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Pflegebedürftige Mutter

M

Morena

Gast
Kurz die Eckdaten meiner momentanen, familiären Situation:

Meine Mutter ist trockene Alkoholikerin, leidet unter schizophrenen Phasen, einer schweren Depression, Diabetes mellitus, schweren Schädigungen an der Bauchspeicheldrüse in Folge des Alkoholabusus, Leberzirose...
Mein Vater dagegen ist gesund, er hatte nie irgendwelche Probleme mit Süchten etc. und hat meine Mutter stets unterstützt. Ich habe einen älteren Bruder, der allerdings weit weg studiert und dessen Kontakt zur Familie darin besteht, anzurufen, wenn er Geld braucht.
Eigentlich lebe ich schon bei meinem Freund, aber ich kann nicht vollkommen von meinen Eltern ausziehen, da ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann.
Die momentane Situation ist nämlich folgende:
Meine Mutter zeigt ernste Symptome einer vom Alkohol verursachten Demenz. Sie reagiert kaum auf Ansprache, sieht durch einen hindurch. Die Körperpflege ist nicht existent, sie wechselt ihre Wäsche nicht, wäscht sich nicht, sie tut eigentlich gar nichts von sich aus. Die Wohnung könnte man schon fast als verwahrlost bezeichnen, die Wäsche stapelt sich, es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Meine Ausbildung nimmt mich schon sehr in Anspruch( Altenpflege), ich bin ganz ehrlich: Ich habe nicht die Kraft, mich so um meine Mutter zu kümmern, wie sie es nötig hätte.
Diese Situation macht mich einfach fertig, denn mein Vater verschließt sich leider vor der Realität und weicht Gesprächen aus.
Fakt ist jedoch, dass meine Mutter entweder demnächst einen Schlaganfall/ Herzinfarkt/ akutes Nierenversagen( Blutdruck 80/ 50!!!!!) erleidet, denn zu alledem kommt noch, dass sie am Tag zwischen 60- 80 Zigaretten raucht( wenn ich diesen Husten höre, wird es mir Angst und Bange) oder aber, wenn mein Vater nächstes Jahr in Rente geht, an dieser Situation zerbricht....
Ich weiß mir im Moment wirklich nicht zu helfen, fühle mich hin und hergerissen.... und es macht mir unglaublich zu schaffen!!!
Wer von euch hat eine ähnliche Situation erlebt, wer weiß Rat?
 

Zitronengelb

Aktives Mitglied
Bitte euren Hausarzt, wenn dein Papi bei der Arbeit ist doch einfach zu einem Hausbesuch. Wahrscheinlich wird er die ernste Lage sehen und den Krankenwagen verständigen.
Dir alles alles Gute!
Melanie
 
M

Morena

Gast
Wenn es so einfach wäre... Letzte Woche stand endlich mal wieder ein Besuch beim Arzt an und er behauptete doch tatsächlich, meiner Mutter ginge es gut.... Versteh das wer will.
Außerdem bleibt die Angst vor einer erneuten Psychartrie Einweisung, jedesmal war das verbunden mit einer steilen bergab Wende, die Umgebung verstörte meine Mutter und verschlimmerte die Situation...
 

puschl

Mitglied
Hallo Morena,

es tut mir leid das deine Mutter so erkrankt ist.
Meine Mutter hatte keine Alk Demenz sondern eine alters Demenz:(
Ich weiß wovon du redest,leider.
Bei meiner Mutter ist sie ganz plötzlich ausgebrochen(nehme wohl an hatte sie schon länger, aber konnte sie sehr gut überspielen)
Weil wie ich noch in Köln gewohnt hatte,hatte man davon nichts bemerkt.Meine Mutter hatte nicht weit von mir entfernt gewohnt,haben uns also sehr oft gesehen.
Ausser das sie ein paar Sachen vergessen hatte zwischen durch konnte man wirklich nichts merken.Aber das hat man auf das Alter von ihr geschoben.
Dann bin ich von Köln weggezogen und hatte eine Zeitlang keinen Kontakt zu meiner Mutter.
Bis ich ihr sagte das ich schwanger wäre uns so dann der Kontakt wieder bestand.
Dann bin ich leider in der Schwangerschaft in Krankenhaus gekommen mit der Vermutung auf einer Schwangerschaftsvergiftung,aber Gott sei Dank war es doch keine.
Hatte dann meine Mutter angerufen und es ihr gesagt das ich im Krankenhaus wäre.
Sie muss daraufhin meine Geschwister angerufen haben das meine Tochter geboren wäre und das es ihr sehr schlecht ginge und sie mit dem Tode ringen würde:(
Das habe ich aber alles später erfahren,durch meine Schwester.
Nach 1 Woche durfte ich wieder nach Hause und habe dann natürlich öfters mit meiner Mutter telefoniert.
Dann meinte sie öfters zu mir,was für ein Datum es wäre und welcher Tag es wäre und wann sie mit dem Treppenhaus putzen dran wäre.
Ich habe es ihr dann vorgerechnet und sagte zu ihr,mach dir immer ein Vermek in den Kalender wann du mit dem putzen dran bist.
Ob sie es gemacht hat kann ich leider nicht sagen.
Meine Mutter ist immer pünktlich zum Doc gegangen und hat ihre Medis geholt und war auch öfters beim Neurologen weil sie einen Schlaganfall schon hatte.
Die Ärzte sagten immer,meiner Mutter würde es gut gehen ausser der hohe Blutdruck,aber dafür hat sie Medis bekommen.
Sie hat sich sehr gut verstellt,das habe ich auch erst später erfahren das Demenzkranke dieses sehr gut können bis zu einem bestimmten Punkt.
Meine Mama hat sich auch dann nimmer gepflegt und nichts mehr gekocht oder sonstiges gemacht.
Bis meine Schwester mich anrufte und meinte,die Mama wäre ins Krankenhaus eingeliefert worden das sie die Demenz hätte.
Ich habe meine FÄ angerufen und habe gefragt ob ich die Fahrt machen darf,weil ich hatte strikte Bettruhe.
Sind dann von Bad Kissigen nach Köln gefahren weil ich zu meiner Mama wollte.
Haben auf der Strecke noch meine andere Schwester mitgenommen die in der Nähe von Darmstadt wohnt.
Sind dann zusammen zu meiner anderen Schwester gefahren die in der Nähe von Köln wohnt und dann alle zusammen zu meiner Mama hin.
Wie ich aber oben vor der Station stand habe ich ein Weinkrampf bekommen und konnte nicht auf die Station gehen zu meiner Mama:(
Meine älterste Schwester ist dann rein und hat meine Mama geholt.Dann kam sie und ich kann dir sagen es war ein Schock für mich,meine Mama war klein und gekrümmt heraus gekommen.
Ich kann diese Bilder bis heute nicht vergessen.
Aber wie meine Mama dann vor der Station war habe ich sie begrüßt und geküßt,aber leider hat sie mich da schon nimmer erkannt:(
Sind dann auf die Station gegangen und haben uns alle an einen Tisch gesetzt,haben dann Kaffee getrunken und geredet.
Da habe ich auch erfahren das meine Mama ihr Gebiss einfach weggeschmissen hat und viele Kleidung.Sie saß am Tisch bei uns und hat phantasiert.Sie meinte ob wir den Schnee und den Schatten sehen würden.Ich konnte es nicht glauben das es meine Mama sein sollte.Die Mama die früher immer soooo vital und voller Lebensmut war.
Dann war es an der Zeit Abschied zunehmen.
Sind dann nochmals zu meiner ältersten Schwester heim gefahren und habe dort erfahren das sie auch schon aus dem Krankenhaus abgehauen ist.Aber die Schwestern sie wieder geholt haben im Park.
Kurze Zeit später wurde von einem Richter gesagt das meine Mama noch für sich selber aufkommen könnte und nicht ins Heim käme.
Meine Mama dann wieder nach Hause und hat viele dumme Sachen gemacht.
Bis sie dann halbnackt nur mit einer Decke und ihrer Handtasche bekleidet von der Polizei aufgegriffen wurde.
Sie kam dann wieder ins Krankenhaus und eine Zeit später in eine geschlossene Anstalt:(
Haben sie dort auch besucht mit meinen 4 Kinder und meinen Geschwistern.
Dort hat sie versucht auch wieder abzuhauen und über die Mauer zu klettern.
Da saß sie schon ganz krumm und schief im Rollstuhl und hat garnichts mehr mitbekommen und nur ins leere gestarrt.
Sie wurde künstlich mit Astronautennahrung ernährt und hat alles durch den Schlauch bekommen.
Meine 3 grossen Kinder konnten den anblick nicht verkraften und waren am weinen wie ein Schlosshund:(
Sie sind dann aber raus gegangen weil sie nimmer konnten.
Ihr letztes Enkelkind durfte sie leider nimmer kennen lernen, weil sie es nicht mehr begriffen hat:(
Dann kam ein Anruf zu meinen Schwiegereltern an das meine Mama im sterben liegen würde:(
Wir waren gerade 5 Stunden bei meinen Schwiegereltern angekommen in Niederbayern zu besuch und mußten dann sofort wieder nach Köln zurück.
Dort bin ich dann angekommen,wie ich dann durch die Zimmertüre bin, sah ich das meine Mama ein Kreuz auf der Brust liegen hatte.
Meine Schwester sagte zu meiner Mama das ich auch da wäre.
Wie ich dann meiner Mama gesagt habe das ich es bin,hat sie ganz tief durchgeschnauft und war beruhigt und hat ein wenig geschlafen.
Habe ihr dann sofort das Kreuz von der Brust genommen,weil ihre Zeit war noch nicht gekommen.
Jedesmal wenn ich dann auch gekommen bin,ging es ihr für eine kurze Zeit wieder besser,sie hat sich dann wieder aufgerappelt.
Und so war es diesmal auch wieder,sie durfte dann noch eine Weile auf dieser Erde und bei uns bleiben bis sie uns dann verlassen hatte:(
Ich durfte dann noch ihren letzten Wunsch erfüllen und sie wurde verbrannt:(

Das hat diese verdammte Krankeit innerhalb von ca.1 Jahr aus meiner Mama gemacht
Ich werde die Bilder nie wieder vergessen können welch eine Qual es für meine Mama war.
Sie brauchte es mir nicht zu sagen,ich habe es gefühlt und gespürt.
Mama Ich Liebe dich und vermisse dich.

LG von einen weinenden Puschl
 
Zuletzt bearbeitet:
M

Morena

Gast
Puh, ich habe grad mitweinen müssen...
Der einzige Trost ist wohl, dass die Erkrankten selbst ihre Lage gar nicht mehr klar mitbekommen, sie leben in ihrer eigenen Welt....
Diese verdammte Krankheit lässt nichts mehr von dem Menschen übrig, den man kennt....
Ich habe in meinem Beruf schon so oft demenzkranke Menschen betreut, viele habe ich bis zu ihrem Tod begleitet... dass ich jetzt selbst in dieser Situation stecke, macht mich wirklich fertig. Zum Größtenteil auch, weil ich weiß, wie diese Krankheit verläuft und was auf meinen Vater und mich zu kommt.
Muss ich mich jetzt in Grund und Boden schämen, wenn ich sage: Manchmal denke ich, dass Beste, was passieren könnte ist, dass meine Mutter einfach einschläft und nicht mehr aufwacht. Aufgehört zu "Leben" hat sie schon lange....
Ein einziges Mal in den letzten Monaten bin ich zu ihr durchgedrungen.... Ich hatte wahnsinnig Stress, war mit den Nerven am Ende und in Tränen aufgelöst.... Ich saß meiner Mutter gegenüber und sah ihr in die Augen...Ich sagte ihr: "Dir geht es auch nicht gut, oder?" Sie schüttelte den Kopf...
"Du warst und bist immer noch der wichtigste Mensch in meinem Leben; ich brauche Dich, Du hast mir so viel gegeben..." antwortete ich auf ihr Kopfschütteln... und in ihren Augen flackerte kurz die Person auf, die ich so sehr vermisse. Es war nur ein kurzer Augenblick, aber in diesem sah ich die ganze Qual, die Angst, die in ihr steckte... Es brach mir das Herz, als der "Vorhang fiel" und die Augen wieder leer und orientierungslos wurden....
 

puschl

Mitglied
Hallo Morena,

das schlimme ist das sie aber fast bis zum Schluss alles mitbekommen.
Wenn sie könnten würden sie ausbrechen und nicht mehr als Gefangener in ihrem Körper bleiben wollen.
Es ist eine ganz schwere Zeit die man durch machen muss und man sieht wie der geliebte Mensch immer mehr verfällt und man nichts dagegen machen kann.
Ich hatte immer gesagt wenn meiner Mama was passiert oder sie ins Heim sollte, würde ich sie bei mir aufnehmen.
Aber das es mit der Grösse der Wohnung nicht paßte,weil 5 Personen hatten schon auf 80qm gewohnt und wir leider kein Zimmer mehr frei hatten ging es leider nicht anders.
Ich glaube das hätte ich nervlich und körperlich auch nicht verkraftet mit meiner Mama.
Warum solltest du dich schämen weil du diesen Gedanken hattest oder hast?
NEIN das brauchst du bestimmt nicht.
Ich hatte auch schon an sowas gedacht,mein Kopf sagte mir das es das richtige wäre wenn diese Menschen von ihrem schrecklichen Leid so schnell wie möglich erlöst würden.
Aber mein Herz und mein Bauchgefühl sagten mir,ich will meine Mama solange wie es geht bei uns halten und sie nicht gehen lassen.
Wir können nur sehr schlecht los lassen von einem geliebten Menschen.
Leider konnte ich bei meiner Mama nimmer durchdringen wenn ich mit ihr gesprochen habe.Aber ich mußte mit ihr reden,dabei ist es mir dann auch ein wenig besser gegangen.
Was mich ein wenig aufgebaut hat und dann aber auch wieder niedergeschlagen hat war,dass sie sich nochmals ein wenig aufgebaut hatte wenn ich jedesmal bei ihr war,aber dann auch wieder traurig war das ihr Leiden dadurch verlängert wurde.
Ich hätte / wollte ihr so gerne geholfen,aber ich konnte nicht.
Das war die schlimmste Befürchtung meiner Mama, dass sie mal Bettlägerig werde und sie dahin vegetieren müsse und ich konnte nichts machen.
Wie meine Mama dann von ihrem Leiden endlich erlöst wurde, war ich leider nicht bei ihr,hatte es mir aber so gerne gewünscht.
Aber eine kurze Zeit später ist mir dann so durch den Kopf gegangen,vielleicht war es besser so das ich es nicht miterleben durfte.
Weil ich hätte nicht gewußt was mit mir passiert wäre wenn ich dabei gewesen wäre.
Auch wenn es sich hart anhört,ich nehme wohl an es war der Eigenschutz.
Aber ich durfte ihren letzten Wunsch erfüllen und das habe ich mit all meiner Liebe zu ihr gemacht.

LG
Puschl
 

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