Anzeige(1)

Mit 25 nochmal neu anfangen?

  • Starter*in Starter*in Gast
  • Datum Start Datum Start
G

Gast

Gast
Hallo liebe Community,

Befinde mich gerade in einer sehr schwierigen Situation und erhoffe mir Rat und Meinungen.
Ich bin 24 und studiere im 12. Semester Chemie und habe mich bis jetzt nur durchgequält. Anfangs war es noch ok, jedoch ist in den letzten Jahren immer mehr die Freude am Lernen verloren gegangen. Letztes Semester hatte ich ein paar Tage vor der Präsentation einer Prakikumsarbeit einen Zusammenbruch und nehme nun psychologische Betreuung in Anspruch. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, später mal als Chemiker zu arbeiten. Nun hätte ich die Möglichkeit, das Studium Ende des nächsten Semesters zumindest als Bachelor abzuschließen, um wenigstens einen Abschluss zu haben. Zwar dann nach 13 Semester, jedoch besser als ein Abbruch. Dies traue ich mir zu . Was ich mir momentan nicht zutraue, ist eine Diplomarbeit (Laborarbeit haut einfach nicht hin bei mir). Bis zu einem Studienabschluss mit Diplom wären es noch 2-3 Jahre, wobei diese Jahre ein großer Kampf werden würden. Hätte dann mit 26/27 einen Dipl. Ing. in Chemie, jedoch nicht wirklich die Fähigkeit und auch nicht das Interesse, direkt als Chemiker zu arbeiten. Klar gäbe es Nischen, die mir zusagen würden und auch mit solch einem Studium möglich sind (Wissenschaftsjournalismus, Marketing, Consulting) jedoch ist man dann doch sehr eingeschränkt.
Habe leider zu spät auf meine innere Stimme gehört und mir gedacht "das musst du jetzt durchziehen". War zu dieser Zeit sehr niedergeschlagen, traurig und ohne Plan wie es weitergehen sollte. Habe mich selbst aus diesem Sumpf rausgezogen und in den letzten Jahren wieder sehr an Selbstbewusstsein, Lebensfreude und Offenheit gewonnen (wie es halt vor dem Studium war). Nur das Studium ist gleich geblieben.

An Biss und Durchhaltewillen mangelt es mir nicht, ganz im Gegenteil, das waren leider sogar die Hauptgründe, warum ich erst jetzt ernsthaft an einen Wechsel denke.
Auch war vor dem Studium eigentlich alles optimal. Abischnitt 1,3 die 8 Jahre vorher immer unter 1,5 mit Freude und Interesse beim Lernen, also alles bestens. Im Studium hat sich das jedoch schlagartig geändert, was mich sehr betrübt. Diese Freude und Begeisterung möchte ich wieder spüren!

Alternativen hätte ich momentan folgende, wäre jedoch beim Studienbeginn schon 25 Jahre alt:
-Psychologie
-Astronomie

Beide Studien würden 5 Jahre bis zum Master dauern, wäre dann schon 30 bei Studienende
Bekomme von meinen Eltern jegliche Unterstützung, sie meinen sogar ich soll mir die Zeit geben, die ich brauche.

Wie seht ihr die Chancen für einen 30 jährigen Psychologie bzw. Astronomie-Absolvent (+BsC in Technischer Chemie) mit Masterabschluss?
 
Hallo,

bei meinem Studiengang gab es einige, die bei Studiumsbeginn so 27 Jahre alt warten. Ist also nicht so ungewöhnlich.
Warum hast du für den Bachelor so lange gebraucht? Das soll keineswegs ein Vorwurf sein. Für mich klingt das so, als ob du deine Probleme all die Jahre allein mit dir rumgeschleppt hattest und mit dem Studium nicht vorwärts kamst. Generell ist es gut einen Abschluss zu machen und das durchzuziehen. Aber pass bitte auf, dass du angeschlagen bist. Mach das nur, wenn es dir nicht zuviel wird, ok?
Ich weiß nicht, wie die Chancen für einen dreizigjährigen Absolventen stehen. Aber wenn du bis dahin Unterstützung aus deinem Umfeld erhältst, dann ist doch alles ok.
Wenn es bei dir am Aufschieben lag, dann google mal ein Forum für Prokrastination.
 
Muss gestehen, dass es bei mir am Aufschieben lag. Habe mich jahrelang nicht getraut, mir einzugestehen, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Bin plangemäß durch die Mittelschule, und habe mir danach nicht die Chance nicht gegeben, mein "freies Jahr" (Musste weder zum Bundesheer noch zum Zivildienst) einfach mal ohne Ziel herumzuschauen was mir gefällt. Wurde im Laufe der Oberstufe immer notenfixierter und machte da sogar meinen Selbstwertetwas davon abhängig. Wollte mir und anderen ständig was beweisen und hab das zum Abi hin schon wie Spitzensport gesehen. Da wurde das natürliche Interesse, welches einfach da war bis sagen wir mal 15,16 vom Ehrgeiz als Motivation abgedrängt verdrängt. Danach begann ich Chemie hauptsächlich darum, weil es "schwer war", man nacher gute Zukunftschancen hatte und es mir keiner zutraute. Das erste Jahr lief noch gut, doch danach baute ich sukzessive ab. Der größter Fehler damals war, ihn mir nicht einzugestehen. Aus falschem Stolz, mangelndem Selbstbewusstsein, zu großer Beharrlichkeit, vielleicht alles zusammen. Ist auch momentan echt ein mieses Gefühl, das zu schreiben und mir das einzugestehen. Jedoch will ich mir nicht mit einem Beruf der mich nur unglücklich macht, nicht mein Leben versauen.

Als kleiner Junge in der Volksschule war ich begeistert von Astronomie, Wale, Schach, Bücher über die Erkunde. Verschlang geradezu alles mit grenzenlosem Interesse, war total im Flow. Hab mir letztens wieder ein Bild übers Sonnensystem angeschaut, da kommen wieder all die positiven Emotionen von damals hoch. Ich will einfach nur wieder was finden, was mich wieder so packt und fesselt wie damals. Deswegen will ichs nochmal wagen. Nur momentan gehts mir halt echt dreckig und ein bisschen schäme ich mich sogar, weil ich mich gerade etwas stelle, was ich 6 Jahre lang verdrängt habe.
 
Danke vielmals für die Antwort!

Gründe, warum ich für den Bachelor so lange gebraucht habe, waren im wesentlichen folgende Gedankengänge nach der Abitur:
-dachte, die Freude kommt mit dem Lernen und nicht umgekehrt
-Wenn ich mal ein paar Labs habe, wird das schon werden, Übung macht den Meister.
Dazu noch Motive wie "sichere Zukunftschancen, gutes Gehalt, schwieriges Studium" und fertig war eine völlig verfehlte Studiumwahl.

Habe mir nach dem Abi nie Zeit und die Chance gegeben, zu gucken, auszuprobieren, einfach unvoreingenommen alles auszutesten. Danach habe ich mir nie eingestehen können, dass es ein verfehltes Studium war.
Weil vorher alles so mustermäßig gegangen ist, wäre mir ein Wechsel nach 1 oder 2 Jahren wie eine persönliche Niederlage vorgekommen. Momentan gehts mir nicht anders, nur dass ich vom Studium mittlerweile schon frustrierter bin und 4 Jahre einen Abbruch mit den Gedanken "Hilfe, ich bin dann gescheitert!" nicht in Betracht gezogen habe. Nun bin ich aber an dem Punkt, wo ich mich nur selbst ruiniere, wenn ich weitermache.

Die Zweifel, die ich momentan habe, sind, dass ich mir mit dann schon 25 was irreversibel versaut habe für später.
Zudem sind 13 Semester für den Bachelor extrem grottig, und danach mach ich noch was ganz was anderes.....
Die meisten Tests, die ich bis jetzt gemacht habe, gehen in Richtung Psychologie (wie meine Studienwahl) sowie in den sozialen Bereich.

Bachelorabschluss ist Notlösung, werd von Diplom dann auf Bachelor/Master umsteigen. "Abbruch light" sozusagen. Ansonsten hätte ich gar keinen Abschluss. So zumindest einen BSc
Da es tw. andere Studieninhalte sind, brauch ich noch 3 Vorlesungen + 1 Praktikum + Bachelorarbeit für den Bachelorabschluss.
Habe schon etliche Scheine fürs Masterstudium, jedoch fehlen noch 2 Jahre, außerdem pack ich die Diplomarbeit mit meinen momentanen praktischen Fähigkeiten einfach nicht.
 
Hallo,
dieses Problem kommt viel öfter vor, als Du vielleicht denkst. In meinem Freundeskreis haben auch einige noch mal den Studiengang gewechselt und die waren auch "schon" alle über 25! 😉 Ich finde es wichtig, auf seine innere Stimme zu hören und das zu machen, was den eigenen Interessen entspricht, denn nur dann ist man auch gut in seinem Job. An Deiner Stelle würde ich aber versuchen, den Bachelor zu Ende zu bringen. Dann hast Du zumindest einen Abschluss und kannst Dich dann neu orientieren.

Du solltest nicht so viel darauf geben, was andere Leute denken. Ich selber habe auch zuerst eine kaufmännische Ausbildung gemacht und dann eine ganze andere Richtung eingeschlagen, weil ich endlich kreativ tätig sein wollte. Das haben viele nicht verstanden, aber am Ende war es die richtige Entscheidung. 🙂 Viel Erfolg für die Zukunft!
 
Hallo,

ich habe mit 26 nochmal ein Studium begonnen, bin mittlerweile 30 und weiss immer noch nicht zu 100 Prozent wohin die Reise geht. Aber ist das falsch? Wer sagt das? Wäre es besser mit 22 in der Bank angefangen zu haben und das bis 65 durchzuziehen? Nö.

Und ehrlich gesagt: wieviele Leute über 25 wissen genau was sie wollen und sind genau am richtigen Platz? Die wenigsten. Im Gegenteil. Wieviele Leute hängen ihr Leben lang in einem Job, den sie nicht mögen?

Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft, in der jeder sich ausprobieren darf und das tun darf, was er gerne tut und für sinnvoll hält. Die Zeit der linearen Lebensläufe ist doch eh langsam vorbei (habe zumindest den Eindruck), wenn man hinter einer Sache steht dann sollte man sich auch trauen.

Deshalb würde ich dir raten, mach den Abschluss damit die Zeit nicht umsonst war. Und dann such dir etwas was dich mehr befriedigt.
 

Anzeige (6)


Antworten...
Jedem Teilnehmer und jedem Beitrag des Forums ist mit Respekt zu begegnen...
Bitte beachte das Thema auf das du antworten möchtest und die Forenregeln.

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 3) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.


      Du hast keine Berechtigung mitzuchatten.
      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben