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Offenbar bin ich jetzt wirklich allein auf der Welt....

Kannja

Aktives Mitglied
Hallo,

ich habe ja in den letzten Monaten seit mein Vater starb einiges in diesem Forum zu meiner Lage geschrieben... irgendwie hatte ich aber immer noch die Hoffnung ich bilde mir vielleicht nur ein jetzt wo mein Dad weg ist allen Menschen egal zu sein und von niemandem mehr geliebt zu werden... aber offenbar stimmt es realistisch betrachtet leider doch

Ich bin vor nicht einmal 2 Wochen aus einer stationären Therapie zurückgekehrt. Ich war fast 2 Monate weg. Niemand fragte zwischenzeitlich groß nach mir. Und als ich wiederkam fragte keiner ob er mich vielleicht wenigstens vom Bahnhof abholen könne... ich schleppte mich also traurig und mit einem sehr einsamen Gefühlt mit meinem schweren Gepäck allein durch die halbe Stadt. Bevor ich fuhr war ich ja unmittelbar umgezogen und da mich auch dabei alle im Stich gelassen hatten, musste ich meine neue Wohnung also in einem reinen Umzugs- und Kartonchaos hinterlassen als ich kurzfristig in die Klinik ging. Mein "bester" Freund hatte von sich aus groß versprochen mir in meiner Abwesenheit die restlichen Möbel aufzubauen... immer wieder schrieb er mir das per Email und wollte dann umgekehrt auch mein Auto haben. Was ich ihm zusagte, obwohl mir aus Versicherungsgründen (Versicherungstarif läuft nur auf mich als Fahrerin) echt mulmig war. Und was war? Ich kam heim in eine Chaoswohnung, nichts hatte er wie versprochen aufgebaut, gar nichts... dafür mein Auto mit leer gefahrenem Tank wieder vor meine Tür gestellt. Nichtmal einen Bissen zu essen (er hatte zuvor meine Lebensmittel alle mit zu sich genommen, was ja ok war) oder zu trinken erwartete mich in meinem Kühlschrank. Meine engste Freundin der ich noch direkt vor meinem Umzug so beigestanden und geholfen hatte, hatte mich auch im Stich gelassen. Mein einziger Bruder hingegen der weit entfernt lebt und aber in meiner Abwesenheit eine Woche in meiner Heimatstadt zu Besuch war um spaßige Sachen zu machen hatte an einem Tag immerhin ein paar Sachen in meiner Wohnung erledigt. Dann aber alles halbfertig und teils beschädigt liegen gelassen. Ich möchte nicht undankbar sein und normalerweise bitte ich auch um gar nichts... aber all das erschien mir wirklich so lieblos und kalt. Würde ich jemandem von diesen Menschen etwas bedeuten so hätte doch wenigstens einer versucht es mir ein bischen schön zuhause zu machen wenn ich nach so langer Zeit aus einer Klinik nachhaus komme. Oder?

Dann rief ich meinen Bruder an, den ich die ganzen 2 Monate zuvor nicht sprechen konnte und der mir noch in einer Email geschrieben hatte ich solle mich melden sobald ich zuhause angekommen sei. Und was war? Er reagierte desinteressiert und genervt denn er probierte während des Telefonates lieber an seinem neuen PC rum und ich störte ihn dabei...

Nun habe ich das erste Mal seit jenem Telefonat gestern wieder versucht ihn anzurufen, denn wir hatten abgesprochen dass ich einen Termin beim Steinmetz mache um die Grabsteingestaltung für unseren Vater zu besprechen und dass ich ihn anschließend anrufe und über die möglichen Optionen informiere damit wir gemeinsam etwas entscheiden können. Er ging aber bei ettlichen Versuchen nicht ans Telefon oder Handy und rief auch bis heute nicht zurück. Und ich rufe so selten an, weil ich eh immer schon Angst habe mich aufzudrängen... Da ist das also wie ein Schlag ins Gesicht für mich.

Wenn ich nun an meinen Dad denke kommen mir so die Tränen... Er war der einzige Mensch in meinem Leben bei dem ich je Halt und Liebe hatte.... Wenn ich eine Reise oder ähnliches machte, fragte er immer besorgt ob ich heil angekommen/wieder zuhaus sei... ich habe ihm etwas bedeutet und hatte so blöd es klingt einen Platz auf dieser Welt... Und jetzt ist mit ihm alles verloren... ich bin einfach egal.

Es ist nicht so, dass ich kontaktarm bzw. -scheu wäre.. keineswegs... es haben sich nur im Zuge dieses "hart auf hart kommens" als mein Vater so plötzlich starb und ich echte Freunde gebraucht hätte, alle meine "Freunde" als offenbar doch mehr oberflächliche schön-wetter-Bekanntschaften entpuppt. Am schlimmsten die Frau meines Bruders mit der ich fast schon aufgewachsen bin... ich habe daher auch das Gefühl dass seine Distanz etwas mit ihr zu tun hat, da sie mich seit dem Trauerfall meidet und ich ihr grade zu negativ oder zu traurig und deshalb anstrengend bin. Trotzdem, er ist doch mein einziger Bruder und ich dachte vorher immer wir stünden uns sogar ziemlich nah... Wenn ich umgekehrt wüsste dass er grade fast zwei Monate in einer Klinik war weil es ihm schlecht ginge, oder eigentlich auch irgendwer sonst, dann würde ich mir doch Sorgen machen und auch mal von allein nachfragen ob derjenige jetzt eigentlich zuhaus allein klarkommt und alles ok mit ihm ist. Oder nicht? Aber auch hier wieder: Kein einziger Anruf... Nichtmal rangehen, wenn ich es nach 2 Wochen einmal versuche... 🙁 das trifft mich so tief und tut schrecklich weh, versteht ihr? Wie soll ich darauf bloß reagieren? Wir hatten vor kurzem schonmal eine Aussprache zu solchen Dingen und mein Bruder hatte sich anschließend sogar aufrichtig bei mir entschuldigt - was ich bei ihm noch niemals zuvor erlebt hatte. Doch ohne ein Vorkommnis seitdem, verhält er sich nun ja so kurz darauf wieder genauso - obwohl er weiß es verletzt und verunsichert mich sehr.

Ich mache mir jetzt schon Gedanken wie Weihnachten bloß aussehen soll... ich gehöre ja nirgendwo mehr hin. Auf einmal habe ich keine Familie mehr. Mein Bruder gehört jetzt zur Familie seiner Frau... unsere restliche Verwandschaft hat sich seit der Trauerfeier nicht mehr gemeldet.

Vorhin rief mein "bester Freund" plötzlich an (vor dem Tod meines Vaters war das ständig und normal, seither aber hat er plötzlich nie mehr Zeit...). Ich freute mich schon innerlich. Aber er rief bloß an, weil er sich Geld von mir leihen wollte...

Tja... ich bin eigentlich niemand der gern im Selbstmitled badet und habe in meinem Leben schon so viel schlimmes durchgemacht und dennoch immer versucht weiter recht positiv nach vorn zu schauen. Aber jetzt... manchmal habe ich einfach das Gefühl es wäre besser wenn ich mit meinem Dad gestorben wäre... als wäre es egal ob ich da bin oder nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Kannja,

es tut mir leid, dass du so viel auf ein Mal durchmachen musst. Ich habe zwar noch keinen solchen Verlust, wie den deines Vaters, erlebt, aber ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn sich eigentliche "Freunde" offenbaren. Leider ist es oft so, dass man gerade erst in den schwierigsten Situationen sieht, wer wirklich zu einem steht.

Aber ich kann dir sagen, dass du definitiv nicht allein bist!!! Wahre Freunde gibt es und man trifft auf sie. Auf die, die sich als "falsch" erwiesen haben, würde ich keinen Pfifferling mehr geben, denn sie schaden dir mehr, als dass sie dir helfen.

Was deinen Bruder angeht...hast du ihm schon Mal deine Gefühle zu verstehen gegeben? Und zwar deutlich? Ich denke, er sollte genau wissen, wie es dir mit seinem Verhalten geht, auch wenn du dazu "überdeutlich" werden musst.

Gruß
Mind
 
Hallo Mindchaos!

Ja, das habe ich bereits getan/versucht. Ich habe ihm auch gesagt wie einsam und verlassen ich mich seit dem Tod unseres Vaters fühle.... Wie gesagt, grade neulich (bei unserem letzten Telefonat) gab es diese Aussprache... unmittelbar reagierte er da nur mit sehr verletzendem Sarkasmus und zog alles was ich äußerte ins Lächerliche... - das direkt als ich aus der Klinik kam... Doch am nächsten Tag rief er immerhin von sich aus an und sagte aufrichtig, dass es ihm sehr leid täte wie er sich verhalten habe und dass er jetzt verstehen würde wie ich mich fühle. Da er eigentlich ein absoluter Sturkopf ist war ich darüber sehr überrascht und gerührt - noch nie vorher hatte ich ihn je bei irgndwas einsichtig erlebt oder eine Entschuldigung gehört. Doch nun, obwohl wir ja sogar das mit dem Steinmetz verabredet hatten, reagiert er ja doch wieder genauso verletzend... und in den letzten zwei Wochen seither (seit ich aus der Klinik entlassen bin) kam ja auch kein einziges Mal eine Nachfrage wie es mir geht oder ähnliches...

Auch das mit dem Grabstein ärgert mich natürlich.... aber schlimmer finde ich eben wie dumm, erniedrigt, einsam und wertlos ich mich fühle wenn mein eigener Bruder nichtmal ans Telefon geht oder später zurückruft... Das hat er auch früher schon so abgezogen; auch mein Vater war oft verletzt darüber, da mein Bruder ja weit weg lebt und wir ihn also eh sehr selten sehen oder wenigstens sprechen konnten. Aber grade jetzt mir gegenüber...??? Das ist schon doppelt hart.... und er weiß ja auch dass er die einzige Familie ist die ich noch habe. Und ich rufe eh so selten mal an... Bin einfach nur sehr sehr traurig und fühle mich verloren. Zudem haben wir noch das Haus unseres Vaters welches natürlich ich allein versorgen muss... Ich wüsste nichtmal im Notfall, dass ich meinen Bruder erreichen könnte. 🙁

Als ich so zusammenbrach dass ich kurzfristig in die Klinik gehen musste schickte ich meinem Bruder sogar noch die Telefonnummer einer Friedhofsgärtnerei mit der Bitte dass er dort anruft und während meiner Abwesenheit eine Grabpflege (wenigstens Wässern) für die frisch gepflanzten Blumen auf dem Grab unseres Vaters zu veranlassen. Als ich nun wieder hier war, musste ich leider feststellen, dass alle Blumen auf dem Grab unseres Vaters vertrocknet waren... der eine Anruf war meinem Bruder zu viel Aufwand, daher hatte er es einfach stillschweigend nicht gemacht.
 
Männer sind doch seltsame Wesen, oder?

Ich habe 2006 meinen Sohn verloren und entgegen der Erwartung meiner damaligen Freundin, reagierte ich so als wäre nicht das geringste geschehen, dabei hatte ich, nach dem ich das erfahren hatte, meine Mutter angerufen und geheult wie ein kleines Kind.

Gegenüber meiner Freundin allerdings, bekam ich niemals auch nur eine Träne heraus, auch wenn ich traurig war. Ich wurde sogar abweisend, desinteressiert und auch sarkastisch. Das schlimmste was ich mir "erlaubt" hatte war, sie abzuweisen, weil sie anfing zu heulen als mein kleiner Bruder seine Tochter kurz danach zur Welt brachte.

Was ich eigentlich damit sagen möchte ist folgendes.

Auch wenn es für dich selbst so erscheinen mag, dass deinem Bruder alles egal wäre, so ist es das noch lange nicht. Du hast deine Probleme und bist diesen Weg gegangen, doch bedeutet es nicht, dass dein Bruder genau den gleichen Weg nehmen wird.

Wir als Männer sollen immer stark und mächtig sein und das wird uns schon in die Wiege mit reingelegt und so leben wir halt, egal ob nun bewusst oder unbewusst und schwäche zu zeigen ist ein absolutes No-Go.

Daher würde ich dir einfach nur mit auf den Weg geben, bzgl. deines Bruders, auch wenn du ihn nicht verstehst und dich sogar von ihm verlassen fühlst, so muss er für sich selbst ebenso einen Weg finden mit allem zu recht zu kommen, wie du es auch musstest. Er geht einen anderen Weg und das solltest du ihm lassen, denn, so weiß ich eben aus meiner Erfahrung mit meinem Sohn, machst du es nicht, verschlimmerst du alles nur noch (ich wollte zum Beispiel nicht zu meinem Bruder zu Besuch fahren, doch meine Freundin hielt es für eine sehr gute Idee, doch ich hatte da nur das eine Gebet im Hinterkopf immer gesprochen: Bitte lass die Kleine erst nach unserem Besuch auf die Welt kommen. Bitte lass die Kleine erst nach unserem Besuch auf die Welt kommen. Bitte.....).
 

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