Problem im Umgang mit Menschen

Hallo!

Ich bin ein wenig unsicher, was diesen Beitrag betrifft, da ich noch nie mit jemanden wirklich über dieses Thema gesprochen habe - und nun einen Beitrag zu verfassen, der öffentlich von jedem eingesehen werden kann, auch wenn ich anonym bleibe, macht mich etwas nervös.
Ich brauche aber dringend Rat, außerdem denke ich, dass es mir guttun wird, mal alles rauszulassen.
Okay, nach diesem etwas zu langem Einstieg mein Problem:
Ich bin in sozialer Hinsicht absolut unfähig.
Andere Menschen machen mich nervös, und mir ist es im Grunde nur recht, wenn ich über längere Zeit niemanden sehen muss.
Das hat nichts damit zu tun, dass ich Menschen prinzipiell nicht mag - im Gegenteil - sondern liegt daran, dass ich einfach nicht weiß, wie ich richtig mit ihnen umgehen soll.
Das hört sich jetzt vielleicht etwas lächerlich an, ist für mich aber durchaus ein riesiges Problem.
Ich versuche es genauer zu beschreiben.
Für andere ist es selbstverständlich, ihre Mitmenschen richtig zu deuten und entsprechend darauf zu reagieren.
Kommunikation findet ja nicht nur auf verbaler sondern gleichzeitig auf mehreren Ebenen statt, sprich Gestik und Mimik.
Für mich ist es aber sehr schwer, andere Menschen richtig zu deuten und entsprechend darauf zu reagieren. Sogar Smalltalk mit Menschen, die ich nicht gut kenne, ist für mich sehr schwierig und sehr oft scheitere ich, indem ich zum Beispiel etwas unpassendes äußere, falsch reagiere oder passiv bleibe wenn ich es nicht sollte.
Hinzu kommt auch, dass ich selbst meine Mimik bewusst anpassen muss - das heben einer Augenbraue, ein leichtes Lächeln... das kommt bei mir nur selten von alleine und sind fast immer bewusste Entscheidungen.
Ich habe sogar vor dem Spiegel geübt... trotzdem sagt zumindest meine Familie, dass mein Blick oft zu starr, zu intensiv und deshalb etwas verstörend ist...
Auch andere alltägliche Dinge wie zum Beispiel einen Tisch in einem Restaurant zu suchen oder die Straße zu überqueren sind für mich ungewöhnlich kompliziert.
Ich bin mir nicht instinktiv bewusst, was ich tun soll, denke über verschiedene mögliche Szenarien nach und wähle dann oft das falsche aus.
Auch die Beweggründe aus denen Menschen in bestimmten Dingen handeln kann ich oft nicht nachvollziehen, da sie aus meiner Sicht jeder Logik entbehren.
Wenn ich jedoch darauf hinweise, werde ich angesehen, als ob mir ein zweiter Kopf gewachsen wäre, und mir ist wieder mal bewusst geworden, dass ich irgendwas falsch gemacht habe.
Ich habe logischerweise dann auch schnell den Ruf weg, seltsam und nicht ganz normal zu sein.
Über kurze Zeit hinweg kann ich mich recht gut verstellen, aber wenn das über längere Zeit geht, wird das unglaublich anstrengend und ich will nur noch alleine sein - was, wie ich hinzufügen sollte, für mich nicht so schlimm ist wie für andere. Wenn ich über Wochen niemanden sehe, fühle ich mich schon mal einsam, aber das dauert eine Weile.
Es gibt nur zwei Menschen, die mich genug verstehen, dass ich mich neben Ihnen entspannen kann, und die gehören leider nicht zu meiner Familie.
Diese soziale unfähigkeit dominiert natürlich alle Bereiche meines Lebens - ich kann nie lange wo arbeiten und habe wie schon erwähnt kaum Freunde.
Wenn ich mit fremden Menschen interagieren muss - Arbeit, Doktor, Ämter, etc. - bekomme ich oft richtige Panikzustände und ich bin vor Angst wie gelämt.
Ich bin mittlerweile 25 Jahre alt und weiß einfach nicht, wie ich mir so eine Zukunft aufbauen soll.
Das Problem kann auch nicht durch übung oder viel Umgang mit Leuten gelöst werden - das macht es einfach nicht besser. Ich komme mir vor, als ob ich in einem Glaskasten vom Rest der Menscheit abgeschottet wäre.
Ich war deswegen so deprimiert, dass ich vor einiger Zeit sogar an Selbstmord gedacht habe - aber keine Angst, den Gedanken habe ich schnell wieder verworfen.
Irgendwie muss es eine Nische für mich geben, ich weiß nur nicht, wie ich sie finden soll...
Ich bin mir natürlich klar, dass hier im Forum niemand mit ein paar Zeilen alle meine Probleme lösen und mein Leben verbessern kann, aber einfach die Meinung anderer Menschen dazu zu hören wird mir glaube ich schon helfen.

Lieber Gast,

lächerlich hört sich überhaupt nichts in Deinem Text an. Das vergiss mal schnell wieder!
Ich hatte spontan zwei Ideen, die ich Dir mitteilen möchte. Die erste ist natürlich, dass Du wie viele Millionen anderer Menschen an Angstzuständen leidest. Dazu gleich noch mehr. Die zweite Idee ist, dass Du am Asperger Syndrom leidest. Das ist eine leichte Form des Autismus (und nichts Schlimmes), bei der die Betroffenen u.a. auch Probleme haben, die Mimik und Gestik anderer Menschen zu ergründen und nachzuvollziehen. Gib doch mal bei Google Asperger und Test ein, dann wirst Du etwas finden. Ich weiß nicht, ob ich das hier verlinken darf, deswegen die Anleitung. Der Test ersetzt keinen Arztbesuch.
Egal, was von den Dingen jetzt zutrifft, Hilfe erfährst Du schon allein hier im Forum. Schau Dir Beiträge zu Angstzuständen und vielleicht auch Asperger an (Suchfunktion). Sprich mit einem Arzt!!! Alleine kommst Du da nicht weiter, denn das hört sich schon massiv an. Ich als ehemaliger Angstpatient kann Dir aber sagen, dass sich das alles zum Guten wenden kann. Nur, Du musst Dich wirklich schlau machen und Dir auch professionelle Hilfe suchen (vielleicht ja auch eine Selbsthilfegruppe; da alle dort ängstlich sind, wirst Du merken, dass Deine Angst vor den Mitbetroffenen bald schwindet).
Ich verstehe Dich sehr gut und Drücke Dir soooo stark die Daumen:daumen:

Ich kenne einige Dinge, von denen du sprichst. Autismus oder eine Phobie wären denkbar. Hast du mal an ein professionelles Training gedacht? Wenn du deine Selbstaufmerksamkeit für solche Situationen trainieren kannst, löst sich vielleicht diese Nervosität. Und selbst wenn man dich "seltsam" findet, brauchst du noch lange nicht alle Schuld allein bei dir zu suchen. Du bist nicht seltsam, die anderen sind nur zu normal! ^^

ich kann dich sehr gut verstehen! weil ich mich in der der fast gleichen lage befinde wie du, dh ich kann schon die mimik/gestik anderer deuten, nur habe ich desöfteren auch diese "angstzustände"; was ich bei mir bemerkt habe, ist, dass sich das ganze verschlimmert, wenn man diese gedanken immer wider zulässt, denn es ist nichts anderes, außer stark negativ besetzte gedanken, die in den situationen immer wieder auftauchen, sodass sie sozusagen ein eigenleben entwickeln,sich verselbstständigen, und man sie als die absolute realität wahrnimmt; die realität ist nichts anderes als die konstruktion deiner wahrnehmung, und diese angstbesetzten gedanken kontrollieren dann zunehmend das eigene leben, man sieht das leben nur noch so... manchmal kann ich diesen gedanken entkommen, aber sie sind meistens bei mir, weil ich die meiste zeit eben alleine bin, und da auch ich schon seit eingien jahren alleine "unterwegs" bin, also seit dem studium, habe ich irgendwie verlernt mit anderen in kontakt zu kommen, positive gedanken/wahrnehmung zuzulassen,
demnach weiß ich, denke ich, was du fühlst ;-) ich bin 24 und habe wirklich keine lust mehr auf den mist....ich weiß nämlich wie es ist, wenn man nicht so drauf ist, nur wenn man sich schon zu lange in diese situation/sichtweise manövriert hat, dann...hat man keine ahnung wie es denn wieder gut werden kann....
ich würde dir gerne tipps geben, aber...momentan weiß ich auch nicht...

ich meine, letztlich ist doch jeder andere mensch "wie man selbst", also mensch... ich glaube, zumindest was in meiner wahrnehmung so rumspuckt, ist, dass ich die anderen als "zu anders" und mich als " zu unnormal" wahrneme", ich als diejenige, die irgendwie nicht reinpasst, aber das ist alles...illusion

man denkt einfach zu viel nach, und, weil man sich darin sozusagen trainiert hat, lebt man auch so, im ständigen nachdenken darüber, was andere denken, was richtig ist,etc.

gab es auch mal eine "bessere zeit" bei dir?

Das erste was mir in den Sinn kam, war der Asperger-Autismus. Das passt vollkommen auf alles von Dir beschriebene.
Informiere Dich mal darüber. Ich hoffe, diese Zeilen erreichen Dich trotz der vergangenen Zeit noch.

Alles Gute