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Gast
Hallo,
(bitte lest es euch durch, das muss einfach mal alles raus!)
In letzter Zeit ist mir etwas aufgefallen und es ist einiges "hoch gekommen", was ich teilen möchte und was ich mir auch nicht wirklich erklären kann. Ich habe das Gefühl von Klein auf von meiner weiteren Familie (d.h zwar nicht meine Eltern und Geschwister, aber von den Großeltern, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins) gemobbt worden zu sein.
Dazu muss ich sagen, dass meine Mutter mich relativ spät zur Welt gebracht hat und ich bis in meine Teenagerzeit das einzige Kind und bei weitem die Jüngste in der gesamten Familie war. Meine Geschwister sowie Cousins/Cousinen waren gerade erwachsen bzw so 17-20 Jahre alt als ich auf die Welt kam, meine Tanten und Onkels in den 40ern d.h auch, dass ich lange Zeit keine Spielkameraden oder "Verbündete" hatte, sondern sehr viel Zeit mit Erwachsenen verbracht habe und immer "das Kind unter Erwachsenen" war. Genau so bekam ich das auch zu spüren: Wenn man im Sommer mit der Familie zusammenkam oder wenn es Feiern gab, musste ich stets mit den Erwachsenen an einem Tisch sitzen und bei den Erwachsenenthemen zuhören und still sein. Wenn ich gespielt habe, haben sich immer einige beschwert "Das hält man ja im Kopf nicht aus", "Kannst du nicht mal still sein?", "Hampel nicht so blöd rum, bist du bescheuert?", "Also zu meiner Zeit musste man still am Tisch sitzen, sonst bekam man gleich welche geknallt" und das bekam ich mit 4 zu hören. Ich sollte immer blos mit den Erwachsenen sitzen und still sein. Anfassen durfte ich bei anderen auch nie was, dann bekam ich gleich angekeift "Die muss zwischen dein und mein lernen zu unterscheiden, man darf auf fremden Grundstücken nichts anfassen" usw...als ich dann etwas älter wurde, habe ich auch manchmal versucht etwas zu sagen oder mich bei Themen zu beteiligen oder wie Kinder das eben so machen - manchmal sagt man eben was, findet etwas lustig oder macht irgendetwas. Ich bekam da nur zu hören: "Du bist mal ganz still, du hast hier gar nichts zu sagen", "Wenn Erwachsene reden haben Kinder mal still zu sein!" und sehr oft bekam ich den Satz zu hören: "Kinder haben nichts zu sagen...Kinder können höchstens mal was erzählen!" (oft mit der Zugabe: "ob man ihnen zuhört ist eine andere Sache"). Immer wenn irgendetwas war, ich ein gefährliches Insekt gesehen habe, mich etwas interessiert hat oder ich auch mal stolz war etwas geschafft zu haben oder sonst was und sagte "Ich wollte doch nur sagen, dass..." kam "Nein, Kinder haben nichts zu sagen. Die können höchstens mal was erzählen".
Schon früh bekam ich das Gefühl, dass man ein Nichts ist, wenn man ein Kind ist. Kinder haben zu funktionieren und das zu sagen was die Erwachsenen wollen. Oft wurde ich noch nicht einmal direkt angesprochen, sondern nur "Die hat zu lernen" im Sinne von: "Der müsste man mal beibringen wie....", "Die hat mal zu lernen wie...", "Bei Klein muss das doch mal in ihren Kopf reingehen, dass..." usw
Dazu kam eben, dass ich als Kind ziemlich unbeholfen/tollpatschig/unselbständig war und ständig bekam ich zu hören dass ich in meinem Alter ja schon dieses und jenes können müsste und dass xyz das schon lange in meinem Alter konnte. Endete dann oft darin, dass vier oder fünf Leute auf mich einschgeschrien haben wie ich ein Stück Fleisch zu schneiden habe oder wie ich dieses oder jenes anzufassen habe. Ich habe aus Prinzip immer alles falsch gemacht einfach dadurch dass ich so bin wie ich bin und wurde immer von mehreren Leuten angeschrien. Führte eben auch oft dazu dass ich dann keine Lust mehr hatte, nur noch innerlich "zu gemacht" habe und dann erst recht keine Lust mehr hatte mein Fleisch zu schneiden, meinen Schuh zu binden, gerade zu sitzen usw... dann war ich noch dazu "bockig" und "verwöhnt" und ohnhin so tollpatschig und handwerklich unbegabt "wie die Seite meines Vaters" oder "wie mein Vater", was dann oft als eine Art Schimpfwort verwendet wurde. (Es handelt sich hier ausschließlich um die Seite meiner Mutter).
Dass das Mobbing sogar gezielt mit mir zu tun hatte und nicht mit der Tatsache dass ich ein Kind war bemerkte ich, als mein Onkel eine neue Partnerin bekam, die eine Tochter in meinem Alter hatte. Was bekam ich da zu hören? "Die ist so brav. Die räumt ihr Spielzeug immer weg, nachdem sie gespielt hat. Nicht so unordentlich wie du", "Die kann sooo schön malen!" (immer wenn ich gemalt habe wurde ich kritisiert dass mein Malen ja nur Gekritzel sei und man mir richtig beibringen müsste zu malen. Ich bekam dann sogar oft gesagt dass ich nicht malen kann...mit 5), "Die hat ihr Zimmer immer aufgeräumt" usw bekam ich dann von meiner Oma zu hören!
Sie wurde immer, auch in meiner Gegenwart, gelobt und das obwohl sie nur die Tochter einer Partnerin meines Onkels war und gar nicht richtig zur Familie gehörte. Dazu muss sagen, dass sie nicht wirklich die Hellste war sondern einfach nur das typisch blond gelockte, Engelchen vom Aussehen war und noch dazu naiv und leichtgläubig war. Und sie wusste scheinbar wie Schleimen funktioniert. Sie hat sich dann an meine Oma oder meine Cousinen und Cousins gekuschelt und hat meiner Oma "Oma so lieb" gesungen und hat mich dann von der Seite fies angelächelt. Und Oma ist das Herz aufgegangen und hat beinahe geweint, während ich ignoriert wurde. Vielleicht war ja auch mein Fehler, dass ich diese geheimen Kinder-Tricks und Schleim-Tricks, die die Leute wohl hören wollten, nicht kannte und auch schon damals als falsch empfand. Ich weiß noch wie ich Wochen danach in Verzweifelung meiner Oma selbst ein kleines Lied geschrieben habe und es ihr gesungen habe, aber da kam dann "Das ist nicht der richtige Text vom Oma-Lied, lass dir das mal von xyz beibringen!". Ich konnte schon sehr früh schreiben und lesen (habe mir auch viel selbst beigebracht) und habe ihr zum Geburtstag ein Gedicht selbst geschrieben. Ich saß lange daran und habe mir viel Mühe gegeben, in der Schule bekam ich für meine Gedichte immer eine 1. Ich habe es ihr aufgeschrieben und geschenkt. Alles was sie sagen konnte war: "Hättest du dir nicht mehr Mühe bei der Schrift geben können? Guck mal, so schreibt man kein A. Das ist nicht alles untereinander!" Danach hat sie es ignoriert. Das andere Mädchen hat ihr Blumen gemalt und natürlich kam "Ohhh das ist aber schön gemalt. Guck mal, wie schön sie das gemalt hat!". Und es wurde aufgehängt. Mein Gedicht landete in der Ecke. Und das ist es: Irgendwie habe ich sogar oft noch viel mehr geleistet oder objektiv gesehen tatsächlich vieles besser gemacht als das andere Mädchen, aber bei allem was ich gemacht hatte und wobei ich erfolgreich war wurde immer nur das Negative gesehen. Es zählte immer nur "Ordnung" und wie schön etwas unterinander oder gerade war oder wie gerade man sitzt und nicht was für kreative Ideen man hatte. Wenn das andere Mädchen, die wirklich viel frecher war während ich eigentlich immer der vernünftige ruhige Typ war, Mist gebaut hat dann bekam ich immer die Schuld. "Ich hätte sie dazu angestiftet" usw. Und immwe wieder wurde auf meine Tollpatschigkeit und meine motorischen Probleme eingegangen. Einmal, da ging ich in die Grundschule, bin ich mit meiner Oma spazieren gegangen. Wir kamen an einer Schule vorbei, die ich nie in meinem Leben zuvor gesehen habe. Da sagte meine Oma: "Das ist eine Schule für Kinder die sich nicht richtig die Schuhe binden können und nicht vernünftig malen können, vielleicht kommst du da auch bald hin". Ich fragte sie ob es das wirklich gibt (da ich es merkwürdig fand, dass es eine ganze Schule gibt die sich auf meine beiden speziellen Probleme spezialisiert hat), darauf sie: "Ja das ist für Kinder wie du die nicht richtig die Uhr lesen können und alles schief machen. Eine Schule für Dumme". (Später erfuhr ich, dass wir an einer Sonderschule vorbeigingen. Abgesehen davon, dass das Nicht-zubinden-können von Schuhen oder das nicht-akkurate Malen keine Sonderschul-Kriterien sind und eine Sonderschule keine "Schule für Dumme" ist, war es eine Frechheit zu behaupten ich würde auch bald auf so eine Schule müssen -zumal ich fast nur Einsen im Zeugnis hatte und zu den besten der Klasse gehörte. Und später eine Gymnasialempfehlung - als Einzige aus der ganzen Familie - bekam). Als wir etwas weiter gingen fand ich eine Barbie auf dem Boden, die meine Oma für mich aufgehoben hat. Als wir wieder bei meiner Oma ankommen besucht das andere Mädchen uns und was ist? "Wir haben da was gefunden!" - und meine Oma schenkt ihr die Barbie, über die ich mich gefreut habe, dass ich sie gefunden habe. Nicht selten bekam sie vor meinen Augen tolle Geschenke. Ich bekam bis heute *nie* - weder mal zwischendurch noch zum Geburtstag oder Weihnachten von meinen Onkels, Tanten oder Cousinen oder Cousins Geschenke. Zum Geburtstag oft nicht einmal eine Gratulation. Einzig meine Oma schenkt mir "nützliche Sachen" wie Kleidung (die fast nie meinen Geschmack oder Größe traf), alte Süßigkeiten und - zugegeben- etwas Geld. Das war es dann aber auch schon an Geschenken aus der Familie und unsere Familie ist groß. Dass das einzige Kind der Familie mal Geschenke von Verwandten bekommt kannte ich nie (ich werde/wurde immer ganz neidisch, wenn ich von Freunden hörte dass deren Tanten oder Onkel ihnen dieses oder Jenes geschenkt haben und dass es normal wäre dass ein Kind immer eine kleine Aufmerksamkeit bekommt wenn die Verwandten einen besuchen).
Da mein Onkel seine Partnerinnen schnell wechselte war das andere Mädchen bald nicht mehr da, dennoch änderte sich nichts und ich bekam nicht die Zuwendung die sie zuvor bekam. Ich ging aufs Gymnasium, machte mein Abi (als Einzige aus der Familie. Einer meiner Brüder sowie mein Vater - die beide zuvor oft als "Schlauköpfe der Familie" bezeichnet wurden, haben einen Realschulabschluss. Der Rest Haupt) und ich studiere jetzt.
Doch ständig kommen nervende Vergleiche:
"Ja, die ist so wie ihr Vater und der Bruder. Die haben es vielleicht im Kopf, aber sonst nichts" -ähnliche Vergleiche kommen immer wieder auf sehr spöttische Weise. "Ja, die haben es vielleicht alle Theoretisch, aber zwei linke Hände haben die trotzdem! Naja, die schlagen eben nicht nach uns!".
So wird es immer als eine Art Makel angesehen, nach der Seite meines Vaters zu schlagen. Da wird die Nase gerümpft und spöttisch hingesehen. Und als erstrebenswert und toll ist es nach der Seite meiner Mutter zu schlagen. Man wird so behandelt, als würde man gar nicht richtig zu der Familie gehören. Mein anderer Bruder dagegen ist Handwerker und stark (wir anderen eben eher sensibel, verträumt) und da bekommt man stets zu hören: "Ja, der ist ganz der Opa/Onkel! Der ist ganz unsere Seite!" und das wird immer sehr stolz und ständig verkündet und ich kann es nicht mehr hören, denn ständig wirklich ständig wenn die Familie zusammenkommt wird dieses betont. "XYZ ist ganz der Opa/der Onlel/ganz wie wir!" und ich und mein anderer Bruder "hahaha die xyzs (Nachname meines Vaters)". Es wird sich ein Scherz nach dem anderen darüber erlaubt: "Ja, das ist die Krankheit von denen: Ständig so komisch sitzen und träumen und nie zuhören wenn man mit denen redet"..."Ja, das ist typisch für die, die können dies und das nicht aahhahaah das liegt in den Genen".
Ich komme mir schon so vor, als würde ich zu einer merkwürdigen Tierrasse gehören die sich anders verhält, denn so wird es in der Familie immer dargestellt. Teilweise macht mein einer Bruder auch mit: "Ach, die studieren zwar aber dafür habe *ich* etwas aus meinem Leben gemacht!" (und er zeigt seine Muskeln). Dafür erntet er dann Applaus.
Ich bemerke eine Art Mobbing, welches besonders gegen meinen ältesten Bruder und gegen mich geht. Mein ältester Bruder hat mit seinem sehr guten Realschulabschluss die Aufnahmeprüfung für die Uni geschafft und konnte mit seinem Realschulabschluss studieren (was nur sehr wenige können, da muss man gewisse Arbeiten und Tests als einer der Besten abschneiden). Dass man nicht jeden Tag zur Uni muss und auch nicht immer von Morgens bis Abends versteht keiner und dann wird gelästert: "Der ist stinkefaul. Der hat nie richtig gearbeitet in seinem Leben. Der macht nichts aus seinem Leben" und gleichzeitig werde ich ständig mit ihm verglichen und mir wurde schon, bevor ich das Studium begonnen habe, gesagt: "Du bist genauso wie dein Bruder. Auch nicht richtig arbeiten. Du bringst es auch zu nichts hahahah". "Ja, erst lange studieren und dann hinterher keinen Job finden und als Taxifahrer arbeiten, so ist das doch heutzutage" und immer wieder meine Cousins, mein Opa und Onkel und mein Bruder als Beispiele für Leute die was aus ihrem Leben gemacht und gearbeitet haben. Es nervt mich zu Tode. Und jeden Tag die Frage ob ich überhaupt noch zur Uni gehen würde und warum ich dann und dann Zuhause wäre (Es gibt ja Semesterferien usw...und da versteht auch keiner dass man da Hausarbeiten schreiben muss. Da heißt es nur: "Tja, fauler Student muss man sein. Monatelang Ferien und nichts tun!").
Und soetwas bekomme ich nur zu hören. Ein "gut gemacht" oder "wir sind stolz auf dich" habe ich noch nie gehört. Wenn ich von Freunden höre deren Familie ihnen für das gute Abi oder für das Studium zur Unterstützung etwas Geld geschenkt hat, dann denke ich nur: Ich werde noch dafür runtergemacht, dass ich mich dazu entschieden habe.
Und das schlimme ist: Besonders meine Oma klingt in diesem Text wie ein Monster, aber das ist sie nicht. Sie ist sogar die Einzige die mir tatsächlich manchmal etwas Geld gibt (aber auch erst seit ich 18 bin, als Kind gab es kaum Geschenke). Und meine Oma ist manchmal sogar noch sehr lieb - nur gibt es eben diese Aussprüche und Sätze aus der Kindheit die ich einfach nicht vergessen kann. Ich habe sie mal auf die Sache mit dem Spaziergang angesprochen, aber daran kann sie sich nicht mehr erinnern und das wäre angeblich nicht passiert. Und diese nervenden Vergleiche stellt sie auch noch an, aber meine Mutter meint es lohnt nichts dagegen zu sagen weil meine Oma schon sehr alt ist (ich bin ja auch still wenn sie Ausländerfeindliches von sich gibt, meine Mutter sagt meine Oma ist eben so und es lohnt sich nicht mehr mit ihr zu streiten). Dennoch tut es weh das alles zu schlucken. Meine Onkel, Tanten und Cousinen/Cousins interessieren sich aber wirklich einen Dreck für mich.
Und auch wenn meine Mutter zu mir steht und mir Recht gibt - damals als ich ein Kind war saß sie oft dabei und hat nie etwas dagegen gesagt oder getan. Letztens meinte sie "Ach, die haben mich auch immer ausgeschlossen weil ich drei Kinder hatte. Vieles ging auch eher gegen mich - Glaub mir, mir ging es damals nicht besser ich war auch immer das schwarze Schaf".
Aber damit gebe ich mich nicht zufrieden, denn ich habe allgemein ein sehr geringes Selbstbewusstsein und manchmal kommt das alles hoch und ich beginne zu weinen, weil ich schon als Kind nur kritisiert wurde.
Noch einpaar Zusatzinformationen: Ich habe kein so gutes Verhältnis zu meinem Vater. Als ich 6 war hat meine Mutter sich wegen häuslicher Gewalt von ihm scheiden lassen. Tatsächlich sehe ich übrigens meinem Vater sehr ähnlich.
Mein Vater selbst hatte auch nie eine Familie, weswegen die Seite meiner Mutter immer die Bezugsseite war. Meine Onkel und Tanten haben nie selbst Kinder erzogen - entweder sie haben/mögen keine Kinder und in zwei Fällen sind meine Cousine/Cousins bei meiner Oma aufgewachsen, weil meine Tanten/Onkels nicht für sie sorgen konnten (teilweise weiß ich nicht wieso, teilweise wohl auch Alkoholprobleme) und meine Oma hat sie erzogen und ist sozusagen "die Mutter der Familie".
Trotzdem werde ich nicht damit fertig und ich verstehe nicht wie man
a) einem Kind so viel Ablehnen geben kann
b) noch heute solche diskriminierenden Ansichten haben kann
(bitte lest es euch durch, das muss einfach mal alles raus!)
In letzter Zeit ist mir etwas aufgefallen und es ist einiges "hoch gekommen", was ich teilen möchte und was ich mir auch nicht wirklich erklären kann. Ich habe das Gefühl von Klein auf von meiner weiteren Familie (d.h zwar nicht meine Eltern und Geschwister, aber von den Großeltern, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins) gemobbt worden zu sein.
Dazu muss ich sagen, dass meine Mutter mich relativ spät zur Welt gebracht hat und ich bis in meine Teenagerzeit das einzige Kind und bei weitem die Jüngste in der gesamten Familie war. Meine Geschwister sowie Cousins/Cousinen waren gerade erwachsen bzw so 17-20 Jahre alt als ich auf die Welt kam, meine Tanten und Onkels in den 40ern d.h auch, dass ich lange Zeit keine Spielkameraden oder "Verbündete" hatte, sondern sehr viel Zeit mit Erwachsenen verbracht habe und immer "das Kind unter Erwachsenen" war. Genau so bekam ich das auch zu spüren: Wenn man im Sommer mit der Familie zusammenkam oder wenn es Feiern gab, musste ich stets mit den Erwachsenen an einem Tisch sitzen und bei den Erwachsenenthemen zuhören und still sein. Wenn ich gespielt habe, haben sich immer einige beschwert "Das hält man ja im Kopf nicht aus", "Kannst du nicht mal still sein?", "Hampel nicht so blöd rum, bist du bescheuert?", "Also zu meiner Zeit musste man still am Tisch sitzen, sonst bekam man gleich welche geknallt" und das bekam ich mit 4 zu hören. Ich sollte immer blos mit den Erwachsenen sitzen und still sein. Anfassen durfte ich bei anderen auch nie was, dann bekam ich gleich angekeift "Die muss zwischen dein und mein lernen zu unterscheiden, man darf auf fremden Grundstücken nichts anfassen" usw...als ich dann etwas älter wurde, habe ich auch manchmal versucht etwas zu sagen oder mich bei Themen zu beteiligen oder wie Kinder das eben so machen - manchmal sagt man eben was, findet etwas lustig oder macht irgendetwas. Ich bekam da nur zu hören: "Du bist mal ganz still, du hast hier gar nichts zu sagen", "Wenn Erwachsene reden haben Kinder mal still zu sein!" und sehr oft bekam ich den Satz zu hören: "Kinder haben nichts zu sagen...Kinder können höchstens mal was erzählen!" (oft mit der Zugabe: "ob man ihnen zuhört ist eine andere Sache"). Immer wenn irgendetwas war, ich ein gefährliches Insekt gesehen habe, mich etwas interessiert hat oder ich auch mal stolz war etwas geschafft zu haben oder sonst was und sagte "Ich wollte doch nur sagen, dass..." kam "Nein, Kinder haben nichts zu sagen. Die können höchstens mal was erzählen".
Schon früh bekam ich das Gefühl, dass man ein Nichts ist, wenn man ein Kind ist. Kinder haben zu funktionieren und das zu sagen was die Erwachsenen wollen. Oft wurde ich noch nicht einmal direkt angesprochen, sondern nur "Die hat zu lernen" im Sinne von: "Der müsste man mal beibringen wie....", "Die hat mal zu lernen wie...", "Bei Klein muss das doch mal in ihren Kopf reingehen, dass..." usw
Dazu kam eben, dass ich als Kind ziemlich unbeholfen/tollpatschig/unselbständig war und ständig bekam ich zu hören dass ich in meinem Alter ja schon dieses und jenes können müsste und dass xyz das schon lange in meinem Alter konnte. Endete dann oft darin, dass vier oder fünf Leute auf mich einschgeschrien haben wie ich ein Stück Fleisch zu schneiden habe oder wie ich dieses oder jenes anzufassen habe. Ich habe aus Prinzip immer alles falsch gemacht einfach dadurch dass ich so bin wie ich bin und wurde immer von mehreren Leuten angeschrien. Führte eben auch oft dazu dass ich dann keine Lust mehr hatte, nur noch innerlich "zu gemacht" habe und dann erst recht keine Lust mehr hatte mein Fleisch zu schneiden, meinen Schuh zu binden, gerade zu sitzen usw... dann war ich noch dazu "bockig" und "verwöhnt" und ohnhin so tollpatschig und handwerklich unbegabt "wie die Seite meines Vaters" oder "wie mein Vater", was dann oft als eine Art Schimpfwort verwendet wurde. (Es handelt sich hier ausschließlich um die Seite meiner Mutter).
Dass das Mobbing sogar gezielt mit mir zu tun hatte und nicht mit der Tatsache dass ich ein Kind war bemerkte ich, als mein Onkel eine neue Partnerin bekam, die eine Tochter in meinem Alter hatte. Was bekam ich da zu hören? "Die ist so brav. Die räumt ihr Spielzeug immer weg, nachdem sie gespielt hat. Nicht so unordentlich wie du", "Die kann sooo schön malen!" (immer wenn ich gemalt habe wurde ich kritisiert dass mein Malen ja nur Gekritzel sei und man mir richtig beibringen müsste zu malen. Ich bekam dann sogar oft gesagt dass ich nicht malen kann...mit 5), "Die hat ihr Zimmer immer aufgeräumt" usw bekam ich dann von meiner Oma zu hören!
Sie wurde immer, auch in meiner Gegenwart, gelobt und das obwohl sie nur die Tochter einer Partnerin meines Onkels war und gar nicht richtig zur Familie gehörte. Dazu muss sagen, dass sie nicht wirklich die Hellste war sondern einfach nur das typisch blond gelockte, Engelchen vom Aussehen war und noch dazu naiv und leichtgläubig war. Und sie wusste scheinbar wie Schleimen funktioniert. Sie hat sich dann an meine Oma oder meine Cousinen und Cousins gekuschelt und hat meiner Oma "Oma so lieb" gesungen und hat mich dann von der Seite fies angelächelt. Und Oma ist das Herz aufgegangen und hat beinahe geweint, während ich ignoriert wurde. Vielleicht war ja auch mein Fehler, dass ich diese geheimen Kinder-Tricks und Schleim-Tricks, die die Leute wohl hören wollten, nicht kannte und auch schon damals als falsch empfand. Ich weiß noch wie ich Wochen danach in Verzweifelung meiner Oma selbst ein kleines Lied geschrieben habe und es ihr gesungen habe, aber da kam dann "Das ist nicht der richtige Text vom Oma-Lied, lass dir das mal von xyz beibringen!". Ich konnte schon sehr früh schreiben und lesen (habe mir auch viel selbst beigebracht) und habe ihr zum Geburtstag ein Gedicht selbst geschrieben. Ich saß lange daran und habe mir viel Mühe gegeben, in der Schule bekam ich für meine Gedichte immer eine 1. Ich habe es ihr aufgeschrieben und geschenkt. Alles was sie sagen konnte war: "Hättest du dir nicht mehr Mühe bei der Schrift geben können? Guck mal, so schreibt man kein A. Das ist nicht alles untereinander!" Danach hat sie es ignoriert. Das andere Mädchen hat ihr Blumen gemalt und natürlich kam "Ohhh das ist aber schön gemalt. Guck mal, wie schön sie das gemalt hat!". Und es wurde aufgehängt. Mein Gedicht landete in der Ecke. Und das ist es: Irgendwie habe ich sogar oft noch viel mehr geleistet oder objektiv gesehen tatsächlich vieles besser gemacht als das andere Mädchen, aber bei allem was ich gemacht hatte und wobei ich erfolgreich war wurde immer nur das Negative gesehen. Es zählte immer nur "Ordnung" und wie schön etwas unterinander oder gerade war oder wie gerade man sitzt und nicht was für kreative Ideen man hatte. Wenn das andere Mädchen, die wirklich viel frecher war während ich eigentlich immer der vernünftige ruhige Typ war, Mist gebaut hat dann bekam ich immer die Schuld. "Ich hätte sie dazu angestiftet" usw. Und immwe wieder wurde auf meine Tollpatschigkeit und meine motorischen Probleme eingegangen. Einmal, da ging ich in die Grundschule, bin ich mit meiner Oma spazieren gegangen. Wir kamen an einer Schule vorbei, die ich nie in meinem Leben zuvor gesehen habe. Da sagte meine Oma: "Das ist eine Schule für Kinder die sich nicht richtig die Schuhe binden können und nicht vernünftig malen können, vielleicht kommst du da auch bald hin". Ich fragte sie ob es das wirklich gibt (da ich es merkwürdig fand, dass es eine ganze Schule gibt die sich auf meine beiden speziellen Probleme spezialisiert hat), darauf sie: "Ja das ist für Kinder wie du die nicht richtig die Uhr lesen können und alles schief machen. Eine Schule für Dumme". (Später erfuhr ich, dass wir an einer Sonderschule vorbeigingen. Abgesehen davon, dass das Nicht-zubinden-können von Schuhen oder das nicht-akkurate Malen keine Sonderschul-Kriterien sind und eine Sonderschule keine "Schule für Dumme" ist, war es eine Frechheit zu behaupten ich würde auch bald auf so eine Schule müssen -zumal ich fast nur Einsen im Zeugnis hatte und zu den besten der Klasse gehörte. Und später eine Gymnasialempfehlung - als Einzige aus der ganzen Familie - bekam). Als wir etwas weiter gingen fand ich eine Barbie auf dem Boden, die meine Oma für mich aufgehoben hat. Als wir wieder bei meiner Oma ankommen besucht das andere Mädchen uns und was ist? "Wir haben da was gefunden!" - und meine Oma schenkt ihr die Barbie, über die ich mich gefreut habe, dass ich sie gefunden habe. Nicht selten bekam sie vor meinen Augen tolle Geschenke. Ich bekam bis heute *nie* - weder mal zwischendurch noch zum Geburtstag oder Weihnachten von meinen Onkels, Tanten oder Cousinen oder Cousins Geschenke. Zum Geburtstag oft nicht einmal eine Gratulation. Einzig meine Oma schenkt mir "nützliche Sachen" wie Kleidung (die fast nie meinen Geschmack oder Größe traf), alte Süßigkeiten und - zugegeben- etwas Geld. Das war es dann aber auch schon an Geschenken aus der Familie und unsere Familie ist groß. Dass das einzige Kind der Familie mal Geschenke von Verwandten bekommt kannte ich nie (ich werde/wurde immer ganz neidisch, wenn ich von Freunden hörte dass deren Tanten oder Onkel ihnen dieses oder Jenes geschenkt haben und dass es normal wäre dass ein Kind immer eine kleine Aufmerksamkeit bekommt wenn die Verwandten einen besuchen).
Da mein Onkel seine Partnerinnen schnell wechselte war das andere Mädchen bald nicht mehr da, dennoch änderte sich nichts und ich bekam nicht die Zuwendung die sie zuvor bekam. Ich ging aufs Gymnasium, machte mein Abi (als Einzige aus der Familie. Einer meiner Brüder sowie mein Vater - die beide zuvor oft als "Schlauköpfe der Familie" bezeichnet wurden, haben einen Realschulabschluss. Der Rest Haupt) und ich studiere jetzt.
Doch ständig kommen nervende Vergleiche:
"Ja, die ist so wie ihr Vater und der Bruder. Die haben es vielleicht im Kopf, aber sonst nichts" -ähnliche Vergleiche kommen immer wieder auf sehr spöttische Weise. "Ja, die haben es vielleicht alle Theoretisch, aber zwei linke Hände haben die trotzdem! Naja, die schlagen eben nicht nach uns!".
So wird es immer als eine Art Makel angesehen, nach der Seite meines Vaters zu schlagen. Da wird die Nase gerümpft und spöttisch hingesehen. Und als erstrebenswert und toll ist es nach der Seite meiner Mutter zu schlagen. Man wird so behandelt, als würde man gar nicht richtig zu der Familie gehören. Mein anderer Bruder dagegen ist Handwerker und stark (wir anderen eben eher sensibel, verträumt) und da bekommt man stets zu hören: "Ja, der ist ganz der Opa/Onkel! Der ist ganz unsere Seite!" und das wird immer sehr stolz und ständig verkündet und ich kann es nicht mehr hören, denn ständig wirklich ständig wenn die Familie zusammenkommt wird dieses betont. "XYZ ist ganz der Opa/der Onlel/ganz wie wir!" und ich und mein anderer Bruder "hahaha die xyzs (Nachname meines Vaters)". Es wird sich ein Scherz nach dem anderen darüber erlaubt: "Ja, das ist die Krankheit von denen: Ständig so komisch sitzen und träumen und nie zuhören wenn man mit denen redet"..."Ja, das ist typisch für die, die können dies und das nicht aahhahaah das liegt in den Genen".
Ich komme mir schon so vor, als würde ich zu einer merkwürdigen Tierrasse gehören die sich anders verhält, denn so wird es in der Familie immer dargestellt. Teilweise macht mein einer Bruder auch mit: "Ach, die studieren zwar aber dafür habe *ich* etwas aus meinem Leben gemacht!" (und er zeigt seine Muskeln). Dafür erntet er dann Applaus.
Ich bemerke eine Art Mobbing, welches besonders gegen meinen ältesten Bruder und gegen mich geht. Mein ältester Bruder hat mit seinem sehr guten Realschulabschluss die Aufnahmeprüfung für die Uni geschafft und konnte mit seinem Realschulabschluss studieren (was nur sehr wenige können, da muss man gewisse Arbeiten und Tests als einer der Besten abschneiden). Dass man nicht jeden Tag zur Uni muss und auch nicht immer von Morgens bis Abends versteht keiner und dann wird gelästert: "Der ist stinkefaul. Der hat nie richtig gearbeitet in seinem Leben. Der macht nichts aus seinem Leben" und gleichzeitig werde ich ständig mit ihm verglichen und mir wurde schon, bevor ich das Studium begonnen habe, gesagt: "Du bist genauso wie dein Bruder. Auch nicht richtig arbeiten. Du bringst es auch zu nichts hahahah". "Ja, erst lange studieren und dann hinterher keinen Job finden und als Taxifahrer arbeiten, so ist das doch heutzutage" und immer wieder meine Cousins, mein Opa und Onkel und mein Bruder als Beispiele für Leute die was aus ihrem Leben gemacht und gearbeitet haben. Es nervt mich zu Tode. Und jeden Tag die Frage ob ich überhaupt noch zur Uni gehen würde und warum ich dann und dann Zuhause wäre (Es gibt ja Semesterferien usw...und da versteht auch keiner dass man da Hausarbeiten schreiben muss. Da heißt es nur: "Tja, fauler Student muss man sein. Monatelang Ferien und nichts tun!").
Und soetwas bekomme ich nur zu hören. Ein "gut gemacht" oder "wir sind stolz auf dich" habe ich noch nie gehört. Wenn ich von Freunden höre deren Familie ihnen für das gute Abi oder für das Studium zur Unterstützung etwas Geld geschenkt hat, dann denke ich nur: Ich werde noch dafür runtergemacht, dass ich mich dazu entschieden habe.
Und das schlimme ist: Besonders meine Oma klingt in diesem Text wie ein Monster, aber das ist sie nicht. Sie ist sogar die Einzige die mir tatsächlich manchmal etwas Geld gibt (aber auch erst seit ich 18 bin, als Kind gab es kaum Geschenke). Und meine Oma ist manchmal sogar noch sehr lieb - nur gibt es eben diese Aussprüche und Sätze aus der Kindheit die ich einfach nicht vergessen kann. Ich habe sie mal auf die Sache mit dem Spaziergang angesprochen, aber daran kann sie sich nicht mehr erinnern und das wäre angeblich nicht passiert. Und diese nervenden Vergleiche stellt sie auch noch an, aber meine Mutter meint es lohnt nichts dagegen zu sagen weil meine Oma schon sehr alt ist (ich bin ja auch still wenn sie Ausländerfeindliches von sich gibt, meine Mutter sagt meine Oma ist eben so und es lohnt sich nicht mehr mit ihr zu streiten). Dennoch tut es weh das alles zu schlucken. Meine Onkel, Tanten und Cousinen/Cousins interessieren sich aber wirklich einen Dreck für mich.
Und auch wenn meine Mutter zu mir steht und mir Recht gibt - damals als ich ein Kind war saß sie oft dabei und hat nie etwas dagegen gesagt oder getan. Letztens meinte sie "Ach, die haben mich auch immer ausgeschlossen weil ich drei Kinder hatte. Vieles ging auch eher gegen mich - Glaub mir, mir ging es damals nicht besser ich war auch immer das schwarze Schaf".
Aber damit gebe ich mich nicht zufrieden, denn ich habe allgemein ein sehr geringes Selbstbewusstsein und manchmal kommt das alles hoch und ich beginne zu weinen, weil ich schon als Kind nur kritisiert wurde.
Noch einpaar Zusatzinformationen: Ich habe kein so gutes Verhältnis zu meinem Vater. Als ich 6 war hat meine Mutter sich wegen häuslicher Gewalt von ihm scheiden lassen. Tatsächlich sehe ich übrigens meinem Vater sehr ähnlich.
Mein Vater selbst hatte auch nie eine Familie, weswegen die Seite meiner Mutter immer die Bezugsseite war. Meine Onkel und Tanten haben nie selbst Kinder erzogen - entweder sie haben/mögen keine Kinder und in zwei Fällen sind meine Cousine/Cousins bei meiner Oma aufgewachsen, weil meine Tanten/Onkels nicht für sie sorgen konnten (teilweise weiß ich nicht wieso, teilweise wohl auch Alkoholprobleme) und meine Oma hat sie erzogen und ist sozusagen "die Mutter der Familie".
Trotzdem werde ich nicht damit fertig und ich verstehe nicht wie man
a) einem Kind so viel Ablehnen geben kann
b) noch heute solche diskriminierenden Ansichten haben kann