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[QUOTE="Wandel, post: 2450915, member: 52257"]

Was aber nicht heissen soll dass du jetzt alles als Unsinn abstempelst ;) Viele Ansätze sind Praxiserprobt und haben auch tatsächlich einen nachhaltigen Effekt. Dennoch muss man sich auch vor Augen halten, dass viele Psychologen selber Probleme haben. Und ein Mensch kann einem halt immer nur seine Welt zeigen, aber nicht darüber hinaus. Im Bezug auf die Panikattacken bedeutet dies halt, dass man vor allem an den Leuten lernen sollte, die keine Panikattacken haben. Was ist anders in deren Leben?




Das finde ich auch. Ich glaube auch zu wissen weshalb das so ist.


Siehe, in der heutigen Welt haben viele Menschen einfach gesagt nichts zu tun. Sie haben keine Bestimmung und keine Richtung. Es ist ein Unterschied, ob man immer beschäftigt ist oder ob man tatsächlich ein höheres Ziel verfolgt. Beschäftigen kann man sich jederzeit, Unterhaltung lauert an jeder Ecke. Und viele Leute klagen über zu wenig Zeit obwohl sie sich die hälfte der Zeit mit sinnloser Unterhaltung zudröhnen.


Das ist ein Klima, auf das der menschliche Geist nicht eingerichtet ist. Der Mensch ist im inneren immer noch ein Tier. Das Gehirn hat sich evolutiv entwickelt um Gefahren zu erkennen und zu überwinden. In der Steinzeit mussten die Urmenschen noch grosse Distanzen wandern und dabei gefährlichen Tieren und Naturereignissen ausweichen um zu ihrer Beute zu gelangen. Wer nicht die Fähigkeit hatte, Gefahren zu überwinden um zur Belohnung zu gelangen ging drauf! Dieser Aspekt der Gefahr und der Belohnung ist das, was uns Menschen noch heute zu unglaublichen Taten motiviert - oder uns in eine Hölle des Schreckens abstürzen lässt. Es ist das Prinzip der Herausforderung, der Challenge. Aber in dieser modernen Zeit sind die meisten Herausforderungen verschwunden. Wenn wir arbeiten gehen, dann nicht aus dem Grund weil wir sonst elendiglich zu Grunde gehen würden. Nein, wir wissen dass uns der Sozialstaat im Notfall den Rücken deckt. Diese Existenzangst ist aber ein Grundinstinkt und sie schleicht sich durch die Hintertür wieder ein. Denn wenn keine Herausforderungen vorhanden sind, dann erstellt das Gehirn diese - der Mechanismus verselbständigt sich ohne unser zutun.


Sobald dann einmal in einer Situation ein ungutes Gefühl aufkommt fährt uns diese Existenzangst in die Glieder. Es wird zum erklärten Ziel, die soziale Situation nächstes Mal möglichst gut und ohne Panik zu überstehen. Es wird zur Herausforderung, die überwunden werden muss. Der paläolitische Mechanismus von Gefahr und Belohnung wird auf diese soziale Situation angewandt. Fälschlicherweise. Und bald stehen wir da und leiden unter Panikattacken.


Machen wir einen Vergleich: Nehmen wir an du wanderst im Gebirge über einen sehr schmalen Grat, bei dem du auf beiden Seiten in den Tod stürzen würdest sobald du ausrutschst. Dann hast du Angst vor dem Grat. Aber wenn du dabei von einem aggressiven Steinbock gehetzt würdest, dann hättest du mehr Angst vor dem Steinbock, obwohl der Grat genauso tödlich ist wie zuvor.


Dieses Beispiel zeigt, dass die Angst immer von der Perspektive abhängt. Es ist auf einmal wichtiger, vor dem Steinbock davonzulaufen als sich auf den Grat zu konzentrieren (obwohl beides simultan geschieht). Aber sobald die Gefahr des Steinbocks gebannt ist, wird der Grat wieder zur primären Quelle der Angst. Und genau das geschieht im Fall von Panikattacken auch! Der Steinbock fehlt!


Jetzt verstehst du hoffentlich langsam, worauf ich hinaus will. Wenn du dir nicht selbst ein grosses Problem machst, dann macht es dein Gehirn für dich! Panikattacken und Sozialängste sind für dich, was für den Wanderer der Grat ist. Sie sind immer da. Jeder Mensch hat tief in sich drin die Angst, bei anderen nicht gut anzukommen. Oder etwas peinliches zu machen, sich zu blamieren. Doch diese Angst nimmt meistens nicht die Ausmasse einer richtigen Panikattacke an. Warum? Weil es eine Herausforderung gibt, die darüber steht. Eine Herausforderung, bei der man keine Zeit hat sich mit "kleinen" Ängsten wie Sozialängsten zu beschäftigen. Diese schrumpfen zusammen, verblassen in Anbetracht dieses höheren Bestrebens.


Natürlich sind für dich Panikattacken aber keine kleinen Ängste mehr. Sie sind zu einer echten Herausforderung angeschwollen. Aber wenn du dir die Ursache ansiehst, dann weisst du nun auch, dass es nicht die Lösung sein kann, die Panikattacke zu bekämpfen. Dadurch würdest du lediglich die Herausforderung vergrössern. Im Falle mit dem Wanderer wäre das so, als würdest du versuchen den drohenden Abgrund zu bekämpfen indem du eine Brücke über den Grat baust. Auf den ersten Blick scheint das ja eine kluge Lösung zu sein, aber wenn man sich daran erinnert, dass der Wanderer den Grat angetrieben durch den Steinbock ohne Probleme auch so überwinden konnte, dann scheint es unnötig.


Kommen wir zum Ende. Panikattacken sind ein "First World Problem", ein Problem das unser Gehirn erfindet weil es sonst zu wenige Probleme gibt. Das ist natürlich ein hartes Urteil, aber ich musste es auch einsehen. Wie viele Leute denkst du leiden an Panikattacken in Entwicklungsländern? Kannst du es dir vorstellen? Keine. Diese Leute haben andere Probleme. Diese Leute haben ihren Ziegenbock, der sie immerfort über den Grat treibt. Wir haben den nicht! Wir müssen diesen Ziegenbock selbst erstellen!


Viele Experten raten aber zu bewussten Entspannungsübungen im Falle einer Panikattacke. Stress reduzieren lautet die Devise. Ich halte das für den falschen Ansatz. Im Gegenteil, wenn wir keinen Stress haben dann machen wir uns Stress. Wie gesagt erzeugt das Gehirn allerlei kleine Probleme, wenn kein grosses Problem vorhanden ist. Wir müssen uns ein grosses Problem machen, sonst beschäftigen wir uns unser ganzes Leben lang mit den kleinen Problemen. Du, Chris, musst dir ein Problem machen, dass so gross ist dass du noch während der Panikattacke daran denkst, wie du gleich wieder die Arbeit aufnehmen wirst um dieses grosse Problem zu lösen. Während der Panikattacke muss das grosse Problem eine höhere Priorität haben als die Panikattacke. Der Steinbock muss da sein, der dich über den Grat (die Panikattacke) hinwegtreibt. Nur dann wird das Gehirn erkennen, dass die Ängste eine Zeitverschwendung sind.


Du brauchst also ein grosses Problem und einen scharfen Fokus. Damit bist du gewappnet, um deinen Ängsten nicht zu begegnen, sondern sie pfeifend am Wegrand stehen zu lassen während du auf dein Ziel zumarschierst. Das wars!


Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen und die eine oder andere Erkenntnis weitergeben! Viel Glück! :)

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