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Neuer Job, total überfordert, Zeitmanagement total im Eimer

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Gast

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Hallo,

kurz vorab zu mir ein paar Fakten zum besseren Verständnis: männlich, 34 Jahre, keine Kinder, Feste Lebensgefährtin, Hund.

Ich bin eher nicht der Mensch, der im Internet nach Ratschlägen fragt, nur komme ich einfach nicht mehr klar.

Seit 2 Monaten bin ich bei einem neuen Arbeitgeber. Bankenbranche als Sachbearbeiter, davor war ich bei einem Mitbewerber im Marketing tätig. Ich wechselte, weil die Differenzen zwischen mir und meinem Vorgesetzten untragbar wurden.

Mein neuer Vorgesetzer war und ist begeistert von mir und stellte mich meinen neuen Kollegen auch genau so vor... "Von dem könnt ihr alle noch was lernen" ... "Jahrelange Erfahrung"... sowas in der Richtung. Dementsprechend wurde ich mit einem Mix aus Skepsis und Vorfreude seitens meiner neuen Kollegen empfangen. Meine Einarbeitung begann mit den Worten "Ich dachte da kommt so ein richtiger Schnösel" (Zitat Einarbeiter). Zumindest erzählte man es mir genau so.
Anfangs lief es gut. Natürlich ist es eine andere Abteilung und andere Prozesse und Arbeitsabläufe, darauf war ich auch eingestellt. Dann merkte ich "okay, die neuen Abläufe verstehe ich nicht so, wie ich es sollte" und sprach dies auch offen an. Resonanz Vorgesetzer und Einarbeiter unisono: "Das kommt mit der Zeit"
Meine Aufgabe beinhaltet viel mit Multitasking. Mehrere Fenster gleichzeitig bedienen, dazu Akten einsehen und mit Kunden sprechen. Interessanterweise sagt meine Einarbeitung, dass ich das drauf habe. Ich sehe das allerdings nicht so. Ich weiss wo ich welche Informationen finde und wie ich die Systeme bediene, das stimmt tatsächlich. Es stimmt aber auch, dass ich wirklich viele Fehler mache. Nicht aus Unfähigkeit oder Dummheit, sondern vielmehr auf Grund der Vielzahl an gleichzeitig zu tätigenden Dingen.
Dies führt dazu, dass ich mich wirklich nur noch gestresst fühle. Ich lache kaum noch, gehe alleine in die Pause, versuche so gut es geht allem aus dem Weg zu gehen, Zeit für mich zu haben, meine Gedanken sortieren zu können. Gelingen tut es mir selten. Oftmals ist mein Kopf am Feierabend so voll, dass ich den Job mit nach Hause nehme. Gleichzeitig denke ich aber, ich habe eine vertragliche Verpflichtung und letzten Endes bezahlt mein Arbeitgeber meine Brötchen.

Mit am meisten wurmt mich, dass ich meine Überforderung offen anspreche, mein Vorgesetzter bei meiner Einarbeitung nachfragt und diese dann sagt "Ne, der ist fit, der kann das". Wenn dem so wäre, wieso zum Henker sitze ich an meinem Arbeitsplatz und verstehe nur die Hälfte der Zusammenhänge der Prozesse?

Ich bin ein Mensch, der gerne versteht warum etwas ist. Es macht mich wahnsinnig, wenn ich etwas tun soll, aber nicht weiss was es bewirkt und wie die Zusammenhänge sind.

Ich bin grad an einem Punkt, wo ich eine gewisse Angst vor der Arbeit habe. Dies hemmt mich ungemein. Und was mich richtig fertig macht ist dieses Gefühl der Hilfslosigkeit, nicht wissen, wie ich das abstellen kann. Jetzt habe ich noch Schonfrist, aber auch die wird nicht ewig halten. Und dann wird mein Arbeitgeber meine Fehler hinterfragen. Klar, Fehler macht jeder und im Idealfall lernt man aus diesen. Nur oftmals sind mir meine Fehler gar nicht klar und bewusst, hinterfrage ich, was ich besser oder anders oder einfacher machen könnte kommt ein "Das kommt mit der Zeit". Der Job an sich ist echt nicht schlecht, auch der Arbeitgeber ist okay (und ich hab auch schon richtig schlechte Arbeitgeber erlebt).

Ich komm nach Hause und denk mir "Was machst du da eigentlich den Ganzen Tag?". Ich schalte zu Hause nicht mehr ab, was sich wiederum auf mein persönliches Umfeld auswirkt. Dinge in meiner Freizeit, die mir immer Freude gemacht haben, machen mir keinen Spaß mehr.

Ich kann damit leben Fehler zu machen und bin sicher kein Perfektionist, wenn gleich auch ehrgeizig bzw. ambitioniert. Dies klingt sehr widersprüchlich, wenn ich jetzt sage: Arbeit ist meistens moderne Sklaverei. Insgesamt halte ich nicht viel von Arbeit, tauscht man doch 2 freie Tage gegen 5 unfreie. Ich mache mir nicht viel aus Geld, solang meine üblichen Rechnungen bezahlt werden können und mein Kühlschrank einigermaßen gefüllt ist. Ich gehe nicht wirklich weg, mache mir nichts aus Autos, Reisen und sonstigen materiellen Dingen... solang mein Lohn zum leben ausreicht bin ich zufrieden. Im Job möchte ich aber dennoch zeigen, dass ich was auf dem Kasten habe. Ich weiss, klingt relativ widersprüchlich. Man gebe mir 1000€ monatliche Rente und ich würde nicht mehr arbeiten. Ich bin sparsam und komme damit wunderbar aus.

Der Mix aus "nicht verstehen warum etwas so gemacht wird" und "kaum noch (Frei-)Zeit und Freude an selbiger" macht mich echt fertig. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann arbeite ich nur, weil ich ganz ohne Geld dann doch nicht leben kann... oder zumindest nicht in einer warmen Wohnung.

Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, dass soll so die die nächsten 30 Jahre weiter gehen... Aufstehen, arbeiten, nach hause kommen, essen, schlafen.... rinse and repeat. Sorry, aber so Stelle ich mir das Leben an sich nicht vor.

Sorry für diese Wall of Text, ich glaub, dass musste einfach mal raus.
 
Lieber Gast,

nach meinem Eindruck steht Dir Deine Lebenseinstellung im Wege. Die Beschreibung, was Dir im Leben reichen würde, klingt nach Rückzug sowie nach Resignation.

Dabei bist Du anscheinend an einem Arbeitsplatz, wo genau das Gegenteil die Grundlage der Tätigkeit ist: Vorwärts, den Erfolg suchen... von einem Erfolg zum nächsten....

Dabei scheinst Du nicht geübt zu sein, wie Du das an dem Arbeitsplatz machen könntest.

Erlaube mir, Dir eine Empfehlung zu geben, wie ich es an Deiner Stelle machen würde:

Was es alles zu lernen gibt und was es fachlich enthält, wie es funktioniert, dafür ist Deine Einarbeitungshilfe zuständig. Aber was Du gelernt hast und was Du noch wissen oder üben möchtest, ist nur ganz alleine Deine Sache. Es ist schon lustig, dass die Einarbeitungshilfe Dich als "alles prima" hinstellt, obwohl das nach Deiner Beurteilung überhaupt nicht stimmt. Aber - wie kannst Du nur so passiv sein - und diese Einarbeitungshilfe mit ihrer Beurteilung ernst und hinnehmen??

Mich persönlich würde es einen Sch..ß interessieren, was diese Person beurteilt oder meint beurteilen zu können. Der einzige, der das beurteilen soll und kann - das bin ich ! Diese Person nimmt ihre Arbeit - oder Dich - nicht ernst.
Und nur ich bestimme, ob noch etwas zu lernen und zu üben ist. Dieses "das lernen Sie noch" kann sich diese Person an die Backe schmieren. Wenn ich der Meinung bin, das jetzt lernen zu müssen, dann ist das Gesetz! Und ich hole mir diese Person hinzu und da bleibt sie, bis sie alles ausgespuckt hat, was ich wissen muss und will.

Nur solltest Du auch für Dich einen Lernplan erstellen. Also zuerst kommt eine Übersicht, damit ich die Übersicht erhalte und nicht verliere. Die Menge an Lernstoff will ich im Überblick haben und einen Punkt nach dem anderen abhaken können.

Und dann habe ich eine Schreibmappe o.ä. dabei, um mir das aufzuschreiben, was ich lernen will, was mir auffiel.
Wenn man so will, würde ich so mitschreiben, dass ich mit meinen Notizen ein Skript erstellen könnte, mit dem ich einen Neuling einarbeiten kann.

Lieber Gast, Verwirrung und ggf. Überforderung stellen sich ein, wenn Du die Initiative aus der Hand gibst. Also zieh Dich nicht zurück, philosophiere nicht über ein Ausstiegsscenario, sondern gehe aktiv auf das zu, wozu Du angetreten bist.

LG, Nordrheiner
 
Kann es sein, dass deine Selbstwahrnehmung nicht mehr so ganz richtig ist? Du bist generell unsicher, dann passieren kleine Fehler und du siehst dich in deiner Unsicherheit bestätigt. Die Unsicherheit wurde wahrscheinlich auch unbewusst durch deinen Chef gefördert, so wie er dich vorgestellt , hast du natürlich das Gefühl alles perfekt machen zu müssen, um die Erwartungen zu erfüllen.

Ich glaube dein “Einarbeiter“ hat da ein realistischeres Bild von dir, als du selbst. Er sieht was du kannst und weiß das Fehler, vor allem am Anfang, dazu gehören.
Gönn dir noch etwas Zeit, nimm den Druck raus und nach und nach werden die Fehler weniger. Vielleicht kommt dann auch die Freude am Beruf wieder.
 
Kann es sein, dass deine Selbstwahrnehmung nicht mehr so ganz richtig ist? Du bist generell unsicher, dann passieren kleine Fehler und du siehst dich in deiner Unsicherheit bestätigt. Die Unsicherheit wurde wahrscheinlich auch unbewusst durch deinen Chef gefördert, so wie er dich vorgestellt , hast du natürlich das Gefühl alles perfekt machen zu müssen, um die Erwartungen zu erfüllen.

Ich glaube dein “Einarbeiter“ hat da ein realistischeres Bild von dir, als du selbst. Er sieht was du kannst und weiß das Fehler, vor allem am Anfang, dazu gehören.
Gönn dir noch etwas Zeit, nimm den Druck raus und nach und nach werden die Fehler weniger. Vielleicht kommt dann auch die Freude am Beruf wieder.

Auch eine gute Idee ... wie es sein könnte.
Jedoch dann fände ich es hilfreich, wenn der Einarbeiter seine Meinung begründet, z.B sagt: Die meisten machen in diesem Bereich in den ersten 4 Wochen über 20 Fehler pro Tag. Bei Ihnen sind es max. 5.

Die zu schulende Person im Unklaren zu lassen, halte ich für einen Fehler.

Tipp für den TE: Nachfragen... wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?
 
Hier der Threadersteller,

habe gestern das offene Gespräch mit meiner Einarbeitung gesucht. Ich habe klar meine Sicht der Dinge kund getan, dass ich meines Erachtens viele Fehler mache, die mir oftmals nicht offensichtlich sind... Das ich mit antworten wie "das kommt mir der zeit" fachlich nicht zu recht komme... das ich mich auf grund meiner unsicherheit mit den neuen systemen und prozessen stellenweise überfordert vorkomme. all die dinge, die mir auf dem herzen lagen habe ich meiner einarbeitung gegenüber unter 4 augen gesagt und um hilfe gebeten.

heute kam mein vorgesetzter kurz vor feierabend auf mich zu. kurzum: meine einarbeitung hat meinem vorgesetzten gesagt, ich fühle mich überfordert. sicher auch noch ein paar andere dinge, das ist aber so der kern des ganzen.
der vorgesetzte bat mich zum gespräch und erkundigte sich in welchen punkten ich mich überfordert fühle. ich schilderte ihm recht detailliert die punkte. ebenso schilderte ich, was ich mir wünsche,nämlich die prozesse zu verstehen, die zusammenhänge... das mir antworten wie "das kommt mit der zeit" nicht wirklich helfen.

fazit: mit wirkung zum monatsende hat mein vorgesetzter mich gekündigt. die entscheidung stand schon vor dem gespräch mit meinem vorgesetzten fest wie er mir selbst sagte. im grunde unmittelbar nachdem meine einarbeitung ihm von meiner unsicherheit berichtet hatte.
 
Hier der Threadersteller,

habe gestern das offene Gespräch mit meiner Einarbeitung gesucht. Ich habe klar meine Sicht der Dinge kund getan, dass ich meines Erachtens viele Fehler mache, die mir oftmals nicht offensichtlich sind... Das ich mit antworten wie "das kommt mir der zeit" fachlich nicht zu recht komme... das ich mich auf grund meiner unsicherheit mit den neuen systemen und prozessen stellenweise überfordert vorkomme. all die dinge, die mir auf dem herzen lagen habe ich meiner einarbeitung gegenüber unter 4 augen gesagt und um hilfe gebeten.

Ich denke: Damit hast Du Dich in die Hände einer Person begeben, die nicht auf Deiner Seite stand.
Aus meiner Sicht wäre es klüger gewesen, der Einarbeitungshilfe vorzugeben, welche Infos sie Dir geben soll.
Von Sachinhalt her wäre es das Gleiche gewesen.

Reflektiere mal das Einstellungsgespräch und vergleiche es mit Deinen Erlebnissen. Überlege, welche Fragen Du besser hättest stellen sollen.... Daraus kannst Du lernen... Ich denke, es geht auch um taktisches Verhalten, wenn man in diese oder in jene Situation gerät.

Es tut mir sehr leid, dass Dir gekündigt wurde. Ich hoffe, Du findest bald einen guten Job, der Dir Freude macht und bei dem Menschen mit Dir fair umgehen. Resignieren ist keine Option.

LG, Nordrheiner
 

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