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Gast
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Hallo und guten Abend
nach einem Telefonat muss ich mich nun etwas die Seele entlasten. Ich bitte daher um Verständnis und möchte hier keine Vorurteile aufkommen lassen.
Wie gesagt war das Telefonat mit meiner Mutter vorhin der Auslöser. Sie erzählte mir dass eine ihrer besten Freundinnen ihren Job als Filialleiterin einer großen Kette, nach 20 Jahren, hin geschmissen hat. Ich habe mich wegen meiner Mutter selbst in das Thema eingelesen und kann diesen Schritt auch nachvollziehen. Gehalt und Arbeitsbedingungen stehen meistens in keinem Verhältnis. Nun hat sie einen Job als Reinigungskraft in einer Wäscherei. Das fand meine Mutter amüsant und machte sich über den "krassen Abstieg" lustig. Da habe ich fast die Fassung verloren und hätte ihr am liebsten mal gesagt, wie es um sie also meine Mutter steht.
Ich muss etwas ausholen.
Sie war eine 1er Schülerin und hat Bauingenieurswesen studiert. Während des Studiums wurde sie schwanger, hat aber trotzdem einen guten Abschluss geschafft. Nach dem Studium hat sie mit meinem Vater, der bereits fertig war, ein Haus gebaut und eine Elternpause eingelegt. Da ich recht pflegeleicht war, wurde ich mit etwa 1 Jahr in den Kindergarten gegeben und meine Mutter hat in einem Projektbearbeiterin in einem kleinen Ingenieursbetrieb angefangen. Alles war super, bis nach 4 Jahren der Betrieb pleite ging. Finanziell kein Beinbruch da mein Vater auch gut verdiente. Da meine Mutter keinen Stress hatte und es auf dem Land schwierig ist etwas in der Richtung auf die Schnelle zu finden, hat sie die Jobsuche schweifen lassen und sich um das Haus gekümmert und sich viel ausgeruht. Das ging meinem Vater irgendwann gegen den Strich so dass meine Mutter dann in einem Autohaus als Beraterin anfing. Aber auch der Laden ging nach kurzer Zeit pleite (war aber vorhersehbar).
Da sie wieder in ihr altes Muster verfiel, hatte sich mein Vater von ihr getrennt. Meine Mutter lebte vom Staat, Kindergeld und verdiente sich mit kleinen Jobs in einem Altersheim etwas dazu, hat sie aber nie wirklich bemüht in ihre eigentliche Sparte wieder rein zukommen. Ein paar Jahre später lernte sie ihren jetzigen Lebenspartner kennen zu dem wir auch schnell zogen. Er hat ein Haus und ist selbstständig als Elektriker. Zu der Zeit wollte meine Mutter wieder im Ingenieursbereich anfangen, fand aber keinen Job und kümmerte sich um das Haus.
Wir zogen wieder aus, meine Mutter und ihr Lebenspartner blieben aber zusammen. Also lebte sie wieder vom Staat, Kindergeld und hatte irgendwann einen 400€ Job in einem Einkaufsladen. Den hatte sie aber nach einigen Monaten gekündigt, da es sich nicht lohnte und keinen Spaß machte. Anstatt sich nach den Jahren zu informieren, was derzeit Stand der Dinge in ihrem Wunschbereich ist, hat sie lieber den halben Tag geschlafen. Nachts guckte sie irgendwelche Filme und ging zwischen 2 und 3 Uhr ins Bett, stand gegen 12 Uhr auf, legte sich 15Uhr wieder für 1 bis 2 Stunden hin. Und in der Zwischenzeit hat sie irgendwelche Windows XP Spiele gespielt.
Als ich dann mit der Schule fertig war und in die Großstadt zog, zog sie auch wieder zu ihrem Freund.
Auch in der Zeit hat sie nichts gemacht. Als ich dann in's Berufsleben einstieg und einen Überblick über die Berufswelt hatte, habe ich auch immer wieder nachgehakt warum sie noch immer keine Arbeit hat und warum sie nicht wieder versucht in ihrem alten, so geliebten Bereich einzusteigen. Ihre Ausreden: Hier gibt es nichts, ich möchte nicht jeden Tag 1 Stunde Auto fahren, ich bin seit Jahren raus aus dem Thema,...
Ich versuchte ihr Mut zu machen und hatte ihr vorgeschlagen im Internet zu recherchieren, da heutzutage auch in dem Bereich fast nur noch am PC gezeichnet und geplant wird. Aber was wollte sie nicht. Anstatt meine Hilfe anzunehmen, fuhr sie mich immer wieder an, dass ich doch gar keine Ahnung davon hätte und nicht so überheblich tun soll. Seitdem habe ich auch nichts mehr zu dem Thema gesagt.
Vor 3 Jahren hat sie dann eine Teilzeitstelle bei dem großen billig Textilverkäufer mit dem roten T-Shirt bekommen. Obwohl sie sonst immer über den Laden und deren Käufer gelästert hat, fand sie das super. Sie bekommt, ich glaube 700€ Brutto für 40 Stunden im Monat, mit der Aussicht nach 1 Jahr fest angestellt zu werden.
Die 700€ stimmen aber aus den 40 Stunden wurden schnell, bis heute, über 60 Stunden pro Woche und fest angestellt ist sie immer noch nicht. Dabei lässt sich sie wie die richtigen Verkäufer umher schicken. Sie muss den Laden öffnen, schließen, Waren annehmen, für kranke Kollegen in der Region einspringen, an Wochenenden arbeiten, ihren Urlaub springen lassen wenn nicht genug Personal da ist, Inventuren mitmachen und und und. Aber sie findet das total toll da und erzählt allen ganz stolz wie toll es da doch ist. Das klingt aber so lächerlich, dass man nur den Kopf schütteln kann.
Ich glaube sie findet es dort nur gut, weil sie nebenbei Klamotten und Plunder kaufen kann. Nach jedem Arbeitstag hat sie mindestens 1 große Tüte mit, ihr riesiger Kleiderschrank musste durch einen 2. erweitert werden und der Keller ist auch voll mit Krimskrams für alle Jahreszeiten und Situationen.
Zwischenzeitlich wollte sie auch ein neues Fernstudium im BWL Bereich anfangen aber daraus wurde dann doch nichts. Sie ist mit fast 50 ja schon zu alt für alles. ...aber die restlichen 20 Jahre als Hungerlöhnerin arbeiten.
Dazu war vor 1 Jahre die perfekte Stelle für sie frei. Es wurde ein Projektbearbeiterin in ihrer kleinen Stadt gesamt, beim Amt, Vollzeit! Sie hatte sich beworben und wurde sogar eingeladen. Ich hatte die Woche auch frei und war zu Besuch, habe also alles mitbekommen. Anstatt sich auf das Gespräch vorzubereiten, gerade weil sie jahrelang nichts mehr in dem Bereich gemacht hat, lebte sie ihren Alltagstrott der aus schlafen und gammeln besteht.
Zu einem Bewerbungsgespräch, gerade bei einer Behörde und als Dipl. Ing. zieht man sich doch etwas ordentliches, elegantes an zb. eine Stoffhose + Blazer. Da meine Mutter nur in Bergen von Ramschklamotten schwimmt und keine Anziehsachen zu besonderen Anlässen besitzt, trug sie so einen grob-fransigen Pullover, eine hautenge Jeans und Turnschuhe. Das ist doch ein No-go!? Ich wollte ihr das nicht sagen, um sie nicht zu verunsichern. Natürlich hat es nicht geklappt aber sie wollte nicht zugeben dass es an ihrer schlechten Vorbereitung lag, schob sie die Schuld auf die beiden Schlipsträger und die junge "Tussi", die auf wichtig macht.
Es ist ihr ja selbst überlassen, was sie aus ihrem Leben macht aber ich finde das sehr schade, dass sie sich jahrelang so gehen lässt und über Andere ablästert. Weil aus meiner Sicht ist sie diejenige, die sozial abgestiegen ist und das seit Jahren!
Es nervt mich langsam, wenn sie mir jeden Tag von ihrem langweiligen Alltag und ihrer ach so tollen Arbeit erzählt. Ich mein, was ist wenn ihr Lebensgefährte sie verlässt und rauswirft? Dann hat sie nichts! Und darüber mache ich mir als 25 jähriger Sohn Sorgen.
Manchmal denke ich mir, einfach mal 1 Jahr Abstand zu nehmen aber sie ist und bleibt ja meine Mutter.
Mag auch sein, dass mich das Ganze gar nichts angeht oder ich gar keinen Plan habe. Es hilft mir auf jeden Fall hier den angestauten Frust mal nieder zuschreiben, wenn auch nur gekürzt.
Wer weiß, vielleicht habt ihr schon ähnliche Probleme gehabt im Bekanntenkreis, in der Familie oder könnt mir auch so einen Rat geben, wie es weiter gehen soll.
Ist meine Mutter beruflich wirklich verloren? Bin ich so naiv und denke dass man mit Ehrgeiz und kleinen Kompromissen auch mit fast 50 noch als Quereinsteigerin einen guten Job bekommen kann? Ich weiß es nicht...
nach einem Telefonat muss ich mich nun etwas die Seele entlasten. Ich bitte daher um Verständnis und möchte hier keine Vorurteile aufkommen lassen.
Wie gesagt war das Telefonat mit meiner Mutter vorhin der Auslöser. Sie erzählte mir dass eine ihrer besten Freundinnen ihren Job als Filialleiterin einer großen Kette, nach 20 Jahren, hin geschmissen hat. Ich habe mich wegen meiner Mutter selbst in das Thema eingelesen und kann diesen Schritt auch nachvollziehen. Gehalt und Arbeitsbedingungen stehen meistens in keinem Verhältnis. Nun hat sie einen Job als Reinigungskraft in einer Wäscherei. Das fand meine Mutter amüsant und machte sich über den "krassen Abstieg" lustig. Da habe ich fast die Fassung verloren und hätte ihr am liebsten mal gesagt, wie es um sie also meine Mutter steht.
Ich muss etwas ausholen.
Sie war eine 1er Schülerin und hat Bauingenieurswesen studiert. Während des Studiums wurde sie schwanger, hat aber trotzdem einen guten Abschluss geschafft. Nach dem Studium hat sie mit meinem Vater, der bereits fertig war, ein Haus gebaut und eine Elternpause eingelegt. Da ich recht pflegeleicht war, wurde ich mit etwa 1 Jahr in den Kindergarten gegeben und meine Mutter hat in einem Projektbearbeiterin in einem kleinen Ingenieursbetrieb angefangen. Alles war super, bis nach 4 Jahren der Betrieb pleite ging. Finanziell kein Beinbruch da mein Vater auch gut verdiente. Da meine Mutter keinen Stress hatte und es auf dem Land schwierig ist etwas in der Richtung auf die Schnelle zu finden, hat sie die Jobsuche schweifen lassen und sich um das Haus gekümmert und sich viel ausgeruht. Das ging meinem Vater irgendwann gegen den Strich so dass meine Mutter dann in einem Autohaus als Beraterin anfing. Aber auch der Laden ging nach kurzer Zeit pleite (war aber vorhersehbar).
Da sie wieder in ihr altes Muster verfiel, hatte sich mein Vater von ihr getrennt. Meine Mutter lebte vom Staat, Kindergeld und verdiente sich mit kleinen Jobs in einem Altersheim etwas dazu, hat sie aber nie wirklich bemüht in ihre eigentliche Sparte wieder rein zukommen. Ein paar Jahre später lernte sie ihren jetzigen Lebenspartner kennen zu dem wir auch schnell zogen. Er hat ein Haus und ist selbstständig als Elektriker. Zu der Zeit wollte meine Mutter wieder im Ingenieursbereich anfangen, fand aber keinen Job und kümmerte sich um das Haus.
Wir zogen wieder aus, meine Mutter und ihr Lebenspartner blieben aber zusammen. Also lebte sie wieder vom Staat, Kindergeld und hatte irgendwann einen 400€ Job in einem Einkaufsladen. Den hatte sie aber nach einigen Monaten gekündigt, da es sich nicht lohnte und keinen Spaß machte. Anstatt sich nach den Jahren zu informieren, was derzeit Stand der Dinge in ihrem Wunschbereich ist, hat sie lieber den halben Tag geschlafen. Nachts guckte sie irgendwelche Filme und ging zwischen 2 und 3 Uhr ins Bett, stand gegen 12 Uhr auf, legte sich 15Uhr wieder für 1 bis 2 Stunden hin. Und in der Zwischenzeit hat sie irgendwelche Windows XP Spiele gespielt.
Als ich dann mit der Schule fertig war und in die Großstadt zog, zog sie auch wieder zu ihrem Freund.
Auch in der Zeit hat sie nichts gemacht. Als ich dann in's Berufsleben einstieg und einen Überblick über die Berufswelt hatte, habe ich auch immer wieder nachgehakt warum sie noch immer keine Arbeit hat und warum sie nicht wieder versucht in ihrem alten, so geliebten Bereich einzusteigen. Ihre Ausreden: Hier gibt es nichts, ich möchte nicht jeden Tag 1 Stunde Auto fahren, ich bin seit Jahren raus aus dem Thema,...
Ich versuchte ihr Mut zu machen und hatte ihr vorgeschlagen im Internet zu recherchieren, da heutzutage auch in dem Bereich fast nur noch am PC gezeichnet und geplant wird. Aber was wollte sie nicht. Anstatt meine Hilfe anzunehmen, fuhr sie mich immer wieder an, dass ich doch gar keine Ahnung davon hätte und nicht so überheblich tun soll. Seitdem habe ich auch nichts mehr zu dem Thema gesagt.
Vor 3 Jahren hat sie dann eine Teilzeitstelle bei dem großen billig Textilverkäufer mit dem roten T-Shirt bekommen. Obwohl sie sonst immer über den Laden und deren Käufer gelästert hat, fand sie das super. Sie bekommt, ich glaube 700€ Brutto für 40 Stunden im Monat, mit der Aussicht nach 1 Jahr fest angestellt zu werden.
Die 700€ stimmen aber aus den 40 Stunden wurden schnell, bis heute, über 60 Stunden pro Woche und fest angestellt ist sie immer noch nicht. Dabei lässt sich sie wie die richtigen Verkäufer umher schicken. Sie muss den Laden öffnen, schließen, Waren annehmen, für kranke Kollegen in der Region einspringen, an Wochenenden arbeiten, ihren Urlaub springen lassen wenn nicht genug Personal da ist, Inventuren mitmachen und und und. Aber sie findet das total toll da und erzählt allen ganz stolz wie toll es da doch ist. Das klingt aber so lächerlich, dass man nur den Kopf schütteln kann.
Ich glaube sie findet es dort nur gut, weil sie nebenbei Klamotten und Plunder kaufen kann. Nach jedem Arbeitstag hat sie mindestens 1 große Tüte mit, ihr riesiger Kleiderschrank musste durch einen 2. erweitert werden und der Keller ist auch voll mit Krimskrams für alle Jahreszeiten und Situationen.
Zwischenzeitlich wollte sie auch ein neues Fernstudium im BWL Bereich anfangen aber daraus wurde dann doch nichts. Sie ist mit fast 50 ja schon zu alt für alles. ...aber die restlichen 20 Jahre als Hungerlöhnerin arbeiten.
Dazu war vor 1 Jahre die perfekte Stelle für sie frei. Es wurde ein Projektbearbeiterin in ihrer kleinen Stadt gesamt, beim Amt, Vollzeit! Sie hatte sich beworben und wurde sogar eingeladen. Ich hatte die Woche auch frei und war zu Besuch, habe also alles mitbekommen. Anstatt sich auf das Gespräch vorzubereiten, gerade weil sie jahrelang nichts mehr in dem Bereich gemacht hat, lebte sie ihren Alltagstrott der aus schlafen und gammeln besteht.
Zu einem Bewerbungsgespräch, gerade bei einer Behörde und als Dipl. Ing. zieht man sich doch etwas ordentliches, elegantes an zb. eine Stoffhose + Blazer. Da meine Mutter nur in Bergen von Ramschklamotten schwimmt und keine Anziehsachen zu besonderen Anlässen besitzt, trug sie so einen grob-fransigen Pullover, eine hautenge Jeans und Turnschuhe. Das ist doch ein No-go!? Ich wollte ihr das nicht sagen, um sie nicht zu verunsichern. Natürlich hat es nicht geklappt aber sie wollte nicht zugeben dass es an ihrer schlechten Vorbereitung lag, schob sie die Schuld auf die beiden Schlipsträger und die junge "Tussi", die auf wichtig macht.
Es ist ihr ja selbst überlassen, was sie aus ihrem Leben macht aber ich finde das sehr schade, dass sie sich jahrelang so gehen lässt und über Andere ablästert. Weil aus meiner Sicht ist sie diejenige, die sozial abgestiegen ist und das seit Jahren!
Es nervt mich langsam, wenn sie mir jeden Tag von ihrem langweiligen Alltag und ihrer ach so tollen Arbeit erzählt. Ich mein, was ist wenn ihr Lebensgefährte sie verlässt und rauswirft? Dann hat sie nichts! Und darüber mache ich mir als 25 jähriger Sohn Sorgen.
Manchmal denke ich mir, einfach mal 1 Jahr Abstand zu nehmen aber sie ist und bleibt ja meine Mutter.
Mag auch sein, dass mich das Ganze gar nichts angeht oder ich gar keinen Plan habe. Es hilft mir auf jeden Fall hier den angestauten Frust mal nieder zuschreiben, wenn auch nur gekürzt.
Wer weiß, vielleicht habt ihr schon ähnliche Probleme gehabt im Bekanntenkreis, in der Familie oder könnt mir auch so einen Rat geben, wie es weiter gehen soll.
Ist meine Mutter beruflich wirklich verloren? Bin ich so naiv und denke dass man mit Ehrgeiz und kleinen Kompromissen auch mit fast 50 noch als Quereinsteigerin einen guten Job bekommen kann? Ich weiß es nicht...