Hallo,
diverse Beiträge habe ich bei euch schon gelesen. Auch ich möchte mir einmal mein „Gefühlschaos“ von der Seele schreiben. Ich kann es verstehen, wenn viele von euch nicht bis zum Ende lesen, denn es wird wahrscheinlich sehr durcheinander und es wird lang…
Mein jetziger Mann (41) und ich (31) sind seit gut sechs Jahren zusammen, davon 1 Jahr und 18 Monate verheiratet. Zu Anfang unsere Partnerschaft, war es einfach nur toll. Wir waren auf einer Wellenlänge, konnten über alles reden, haben uns blind verstanden, haben gekuschelt, hatten tollen Sex... Halt alles was zu einer ausgeglichenen Partnerschaft gehört. Natürlich hatten wir auch mal Meinungsverschiedenheiten. Auch dies stellte kein Problem dar, da wir immer gesagt haben, egal was passiert, vor dem zu Bett gehen, wird alles geklärt… Ging auch eine Zeit sehr gut. Zu diesem Zeitpunkt waren wir beide schon Selbstständig. Wir hatten die Absprache, dass jeder für den anderen Verständnis aufbringt, keine Eifersüchteleien gegenüber den jeweiligen Kunden. Auch hatten wir kein Problem damit, wenn es abends ein wenig später wurde. Wir haben einfach die Zeit genossen, wenn wir uns gesehen haben.
Relativ zeitnah sind wir dann auch zusammen gezogen, damit ich nicht immer mit dem Rucksack durch die Gegend tingeln muss. Kurze Zeit drauf, haben wir angefangen, die Wohnung (im Haus seiner Eltern – obere Etage) zu renovieren. Halt so wie Zeit und Geld da war.
Einige Zeit später. Wir beide waren der Meinung, wir könnten heiraten – wir haben das Thema ab und an schon einmal angesprochen gehabt. Also keine Vernunftehe oder eine Ehe, weil man Geld sparen kann Anfang des Jahres bekam sein Dad, dann die Mitteilung, dass er einen fiesen Gehirntumor hat. Dieser wurde operiert, Chemotherapie fing an – der Kampf um überleben.
Seit dieser Zeit fing mein Mann an, sich immer weiter zu entfernen. Klar, kann und konnte ich die Situation verstehen, ich wäre vielleicht nicht anders gewesen, wenn es mein Dad wäre. Ab und zu, teilte er sich mit, sprach aber sehr selten über seine Gefühle, wie es ihm geht. Er igelte sich nur noch ein. Egal, ob gegenüber Freunden, Bekannten oder mir. Egal zu welcher Zeit, war ich für meinen Mann und seiner Familie da. Es gab eine kurze Zeit, da sagten die Ärzte, dass alles gut sei und die Krankheit überstanden ist. In dieser Zeit haben wir uns entschlossen zu heiraten, Damit Schwiegervater in spe, die Hochzeit von seinem Sohn miterlebt. Termin war für August geplant. Eine Zeit, in der er noch relativ fit war (zwar mittlerweile im Rollstuhl). In dieser Zeit hätte er auch noch alles mitbekommen.
Die Reaktion innerhalb seiner Familie war überwältigend: „Wenn ihr der Meinung seid, ihr müsst heiraten, aber dann ohne uns (Mutter und seine Schwester)“. Dem Vater wurde jede Möglichkeit genommen, selber zu entscheiden, ob er an der Hochzeit teilnehmen möchte… Wir haben dann im September nach langen hin und her geheiratet. Meine Eltern und mein Bruder waren anwesend. Seine Schwester konnte oder wollte nicht, da sie sonst die Familie kaputt machen würde.
Zum Jahresende wurde es mit meinem Schwiegervater immer schlimmer. Der Tumor war wieder da und beeinträchtigte das Sprachzentrum. Auch konnte er ohne Rollstuhl gar bzw. fremde Hilfe gar nichts mehr machen. Irgendwann war er an das Bett gebunden. In wie weit er seine Umgebung noch wahrnehmen konnte, kann keiner sagen. Als es zum Ende der Krankheit kam und mein Schwiegervater in der Klinik lag, waren wir jeden Tag in der Klinik. An seine schlechten Tagen (Ärzte sagten mittlerweile, dass es bald zu Ende geht), auch in der Nacht – sozusagen rund um die Uhr.
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2010. Alle haben den Tod mehr oder weniger überwunden. Der Tod liegt mittlerweile ca. 15 Monate zurück. Aber die Probleme sind immer noch gegenwärtig…
Das letzte Mal, als mein Mann und ich Zärtlichkeiten hatten, liegt mindestens schon 2,5 Jahre zurück. Kein kuscheln, kein in den Arm nehmen,… Wie Bruder und Schwester. Ich möchte mich nicht beschweren, aber er fehlt mir. Dies habe ich ihm auch schon mehrfach gesagt. Dann heißt es immer wieder: „Du weißt doch die Umstände,…“ es gibt immer ausreden. „Nein heute habe ich keinen Kopf dafür,…“ Ich bin nicht der Mensch, der jeden Tag Sex oder andere Aktivitäten benötigt, aber ab und zu wäre es toll, sich einfach mal in den Arm zu nehme und fest halten. Einfach mal nur kuscheln oder zusammen auf einem Sofa sitzen (nebeneinander). Sich mal unterhalten und nicht nur Vorwürfe ernten, oder das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass man sowieso alles falsch macht, dass man nichts im Haushalt macht (ich arbeite auch mindestens 11 Stunden pro Tag von Mo – FR + Sa).
Die Distanz wird immer größer, da ich mich zurück ziehe. Nicht bewusst (mittlerweile vielleicht schon), einfach um mich zu schützen, damit es nicht so weh tut.
Seit ca. einem halben Jahr wird wegen jeder Kleinigkeit gezickt, oder man wird lauter. Wenn er sich mit seiner Ma in den Flicken hat, bin ich der Sündenbock. Läuft bei seiner Arbeit etwas nicht rund – bin ich der Sündenbock (werde angemault, obwohl ich nichts dafür kann), usw.
Die letzte Umbaumaßnahme war der Streitpunkt schlecht hin. Eigentlich wollten wir noch warten (Badezimmer), dann wurde einfach angefangen, obwohl ich derzeit nicht das Geld zur Verfügung hatte. Er meinte, kein Problem, wenn ich etwas dazu gebe, auch wenn es vielleicht nur wenig ist, ist es in Ordnung. Tatsächlich sah es so aus, der Umbau wurde zur Hälfte aufgeteilt,…
Vielleicht bin ich auch nur zu egoistisch, oder zu engstirnig oder verlange zu viel. Ich weiß es nicht. Habe mich letztens mit meiner Schwiegermutter unterhalten, dass mein Mann sehr launisch ist (sie hat das Thema angefangen), dass er jeden anmacht, der gerade da ist. Ihre Aussage war der Hammer: „Kind, du kennst ihn, du hast ihn so geheiratet.“ – Da meinte ich, dass er sich seit der Krankheit von seinem Vater immer mehr verändert hat,… Ihre Antwort: „Kind damit musst du leben, dass musst du so hinnehmen!“
Muss ich das wirklich? Will ich das? Nein, denn es geht mir immer schlechter. Ich kann mich nicht mehr richtig auf meine Arbeit konzentrieren, noch auf irgendetwas anderes. Total lustlos, kein Antrieb und könnte einfach nur los heulen! Also habe ich mir die Frage gestellt, welchen Sinn das Ganze hat. Eine Antwort habe ich natürlich noch nicht gefunden.
Es wäre ja einfach, wenn es das gewesen wäre. Nein, ich blöde Kuh träume, von einem Mann. Nein, kein Unbekannter, nein mein – nennen wir es mal „Jugendschwarm“, bester Kumpel, wie auch immer. Hatten seit ca. 5 Jahren kaum Kontakt, vielleicht einmal im Jahr gesehen, kurz gesprochen, wenn überhaupt. Jetzt träume ich von ihm! Und zu meiner Schande muss ich gestehen – es war ein schöner Traum. Ticke ich noch richtig? Klar, man keine Träume beeinflussen, aber seit dieser „Nacht“ ist er wieder in meinem Kopf. Fast ständig… Nächster Fehler von meiner Seite: ich habe ihm eine SMS geschrieben und er hat geantwortet. Und ich bin aufgeregt wie ein Teenie. – Schmetterlinge – einfach nur Freude,… Es waren nur Sachen wie es geht – belangloses Zeug.
Ca. 4 Wochen später nach den SMS-Nachrichten (in der Zwischenzeit hatten wir keinen Kontakt) – hatten wir Schützenfest (war mit Arbeitskollegen da, da mein Man zu meinem Heimatort natürlich keinen Bezug hat, geschweige denn Lust auf diese Leute,…) – wer ist da?
Es war wie früher. Von einer Sekunde auf die andere war wieder diese Vertrautheit, die Geborgenheit,… Wir haben uns lange unterhalten. Seine Ex-Beziehungen, teilweise über meine,… Es war ein schöner Abend. Er hat mich diesen Abend auch nach Hause gebracht (zu meinen Eltern, da ich etwas getrunken hatte). Auf dem Heimweg haben wir einen Stopp auf einem Kinderspielplatz gemacht. Warum auch immer. Ein Spielplatz war schon vor 15 Jahren unser Anlaufplatz, wenn einer von uns Sorgen oder Nöte hatte, aber auch wenn wir uns damals einfach mal so getroffen haben, oder wir von einer Party nach Hause gegangen sind. Wir waren in Teenie-Zeiten kurz ein Paar. Vielleicht 4 Wochen lang, wenn man dies überhaupt als Beziehung bezeichnen kann. Es hat nicht so geklappt. Zu jung? Zu unerfahren? Zu… keine Ahnung. Jeder von uns hatte seine Bekanntschaften – seine Beziehungen. Aber irgendwie, hatten wir zwischenzeitlich immer irgendetwas, wenn beide solo waren. Nur für den jeweiligen Abend. Es war immer dieses Kribbeln da. (man ist das schmalzig)
Auf jeden Fall stellte sich in dieser Nacht die Frage, warum wir eigentlich nie richtig miteinander zusammen waren, oder warum es in der Jugend nicht gehalten hat, da wir ja immer wieder zueinander finden… Irgendwie halt. Irgendwie kann keiner ohne den anderen… Halt nicht immer, aber manchmal.
Irgendwann stand er vor mir, schaute mich an und wir haben uns geküsst. Sehr vertraut, sehr verlegen, sehr schön, sehr viel Gefühl… Ich wusste in diesem Moment, dass es falsch war / ist. Von meinem Mann hatte ich so einen Kuss das letzte Mal zur Hochzeit, vielleicht noch ein, zwei Mal danach bekommen. Auch wenn es falsch war (Fremd- bzw. Bekanntgehen), es war einfach nur schön. Ich habe mich endlich wieder geborgen gefühlt. Ich war in diesem Moment einer Person wichtig , nur es war halt nicht mein MANN. Es war nicht mehr der Traum… Ich muss dazu schreiben, dass wir uns geküsst haben, wir haben uns im Arm gehalten (geschmust), uns unterhalten. Mehr war nicht, auch wenn das Andere schon schlimm genug ist, wenn man kein Single ist!
Jetzt ist natürlich dieses schlechte Gewissen da (auf der einen Seite, wenn ich ehrlich bin), aber auch ein schönes Gefühl, mal wieder als Frau wahrgenommen zu werden. Einfach der Gedanke, an den Augenblick: tief in die Augen schauen und einfach nur genießen. Raus aus dem Alltag, ich muss eine starke Ehefrau oder Geschäftsfrau sein… - Für einen Moment, einfach nur ich sein! Seit langer Zeit einfach mal wieder die Person sein, die ich man ist oder war?… Oder nur Egoismus pur!
Mein Mann wollte ein paar Tage später mit mir reden, da wir uns ja nur noch permanent zoffen. Kurze klare Ansage per SMS. Haben wir getan. Seine Aussage ist, es muss sich etwas ändern. (Aber was? Es kam keine Antwort.) Ich gebe ihm Recht, dass es so nicht weiter gehen kann, denn wir gehen schon lange unterschiedliche Wege. Ich sagte ihm, dass ich mich alleine fühle, trotz dass wir zusammen sind, dass er mir fehlt, dass man sich zu Anfang der Beziehung auch mal in den Arm genommen hat,… Dass es jetzt so ist, dass er sich in den Garten flüchtet und nur hier aktiv ist, dass er mehr Gemeinsamkeiten mit seiner Ma hat, als mit seiner Frau. Dass wir uns schon Ewigkeiten nicht mehr richtig unterhalten – über das Wetter kann ich mich auch mit meinen Kunden unterhalten. Dass wir mehr Zeit miteinander haben sollten und nicht jeder sein Leben lebt, dass wir mal wieder ein gemeinsames Leben führen sollten…
Ich weiß nicht, ob dieses Gespräch etwas bringt. Wir werden sehen. Seit ein paar Tagen unterhalten wir uns tatsächlich mal mehr. Die Zickerei ist gedämmt, aber irgendwie spührt man, dass sie raus will, wie ein Sturm der kurz vor dem Ausbruch noch einmal ruhig wird – jeder probiert sich am Riemen zu reißen…
Wenn ich meine Augen schließe, habe ich den Moment vom Spielplatz vor den Augen. Das Gefühl, das Kribbel, das Prickeln, das Verlangen nach mehr. Vielleicht auch ein wenig Sehnsucht…
Jetzt ist meine persönliches Chaos perfekt.
Wenn ihr es bis hier her geschafft habt zu lesen: Wow
Ich weiß, dass ich nicht so hätte handeln dürfen, dass es falsch war. Danke fürs lesen.
Lieben Gruß
eisbaeren
diverse Beiträge habe ich bei euch schon gelesen. Auch ich möchte mir einmal mein „Gefühlschaos“ von der Seele schreiben. Ich kann es verstehen, wenn viele von euch nicht bis zum Ende lesen, denn es wird wahrscheinlich sehr durcheinander und es wird lang…
Mein jetziger Mann (41) und ich (31) sind seit gut sechs Jahren zusammen, davon 1 Jahr und 18 Monate verheiratet. Zu Anfang unsere Partnerschaft, war es einfach nur toll. Wir waren auf einer Wellenlänge, konnten über alles reden, haben uns blind verstanden, haben gekuschelt, hatten tollen Sex... Halt alles was zu einer ausgeglichenen Partnerschaft gehört. Natürlich hatten wir auch mal Meinungsverschiedenheiten. Auch dies stellte kein Problem dar, da wir immer gesagt haben, egal was passiert, vor dem zu Bett gehen, wird alles geklärt… Ging auch eine Zeit sehr gut. Zu diesem Zeitpunkt waren wir beide schon Selbstständig. Wir hatten die Absprache, dass jeder für den anderen Verständnis aufbringt, keine Eifersüchteleien gegenüber den jeweiligen Kunden. Auch hatten wir kein Problem damit, wenn es abends ein wenig später wurde. Wir haben einfach die Zeit genossen, wenn wir uns gesehen haben.
Relativ zeitnah sind wir dann auch zusammen gezogen, damit ich nicht immer mit dem Rucksack durch die Gegend tingeln muss. Kurze Zeit drauf, haben wir angefangen, die Wohnung (im Haus seiner Eltern – obere Etage) zu renovieren. Halt so wie Zeit und Geld da war.
Einige Zeit später. Wir beide waren der Meinung, wir könnten heiraten – wir haben das Thema ab und an schon einmal angesprochen gehabt. Also keine Vernunftehe oder eine Ehe, weil man Geld sparen kann Anfang des Jahres bekam sein Dad, dann die Mitteilung, dass er einen fiesen Gehirntumor hat. Dieser wurde operiert, Chemotherapie fing an – der Kampf um überleben.
Seit dieser Zeit fing mein Mann an, sich immer weiter zu entfernen. Klar, kann und konnte ich die Situation verstehen, ich wäre vielleicht nicht anders gewesen, wenn es mein Dad wäre. Ab und zu, teilte er sich mit, sprach aber sehr selten über seine Gefühle, wie es ihm geht. Er igelte sich nur noch ein. Egal, ob gegenüber Freunden, Bekannten oder mir. Egal zu welcher Zeit, war ich für meinen Mann und seiner Familie da. Es gab eine kurze Zeit, da sagten die Ärzte, dass alles gut sei und die Krankheit überstanden ist. In dieser Zeit haben wir uns entschlossen zu heiraten, Damit Schwiegervater in spe, die Hochzeit von seinem Sohn miterlebt. Termin war für August geplant. Eine Zeit, in der er noch relativ fit war (zwar mittlerweile im Rollstuhl). In dieser Zeit hätte er auch noch alles mitbekommen.
Die Reaktion innerhalb seiner Familie war überwältigend: „Wenn ihr der Meinung seid, ihr müsst heiraten, aber dann ohne uns (Mutter und seine Schwester)“. Dem Vater wurde jede Möglichkeit genommen, selber zu entscheiden, ob er an der Hochzeit teilnehmen möchte… Wir haben dann im September nach langen hin und her geheiratet. Meine Eltern und mein Bruder waren anwesend. Seine Schwester konnte oder wollte nicht, da sie sonst die Familie kaputt machen würde.
Zum Jahresende wurde es mit meinem Schwiegervater immer schlimmer. Der Tumor war wieder da und beeinträchtigte das Sprachzentrum. Auch konnte er ohne Rollstuhl gar bzw. fremde Hilfe gar nichts mehr machen. Irgendwann war er an das Bett gebunden. In wie weit er seine Umgebung noch wahrnehmen konnte, kann keiner sagen. Als es zum Ende der Krankheit kam und mein Schwiegervater in der Klinik lag, waren wir jeden Tag in der Klinik. An seine schlechten Tagen (Ärzte sagten mittlerweile, dass es bald zu Ende geht), auch in der Nacht – sozusagen rund um die Uhr.
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2010. Alle haben den Tod mehr oder weniger überwunden. Der Tod liegt mittlerweile ca. 15 Monate zurück. Aber die Probleme sind immer noch gegenwärtig…
Das letzte Mal, als mein Mann und ich Zärtlichkeiten hatten, liegt mindestens schon 2,5 Jahre zurück. Kein kuscheln, kein in den Arm nehmen,… Wie Bruder und Schwester. Ich möchte mich nicht beschweren, aber er fehlt mir. Dies habe ich ihm auch schon mehrfach gesagt. Dann heißt es immer wieder: „Du weißt doch die Umstände,…“ es gibt immer ausreden. „Nein heute habe ich keinen Kopf dafür,…“ Ich bin nicht der Mensch, der jeden Tag Sex oder andere Aktivitäten benötigt, aber ab und zu wäre es toll, sich einfach mal in den Arm zu nehme und fest halten. Einfach mal nur kuscheln oder zusammen auf einem Sofa sitzen (nebeneinander). Sich mal unterhalten und nicht nur Vorwürfe ernten, oder das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass man sowieso alles falsch macht, dass man nichts im Haushalt macht (ich arbeite auch mindestens 11 Stunden pro Tag von Mo – FR + Sa).
Die Distanz wird immer größer, da ich mich zurück ziehe. Nicht bewusst (mittlerweile vielleicht schon), einfach um mich zu schützen, damit es nicht so weh tut.
Seit ca. einem halben Jahr wird wegen jeder Kleinigkeit gezickt, oder man wird lauter. Wenn er sich mit seiner Ma in den Flicken hat, bin ich der Sündenbock. Läuft bei seiner Arbeit etwas nicht rund – bin ich der Sündenbock (werde angemault, obwohl ich nichts dafür kann), usw.
Die letzte Umbaumaßnahme war der Streitpunkt schlecht hin. Eigentlich wollten wir noch warten (Badezimmer), dann wurde einfach angefangen, obwohl ich derzeit nicht das Geld zur Verfügung hatte. Er meinte, kein Problem, wenn ich etwas dazu gebe, auch wenn es vielleicht nur wenig ist, ist es in Ordnung. Tatsächlich sah es so aus, der Umbau wurde zur Hälfte aufgeteilt,…
Vielleicht bin ich auch nur zu egoistisch, oder zu engstirnig oder verlange zu viel. Ich weiß es nicht. Habe mich letztens mit meiner Schwiegermutter unterhalten, dass mein Mann sehr launisch ist (sie hat das Thema angefangen), dass er jeden anmacht, der gerade da ist. Ihre Aussage war der Hammer: „Kind, du kennst ihn, du hast ihn so geheiratet.“ – Da meinte ich, dass er sich seit der Krankheit von seinem Vater immer mehr verändert hat,… Ihre Antwort: „Kind damit musst du leben, dass musst du so hinnehmen!“
Muss ich das wirklich? Will ich das? Nein, denn es geht mir immer schlechter. Ich kann mich nicht mehr richtig auf meine Arbeit konzentrieren, noch auf irgendetwas anderes. Total lustlos, kein Antrieb und könnte einfach nur los heulen! Also habe ich mir die Frage gestellt, welchen Sinn das Ganze hat. Eine Antwort habe ich natürlich noch nicht gefunden.
Es wäre ja einfach, wenn es das gewesen wäre. Nein, ich blöde Kuh träume, von einem Mann. Nein, kein Unbekannter, nein mein – nennen wir es mal „Jugendschwarm“, bester Kumpel, wie auch immer. Hatten seit ca. 5 Jahren kaum Kontakt, vielleicht einmal im Jahr gesehen, kurz gesprochen, wenn überhaupt. Jetzt träume ich von ihm! Und zu meiner Schande muss ich gestehen – es war ein schöner Traum. Ticke ich noch richtig? Klar, man keine Träume beeinflussen, aber seit dieser „Nacht“ ist er wieder in meinem Kopf. Fast ständig… Nächster Fehler von meiner Seite: ich habe ihm eine SMS geschrieben und er hat geantwortet. Und ich bin aufgeregt wie ein Teenie. – Schmetterlinge – einfach nur Freude,… Es waren nur Sachen wie es geht – belangloses Zeug.
Ca. 4 Wochen später nach den SMS-Nachrichten (in der Zwischenzeit hatten wir keinen Kontakt) – hatten wir Schützenfest (war mit Arbeitskollegen da, da mein Man zu meinem Heimatort natürlich keinen Bezug hat, geschweige denn Lust auf diese Leute,…) – wer ist da?
Es war wie früher. Von einer Sekunde auf die andere war wieder diese Vertrautheit, die Geborgenheit,… Wir haben uns lange unterhalten. Seine Ex-Beziehungen, teilweise über meine,… Es war ein schöner Abend. Er hat mich diesen Abend auch nach Hause gebracht (zu meinen Eltern, da ich etwas getrunken hatte). Auf dem Heimweg haben wir einen Stopp auf einem Kinderspielplatz gemacht. Warum auch immer. Ein Spielplatz war schon vor 15 Jahren unser Anlaufplatz, wenn einer von uns Sorgen oder Nöte hatte, aber auch wenn wir uns damals einfach mal so getroffen haben, oder wir von einer Party nach Hause gegangen sind. Wir waren in Teenie-Zeiten kurz ein Paar. Vielleicht 4 Wochen lang, wenn man dies überhaupt als Beziehung bezeichnen kann. Es hat nicht so geklappt. Zu jung? Zu unerfahren? Zu… keine Ahnung. Jeder von uns hatte seine Bekanntschaften – seine Beziehungen. Aber irgendwie, hatten wir zwischenzeitlich immer irgendetwas, wenn beide solo waren. Nur für den jeweiligen Abend. Es war immer dieses Kribbeln da. (man ist das schmalzig)
Auf jeden Fall stellte sich in dieser Nacht die Frage, warum wir eigentlich nie richtig miteinander zusammen waren, oder warum es in der Jugend nicht gehalten hat, da wir ja immer wieder zueinander finden… Irgendwie halt. Irgendwie kann keiner ohne den anderen… Halt nicht immer, aber manchmal.
Irgendwann stand er vor mir, schaute mich an und wir haben uns geküsst. Sehr vertraut, sehr verlegen, sehr schön, sehr viel Gefühl… Ich wusste in diesem Moment, dass es falsch war / ist. Von meinem Mann hatte ich so einen Kuss das letzte Mal zur Hochzeit, vielleicht noch ein, zwei Mal danach bekommen. Auch wenn es falsch war (Fremd- bzw. Bekanntgehen), es war einfach nur schön. Ich habe mich endlich wieder geborgen gefühlt. Ich war in diesem Moment einer Person wichtig , nur es war halt nicht mein MANN. Es war nicht mehr der Traum… Ich muss dazu schreiben, dass wir uns geküsst haben, wir haben uns im Arm gehalten (geschmust), uns unterhalten. Mehr war nicht, auch wenn das Andere schon schlimm genug ist, wenn man kein Single ist!
Jetzt ist natürlich dieses schlechte Gewissen da (auf der einen Seite, wenn ich ehrlich bin), aber auch ein schönes Gefühl, mal wieder als Frau wahrgenommen zu werden. Einfach der Gedanke, an den Augenblick: tief in die Augen schauen und einfach nur genießen. Raus aus dem Alltag, ich muss eine starke Ehefrau oder Geschäftsfrau sein… - Für einen Moment, einfach nur ich sein! Seit langer Zeit einfach mal wieder die Person sein, die ich man ist oder war?… Oder nur Egoismus pur!
Mein Mann wollte ein paar Tage später mit mir reden, da wir uns ja nur noch permanent zoffen. Kurze klare Ansage per SMS. Haben wir getan. Seine Aussage ist, es muss sich etwas ändern. (Aber was? Es kam keine Antwort.) Ich gebe ihm Recht, dass es so nicht weiter gehen kann, denn wir gehen schon lange unterschiedliche Wege. Ich sagte ihm, dass ich mich alleine fühle, trotz dass wir zusammen sind, dass er mir fehlt, dass man sich zu Anfang der Beziehung auch mal in den Arm genommen hat,… Dass es jetzt so ist, dass er sich in den Garten flüchtet und nur hier aktiv ist, dass er mehr Gemeinsamkeiten mit seiner Ma hat, als mit seiner Frau. Dass wir uns schon Ewigkeiten nicht mehr richtig unterhalten – über das Wetter kann ich mich auch mit meinen Kunden unterhalten. Dass wir mehr Zeit miteinander haben sollten und nicht jeder sein Leben lebt, dass wir mal wieder ein gemeinsames Leben führen sollten…
Ich weiß nicht, ob dieses Gespräch etwas bringt. Wir werden sehen. Seit ein paar Tagen unterhalten wir uns tatsächlich mal mehr. Die Zickerei ist gedämmt, aber irgendwie spührt man, dass sie raus will, wie ein Sturm der kurz vor dem Ausbruch noch einmal ruhig wird – jeder probiert sich am Riemen zu reißen…
Wenn ich meine Augen schließe, habe ich den Moment vom Spielplatz vor den Augen. Das Gefühl, das Kribbel, das Prickeln, das Verlangen nach mehr. Vielleicht auch ein wenig Sehnsucht…
Jetzt ist meine persönliches Chaos perfekt.
Wenn ihr es bis hier her geschafft habt zu lesen: Wow
Ich weiß, dass ich nicht so hätte handeln dürfen, dass es falsch war. Danke fürs lesen.
Lieben Gruß
eisbaeren