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Gast
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Hey Leute,
da ich selbst mir nicht zu raten weiß, nutze ich die Anonymität des Internets aus und schreibe euch mein Problem.
Zu mir: Ich bin 15 Jahre alt, weiblich und werde in der Schule gemobbt.
Aber um ganz von Vorne anzufangen:
Schon im Kindergarten hatte ich nur einen Freund, der auch bei mir in der Straße wohnte. Während die anderen Kinder zusammen spielten, krochen wir zu Zweit durch die Büsche und spielten Dschungelforscher. Da war im Grunde noch alles ruhig, die Kommentare begannen erst, als ich eine Brille bekam: Brillenschlange, du siehst aus wie eine Lehrerin, usw.
Irgendwann stellte mir jemand ein Bein, ich schlug mit dem Kopf auf den Boden und wurde ohnmächtig. Die Gehirnerschütterung, die folgte, dauerte zwar nicht lange an, die Erinnerung an das Ereignis aber sehr wohl.
In der Grundschule sah es nicht anders aus: Nachdem mein Freund Ende der ersten Klasse weggezogen war, saß ich in den Pausen allein auf den Bänken und las bzw. schrieb kleine Geschichten (was mir inzwischen übrigens äußerst nützlich ist 😀)
In der dritten Klasse bekamen wir drei neue Mädchen dazu, die sitzengeblieben waren. Zwei von ihnen begannen, mich aufgrund meiner guten Noten und der Tatsache, dass ich lieber Jungenkleidung trug, zu beleidigen - mein Klassenlehrer machte ebenfalls mit. Ich wusste mir nicht zu helfen, da ich untergewichtig war und weder die Kraft noch den Mut dazu hatte, mich zu wehren. Nachdem mein Klassenlehrer festgestellt hatte, dass ich "komisch" und offenbar "psychisch gestört" sei (wie er auf den Gedanken kam, ist mir rätselhaft; vermutlich lag es daran, dass ich mich weniger für Menschen und mehr für Bücher interessierte), schleppte mich meine Mutter zu einem Persönlichkeits-/Intelligenztest, wo festgestellt wurde, dass ich hochbegabt und meinem Alter geistig weit voraus sei (soll nicht arrogant klingen, ich gebe nur eine Diagnose wieder). Das allerdings erzählte ich niemandem.
In der vierten Klasse geriet ich erstmals in eine Schlägerei, da ich die Schneeburg eines Jungen bewundert hatte. Dieser wurde aggressiv und stürzte sich mit seinen Freunden auf mich - es bildete sich rasch ein Kreis von Schaulustigen um mich, doch keiner half mir.
Als wir Ende der Vierten die Empfehlungen für die weiterführende Schule bekamen, freute ich mich: Gymnasium! Ich hoffte, dass sich alles ändern würde.
In der fünften Klasse gab es nur drei weitere Leute aus meiner alten Klasse, die jedoch allesamt nicht wirklich etwas gegen mich hatten. Jedoch gab es einen Jungen, in den sich offenbar so gut wie alle Mädchen verliebten und der nach drei Tagen der Anführer der Jungensippe war. Und er hatte offenbar etwas gegen einen Jungen der Klasse, der ADHS hatte. Was darauf folgte, war zu erwarten: Der Junge mit ADHS (ich nenne ihn mal Lukas) wurde gemobbt, seine Sachen geklaut und er zusammengeschlagen - als ich versuchte, Lukas zu helfen und für ihn Partei ergriff, begann das Mobbing auch bei mir.
Der Mobber blieb glücklicherweise in der Sechsten sitzen und es war für circa ein Jahr Ruhe.
In der achten Klasse jedoch (ich hatte gerade eine Freundin gefunden) kamen drei Jungen, die immer noch enge Freunde des ehemaligen Mobbers waren, zu dme Schluss, dass die Klasse mal wieder ein Opfer zum Aggressionen ablassen brauchte. Dafür kamen natürlich Lukas, der inzwischen sein ADHS gut unter Kontrolle hatte und eigentlich nicht mehr nervig war, und ich, die Streberin, die sich mit Lehrern stundenlang außerhalb des Unterrichts unterhielt, in Frage.
Und ab da an wurde es wirklich verletzend. Lukas wurde kopfüber in den Mülleimer gesteckt und fast zum Selbstmord getrieben, bei mir war es etwas weniger schlimm: Da ich ein Mädchen war, wagten sie es offenbar nicht, mich zu schlagen - im Unterricht kam kein Kommentar zu mir, jedoch wurde ich außerhalb der Klassenräume geradezu mit Beleidigungen überhäuft.
Mir wurde mehrmals ein Verhältnis mit Lehrern unterstellt, man zwang mich als Vegetarier beinahe, Fleisch zu essen (zum Glück rettete mich ein Lehrer), und mir wurde der Weg aus dem Bus versperrt. Jedoch habe ich nie ein Wort meinen Eltern geschweige denn Lehrern erwähnt. Warum nicht? Ich möchte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen, als ich es sowieso schon tue.
Nun zum (relativ) aktuellen Stand.
Vor etwa einen halben Jahr musste ich schmerzhaft auf einer AG-Reise ins Ausland feststellen, dass meine bis dato einzige und "beste Freundin" ebenso falsch war wie alle anderen auch. Ich wurde in meinem Raum im Bett liegend von 18 Schülern, allesamt älter als ich, aufgesucht. Sie machten sich über alles, was mir wichtig war, lustig, setzten sich auf mich, sodass ich nicht weg konnte, und machten sich einen Spaß daraus, Neuntklässlerinnen zum Weinen zu bringen. Meine "Freundin" unternahm nichts, um mir zu helfen, und lachte mit ihnen. Das war der Moment, in dem ich für mich selbst feststellte, dass Freunde etwas sind, auf dass man sich nicht verlassen kann und dass ich ohne sie besser dran sei.
Ich würde lieber in der Pause mich mit den Lehrern unterhalten, als mit drei Mädchen herumzulaufen, die mich zwar anlächeln, jedoch sobald ich mich abwende über mich lästern. Sie laufen mir jedoch praktisch hinterher - womit ich zu meiner ersten Frage komme: Was kann ich dagegen tun?
Zweitens: Ich habe vor einem Jahr festgestellt, dass ich asexuell Typ B bin (an Beziehungen interessiert, aber nicht an irgendwelchem Kontakt, der über Küssen hinausgeht). Ich bin Vegetarier, zeichne, schreibe und fotografiere in jeder freien Sekunde meines Lebens, höre für Mädchen unübliche Musik und schminke mich nicht. Ich unterhalte mich lieber mit Erwachsenen als mit Teenagern, ich gehe auf keine Partys und habe feste Vorstellungen von meinem späteren Berufsbild. Ich habe inzwischen kein Interesse mehr an Freundschaften.
Muss man denn wirklich an die Masse angepasst, ein 0815-Mädchen mit hochgequetschten Brüsten und glatten Haaren sein, um akzeptiert zu werden? Was bewegt Kinder dazu, jemanden, der anders sein möchte, plattzumachen?
Und Drittens: Ich würde wirklich gerne zu einem Lehrer gehen, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Ich habe auch Jemanden im Sinn. Die Frage ist nur: WIE sage ich es? Wohl kaum "Oh, hallo Herr X, ich werde übrigens gemobbt, können Sie mal bitte etwas tun?".
Aber wie dann?
LG
PS: Danke, dass ihr euch das bis hierher durchlest, ich kann mich nicht kurzfassen...
und PPS: Tut echt gut, sich das mal von der Seele geschrieben zu haben. Danke dafür.
da ich selbst mir nicht zu raten weiß, nutze ich die Anonymität des Internets aus und schreibe euch mein Problem.
Zu mir: Ich bin 15 Jahre alt, weiblich und werde in der Schule gemobbt.
Aber um ganz von Vorne anzufangen:
Schon im Kindergarten hatte ich nur einen Freund, der auch bei mir in der Straße wohnte. Während die anderen Kinder zusammen spielten, krochen wir zu Zweit durch die Büsche und spielten Dschungelforscher. Da war im Grunde noch alles ruhig, die Kommentare begannen erst, als ich eine Brille bekam: Brillenschlange, du siehst aus wie eine Lehrerin, usw.
Irgendwann stellte mir jemand ein Bein, ich schlug mit dem Kopf auf den Boden und wurde ohnmächtig. Die Gehirnerschütterung, die folgte, dauerte zwar nicht lange an, die Erinnerung an das Ereignis aber sehr wohl.
In der Grundschule sah es nicht anders aus: Nachdem mein Freund Ende der ersten Klasse weggezogen war, saß ich in den Pausen allein auf den Bänken und las bzw. schrieb kleine Geschichten (was mir inzwischen übrigens äußerst nützlich ist 😀)
In der dritten Klasse bekamen wir drei neue Mädchen dazu, die sitzengeblieben waren. Zwei von ihnen begannen, mich aufgrund meiner guten Noten und der Tatsache, dass ich lieber Jungenkleidung trug, zu beleidigen - mein Klassenlehrer machte ebenfalls mit. Ich wusste mir nicht zu helfen, da ich untergewichtig war und weder die Kraft noch den Mut dazu hatte, mich zu wehren. Nachdem mein Klassenlehrer festgestellt hatte, dass ich "komisch" und offenbar "psychisch gestört" sei (wie er auf den Gedanken kam, ist mir rätselhaft; vermutlich lag es daran, dass ich mich weniger für Menschen und mehr für Bücher interessierte), schleppte mich meine Mutter zu einem Persönlichkeits-/Intelligenztest, wo festgestellt wurde, dass ich hochbegabt und meinem Alter geistig weit voraus sei (soll nicht arrogant klingen, ich gebe nur eine Diagnose wieder). Das allerdings erzählte ich niemandem.
In der vierten Klasse geriet ich erstmals in eine Schlägerei, da ich die Schneeburg eines Jungen bewundert hatte. Dieser wurde aggressiv und stürzte sich mit seinen Freunden auf mich - es bildete sich rasch ein Kreis von Schaulustigen um mich, doch keiner half mir.
Als wir Ende der Vierten die Empfehlungen für die weiterführende Schule bekamen, freute ich mich: Gymnasium! Ich hoffte, dass sich alles ändern würde.
In der fünften Klasse gab es nur drei weitere Leute aus meiner alten Klasse, die jedoch allesamt nicht wirklich etwas gegen mich hatten. Jedoch gab es einen Jungen, in den sich offenbar so gut wie alle Mädchen verliebten und der nach drei Tagen der Anführer der Jungensippe war. Und er hatte offenbar etwas gegen einen Jungen der Klasse, der ADHS hatte. Was darauf folgte, war zu erwarten: Der Junge mit ADHS (ich nenne ihn mal Lukas) wurde gemobbt, seine Sachen geklaut und er zusammengeschlagen - als ich versuchte, Lukas zu helfen und für ihn Partei ergriff, begann das Mobbing auch bei mir.
Der Mobber blieb glücklicherweise in der Sechsten sitzen und es war für circa ein Jahr Ruhe.
In der achten Klasse jedoch (ich hatte gerade eine Freundin gefunden) kamen drei Jungen, die immer noch enge Freunde des ehemaligen Mobbers waren, zu dme Schluss, dass die Klasse mal wieder ein Opfer zum Aggressionen ablassen brauchte. Dafür kamen natürlich Lukas, der inzwischen sein ADHS gut unter Kontrolle hatte und eigentlich nicht mehr nervig war, und ich, die Streberin, die sich mit Lehrern stundenlang außerhalb des Unterrichts unterhielt, in Frage.
Und ab da an wurde es wirklich verletzend. Lukas wurde kopfüber in den Mülleimer gesteckt und fast zum Selbstmord getrieben, bei mir war es etwas weniger schlimm: Da ich ein Mädchen war, wagten sie es offenbar nicht, mich zu schlagen - im Unterricht kam kein Kommentar zu mir, jedoch wurde ich außerhalb der Klassenräume geradezu mit Beleidigungen überhäuft.
Mir wurde mehrmals ein Verhältnis mit Lehrern unterstellt, man zwang mich als Vegetarier beinahe, Fleisch zu essen (zum Glück rettete mich ein Lehrer), und mir wurde der Weg aus dem Bus versperrt. Jedoch habe ich nie ein Wort meinen Eltern geschweige denn Lehrern erwähnt. Warum nicht? Ich möchte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen, als ich es sowieso schon tue.
Nun zum (relativ) aktuellen Stand.
Vor etwa einen halben Jahr musste ich schmerzhaft auf einer AG-Reise ins Ausland feststellen, dass meine bis dato einzige und "beste Freundin" ebenso falsch war wie alle anderen auch. Ich wurde in meinem Raum im Bett liegend von 18 Schülern, allesamt älter als ich, aufgesucht. Sie machten sich über alles, was mir wichtig war, lustig, setzten sich auf mich, sodass ich nicht weg konnte, und machten sich einen Spaß daraus, Neuntklässlerinnen zum Weinen zu bringen. Meine "Freundin" unternahm nichts, um mir zu helfen, und lachte mit ihnen. Das war der Moment, in dem ich für mich selbst feststellte, dass Freunde etwas sind, auf dass man sich nicht verlassen kann und dass ich ohne sie besser dran sei.
Ich würde lieber in der Pause mich mit den Lehrern unterhalten, als mit drei Mädchen herumzulaufen, die mich zwar anlächeln, jedoch sobald ich mich abwende über mich lästern. Sie laufen mir jedoch praktisch hinterher - womit ich zu meiner ersten Frage komme: Was kann ich dagegen tun?
Zweitens: Ich habe vor einem Jahr festgestellt, dass ich asexuell Typ B bin (an Beziehungen interessiert, aber nicht an irgendwelchem Kontakt, der über Küssen hinausgeht). Ich bin Vegetarier, zeichne, schreibe und fotografiere in jeder freien Sekunde meines Lebens, höre für Mädchen unübliche Musik und schminke mich nicht. Ich unterhalte mich lieber mit Erwachsenen als mit Teenagern, ich gehe auf keine Partys und habe feste Vorstellungen von meinem späteren Berufsbild. Ich habe inzwischen kein Interesse mehr an Freundschaften.
Muss man denn wirklich an die Masse angepasst, ein 0815-Mädchen mit hochgequetschten Brüsten und glatten Haaren sein, um akzeptiert zu werden? Was bewegt Kinder dazu, jemanden, der anders sein möchte, plattzumachen?
Und Drittens: Ich würde wirklich gerne zu einem Lehrer gehen, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Ich habe auch Jemanden im Sinn. Die Frage ist nur: WIE sage ich es? Wohl kaum "Oh, hallo Herr X, ich werde übrigens gemobbt, können Sie mal bitte etwas tun?".
Aber wie dann?
LG
PS: Danke, dass ihr euch das bis hierher durchlest, ich kann mich nicht kurzfassen...
und PPS: Tut echt gut, sich das mal von der Seele geschrieben zu haben. Danke dafür.