich habe noch immer das Problem das ich etwas schlimmes mache wenn ich es Missbrauch nenne auch wenn ich mir bewusst bin das es das ist. Ich habe mich Jahre lang gehasst und habe auch immer wieder das Gefühl das ich nichts Wert bin. Diese Gefühle habe ich auch heute noch ab und zu. Ich war auch schon kurz davor mich umbringen zu wollen oder wegzurennen von zu Hause, konnte es dann aber nicht, weil ich nicht wollte das meine Mutter traurig ist.

Meine Mutter und mein Vater haben sich scheiden lassen als ich 7 Jahre alt war, zu diesem Zeitpunkt haben wir in einem Dreifamilienhaus gelebt. In der untersten Wohnung hat damals ein Mann gelebt. (der später zu meinem Stiefvater wurde)
Ich kann nicht genau sagen wann der Missbrauch von meinem Stiefvater angefangen hat, da ich mich nur noch sehr lückenhaft daran erinnern kann, was zwischen meinem 10. und 16. Lebensjahr zwischen uns passiert ist. Ich habe ein paar Erinnerungen vor meinem 10. Lebensjahr bei denen ich mir nicht sicher bin ob sie 100 % richtig sind, laut meiner Psychologin kann es durchaus sein das ich meine frühen Kindheitserinnerungen verfälscht habe. (Sie hat PTBS bei mir diagnostiziert)

An was ich mich jedoch nur zu gut erinnere ist, dass ich jedes Mal ein schlechtes Gewissen hatte, wenn mir ein Junge Aufmerksamkeit gezeigt hatte. Als ich meinen ''ersten Freund'' hatte, war ich so aufgeregt, es ging nur zwei Wochen. Ich kann mich daran erinnern das ich Schluss gemacht habe, weil mein Stiefvater mir gesagt hat das er mir immer treu gewesen ist und ich darauf hin ein schlechtes Gewissen bekommen habe. Ich weiss auch das er ''Spielzeuge'' an mir verwendet hat und das er immer wieder gesagt hat das ich ruhig sein muss. Ich wollte immer eine gute Tochter sein. Und meine Mutter hat mir immer das Gefühl gegeben, dass wir IHN brauchen. Also hatte ich Angst was zu sagen. Immer wenn es Streit zwischen meiner Schwester (1 Jahr älter als ich) und mir gegeben hat, hat sich mein Stiefvater meine Seite gestellt und das hat dann zum Streit zwischen meiner Mutter und ihm geführt. Meine Schwester hat dann immer mir die Schuld gegeben.
Nach ein paar Jahren ist mir bewusst geworden dass das nicht normal ist. Und ich habe mich in Arbeit und Schule verbissen. Das war ein kleiner Fluchtweg. Vor fünf Jahren bin ich mit meinem Freund zusammengekommen und das Gefühl ihm gegenüber loyal zu sein war grösser als das meinem Stiefvater gegenüber. Das war meine Rettung. Für mich war es eine Art von Erlaubnis NEIN zu IHM sagen zu dürfen.

Der Auslöser für meinen Zusammenbruch war, dass er ins Ferienhaus ins Ausland gezogen ist. Das bedeutet das er nicht mehr im gleichen Land lebt wie meine Familie und ich. Doch meine Mutter geht noch regelmässig mit meinem Bruder und meiner Schwester und ihrer Familie zu IHM in die Ferien.

Ich weiss nicht wie ich es, in erster Linie meiner Mutter, aber auch dem Rest meiner Familie erzählen soll.
Ich bin innerlich zerrissen, auf der einen Seite möchte ich immer noch vor allem davon laufen und vergessen, aber auf der anderen Seite möchte ich auch meine Nichte beschützen. Ich habe immer öfters Angst um sie, was wenn ihr etwas zustösst nur weil ich nichts gesagt habe. Auch habe ich enorme Angst ganz allein zu sein, dass meine Mutter und Familie mir nicht glaubt. Ab und zu habe ich auch das Gefühl das ich mir nur alles eingebildet habe, auch wenn ich weiss das es nicht so ist. Ich bin sehr verzweifelt.

Vielen Dank
Sophia2021



(Trigger-Spoiler eingefügt)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
S

Smoker86

Gast
Hallo Sophia,

Das ist sehr schlimm, was dir da passiert ist und es ist toll, dass du beginnst, darüber zu sprechen, Hut ab!

Ich lese bei dir den starken Wunsch heraus, dass du dich auch deiner Mutter öffnen möchtest und das wolltest du bestimmt auch früher schon.
Deswegen: wenn DU dich bereit dafür fühlst, dann mach das. Einen anderen Tip kann man dir da nicht geben - die Geschichte ist schon schlimm genug und es ist wichtig, dass du da Rücksicht auf deine Gefühle nimmst.

Was für ein Verhältnis hast du denn zu deiner Mutter?

Missbrauch beginnt meist schleichend - daher ist es normal, dass du nicht sagen kannst, wann es angefangen hat. Das ist auch so schlimm für ein Kind, dass da manche Erinnerungen verschwimmen und sich kein klarer Punkt festmachen lässt.
Hinzu kommt, dass die Täter ihre Opfer gezielt manipulieren und unter Druck setzen, bloß nichts zu sagen, da hast du als Kind keine Chance. Er war der Erwachsene und er wusste auch ganz genau, was er da tut.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, damit du das Thema erfolgreich bewältigen kannst- es dauert lange und wenn du dich öffnen kannst und ein starkes, soziales Umfeld hast, kannst du das auch überwinden.
 

Dalmatiner

Aktives Mitglied
Wende dich an deine Psychotherapeutin oder eine andere vertrauenswürdige Person. Diese Offenbarung hat weitreichende Folgen. Du musst stark genug sein, mit den Folgen leben zu können. Da kannst du jeden Beistand gut gebrauchen.

Es ist möglich dass diese Taten von deiner Mutter oder Schwester und Bruder bestritten werden. Es klingt nicht danach aber es wäre möglich. Du könntest deine Familie gegen dich aufbringen und den Kontakt verlieren.

Dann sind das ja Straftaten, für die der Stiefvater jahrelang ins Gefängnis gehen könnte. Dann ist der weg und alle Welt fragt, wo der ist und was passiert ist. Die Nachbarn und sonstwer fragen dann, was deine Mutter wusste und warum sie dich nicht beschützt hat. Ob sie das konnte und ob sie wollte. Das kann wiederum dein Verhältnis zu deiner Mutter stark belasten. Es ist möglich, dass deine Mutter dann dir Vorwürfe macht.

Erste Anlaufstelle wäre meiner Meinung nach eine spezialisierte Beratungsstelle. Und denke daran. Du bist für alles was passiert ist nicht verantwortlich. Sei clever und mach dir ein Bild bevor du die Bombe platzen lässt.
 

Hollunderzweig

Aktives Mitglied
Du fühlst dich schlecht, du fühlst dich verzweifelt- du denkst, das ist der Grund, weil da mal etwas war..etwas, das du nicht einmal konkret mehr weißt.

Ich bin selbst als Kind "hergenommen worden" für sexuelle Lustbefriedigung eines männlichen Verwandten und auch mich hat das schwer irritiert. Mich haben ganz viele Menschen immer wieder schwer irritiert und auch zig Vorfälle, die sonst noch so passiert sind, die haben mir wirklich arg zugesetzt. Aber ich sehe, ich habe alles überlebt und kein Therapeut der Welt hätte verhindern können, das alles mitzumachen.
Nachträglich immer wieder davon zu reden und ständig allen auf die Nase zu binden, was da so alles war, das halte ich für Zwecklos. Man kann das nicht ungeschehen machen.

Dir müsste ein Therapeut lernen, dich auf das Heute zu besinnen. Dir immer wieder die Augen zu öffnen und zu sagen: denk nach, IST das, oder WAR das?? Wo lebst du??? Zehn Jahre früher, oder NUN??

Putz das von deinen Schultern und komm gut durch deinen heutigen Tag. Schau nicht zurück.
 

Hollunderzweig

Aktives Mitglied
Ich kann mir vorstellen, dass du insbesondere etliche schlimme Zustände ertragen musstest als Kind, als Lebewesen, die dir schwer im Magen liegen- unter anderem sicher, dass du schutzlos und wehrlos viel mitgemacht hast daheim, als kleines Baby vielleicht schon, als Kleinkind, als Schulkind und nachher als Teeny etc.
Alleine schon das ist bedenklich, weil du das damals nicht mitteilen konntest- was beweist, du hattest kein Vertrauensverhältnis zu deiner Mutter. Bei mir war das auch so. Ich hätte vermutlich Schläge bekommen, wenn ich da etwas erzählt hätte- so habe ich mir das ausgemalt, ich hätte mich nie getraut, wen etwas zu sagen. DAS ist das wohl Ärgste, was man nie vergisst- es ist niemand da für einen, der tröstet, der zuhört, der mitfühlt, dem interessiert, wie es wirklich geht.

Es kann sein, dass du besonders beachtet wirst, wenn du darüber redest jetzt. Da schauen dann alle recht mitleidig und man hört dir zu. Vielleicht solltest du bedenken, dass fast alle, fast jeder, der hier lebt, bereits schwerste Enttäuschungen erfahren hat, ganz, ganz arge Momente, wo er völlig hilflos war und gefühlt komplett verlassen- sicher auch der Stiefvater, sicher auch deine Mama, sicher auch die Schwester, deine Kollegin, dein Freund und deine Nachbarn. Mach mal die Probe, höre dich um, frag mal, welche dunkle Stunden man schon erlebt hat. Bestimmt auch dein Therapeut- sonst würde er diesen Beruf nicht gewählt haben.
Du bist nicht die Einzige, der es über Strecken nicht richtig erging. Das ist bei mir der Hauptgrund, warum ich still bin und niemanden missbrauche, meine früheren Verletzungen anhören zu müssen.
Es wird hoffentlich mal Zeiten geben, wo man halbwegs friedlich und glücklich aufwachsen kann, oder leben kann- das wünsch ich jedenfalls jeden, ob jung, oder alt. Ich trage dazu bei, indem ich wen zum Schmunzeln bring lieber, als zum Heulen. Weil...man hat neben all dem, was nicht gut läuft, immer noch ungeheuer viel zum Freuen und zum Schmunzeln und zum Kichern und Lachen und meinetwegen auch mal zum Motzen.
Pass auf, dass du dich nicht ans Dauermotzen verlierst.
Heute bist du dein Betreuer, betreue dich gut, verwöhne dich, vernachlässige dein Glück nicht. Leid ist hinter dir! Hol es nicht immer wieder hervor, lass es begraben sein, grabs nicht ständig aus.
 
G

Gelöscht 121231

Gast
Hallo Sophia2021 Ich wurde auch von einem Mann als Jugendlicher Sexuell Missbraucht, leider kann man das nicht vergessen, aber erträglicher machen und lernen damit umzugehen.
Es ist schlimm was dir zugefügt wurde, aber du bist Jung und Stark genug ( Hoffentlich? ) um zu lernen damit zurecht zu kommen. Eine Therapie ist eine Grund Voraussetzung. alleine wirst du damit nicht fertig werden. Es gibt so einige Werkzeuge die dein/e Therapeut/in dir mitgeben kann.

VG.
 

Silan

Aktives Mitglied
Liebe Sophia,
ich halte es für wichtig, deine Familie damit zu konfrontieren, was dir als Kind angetan wurde. Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung ''Heilung''. In Strichen, weil es immer ein Teil deiner Geschichte sein wird, aber du kannst lernen dich davon nicht mehr beherrscen zu lassen.
Auch ich rate dir, bau dir ein sicheres Helfernetz, bevor du das angehst. Vielleicht benötigst du es gar nicht, aber wenn doch dann steht es schon und kann dich halten.
Ich sehe das ähnlich wie du, es ist auch wichtig, andere Kinder zu schützen. Denn solche Täter hören nicht einfach auf, nur weil ihr ''Opfer'' zu alt geworden ist. Leider stehen diesen Tätern immer neue Kinder zur Verfügung. Und sie bedienen sich in der Regel, wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird. Schütze diese Kinder und arbeite an deinem Weg mit dem was du erleben musstest umzugehn. Vergessen geht nicht, das ist in meinen Augen ein unguter Rat. Verarbeiten und dahin zurückspiegeln, wo es her gekommen ist.
 

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